Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1058

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • AKW-Laufzeitverlängerung ist nur eine Option

    13.04.2008, Peter Silberg, Dortmund
    Vielen Aussagen von Prof. Kleinknecht kann ich uneingeschränkt zustimmen. So ist der Bau neuer Kohlekraftwerke, wenn auch mit höherem Wirkungsgrad als die bestehenden Altanlagen, kontraproduktiv im Hinblick auf die Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung. Auch die vielfach diskutierte Abscheidung und Sequestrierung des in den fossilen Kraftwerken produzierten Kohlendioxids wird mittelfristig (bis ca. 2020 - 2030) das Problem nicht entschärfen.
    Doch wie lassen sich die ehrgeizigen Reduktionsziele für CO2 erreichen? Ist die Laufzeitverlängerung der bestehenden Atomkraftwerke wirklich die Lösung? Gewiss ließen sich kurzfristig Treibhausgasemissionen vermeiden, sollten die Laufzeiten verlängert werden. Doch stellen sich - neben der Entsorgungsfrage für den radioaktiven Abfall - diverse Fragen zur praktischen Umsetzung: Wie lange sollen die Laufzeiten verlängert werden? Wie passt eine Laufzeitverlängerung in das Bild einer erhöhten Bedrohung durch internationale Terrorgruppierungen, wie hoch werden die Versicherungsprämien ausfallen? Wie bekommt man das Problem der Reaktorkühlung in den Griff, wenn die Sommer immer heißer und die Flusspegel niedriger werden? Wie hoch werden die Instandhaltungskosten sein, wenn die Laufzeiten um 10 bis 20 Jahre verlängert werden? Was passiert mit den steuerfreien Rückstellungen für den Rückbau der AKW, derzeit immerhin ca. 40 Mrd. EUR?
    Und eine wesentliche Frage, wenn es darum geht, die Laufzeitverlängerung der AKWs zum verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien zu nutzen: welche Summe werden die Betreiber wohl bereit sein, zu "spenden"? Welche Kosten werden sie für den Betrieb veranschlagen, welchen Gewinn werden die Betreiber öffentlich eingestehen?

    Die von Prof. Kleinknecht aufgezeigten Szenarien stellen nur einen kleinen Ausschnitt der Möglichkeiten zur CO2-Minderung im Stromerzeugungssektor dar. Leider wurde in seinem Artikel mit keinem Wort die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung erwähnt, deren Ausbau gemäß der Beschlüsse von Merseburg von derzeit ca. 12 % auf ca. 25 % bis 2020 angestrebt wird. Hier schlummert ein beträchtliches Potential zur Treibhausgasreduktion, zumal aktuell Mini-BHKW im Leistungsbereich von ca. 1kW el. auf Basis von Stirling- und konventionellen Verbrennungsmotoren kurz vor der Markteinführung stehen, die großflächig und verbrauchernah Strom und Wärme mit hohem Wirkungsgrad produzieren können.

    Ein wesentlicher Punkt wird sein, ob die zukünftige Stromerzeugung weiterhin zentral oder dezentral strukturiert sein wird. Hier spielt die Ertüchtigung des deutschen und europäischen Stromnetzes auch im Hinblick auf den verstärkten Ausbau dezentraler Energien die zentrale Rolle. Der Transport von Strom aus Kraftwerken, die mit Hilfe von Sonne, Wind, Wasser und Biomasse über ganz Europa verteilt Strom erzeugen, ist keine Zukunftsmusik. Die derzeit in Angriff genommenen großen Windpark- und Parabolrinnenkraftwerksprojekte in Südeuropa belegen dies. Bei steigenden Strompreisen wird die ohnehin degressiv angelegte Förderung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien weiter sinken und diese Technologien schnell konkurrenzfähig machen. Der Autor verweist mit Recht auf die Förderung Erneuerbarer Energien, leider fehlt im Beitrag ein Vergleich mit den Subventionen der fossilen und atomaren Kraftwerke.

