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Kommentare - - Seite 119

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Zur Herdenimmunität

    01.09.2020, Nikolaus Meyberg
    "Ein Mensch schützt mit der Impfung nicht nur sich selbst, sondern indirekt auch die anderen. Wenn ausreichend viele Menschen geimpft sind, kann sich ein Erreger nämlich nicht mehr weit in der Bevölkerung verbreiten. Dieser Gemeinschaftsschutz wird auch Herdenimmunität genannt."

    Ich möchte nur dieses Zitat herausgreifen, weil Herdenimmunität oft nicht hinreichend verstanden wird. Denn ob ein Mensch sich oder andere mit einer Impfung schützen kann hängt jeweils davon ab, wie viele andere Menschen bereits immunisiert sind.
    Zwar wird die Schwelle zur Herdenimmunität benannt, oberhalb der "sich ein Erreger nämlich nicht mehr weit in der Bevölkerung verbreiten". Aber es wird nicht erläutert, was der Immunisierungsgrad der Bevölkerung für die Wirkung einer einzelnen Impfung bedeutet.

    Man muß drei Situationen unterscheiden:
    1. Falls die Bevölkerung weit unterhalb dieser Schwelle immunisiert ist, dann bewirkt eine Impfung vor allem einen Schutz des Impflings selbst, aber schützt kaum seine Kontaktpersonen. Denn seine Kontakpersonen können sich statt bei der Person des Impflings alternativ auch bei ihren vielen oft nicht immunisierten und infizierten anderen Kontakpersonen anstecken.

    2. Falls dagegen bereits eine robuste Herdenimmunität besteht, dann bewirkt eine Impfung nur einen geringen Schutz des Impflings, und nur einen verschwindend kleinen Schutz für andere. Denn der Erreger kann sich ja nicht mehr weit in der Bevölkerung verbreiten, so daß das Ansteckungsrisiko gering ist. Eine Impfung bewirkt dann vor allem einen direkten Schutz des Impflings vor den seltenen aus dem Ausland importierten Ausbrüchen.

    3. Falls die Bevölkerung nahe ober- oder unterhalb der Schwelle immunisiert ist, dann hat eine Impfung für den Einzelnen zwar selbst relativ geringen Nutzen, weil das Ansteckungsrisiko bereits ziemlich gering ist; allerdings verhindert eine Impfung dann im Durchschnitt bis zu zwei Ansteckungen in der Bevölkerung. Nur in dieser Situation nahe der Schwelle kann man also von einem wesentlichen Schutz anderer infolge einer Impfung sprechen.

    In Deutschland ist bei Masern seit langem Herdenimmunität erreicht. Bereits seit 2003 gibt es im jährlichen Durchschnitt ca. 950 Masernfälle, in keinem Jahre mehr als 2500 Fälle und in den letzten Jahren einen Trend zu noch weniger Fällen.
    Die einzelne Masern-Impfung hat somit derzeit in Deutschland kaum eine konkrete individuelle oder kollektive Schutzwirkung. Sie trägt zwar langfristig zur Aufrechterhaltung der Herdenimmunität bei, und kann den Impfpfling vor unvorhergesehenen Ausbrüchen oder bei Reisen in Epidemie-Gebiete schützen.
    Sich oder sein Kind nicht gegen Masern zu impfen bedeutet dezeit in Deutschland aber weder, daß die betreffende Person mit hoher Wahrscheinlichkeit erkranken wird, noch daß dadurch die erreichte Herdenimmunität verloren geht.
  • Andere Perspektiven

    30.08.2020, Manfred Lohnbauer
    Ich sehe noch eine andere Möglichkeit: Der Mensch schafft sich im Moment eine neue Welt, nämlich die virtuelle. Vielleicht ist das auch der nächste Schritt der Evolution des Menschen. Es wird einmal gelingen, das menschliche Gehirn mit allen seinen Funktionen virtuell, z.B. auf einer Art Chip, abzubilden. Wir müssten z.B. nicht mehr trinken und essen, aber wir hätten das Gefühl, als täten wir das und würden es geniessen. So könnten wir alles erleben, als ob es echt wäre und überall im Universum sein. Das mag eine Utopie sein, aber wenigstens eine tröstlichere als die irdische Apokalypse.
  • Eine Art Universalgenie

