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Kommentare - - Seite 1042

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Schon 30 Jahre vertan

    04.08.2008, Manfred Stibaner
    Der Artikel "Solarstrom zwischen Nordkap und Tschad" in SdW 3/08 von Herrn Samulat (Kasten auf Seite 66 des Beitrags "Amerikas Weg ins solare Zeitalter") beleuchtet die interessanten Möglichkeiten einer europaweiten Energienutzung unter Einschluß Nordafrikas.

    Das erinnert mich an einen uralten Bericht aus der Zeitschrift Elektronik in den 80er Jahren. Schon dort wurde ein ähnliches Konzept vorgestellt - wie wir wissen, wurde aber niemals eine Realisierung versucht. Schade. Inzwischen sind ca. 30 Jahre vertan worden, ohne diesen Gedanken ernsthaft aufzugreifen.
  • Unser Universum ein schwarzes Loch?

    04.08.2008, Prof. Dr. Hermann Wätzig, Braunschweig
    Ich bin nicht Fachmann für Astronomie, sondern interessierter Laie. Dieser Artikel hat mich zu einer Spekulation angeregt. Nur eine Spekulation, aber vielleicht interessant genug, sie anderen mitzuteilen: was ist, wenn wir den Gedanken aus dem Artikel noch einen Schritt weiterspinnen? Stellen wir uns also vor, wir lebten in einem Tochteruniversum, das in einem Mutteruniversum entstanden ist. Vielleicht aber nicht nur aus einer Fluktuation. Könnte unser Universum ein Schwarzes Loch in einem Mutteruniversum sein?

    Der Gedanke ist zugegebenermaßen kühn, und vielleicht gerade deshalb ansprechend. Unser Universum ein Schwarzes Loch? Ja, aber nur aus Sicht eines Beobachters im Mutteruniversum. Wie wir wissen, kommt es bei vielen Dingen auf den Standpunkt des Beobachters an. Für uns, deren Universum aus dem Schwarzen Loch hervorgegangen ist, ergibt sich im Inneren des Schwarzen Lochs ein ganz anders Bild: unser Universum.

    Wir sind vom Mutteruniversum aus gesehen hinter dem Ereignishorizont, können also nicht beobachtet werden. Eine weitere Entwicklung im Tochteruniversum, also im Schwarzen Loch, lässt aber die Entropie weiter zunehmen, auch im Mutteruniversum.

    Von „innen“ gesehen könnte der Urknall die Entsprechung der Entstehung des Schwarzen Loches sein. Wir erleben nun die weitere Zunahme der Entropie in „unserem Universum“. Wenn unser Universum in ferner Zukunft einen Zustand sehr hoher Entropie annimmt, passt es sich als Tochteruniversum wieder in den möglicherweise ebenso gearteten Gleichgewichtszustand des Mutteruniversums ein. Vom Mutteruniversum aus wird dies als Zerstrahlen unseres Schwarzen Loches wahrgenommen.
    Vielleicht könnte dann Dunkle Energie Materiezufluss aus dem Mutteruniversum sein? Das wäre dann die einzige Möglichkeit, wie wir etwas vom Mutteruniversum erfahren können. Unterschiedlich ausgeprägte Expansionsphasen könnten Phasen unterschiedlichen Materiezuflusses sein.
    Natürlich würde auch diese Spekulation keine Frage endgültig beantworten. Wäre denn dann unser Tochteruniversum dem Mutteruniversum ähnlich? Und wo käme dieses her? Wie vergeht dort die Zeit? Es ist das schöne an der Kosmologie, dass sie immer spannend bleibt.







  • Politische korrekte Glaubenssätze

    04.08.2008, H.-J. Dasting-Hussner, Wuppertal
    Es wundert mich immer wieder, wie viel Missverständnisse im Zusammenhang mit Unterschieden in Bezug auf die Geschlechter aufkommen. Selbst Herr Springer ("Geschlechterkampf im Internet", Juni 2008 und "Ist Wissenschaft Männersache", Dezember 2006), dessen Beiträge ich sonst sehr schätze, hat nach meiner Meinung nicht den wesentlichen Punkt in der ganzen Debatte erkannt und zitiert nur die immer wieder neu aufgewärmten, jedoch politisch korrekten Glaubenssätze.