    Wenn ich die Ausage von Prof. Kleinknecht bzgl. der Bedeutung regenerativer Energieerzeugung bis 2050 richtig interpretiere, ist der Neubau von AKW mittelfristig erforderlich, da Laufzeitzerlängerungen von 40 Jahren wohl kaum realistisch sind.

    Meines Erachtens ist nur die Nutzung aller verschiedenen Emissionsminderungsoptionen geeignet, um die anvisierten Klimaschutzziele zu erreichen. Die Laufzeitverlängerung der bestehenden AKW ist nicht der Königsweg. Erheblich verstärkte Anstrengungen in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind gesellschaftlich akzeptiert und damit zielführender. Hier ist neben der Energiewirtschaft jeder einzelne gefordert, sich klimabewusst zu verhalten.
  • Hyperbolische Ornamente in Echtzeit – das ist neu

    12.04.2008, Martin von Gagern, Neustrelitz
    Herr Herfort hat in seinem Leserbrief auf sein Programm aus dem Jahre 1997 hingewiesen, das hyperbolische Ornamente darstellen kann. In diesem Sinne ist mein im Artikel erwähntes Programm tatsächlich keine Neuerung, was der Artikel übrigens auch nicht behauptet.

    Dennoch gibt es Unterschiede in der Zielsetzung wie in den Ansätzen. So geht es bei meinem Programm tatsächlich um das Zeichnen eines hyperbolischen Ornamentes mit der Maus in Echtzeit, was einen wesentlich intuitiveren Zugang zu hyperbolischen Ornamenten bietet als die Konstruktion und anschließende Berechnung eines IFS. Gerade die hochqualitative Echtzeiterstellung hyperbolischer Ornamente ist eine sehr speicherplatzintensive Aufgabe und hätte 1997 mangels Arbeitsspeicher keine große Chance gehabt.
  • Genfehler leitet Zugvögel in die Irre

    11.04.2008, Dr. rer. nat. Manfred Roth
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    in dem genannten Artikel vom 11. April wird kein positiver Beweis dafür genannt, dass es sich um einen Gendefekt handelt, der das flache Zugverhalten bedingt. Gibt es einen solchen, oder nimmt man nur an, dass eine genetische "Falschprogrammierung" vorliegt?
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Dr. Roth,



    nein, es gibt leider keinen positiven Beweis, dass es sich tatsächlich um einen Gendefekt handelt. Das Zugverhalten basiert allerdings auf einem genetischen Programm, weshalb die Wissenschaftler Abweichungen auf einen Fehler im Ablauf dieses Programms zurückführen - gerade bei häufiger auftretenden Irrgästen aus Asien. Sie tauchen immer wieder unabhängig von Extremwetterlagen auf, weshalb andere Gründe eine Rolle spielen müssen.


    Um tatsächlich erbliche Merkmale festzustellen, müssten nach Meinung von Robert Brandl von der Universität Marburg, Mitautor der Studie, Zuchtversuche mit Irrgästen angestellt werden, um zu sehen, ob sich dieses Verhalten auf den Nachwuchs überträgt. Doch dafür treten die Fehlzügler zu selten auf.



    Mit freundlichen Grüßen


    Daniel Lingenhöhl


    Redaktion spektrumdirekt

  • Immer auf dem Laufenden sein

    11.04.2008, Christina Albus, Bonn
    Für mich als Studentin der Biologie war und ist es immer wichtig, gerade in der schnelllebigen Bio-Wissenschaft neue Verfahren und neue Kenntnisse zu erwerben. Einen Teil dieser Informationsgier lässt sich mit Sicherheit über den Besuch von Seminaren und Vorlesungen bewerkstelligen, in denen die aktuellsten Forschungsergebnisse Gegenstand von Vorträgen sind.

    Nun kann ein Student, nicht alle Seminare besuchen, die ihn interessieren. Zudem werden nicht immer Seminare angeboten, welche das Steckenpferd bedienen. So sehe ich es für mich als beste Lösung an eine Zeitschrift zu abonnieren, die mir Monat für Monat aktuelle Erkenntnisse aus vielen naturwissenschaftlichen Bereichen auf den Küchentisch bringt.