    27.08.2020, Reinhold Frick
    Dieses Buch erinnert mich etwas an die früheren Universalgenies. Hands ist unglaublich fachübergreifend gebildet und hat sich ein Wissen angeeignet, das heute kaum noch ein Mensch in dieser Breite hat bzw. haben kann. Gegen Schluss seines grandiosen Werks werden seine Schlüsse jedoch deutlich schwächer. Man hat das Gefühl, dass auch er nicht unvoreingenommen zu Erkenntnissen kommt, sondern ergebnisorientiert argumentiert. Wenn er z. B. in Kapitel 30 für die Einzigartigkeit des Menschen und seine Abgrenzung von den Menschenaffen Erfindungen wie Briefe, E-Mails, Fotografien, Filme, Webcam-Bilder, Festnetz- und Mobiltelefon, Online-Konferenzen und Raumsonden bemüht, stellt sich natürlich die Frage, die er offensichtlich übersieht, ob der Mensch erst seit der Neuzeit einzigartig ist. War der Mensch dann bis einschließlich ins hohe Mittelalter auch nach seiner eigenen Argumentation doch nichts anderes, als nur eine Schimpansenart wie Jared Diamond behauptet hat? Außerdem vergleicht er ganz außerordentliche Leistungen einzelner Menschen mit dem Durchschnitt der Menschenaffen. Gibt es nicht vielleicht auch bei Menschenaffen ganz hervorstechende seltene Charaktere? Wenn man den Durchschnitt der Menschen nimmt, leuchtet die Einzigartigkeit der Menschen schon nicht mehr ganz so.
  • nicht übel

    18.08.2020, Heinrich Sauer
    IMHO ist das Beispiel mit dem 'nicht übel' leider nicht passend, denn in meinem sprachlichen Umfeld steht 'nicht übel' für 'ziemlich gut', kommt also der doppelten Verneinung als starke Bejahung nahe.
  • Anmerkung

    17.08.2020, Dr. Peter Korevaar
    Ich lese immer mit Freude den Spektrum Newsletter, habe "Spektrum die Woche" abonniert und kaufe auch gerne mal einen SdW Spezial. Bei dieser Rezension fiel mir aber einen Punkt auf, den ich gerne anmerken möchte: Evangelikalen werden gerne alle auf einem Haufen geworfen und als zurückgeblieben, rassistisch, anti-wissenschaftlich, weltfremd, usw. dargestellt. Ich selber bin evangelikal, finde mich aber in keinem dieser Kategorien zurück. Was mich insbesondere aufgestoßen ist, ist die Nennung von Billy Graham als Vertreter der Evangelikalen (was sicherlich stimmt!) in direktem Zusammenhang mit einer rassistischen US-amerikanischen Sichtweise (was im Gegenteil überhaupt nicht stimmt!).

    Unter den Evangelikalen gibt es solche und solche, genauso wie unter jeder Gruppe, sei es religiös oder politisch.
    Eine verkürzte Darstellung der Fakten verdreht diese i.d.R. sehr schnell und wirft damit unweigerlich ein falsches Bild auf eine bestimmt Gruppe. Von Spektrum der Wissenschaft hätte ich eine differenziertere Darstellung erwartet.
  • Historischer Standard

    14.08.2020, Thomas Kampik
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Sechskantschrauben sind m. E. historischer Standard. Die genannten INBUS(-Schrauben) werden doch m.W. als „Innensechskant“ gehandelt.
    Aber: die Rezension insgesamt ist vielversprechend!!!
  • 'Suffizienz': kaum je thematisierte Therapie fürs Weltklima