    Ganz plakativ stehen Aussagen wie "Männer sind in X besser als Frauen" (X = beliebige Fähigkeit) im Vordergrund. Solche Aussagen sind aber falsch, denn sie suggerieren, dass jeder Mann in X besser ist als jede Frau. Zum Vergleich zieht man unsinnigerweise die Mittelwerte heran. Diese sind jedoch für den Vergleich eines einzelnen Mannes mit einer einzelnen Frau völlig unbrauchbar und sagen auch nichts über Häufungen aus, denn eine Physikerin etwa unterscheidet sich bezüglich der "physikalischen" Fähigkeiten in nichts von ihrem männlichen Kollegen. Es ist nur so, dass das Interesse, Physiker zu werden, das sicher auch mit angeborenen Neigungen und Fähigkeiten korreliert, bei Männern offensichtlich (trotz aller Frauen-Förderung und über die Jahrzehnte) häufiger auftaucht. Das allein erklärt schon, warum es mehr Physiker als Physikerinnen gibt, und zwar ohne den bisher nie strikt nachgewiesenen Diskriminierungsvorwurf zu bemühen.

    Man kann das Ganze auch an einem politisch weniger umstrittenen Beispiel zeigen. Wenn in der ersten Urne drei weiße und drei schwarze Kugeln liegen und in der zweiten drei weiße und fünf schwarze, so ist es zwar richtig, dass die Kugeln in der zweiten Urne im Mittel dunkler sind als in der ersten. Das sagt aber nichts über eine einzelne Kugel aus, denn die ist in beiden Urnen entweder weiß oder schwarz und nicht etwa in der zweiten dunkler als in der ersten. Man kann lediglich von einer Häufung der schwarzen Kugeln in der zweiten Urne sprechen.

    Der Hinweis von Herrn Springer auf die über 100 Jahre alte Arbeit von Möbius ist absolut deplatziert. Man sollte aber nicht so tun, als gäbe es aus neuerer Zeit keine Belege für die geschlechtspezifische Häufung von Eigenschaften und Fähigkeiten. Bei somatischen Eigenschaften (z.B. Körpergröße, Leistungsfähigkeit, etc.) ist sie seit Langem eine erwiesene biologische Tatsache, die niemand ernsthaft in Frage stellt. Es ist wenig plausibel, dass es dann ausgerechnet bei kognitiven Eigenschaften keine entsprechende Häufung geben soll.
  • Heiße Luft und Entropie

    03.08.2008, PD Dr. R. Göhring, Hofheim
    Bei der Lektüre dieses Artikels fiel mir spontan ein Zitat des Philosophen Karl Popper ein: „Heiße Luft [im Sinne von Unsinn] und Entropie werden, fürchte ich, auch weiterhin produziert werden, solange es noch Subjektivisten gibt, die bereit sind, einen äquivalenten Beitrag von Nichtwissen zur Verfügung zu stellen“ (aus K. Popper: „Ausgangspunkte“; Hoffmann und Campe 1979).


    Der Autor macht einige „merkwürdige“ Aussagen – um es vorsichtig auszudrücken – zum Thema frühes Universum und Entropie. Das frühe Universum war nach heute akzeptierter Erkenntnis, zumindest bis zum Zeitpunkt der Rekombination, im Zustand des thermodynamischen Gleichgewichts und hatte damit einen hohen Wert an Entropie. Die Intensitätskurve der Hintergrundstrahlung ist ein beredtes Zeugnis davon. Wenn in der Folge durch die Gravitation Galaxien und Sterne gebildet werden, dann nimmt die Entropie ab und nicht, wie Carroll behauptet „in Übereinstimmung mit dem zweiten Hauptsatz“ deutlich zu.


    Die Idee der Geburt verschiedener Universen als Fluktuation in einem unendlichen leeren Raum mit jeweils unterschiedlichen eigenen Zeitpfeilen ist keineswegs neu. Solch eine Idee brachte schon Ludwig Boltzmann vor (sein Artikel: „Zu Hrn. Zermolo’s Abhandlung: Über die mechanische Erklärung irreversibler Vorgänge“; Annalen der Physik, 60 (1897), 392-398). Boltzmann hatte sich mit dieser Theorie allerdings wissenschaftlich desavouiert. Man hat bei der Lektüre des boltzmannschen Artikels das Gefühl, dass dieser Carroll bekannt war, und dass das Ganze mit aktuellen Schlagworten – Dunkle Energie, Inflation, … - neu „aufgekocht“ wurde.