    Zudem bietet einem die Zeitung Spektrum der Wissenschaft die Möglichkeit, die Fahrt zu den Eltern sinnvoll zu gestalten, auch wenn die Bahn etwas länger braucht. Ich kann jedem Studenten der Naturwissenschaften nur empfehlen, sich eine solche Zeitschrift öfter mal zu kaufen, um über den Tellerrand des Universitätsstoffes hinwegschauen zu können.
  • Einseitige Darstellung

    11.04.2008, Dr.-Ing. Ludger Siepelmeyer, Burscheid
    Subventionen für alternative Energiekonzepte - ja was glauben Sie denn, warum Atomstrom so billig ist, doch nur weil der Staat seit mehr als 30 Jahren gigantische zweistellige Milliardensummen in diese Technik steckt und die Abfallsicherstellungskosten (Atommüll) über Tausende von Jahren aus dieser Kostenbilanz elegant verschwunden sind.

    Warum muss das aus den Abgasen entfernte CO2 eigentlich Millionen Jahre gesichert gelagert werden? Und warum vergisst Herr Kleinknecht bei dieser Gelegenheit zu erwähnen, dass die Reste der Atomwirtschaft (Atommüll) Zehntausende von Jahren gesichert gelagert werden müssen - gesichert nicht nur gegen einfaches Freisetzen, sondern auch gesichert gegen unerlaubtes Manipulieren bzw. kriminelle Verwendung?

    Im Szeanrio B ist die Emmissionsminderung durch Gebäudesanierung auf einmal zu teuer, im Szenario A nicht: wieso das denn? Und im Szenario C taucht die Gebäudesanierung überhaupt nicht mehr auf?

    Wo bleiben eigentlich die Möglichkeiten der Energie- bzw. CO2-Einsparung im Verkehrsbereich: warum wird Flugbenzin nicht besteuert bzw. warum muss man zum "Taxipreis" von Hamburg nach Rom fliegen können? Warum müssen LKW von Bayern nach Italien fahren, um aus Milch Käse herzustellen?

    Ich muss in einem Punkt Herrn Kleinknecht zustimmen: wenn die Atomkraftwerke schon mal da sind, dann wäre es schon sinnvoll, diese bis zum Ende ihres sinnvollen und relativ ungefährlichen Lebensendes zu betreiben; dieses ist jedoch eine politische / gesellschaftspolitische Entscheidung, welches Risiko höher einzustufen ist: Klimawandel oder Atomgefahren.

    Letzten Endes muss man leider festhalten, dass die Qualifikation als Teilchchenphysiker nichts mit der Qualifikation als Klimaforscher zu tun hat und leider auch nicht gegen einseitige Darstellungen bewahrt. Da nützt es auch nichts, wenn er im Editorial hoch gelobt wird!

    Stellungnahme der Redaktion

    Antwort des Autors:

    Sie haben völlig Recht: es geht um die Abwägung zweier Risiken, und da ist die mit 100% Sicherheit eintretende Klimakatastrophe als globales Phänomen sicher gefährlicher als die lokale Endlagerung von ein paar tausend Tonnen Uranrückständen an einem sicheren Ort im Salzstock (für deren Finanzierung die Stromkonzerne Rücklagen gebildet haben). Ihr Schluss ist ja auch richtig: dann soll man die sicheren Kernreaktoren doch weiterlaufen lassen, um Zeit und Geld (!) für den beschleunigten Aufbau der erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen, anstatt das Land mit neuen Kohlekraftwerken zuzubetonieren.
    Meine 3 Szenarien berücksichtigen alle CO2-Einsparungen durch Gebäudesanierung und Ausbau der erneuerbaren Energien, die bei der Laufzeitverlängerung für KKW größer sind, weil durch die abgeschöpften Milliarden-Gewinne größere Investitionen möglich sind.
    Unrecht haben sie mit dem immer wieder angeführten Argument der früher geförderten Entwicklungsarbeit für Kernenergienutzung; das ist bei der Windkraft und der Photovoltaik nicht anders: wir subventionieren die in 20 Jahren mit mehr als 50 Milliarden (Wind) bzw. 20 Milliarden Euro (PV) durch das EEG. Die Rechnung zahlt jeder Verbraucher über die erhöhten Stromkosten, auch der Hartz4-Empfänger in Castrop-Rauxel.
    Zur Endlagerung: das CO2 muss genauso lange gelagert werden wie die Uranrückstände, denn der Treibhauseffekt tritt ja auch ein, wenn das CO2 in 100 Jahren aus der Erde austritt.
    Und zum Flugverkehr: der trägt mit 2% zum CO2-Ausstoß bei, eine Besteuerung scheitert leider (noch) an der internationalen Konkurrenz.