    11.08.2020, Wolfgang Martin Wettlaufer
    Höchst alarmierend, diese Bestandsaufnahme der 'vergessenen Krise' durch Herrn Lingenhöhl (vielen Dank!) - 'Zombiefeuer' bilden sich also schon, zeigen, dass unser Ökosystem nichts vergisst, und decken auf, in welch unverantwortlicher Weise wir leben, wirtschaften, den Globus vermüllen und damit schon eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder und Enkel elementar infrage stellen! Von den Folgen des weltweit bereits ins Galoppieren geratenen Klimadesasters für Südländer (und, wie sich jetzt zeigt: sogar Sibirien) ganz abgesehen.
    Denn unser Primat der Ökonomie mit geheiligtem grenzenlosem Wirtschaftswachstum für einen bedenkenlosem Massenkonsum und pur materialistischer 'Wohlfahrt' hat solche Folgen gezeitigt; ein Wirtschaften unter ökologischem Augenmaß mit dem Ziel einer 'Suffizienz' (Auskömmlichkeit; Beschränkung der anwachsenden Weltbevölkerung auf naturverträgliche Dimensionen von Konsum, Inanspruchnahme von Lebensräumen durch Bauprojekte, Ressourcenplünderung, Logistik usf.) erkenne ich kaum noch als umsetzbar: selbst angesichts von ernstzunehmenden Alternativen zum Wachstumswahn, wie sie etwa Prof. Ernst-Ulrich von Weizsäcker (SPD; Club of Rome) oder Prof. Niko Paech (Uni Oldenburg) bieten können.
    Ganz fatal gewesen ist in meiner Sicht unsere 'westliche' konsumistisch-enthemmte Leitbildfunktion für Schwellen- und Tigerstaaten in Asien, über China etwa dann weitergetragen ('Neue Seidenstraße'!) in die ganze Welt, nun auch nach Afrika - wo unsere Fehler jetzt von Milliarden Köpfen nachgemacht werden; forciert, da man ja 'Wohlstand' nicht erst übermorgen haben will .. die 'Marktschreier des Kommerzes': v.a. auch in der Politik - sie gefallen sich darin, einander auszustechen in ihrem ökonomischen Wahn. Ein Beispiel: unser eigener Wirtschaftsminister. Vor einer Woche zitiert mit "Ich gebe zu, dass wir in den letzten Jahren zu spät gehandelt haben" (6.8.; "... räumt in der Klimaschutzpolitik der Regierung Versäumnisse und Nachholbedarf ein"), gibt Peter Altmaier, einstiger Umweltminister (!), bei anderer Gelegenheit forsch das Ziel vor, unser Land führend bei Autonomem Fahren und 5G-Technik zu machen - unter all den technokratischen Verlockungen, die Welt zu weiterer Industrialisierung zu verleiten - und: anzuleiten!
    Als ob Ressourcen und Rohstoffe dafür vom Himmel fielen: allein für 5G eine Million Sendeanlagen + Infrastruktur und Zigtausende 5G-Satelliten (Starlink u.a.); 'Smart Cities' und 'Smart Homes', 'Smart Cars' werden den Strombedarf explodieren lassen .. installiert mit einem quasi 'chinesischen' Tempo (welches die Asiaten ansatzweise von uns Leitbildgebern übernommen hatten!).
    Auch beim Nachlesen in Ihren weiters gebotenen Artikeln zur Erderwärmung können einem die Haare zu Berge stehen, was alsbald die Folgen für unsere Lebenswelt sein werden! (In Ihrem Link: "The Amazon's fragile future" wird sogar ein 'Kipp-Punkt' für dieses Ökosystem angedacht; eine Horror-Vorstellung) Deshalb sind wir veranlasst, unsere Leitbildfunktion schnellstens in Richtung SUFFIZIENZ beim Wirtschaften umzustellen, gerade während Deutschland nun den EU-Ratsvorsitz innehat. 'Weniger ist mehr' sollte schleunigst der Leitspruch werden - wie ihn wohl nur noch die Ökodemokraten der ÖDP propagieren, ein wichtiges, den 'Grünen' historisch erwachsenes politisches Korrektiv - DER SPIEGEL 26/2010, S. 64f. etikettierte die 'Grünen' bereits als "Wohlfühlpartei"! Wachstumskritiker Reinhard Loske sprach da von „gewisser Hasenfüßigkeit“, Robert Habeck (Fraktionschef damals im Kieler Landtag): „Unsere Partei braucht radikale Projekte, sonst geht ihre Identität verloren“! Was würde er heute dagegen unternehmen, hat er’s vergessen?
    Und nicht die Arbeitsplätze bei Autofirmen + Zulieferern sind einzig Garanten für Wohlfahrt, richten wir unsere Blicke doch einmal auf die vital viel wichtigeren Pflegeberufe, Hebammen, Biobauern, Imker - wo über Hunderttausend Arbeitsplätze dringend besetzt gehören. In diese Richtung müsste sich unser Land dringend orientieren, und SPEKTRUM sollte dem noch größere Aufmerksamkeit widmen!
  • Zielgruppe

    03.08.2020, Fritz Kronberg
    Zitat: Dabei verlässt der Autor niemals den Pfad der Logik und der empirischen Erkenntnis – sein Werk ist mithin keine Lektüre für Esoteriker.