    Carroll war mir bisher als Autor seriöser Veröffentlichungen, z.B. in den „Living Reviews in Relativity“, bekannt; dass er aber so etwas produziert, hat mich sehr erstaunt.
  • Wie war das mit dem 2. Hauptsatz?

    01.08.2008, Dr. Hans-Joachim Stortnik, Kirchdorf am Inn
    Für mich als Physiker, aber "nicht-Kosmologe" enthält der Beitrag "Der kosmische Zeitpfeil" Unstimmigkeiten, bei denen ich mich frage, ob hier vielleicht Vereinfachungen zu Gunsten einer populärwissenschaftlichen Darstellung zu Grunde liegen?

    Ausgangspunkt für meine Einwendung ist der Beitrag "Das kosmische Vergessen", (Heft 5/2008, S. 24), der auch von S.M. Carroll zitiert wird. Danach wird durch die beschleunigte Expansion des Raums der beobachtbare Teil des Universums immer kleiner. Genauer: der Raum vermehrt sich zwar, aber der materielle Inhalt wird immer weniger und "dünner". Irgendwann sehen wir entfernte Galaxien nicht mehr und noch später verschwindet sogar auch der Andromeda-Nebel hinter dem kosmischen Horizont. Das heißt dann natürlich nicht, dass es diesen Teil des Universums dann nicht mehr gibt. Er ist nur unsichtbar, genau wie ein Schiff, das sich auf dem Ozean über den Horizont hinweg entfernt. Wie groß der "gesamte" Kosmos (bzw. das ganze Meer) ist, das hängt jedenfalls nicht davon ab, wie weit der Horizont reicht. Seine Gesamtgröße kann durch Beobachtungen innerhalb des Horizonts wohl nur sehr unsicher und indirekt ermittelt werden.

    Betrachten wir die Zeit rückwärts, so erscheinen am kosmischen Horizont immer neue Strukturen, die zuvor nicht sichtbar waren. Zwar wird der beobachtbare Kosmos (in Kubikmetern gemessen) immer keiner, aber am Horizont erscheinen immer neue Strukturen, die in späterer Zeit hinter dem Horizont liegen und dann unsichtbar sind. Zu diesen Strukturen mag die "Dunkle Energie" gehören, die zu Zeiten, da der beobachtbare Kosmos 1 cm3 groß war, die physikalischen Erscheinungen (insbesondere die Inflation) bestimmt hat und von der heute nicht mehr so viel wie damals zu spüren ist.

    Dies alles vorausgesetzt möchte S.M. Carroll Aussagen über den "Zeitpfeil" machen und bedient sich hierzu an zentraler Stelle seines Artikels des Begriffs der Entropie. Dieser Begriff ist für die Thermodynamik geschaffen und in diesem Rahmen wird er sehr erfolgreich verwendet, auch für technische Entwicklungen. Er ist verknüpft mit dem 2. Hauptsatz er Thermodynamik, der da lautet: Im abgeschlossenen System nimmt die Entropie stets zu.

    Ich kann mir nun nichts vorstellen unter der Entropie des _beobachtbaren_ Kosmos, der jedenfalls nur ein kleiner Teil des "gesamten" Kosmos sein kann. Denn dieser Teil ist ja nicht konstant. Gehört die Materie, die den Andromeda-Nebel bildet, jetzt noch dazu, so wird er irgendwann nicht mehr dazugehören. Auch jetzt, in diesem Moment, verschwindet jede Sekunde irgendwelche Materie hinter dem kosmischen Horizont. Da kann von einem "abgeschlossenen System" ganz bestimmt nicht die Rede sein.

    Mangels weitergehender Kenntnisse über das, was sich hinter dem kosmischen Horizont noch so alles verbirgt, und wie weit es da noch geht, kann man auch den "gesamten" Kosmos kaum als abgeschlossenes System ansehen - vielleicht ist er ja doch unendlich groß? Jedenfalls will mir eine Anwendbarkeit des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik und des Begriffs "Entropie" in der Kosmologie nicht recht einleuchten.
  • 30 Jahre Spektrum! 30 Jahre Gruppentheorie!