  • Makulatur

    10.04.2008, Alfred Gottschalk
    Was die drei "Forscher" in ihrem "Grand Solar Plan" da an Zukunftsmusik für die USA aufspielen, offenbart so grundsätzlich unrealistische Annahmen, ja unqualifizierte (wahrscheinlich auch egozentrierte) Einschätzungen, dass die Totgeburt dieses "genialen" Plans schon programmiert ist. Sowohl die technischen als auch die ökonomischen Bruchstellen machen diesen sogenannten Masterplan für das Solarzeitalter jedenfalls zur Makulatur.

    Sehr amüsant auch zu lesen die Überlegungen des Herrn Czisch zur Wende in der Energieversorgung Europas und seiner Nachbarn. Hier fallen zu den technischen und ökonomischen Fehleinschätzungen auch noch die politischen Unkalkulierbarkeiten ins Gewicht.

    Ein Trost, dass Sie in Ihrem Aprilheft mit dem Beitrag von Prof. Kleinknecht einen Realisten zu Wort kommen lassen, dessen Einschätzungen unsere weitgehend von ideologischen und populistischen Grundsätzen motivierten Politiker sich hinter die Ohren schreiben sollten.
  • Aeneas war Luwier!

    10.04.2008, Walter Weiss,
    Kassel
    Weder Autor Theodor Kissel noch Leser Helmo Hesslinger haben Recht bei der Annahme, Aeneas sei Grieche gewesen: Aeneas war Luwier! Die Bewohner Troias (luwisch Tarrusa) sprachen nicht griechisch, sondern luwisch, eine anatolische, dem Hetitischen eng verwandte indoeuropäische Sprache, die möglicherweise in der späten Bronzezeit, um die es bei dem Kampf gegen Troja ging, dem altertümlichen Griechisch (Mykenisch) noch relativ ähnlich gewesen sein mag. Nach der Annahme namhafter Etymologen paßt die Aeneassage übrigens sehr gut auf die Etrusker, die ja aus Kleinasien stammen sollen und deren Sprache ein spezieller luwischer Dialekt gewesen sein könnte ...
  • Grundsätzlicher Denkfehler

    10.04.2008, Dr. K.J. Reisinger
    Everetts "Vielweltentheorie" beruht, wie ich meine, auf einem grundsätzlichen Denkfehler. Sie übergeht den Sachverhalt, daß jede mögliche Naturerkenntnis nur unabschließbar induktiv, ihr Wahrheitsgehalt daher immer nur ein wahrscheinlicher ist. Daraus ergibt sich, daß für uns Wissen und Sein nicht aufeinander zu reduzieren oder auseinander zu deduzieren sind. Immer bleibt ein unauflöslicher Rest übrig, nämlich die unableitbare Gegebenheit der in sich bestimmten Faktizität von Denken und Sein, den das Wissen (oder das Sein, wenn man so sagen könnte) absolut faktisch voraussetzen muß; deshalb sind wir in der Naturerkenntnis immer auch auf Erfahrung angewiesen, ist Naturerkenntnis nie endgültig verifizierbar.