    Vielleicht ist es gerade deswegen doch eine Lektüre für Esoteriker!!!
  • Etwas tiefer in den Weingeist eintauchen

    07.07.2020, Norbert Stenkamp
    Der begeisterte Zuspruch zu alkoholischen Getränken rührt auch daher, dass er mit einem begeisternden gleichgesetzt wurde/wird; letztlich stellt er auch eine Form 'spititueller' Weltverbundenheit dar. PhilosophInnen dürften sich schon um etwas mehr theoretische Begründung für den Umgang mit dem 'spritus rektor' bemühen :-)
  • Vom Werden der Welt

    05.07.2020, BURGHARD G. SCHOENE
    Sehr Herr Gillessen:
    Was muss ich da lesen: "Jeden Tag kommt mehr Komplexität hinzu, bis am siebten Tag der Mensch geschaffen wird." Es brauchte laut Bibel nur sechs Tage, bis die gesamte Schöpfung inklusive Mensch fertig war. Der siebte Tag war freies Wochenende und Adam und Eva gingen in ihrem FKK-Club spazieren, während Gott sich ausruhte.

    Schöne Grüße
    BG. Schöne
    Stellungnahme der Redaktion

    Vielen Dank für Ihren Hinweis, ist korrigiert.

    Mit freundlichen Grüßen, d. Red.

  • Die Frage stellt sich eigentlich gar nicht - es geht um aktiv und passiv

    03.07.2020, Ralph Kulling
    Viren sind nicht "lebendig" - wieso können sie dann sterben ?
    Sterben ist also der falsche Begriff. Warum "verschwinden" Viren ?
    Zu klären wäre mindestens der Unterschied zwischen einem aktiven Virus und einem passiven "abgetöteten". Hier spielt der Begriff "Leben" keine Rolle - es geht nur um: Bis hier aktiv - danach (warum / wodurch ?) anders.
    z.B.: Was machen Desinfektionsmittel mit dem Virus ? - wie und durch was wird es geschädigt (unschädlich) ?
    Da es nicht "gefressen" und verdaut wird, was bleibt davon übrig ?
    (Nachweise in Kloaken sind ja möglich)
    Vieren werden möglicherweise lediglich inaktiv.
    Zu klären wäre, warum:
    Zerfällt die Virus-RNA in zu kleine Teile ?
    Mutiert die Virus-RNA zu einer harmlosen (harmloseren) Variante ?
    Verliert die Virus-RNA die Fähigkeit der Reproduktion ?
    Sind ggf. inaktive Viren-RNA - Reste noch nachweisbar ?
    Lassen sich aus diesen "Resten" Rückschlüsse auf das ursprüngliche Virus ableiten ?
    Werden ggf. nachgewiesene inaktive "Reste" auch noch als "Infektion" detektiert ?
  • Naja...

    30.06.2020, Linda
    Zu Brunhild Krüger und Pertti Valkonen:
    Nunja, ich sehe da Grund zu widersprechen - die negative Formulierung der Goldenen Regel "was du nicht willst..." mag mit dem Berufsbeispiel womöglich nicht auf den ersten Blick in Einklang zu bringen sein, die positive Formulierung "tue anderen, wie du willst, dass dir selbst getan wird" aber doch zweifelsohne durchaus... Jedenfalls dann, wenn man konkret den Berufswunsch an sich betrachtet und nicht den allgemeinen Wunsch nach individueller Entfaltung. Und genauso war es im Beispiel ja auch formuliert und damit legitim.
    Dennoch muss ich zugeben, dass auch ich das Beispiel an sich etwas unglücklich gewählt finde und ich das Beispiel mit der Zwangsbeschneidung wesentlich eindeutiger finde. Mein Lieblingsbeispiel in dem Zusammenhang ist übrigens der Richter oder maßgeblich an der Gesetzschreibung Beteiligte, der sich bei der Strafmaßfindung eines verurteilten Schwerverbrechers doch bitte immer eher am Kategorischen Imperativ als an der Goldenen Regel orientieren sollte, denn sonst könnte man sämtliche Einrichtungen des Strafvollzugs und der Sicherungsverwahrung wohl demnächst schließen (auch wenn ich hier wiederum den Einwand gelten lassen müsste, dass ein Strafmaß nicht in erster Linie zur Befriedigung der Allgemeinheit erwogen wird/werden sollte)
  • Billig Fleisch...