    01.08.2008, Mario Semo, Wien
    Das Schöne am Spektrum ist, dass man auf wundervolle Art von "mitten in der Forschung" über "Forschung abgeschlossen, Thema erledigt" bis zu "Jetzt bekommen die Forscher einen Preis" alles findet.

    Und weil sich leider (früher war das noch anders) keine Links im Spektrum finden, hier die 3 relevanten Stellen. Und ein Zitat aus dem Spektrum August 1980.

    Spektrum der Wissenschaft, August 1980
    Martin Gardner, "Die Einkreisung des Monsters, ein Lehrstück über Gruppen"
    (Das Monster als vermutlich (damals!) letzte sporadische Gruppe ist entdeckt)

    Eine einfache Ballade

    Von einfachen Gruppen ist hier zu berichten,
    den sporadischen, zyklischen und den schlichten.
    Der schlichten Ordnung hat seinerzeit
    Schon Burnside richtig prophezeit.

    Dann fiel’s von den Augen der Meister wie Schuppen.
    Auch Permutationen bilden Gruppen,
    die An heißen und einfach sind, wenn
    die Bedingung gilt: vier ist kleiner als n.

    Noch weiter trieben der Gruppen Jagd
    Artin und Chevalley, die unverzagt
    ein Netz aus endlichen Matrizen knüpften.
    Gab es noch Gruppen die ihnen entschlüpften?

    Suzuki und Ree behaupteten: ja.
    Und eh’ sie begriffen, wie ihnen geschah,
    standen Matrizen, je vier mal vier
    als neue Gruppen auf dem Papier.

    Doch da erhoben sich Thompson und Feit
    als Gegner im Gelehrtenstreit.
    Und siehe, es sollten die neuen Gruppen
    als alte im neuen Gewand sich entpuppen.

    Denn Thompson und Feit blieben fest dabei:
    Ist die Ordnung einer Gruppe nicht teilbar durch zwei,
    so ist sie zyklisch oder lässt sich spalten.
    Das darf man für bare Münze halten!

    Doch damit war noch kein Ende gefunden.
    Fünf seltsame Gruppen im Raume stunden,
    die einstens Mathieu sich ausgedacht,
    hatten seither beträchtlichen Kummer gemacht.

    War’n sie vom Guten oder vom Bösen?
    Dies Rätsel suchte Janko zu lösen
    und stieß auf die Zahl – denn Eifer rächt sich –
    175560.

    Der Damm war gebrochen, die Schleusen offen,
    kein Ende der Gruppenflut mehr zu erhoffen:
    Mehr Gruppen von Conway, Fischer und Held
    McLaughlin, Suzuki und Higman und Sims.

    In der letzten Zeile war freilich ein Bruch.
    Doch das ist ganz einfach der Gruppen Fluch:
    Wo Anarchie und Chaos walten,
    da kann auch kein Reim sich im Lot mehr halten.

    Spektrum der Wissenschaft, September 1986
    Daniel Gorenstein: Die Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen
    (Die zentrale Frage der Gruppentheorie ist nun beantwortet.)

    Spektrum der Wissenschaft, Mai 2008
    Marcus du Sautoy: Alle Symmetrien der Welt
    (Der Abel-Preis geht an Thompson und Tits.)

    Danke liebe Redakteure für 30 Jahre spannende Einblicke.
  • Schwierige Themen verständlich dargestellt

    01.08.2008, Andreas Rychen, Münchenbuchsee, Schweiz
    Ich besitze sämtliche Ausgaben von Spektrum der Wissenschaft von der Erst-Edition bis zur Gegenwart.