    Everetts "Vielweltentheorie" setzt in Widerspruch hierzu das logische Vermögen des Bewußtseins absolut real als Gesetzmäßigkeit des Seins, verabsolutiert damit den Determinismus, macht infolgedessen die bloßen Wahrscheinlichkeiten des Wissens zu Notwendigkeiten des Seins und stellt damit in gewissem Sinne eine Umkehrung der Kopenhagener Deutung der Quantentheorie dar.

    Die Irrationalität seiner Theorie liegt in ihrer (falschen) Annahme, die Totalität der Natur vollkommen erkennen, dadurch zu einer vollendeten Induktion der Naturerkenntnis kommen zu können und so Wissen und Sein logisch restlos ineinander aufgehen zu lassen. Das Denken wird damit (in einem absoluten Idealismus) zu einer seinsetzenden(-und erzeugenden) Tätigkeit gemacht, die zuletzt erfahrungslos alle möglichen Wirklichkeiten deduzieren kann.
  • Nicht ausreichend berücksichtigt

    10.04.2008, Lorenz Friess, Ulm
    Drei Punkte scheinen mir in diesem Artikel nicht genügend
    berücksichtigt:

    1. Energiespeicherung als Druckluft: beim Komprimieren entsteht sehr viel Wärme, die abgeführt werden muß - vergeudete Energie.
    Im umgekehrten Prozess kühlt das Gas ab, der Druck fällt.
    Insgesamt ein schlechter Wirkungsgrad - selbst wenn Energie scheinbar unbeschränkt zur Verfügung steht.

    2. Das Hochspannungsnetz mit Gleichspannung: Wie wird die Spannung für den Transport des Stroms erzeugt und wie wieder für die Haushalte auf brauchbare Spannung transformiert?
    Außerdem ist die gesamte Infrastruktur auf Wechselspannung aufgebaut.

    3. Die Bedeutung des Öls als Rohstoff beispielsweise für die chemische Industrie wird nicht erwähnt (ebenso zum Beispiel für die Luftfahrt).
  • Bauern bei Sechseckschach

    09.04.2008, Matthias Liszt,Wien
    Die Zugmöglichkeiten bei dem Sechseckschach in ihrem Artikel sind anders als bei anderen gängigen Sechseckvarianten sehr schlecht gelöst, weil die Bauern in zwei Richtungen ziehen können. Beim Glinski-Sechseckschach z. B. können die Bauern nur in eine Richtung ziehen und wie beim normalen Schach in zwei Richtungen schmeißen.

    Persönlich habe ich nicht eingesehen, warum es nicht ausreicht, dass der König halt nur auf eines der angrenzenden sechs Felder ziehen kann.
  • Aliens auf der Erde statt im All suchen

    09.04.2008, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Heywang,
    Grasbrunn
    Den in diesem Artikel vertretenen Gedanken, auf der Erde nach den Spuren eventuellen alternativen Lebens zu forschen, halte ich für weit fruchtbarer als die allgemein propagierte Suche im Weltraum. Denn letztere ist naturgemäß mit beliebig vielen unbewiesenen Hypothesen belastet, darunter der bekanntesten: wo Wasser, da Leben.

    Wasser ist zwar eine notwendige, aber bei weitem nicht hinreichende Voraussetzung für Leben unserer Art. Wie weit der evolutionäre Weg von einer Ursuppe aus Wasser und gelösten z.B. durch Blitze entstandenen Aminosäuren einerseits zu sich autokatalytisch reproduzierenden Proteinen oder Eiweißkörpern andererseits ist, zeigt z.B. folgende Überlegung: Bekanntlich zeigen biologisch erzeugte komplexere Substanzen wegen der Asymmetrie des Kohlenstoffatoms im Gegensatz zu elektrisch oder auch normal chemisch erzeugten Aminosäure-Gemischen die Tendenz optisch aktiv zu sein. D.h. sie bevorzugen einen optischen Drehsinn. Effektive nicht-biologische Selektionsmechanismen für die eine oder andere Molekülsymmetrie sind nicht bekannt. Warum wird im Leben unserer Erde jeweils eine Symmetrie bevorzugt und von Generation zu Generation weiter gegeben?