    26.06.2020, Paul R. Woods
    Sauen zwischen Eisengitter ohne Bewegungsmöglichkeit, Ferkel betäubungslos den Schwanz und die Hoden abschneiden, Haltung auf Betonspaltenboden über Treibmistkanälen - Hauptsache Kosten vermeiden. Und wenn die Tier schon so gehalten werden, warum sollte es bei den Arbeitern anders sein? Mal abgesehen von der Vermeidung von Lohnsteuer und Sozialversicherung - also absichtlicher Schädigung des Gemeinwesens.
    Und die Partei, die jahrelang die Kontrollen zurückgefahren hat und wiederholt gegen bessere Tierhaltung gestimmt hat, hat von dem Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück immer wieder fünfstellige Spenden erhalten (honi soit qui mal y pense - oder etwa doch?).
    Und dann stellt sich eine Ministerin derselben Partei ins Fernsehen und kocht mit Fleisch der untersten Preisklasse.
    Und die Verbraucher sollten sich nicht beklagen, denn es gibt überall lokale Metzgereien, die anzeigen, von welchem Betrieb das Schlachtvieh kommt, und die nur mit eigenen Fachkräften die Schlachtung vornehmen. Aber "Geiz ist geil" und beim Diskounter ist alles billiger.
  • Schlachthöfe

    25.06.2020, Heinz Georg Bolluck
    Die schäumende Empörung und die Beschuldigung an allem sei Tönnies schuld ist lächerlich, [...]
    Die großen Schlachthöfe sind entstanden, weil die Schlachtereien und kommunalen Schlachthöfe die Auflagen nicht mehr wirtschaftlich erbringen konnten. Das war Politik und Profitöre sind Tönnies und andere. Immer längere Transportwege, immer mehr Schlachtungen und immer schlechtere Überwachung. Dazu noch das aus vielen Branchen bekannte System von Ausbeutung, Steuerhinterziehung, Sozialversicherungsbetrug einschließlich Schmiergeld. Das ist die Wirklichkeit in unserer Wirtschaft und auch der Staat spielt mit. Auslagerung von Arbeitskräften in Subunternehmen, die die gleiche Arbeit leisten, weniger kosten und trotzdem Gewinn machen. Fällt da was auf? Es ist nicht der dämliche Billigfleischverbraucher, der den Metzger erledigt hat, das waren die Politiker. Von der Landwirtschaft bis zur Schule - immer noch größer und anfälliger. Und wie jetzt rückgängig machen?
  • Und die Moral von der Geschicht?

    25.06.2020, Emmy Peine
    Den Preis zahlen nicht nur die Billigarbeitnehmer aus dem Osten, sondern und vor allem auch die Tiere! Ansonsten bringen Sie es genau auf den Punkt: für die Preise, die in der Regel für Fleisch verlangt werden, kann es keine tiergerechte "Produktion" und auch keine menschenwürdigen Arbeitsbedingungen geben! Produzenten und Verbraucher versündigen sich durch ihr Verhalten an Mensch und Tier!
    Aber mal ehrlich: den meisten ist doch das billige Fleisch auf Teller und Grill (am besten täglich) wichtiger als sich wirklich Gedanken übers Tierwohl zu machen und ihr Verhalten zu ändern.
    Ich bin seit über 20 Jahren Vegetarierin (u. a. aus Abscheu gegenüber den unsäglichen Verhältnissen in der Fleischbranche) und werde deswegen oft ausgelacht oder mit Misstrauen beäugt. Im Extremfall muss ich mich vor den Fleischessern sogar noch "verteidigen", weil ich freiwillig "Verzicht" übe. Der fällt mir aber leicht, denn ich möchte nicht mitwirken am Tierleid. (Leider werde ich bei Milchprodukten in geringem Maße ebenfalls immer noch schwach). Bei vegetarischer Ernährung fehlt es einem (gesundheitlich wie genussmäßig) an nichts, sogar mein Mann beschwert sich nicht, da ich sehr abwechslungsreich und ohne Soja-Ersatzmittel koche. Anstelle von Billigfleisch kaufen wir lieber hochwertigeres Gemüse.
    Die schlimme Situation auf dem Fleischmarkt wird sich erst dann zum Besseren wenden, wenn die verantwortlichen Politiker endlich für bessere Gesetze bei Tierzucht und -produktion sorgen, wenn die Kontrollgremien die Einhaltung der Gesetze dann auch konsequent durchsetzen und sowohl Produzenten als auch Verbraucher ihre teilweise scheinheiligen Proteste und egoistische Gier nach Gewinnoptimierung und nach möglichst billigem Genuss "um jeden Preis" aufgeben.
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