    Als Mathematiker bin ich sehr dankbar für das Bemühen, schwierige Themen in verständlichen Texten und Bildern darzustellen. Als Beispiele möchte vor allem hervorheben:
    • Beweis des Vierfarbensatzes, Erst-Edition 1978
    • Das Fermatsche Theorem, Dezember 1978 (damals noch nicht bewiesen)
    • Die Mathematik neuer Verschlüsselungssysteme, Oktober 1979
    • Über Monstergruppen, August 1980
    • Georg Cantor und die Mächtigkeit von Mengen, August 1983 (Kontinuumshypothese)
    • Die Lösung des Fermatschen Rätsels, Januar 1998 (auch Aug. 1993 und Sept. 2004)
    • Die Lösung eines Jahrhundertproblems, September 2004 (Poincaré’sche Vermutung)

    Ich gratuliere den Redaktoren zu ihrer Arbeit, sie bieten Aufklärung im besten Sinne.
  • Fehler

    01.08.2008, Karl Bednarik
    Zitat:
    "Diese oszillierenden Elektronen
    senden dann genauso kurze Blitze
    im extremen Ultraviolettbereich aus – drei
    pro Infrarotphoton."

    Es ist energetisch völlig unmöglich, daß aus einem Infrarotphoton auch nur ein einziges Ultraviolettphoton entsteht.


    Stellungnahme der Redaktion

    Herr Bednarik hat natürlich recht. Es hätte richtig "drei pro Infrarotpuls" heißen müssen. Wir bedauern den Fehler.

  • Das "Spektrum" als Fenster in die Welt der Wissenschaft

    31.07.2008, G. Matthiessen
    Ich habe mich in der Schule schon immer für die ernsthafte populäre Darstellung von Wissenschaft interessiert. Zuerst hatte ich den "Kosmos" abonniert - der aber für meinen Geschmack zu stark auf den Bereich der "Naturkunde" im klassischen Sinne ausgerichtet war (Botanik, Zoologie, Geologie, etwas Astronomie).

    Für mich war der "Scientific American" seit der Oberstufe im Gymnasium ein Fenster zur Wissenschaft - und auch ein Fenster in die weite Welt. Ich hatte diese Zeitschrift längere Zeit immer wieder abonniert (musste jeweils jährlich verlängert werden).

    Besonders fasziniert war ich von dem Sonderheft über "Mathematics", da ich dort vieles erfahren konnte, worüber ich in der Schule noch nichts gehört hatte.
    Weitere interessante Themenstellungen waren für mich die Entwicklung der modernen Physik, viele Artikel über die sprachliche und kulturelle Entwicklung der menschlichen Gesellschaft - und natürlich die Anwendungen der Mathematik, die mathematischen Spielereien und Rätsel und solche abenteuerlichen Entdeckungen wie die der asymmetrischen kryptologischen Verfahren Ende der 70er Jahre, worüber ich zuerst in Scientific American erfuhr.

    Von daher war ich gespannt (und skeptisch) auf das Projekt eines "deutschen Scientific American".

    Das Konzept hat mich dann aber überzeugt und seit fast dreißig Jahren bin ich Abonnent des "Spektrums" und lese weiterhin fast alle Artikel.

    Mit freundlichen Grüßen
    Prof. Dr. Günter Matthiessen
  • Bei den Haaren herbeigezogen

    30.07.2008, Wilhelm Baumgartner
    Ich finde die Idee, Sprachenreichtum und Religionenvielfalt auf das Wirken von Krankheitserregern zurückzuführen, "bei den Haaren herbeigezogen".

    Auf der Suche nach neuen Lebensräumen zogen relativ kleine Gesellschaften aus und verloren den Kontakt zueinander. Sprache passt sich mit der Zeit den Lebensbedingungen an, und die waren natürlich sehr verschieden: Wüste, Urwald, Polarregion ... Außerdem wissen wir, dass auch Zwillinge in kürzester Zeit ihre eigene Sprache entwickeln.

    Zudem ist es sehr fragwürdig, ob Menschen früherer Jahrtausende den Kontakt mit womöglich infizierten Personen zu reduzieren trachteten, da man noch zu Zeiten der Pest in Europa keine Ahnung von Übertragungsmechanismen hatte. Die Isolation zwischen verschiedenen Teilgruppen geschah sicher nicht aus Angst vor Parasiten, sondern durch die großen Distanzen, die früher nicht durch rasche Transportmöglichkeiten überbrückt werden konnten.