    Vorstellbar erscheint mir das Eingreifen eines selektiven Evolutionsprinzips: Autokatalytische Vermehrung wird begünstigt, wenn die Eiweißkörper einer Art die eigene Spezies zu erkennen vermögen und diese nicht nur als optimales Konglomerat verwertbarer Aminosäuren ansehen. Eine solche Selbsterkennung ergäbe einen extremen Evolutionsvorteil, der als rückgekoppelter Prozess leicht zum „Aushungern“ von Eiweißkörpern der anderen Symmetrie bzw. Händigkeit geführt haben könnte..

    Bei solchen Überlegungen rückt der biochemische Informationsaustausch an den Anfang des Lebens. Dies ist kaum verwunderlich; denn die biochemische Erkennung gleichen (bzw. fremden) Eiweißes ist in der Natur weit verbreitet. Auch in unserem Körper spielt sie eine wichtige Rolle z.B. bei der Bekämpfung eingedrungener Krankheitserreger. M.E. unterschätzen wir gerne die Bedeutung des biochemischen Informationsaustausch (z.B. durch Hormone, Enzyme, Düfte oder andere Wirkstoffe).gegenüber der neuronaler Informationsverarbeitung; denn diese dringt direkt in unser Oberbewusstsein. Das ändert aber nichts daran, dass die biochemische Informationsübermittlung evolutionär früher entstanden ist.

    Ohne solche z.Teil auch in obigem Artikel anklingenden Gedanken weiter zu vertiefen, scheint es mir prinzipiell effektiver, das Zusammenwirken verschiedener lebensrelevanter Mechanismen auf unserer Erde durch interdisziplinäre Kooperation besser zu verstehen als irgendwo isolierten Einzelergebnissen nachzujagen.


  • Hoher Transportaufwand für CO2

    08.04.2008, Jeffrey Michel, Deutzen
    Der benötigte Aufwand für den Schienentransport von CO2 aus deutschen Kraftwerksanlagen läge um ein Mehrfaches höher, als die von Herrn Kleinknecht errechneten 300 Güterzüge. Geht man von den genannten 400 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus, die eingelagert werden müssten, so sind das ca. 1,1 Millionen Tonnen pro Tag. Es gibt zwar Bestückungsmöglichkeiten für Güterzüge bis zu 3000 Tonnen, doch üblich ist ein Gesamtgewicht von 1000 bis maximal 1500 Tonnen.

    Beim Transport von flüssigem CO2 geht bis zur Hälfte des beförderten Gewichts auf die dazu erforderlichen Sonderbehälter. Einer Studie der Chalmers-Universität in Göteborg zufolge kann deshalb ein Zug mit 14 Tankwagen lediglich 770 Tonnen CO2 befördern. Damit erhöht sich die Zahl der täglich benötigten Zugtransporte auf 1400, was aber durch Leerfahrten von den Lagerstätten zurück wieder verdoppelt wird. Diese insgesamt 2800 Fahrten bedeuten, dass alle 30 Sekunden ein Zug irgendwo in Deutschland abfahren müsste, um die CO2-Transportleistungen aufrechtzuerhalten.

    400 Millionen Jahrestonnen sind übrigens in etwa die fünffache Menge, die in der DDR an Braunkohleprodukten auf der Schiene befördert wurde, was sehr oft zur Verspätung des sonstigen Zugverkehrs führte.
    Stellungnahme der Redaktion

    Antwort des Autors:

    Vielen Dank für die ergänzenden Angaben zur Tonnage von Güterzügen, das macht den Transport per Bahn also unvorstellbar. Als Alternative bleibt nur der Bau von etwa 20 Pipelines von NRW in die norddeutsche Tiefebene oder an die Küste zur Endlagerung.
    Der wird sicher nicht vor 2020 möglich sein, sodass diese Technik für das Klimaziel 2020 keinen Beitrag leisten kann.