    Bei der Auswertung wurde die Entwicklungsstufe der Gemeinschaften nicht berücksichtigt. In den großen Industriegesellschaften haben schon lange Vereinheitlichungsprozesse stattgefunden, die gesellschaftliche und religiöse Aspekte betreffen. Zugleich wurde durch das zunehmende hygienische Niveau das Parasitenproblem in den Hintergrund gedrängt. Hygiene und höherer Wohlstand (Verkehrsmittel) sind für kleine und auch isoliert lebende Wildbeutergemeinschaften kaum erreichbar, was den Zusammenhang zwischen vielfältiger Individualität und Parasitengefahr erklärt.
  • Gebändigte Blutgefäße vs. Nanogel

    30.07.2008, Robin Schwarzer
    Die Wirkungsweise von VEGF-Hemmern (VEGF nach Englisch vascular endothelial growth factor bei Tumoren ist sicherlich ein Erfolg, der Zuversicht für die Zukunft verspricht. Auch wenn "teils schwere" Nebenwirkungen auftreten, welche leider nur am Rand erwähnt werden, scheint die Normalisierung lange genug anzuhalten, um die Effektivität von bestimmten Behandlungsmethoden zu steigern.

    Leider hat die Normalisierung des pH-Wertes (durch eine höhere Sauerstoffkonzentration) zur Folge, dass das im Heft 07/08, im Forschung aktuell-Beitrag "Nanogel gegen Krebs" angesprochene Nanogel seine Wirkung verliert. Dieses wirkt auf Grund des unterschiedlichen chemischen Milieus in Tumorzellen und normalen Blutgefäßen (pH-Wert Blut = 7,4; pH-Wert Tumor = 6,4).

    Es ist wirklich schade, dass scheinbar nicht beide Wirkungsweisen vereint werden können, da das Nanogel dem Patienten eine schonendere und die Konzentrationserhöhung durch VEGF eine schnellere Behandlung verspricht.

    Hoffentlich liegt hier ein potenzielles Forschungsfeld, sobald die beiden Verfahren verfeinert und in klinischen Tests bestätigt wurden, welches das Ziel hat, beide zu vereinen.
  • Mehr als Babylon

    30.07.2008, Prof.Dr.Mohamed Riad, Geographie u.Ethnologie
    Warum "Babylon" als Titel?
    Ich habe die Ausstellung am 3. Juli gesehen: Sie dehnt sich aus von den Sumerern bis Ashur. Deshalb hätte man sie besser "Mesopotamische Funde" genant als nur babylonisch. Auf jeden Fall aber gibt die Ausstellung einen sehr guten Eindruck für alle Besucher.
  • Multiuniversen

    29.07.2008, Christian Lamprecht
    Meines Erachtens fehlt in allen Artikeln, die sich mit Themen wie Multiuniversen beschäftigen, der Hinweis, dass es sich hier um pure Metaphysik handelt. So können auch die Autoren dieses Artikels kein Experiment anbieten, das die These des "lokalen beobachtbaren Universums in einer Flut von Multiuniversen" falsifizieren kann, da dies ja auch prinzipiell nicht möglich ist. Wie soll man denn auch etwas falsifizieren, was sich schon definitionsgemäß jeglicher Beobachtung entzieht.
    Ich bin zwar selbst kein Erkenntnistheoretiker, aber ich dachte doch, dass gerade in der Beschränkung auf messbare Größen und der Forderung, dass wissenschaftliche Thesen falsifizierbare Konsequenzen haben sollten, eine der Grundlagen der erfolgreichen modernen Naturwissenschaft liegt. Wenn man dies hier anwendet, so bleibt von allen Multiuniversumstheorien nicht mehr übrig als ein netter metaphysischer Überbau für die bekannten Naturgesetze, der aber auch nicht wirklich zufriedenstellt.
    Wenn man auf der einen Seite sehr engagiert gegen alle Versuche weltanschaulicher Gruppen kämpft, die Naturwissenschaften zu vereinahmen (Stichwort Intelligent Design), dann sollte man auch kritisch gegenüber Artikeln bleiben, die zu viel spekulativen Überbau als harte Naturwissenschaft verkaufen.
    Ich persönlich halte es in solchen Fragen nach den letzten Ursachen des Universums mit dem Philosophen Witgenstein: "Die Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit liegt außerhalb von Raum und Zeit."
  • Höhen und Tiefen

    29.07.2008, Dr. Thomas Ebner, Ummendorf
    Lieber Herr Breuer,

    Nach 30 Jahren ein Rückblick in Höhen und Tiefen Ihrer Zeitschrift, damit kann ich (fast) dienen. Zwar bin ich nicht Abonnent der ersten Stunde (erst seit Juni 1980) doch liegen mir, dank Nachbestellungen, neben der Erstausgabe tatsächlich fast alle Hefte vor und meine Bücherregale krümmen sich merklich unter der Last der gebundenen Jahrgänge.

    Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich auf Ihre Zeitschrift aufmerksam geworden bin, vermutlich durch eine Werbeanzeige in einem Druckmedium. Ich hatte damals gerade mein Abitur gemacht und sah mit Missbehagen meiner nahen Zukunft als Wehrpflichtiger entgegen. Da mich seit meiner Jugend Naturwissenschaften interessiert haben und ich meine berufliche Zukunft auch auf diesem Gebiet sah, suchte ich nach einer Hilfe, die 15-monatige intellektuelle Durststrecke bis zum Studium zu überbrücken. Ihre Zeitschrift erfüllte diese Anforderung voll und ganz. Ich habe damals jedes Heft Wort für Wort von vorne bis hinten durchgelesen und die Artikel geradezu verinnerlicht.

    So kommt es, dass ich mich heute an viele Artikel aus diesen Sturm-und-Drang-Jahren bis zum Abschluss meines Studiums erinnere. Da gab es welche aus dem technischen Bereich, wie z.B. über Festplattenspeicher. Ich habe mal nachgelesen: da wurden “Minifloppies” mit fünfeinviertel Zoll Durchmesser erwähnt (feine Sache) und schließlich in einem Diagramm dargestellt, dass 1980 bei Festplatten bereits Packungsdichten von 107 Bits pro Quadratzoll erreicht wurden und bis 1990 (allerdings mit abflachendem Trend) wohl gar 108 möglich sein sollten (Donnerwetter!!). Ähnlich nett ist mir auch ein Artikel über Tintenstrahldrucker in Erinnerung.

    Viele, viele fallen mir aus allen Themen der Wissenschaft ein, an die ich mich gerne erinnere: über römische Katapulte und monoklonale Antikörper, Dinosaurier in der Antarktis, das inflationäre Universum (mehrere), den Ursprung der Schrift, Absinth, chemische Waffen bei Termiten, Srinivasa Ramanujan, wie der Pottwal taucht und vieles anderes mehr.

    Heute lese ich bestenfalls die Hälfte der Artikel eines Heftes ganz, manche überfliege ich nur, einige überblättere ich. Da ich beruflich im biomedizinischen Gebiet arbeite, finde ich diese Artikel in Ihrer Zeitschrift nicht immer interessant genug. Vielmehr reizen mich Beiträge aus ganz anderen Gebieten: Archäologie, Teilchenphysik, Astronomie.

    Seit einiger Zeit nehmen leider Artikel aus dem Gebiet der Geisteswissenschaften einen zunehmenden Platz ein und zu allem Überfluss kommen auch noch die unnötigen, weil fruchtlosen "Dialoge" zwischen Naturwissenschaft und Theologie hinzu, die ich immer überblättere.

    Vor etwa drei bis vier Jahren hat mir Ihre Zeitschrift überhaupt nicht mehr gefallen. Zu viele Artikel von Wissenschaftsjournalisten an Stelle von Wissenschaftlern, zu viele Errata in jeder Ausgabe, verbesserungswürdiges Layout etc. Seither hat sich einiges wieder gebessert und vor allem das derzeitige Erscheinungsbild sagt mir wieder mehr zu.

    Ihren Tiefpunkt an optischem Erscheinungsbild hat Ihre Zeitschrift übrigens in den "Weißen Jahren" ab 1998 erreicht. Es ist mir eine innere Freude, das damalige Editorial zu lesen, in dem Sie das "frische Design", die "vielfach modernisierte inhaltliche Struktur" des von einem Musical-Experten überarbeiteten neuen (weißen) Erscheinungsbildes eingelobt haben.

    Vergleiche ich heute wieder Ihr "black baby"-layout von 2008 mit dem Jahrgang 1979, so sind Sie offensichtlich zu den Anfängen zurückgekehrt. Sie werden es vermutet haben, dass mir das weiße Layout kein Stück gefallen hat, was z.B. schon mit der untragbar hässlichen Typographie des Titels anfing und mit dem durch senkrechte Linien getrennten Spaltensatz weiterging.