  • Hyperbolische Ornamente können wir schon lange

    08.04.2008, Dr. Peter Herfort, Rom
    In diesem Beitrag weist der Autor rühmend auf ein Computerprogramm des Herrn von Gagern hin, das zu jeder der 17 euklidischen Ornamentgruppen aus einem beliebig vorgegebenen „Urmuster“ das zugehörige Ornament erzeugt. Mit dem Programm könne man sogar hyperbolische Ornamente herstellen.
    Offenbar ist dem Autor entgangen, dass es seit langem ein derartiges Programm gibt. Arnd Klotz und ich haben im Jahr 1997 beim Vieweg-Verlag das Buch „Ornamente und Fraktale, Visualisierung von Symmetrie und Selbstähnlichkeit“ veröffentlicht. Auf der begleitenden Diskette befindet sich ein Programm, das die Erzeugung beliebiger euklidischer oder hyperbolischer Ornamente erlaubt. Als „Urmuster“ dient dabei der Attraktor eines IFS (Iterated Function System). Michael Barnsley hat mit seinem Collage-Theorem gezeigt, dass jede beliebige Figur, die als Urmuster verwendbar ist, näherungsweise als Attraktor eines IFS gewonnen werden kann. Unser Programm enthält eine grafische Eingabe-Routine, mit der man zu gegebenem Urmuster ein geeignetes derartiges IFS konstruieren kann. Das Ornament entsteht dann durch eine Hierarchisierung dieses IFS mit Hilfe eines Erzeugendensystems der gewünschten Ornamentgruppe. Jede Art von Symmetrie lässt sich hiermit erzeugen, insbesondere euklidische und hyperbolische Ornamente. Darüber hinaus bietet das Programm interessante Manipulationsmöglichkeiten. Einen Hinweis auf unser Buch findet man im Internet unter
    http://www.dr-carl.com/adodb330/ifscox/ifscox00.htm Dort kann auch das Programm IFSCOX heruntergeladen werden.


  • Noch ein Grund für die Überlegenheit des christlichen Abendlandes

    07.04.2008, Hermann Block
    Ein weiterer Grund für den Erfolg des Christentums liegt m. E. darin, dass der Religionsstifter ein Handwerker, nämlich Zimmermann, war. Das hat den kleinen Handwerker gesellschaftlich enorm aufgewertet. Der so genannte "Gelehrte", der sich nicht die Finger schmutzig zu machen brauchte, hatte nun nicht mehr alleine das Sagen, und der wissenschaftlich interessierte Mensch wurde ermutigt, sich auch praktisch zu betätigen. Zur Zeit erleben wir wieder eine Abkehr von dieser erfolgreichen Geisteshaltung. Der praxiserprobte, erfahrene "Meister" gilt nichts mehr, es muss ein "Studierter" sein.
  • AdenosinTriArsenat?

    06.04.2008, Rüdiger Kuhnke, München
    Die starke Giftwirkung des Arsens beruht nicht darauf, daß Phosphoratome im Organismus, insbesondere im ATP, verdrängt werden, dies ist erst bei langanhaltender Belastung der Fall. (Die Substitution einzelner Atome in Proteinen ist eher bei Schwermetallen zu finden.) Vielmehr ist es die starke Affinität zur Thiolgruppe und die daraus resultierende Anlagerung an manche Proteine, die letztendlich zum Tode führen können.
    Zum Thema Silicium-Leben: Das ist ein alter Hut in der Science Fiction und ein Thema, über das sich phantasievoll spekulieren läßt. Nur zwei Einwände: die für die Vielfalt der Lebensvorgänge wichtigen C=C-Doppelbindungen existieren meines Wissens nur in syntehtischen Si-Verbindungen, und die Reaktionsgeschwindigkeiten würden viele wichtige Vorgänge viel zu langsam ablaufen lassen. (Eine biologische Zelle arbeitet mit enorm hoher Taktrate!)
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.