    Doch möchte ich gerne auch konstruktive Vorschläge machen. Neben Ihrer Zeitschrift lese ich seit einigen Jahren auch unregelmäßig Ihre Mutterpublikation, den Scientific American, und auch Ihren inländischen Konkurrenten im blauen Gewand. Was ich bei Spektrum vermisse, ist die "Frische" des Inhalts und des Wesens der Zeitschrift, die ich im Scientific American finde. Feste Kolumnen wie der "Sceptic" von M. Sharmer und die unterhaltsamen Seiten von Steve Mirsky fehlen Ihnen und wären meines Erachtens eine willkommene Bereicherung. Auch stelle ich fest, dass der Scientific American couragiert und engagiert nichtwissenschaftlichen Tendenzen der Gesellschaft entgegensteht und eine klare Gegenposition zum speziell in den USA um sich greifenden Kreationismus einnimmt.

    Es wäre an der Zeit, nicht nur im Layout sondern auch im Inhalt etwas mehr zu Ihren Anfangsjahren zurückzukehren und sich ausschließlich um die Naturwissenschaften zu kümmern. Ein Wunsch meinerseits: Lassen Sie diese Interviews (Porträts) doch bitte sein, im Focus oder Spiegel haben sie ihren Platz, aber nicht in Spektrum.

    Ich möchte eine Zeitschrift von hohem Standard, die von Wissenschaftlern geschrieben ist und nicht von Wissenschaftsjournalisten, die sich mehr oder minder in eine Materie eingelesen haben.

    Zum Abschluss möchte ich Ihnen die Frage beantworten, ob ich wohl auch noch in den nächsten Jahren zu Ihren Abonnenten gehören werde. Ich denke ja, doch hängt es von der weiteren Entwicklung von Spektrum ab.

    Letztendlich ist Spektrum doch seit nahezu 30 Jahren ein Teil von meinem Leben, der mir ungezählte schöne Stunden beschert hat, meine Denkweise und damit auch meine Persönlichkeit mitgeprägt hat.

    Darauf möchte ich ungern verzichten.

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihrer Redaktion viel Erfolg für die nächsten 30 Jahre;

    Spektrum der Wissenschaft - ad multos annos

    Thomas Ebner
  • Crashkurs Sauerstoff

    29.07.2008, Wilfried Probst
    Der Zusammenhang zwischen Plattentektonik, Gebirgsbildung, Abtragung und Meeresdüngung ist einsichtig. Nicht ganz klar bleibt mir, warum die Plattentektonik erst so spät einsetzte. Warum waren die Kontinente vorher zu klein?
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Probst,



    die Plattentektonik gab es schon vorher. Womöglich setzte sie schon vor 3,23 Milliarden Jahren ein - also deutlich früher als der Sauerstoffanstieg in der Atmosphäre. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt noch kein oder nur sehr wenig Leben.



    Sollte das Leben zudem tatsächlich an heißen Tiefseequellen entstanden sein, betrieben diese Organismen auch noch keine Fotosynthese: Sauerstoff fiel als Abfallprodukt folglich nicht an. Erst als es Cyanobakterien in ausreichender Menge gab, konnte Sauerstoff in messbarer Menge in die Atmosphäre entweichen. Dies war wohl erst vor rund 2,7 Milliarden Jahren der Fall - deutlich später als der Beginn der Plattentektonik.



    Die Kontinente wuchsen zudem langsam: Erst nach und nach verschmolzen einzelne kleine so genannte Terrane - Stücke fester Erdkruste von allenfalls mittlerer Ausdehnung - zu größeren Einheiten. Diese Kontinentalplatten nahmen nach und nach weitere Terrane an ihren Rändern auf und wurden auch dadurch immer größer. Ein Zusammenstoß zweier Terrane produziert allerdings keine Gebirge wie den Himalaja oder die Alpen, da einfach die entsprechende Landmasse fehlt, die aufgestaucht werden könnte. So gesehen wäre zu diesem frühen Zeitpunkt der Plattentektonik auch die Zwergenhaftigkeit der Urkontinente eine limitierende Größe gewesen.



    Mit freundlichen Grüßen


    Daniel Lingenhöhl


    Redaktion spektrumdirekt

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