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Kommentare - - Seite 939

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Von Echnaton zu den Mullahs oder was ist Glaube wert?

    01.01.2012, yoatmon
    Ein in der Menschheitsgeschichte geschichtlich dokumentierter Wendepunkt tritt ein mit dem Zeitalter des ägyptischen Pharaos Echnaton. Die genaue Regentschaft von Echnaton ist unbekannt; es wird vermutet, dass er Ägypten in dem Zeitraum 1351–1334 v. Chr. regierte. Echnaton war der erste Monarch, der die These eines Monotheismus in einer menschlichen Kultur einführte. Zuvor gab es eine große Anzahl von Göttern und auch noch danach. Bezeichnend für den Gedanken des Monotheismus ist die Tatsache, dass Moses, der im 13. Jahrhundert v. Chr. lebte, während der Regentschaft von Pharao Ramses II (also nach Echnaton) am Hofe Ramses aufwuchs.

    Obwohl die Ägyptische Priesterschaft nichts unterließ, jegliche Erinnerung an den von ihr verhassten Echnaton für alle Zeiten zu löschen, gelang dies nur bedingt. Es dürfte somit auch nicht verwundern, dass Moses vom Denken und Handeln Echnatons am Hofe Ramses erfuhr und sich diese Erfahrungen zu eigen machte. Zuvor herrschte bei den Israeliten Vielgötterei genauso wie bei all den anderen Volksstämmen in der Region.

    Da das Christentum und der Islam seine Abstammung vom Judentum nicht leugnen können, könnte man auch sagen, sie alle haben ihren Ursprung dem Gedankengut Echnatons zu verdanken. In Details unterscheiden sich alle Religionen voneinander; im Prinzip jedoch, kann Echnaton als der Vater von ihnen erachtet werden. Geschichtlich gesehen, war der Orient schon immer ein besonderer Nährboden für religiöse Überzeugungen und das ist er bis heute geblieben. Kurz zusammengefasst könnte man sagen: von Echnaton zu den Mullahs.
  • Gesamtkrümmung einer Kurve ohne die Unendlichkeit

    30.12.2011, Daniel Högerl, Hornstein (Österreich)
    Im Informationskasten "Die Gesamtkrümmung einer Kurve" wird erwähnt, dass die Gesamtkrümmung einer Kurve ein Maß für die notwendigen Richtungsänderungen ist, wenn man die Kurve entlangläuft. Weiter heißt es, eine Näherung für diese Zahl erhalte man durch Diskretisieren der Kurve, das heißt Ersetzen durch einen Streckenzug, und Aufsummieren der endlich vielen Winkel, um von Punkt zu Punkt zu gelangen. Erst in der unendlichen Annäherung solle sich die tatsächliche Gesamtkrümmung zeigen.

    Das erschien mir nun unlogisch, da man schon die Gesamtkrümmung eines Kreises durch drei Punkte, also ein Dreieck, mit 2π bzw. 360 Grad korrekt erhält. Mehr Punkte zu wählen ändert an den 2π Gesamtkrümmung auch nichts.

    Um meinen Verdacht zu überprüfen, habe ich nun also ein Programm geschrieben, mit dem ich die Gesamtkrümmung einer beliebigen geschlossenen Kurve diskretisiert berechnen kann. Dabei werden die diskreten Punkte (annähernd) äquidistant auf der Kurve verteilt und dann die einzelnen Winkel aufsummiert. Siehe da, für den im Info-Kasten abgebildeten Knoten (bzw. eine entsprechende planare Kurve) ergibt sich schon ab 7 Punkten der exakte Wert von 4π bzw. 720 Grad. Abermals bringt eine Erhöhung der Punkteanzahl keine Verbesserung des Wertes.

    Die Programm-Ausgaben können hier eingesehen werden (Kurven beginnen immer im Ursprung 0/0):
    http://hoegerl.org/sdw/curve_1_3_dots.png (Kreis)
    http://hoegerl.org/sdw/curve_1_6_dots.png
    http://hoegerl.org/sdw/curve_2_5_dots.png (2D-"Knoten")
    http://hoegerl.org/sdw/curve_2_7_dots.png
    http://hoegerl.org/sdw/curve_2_103_dots.png

    Das Programm (geschrieben in C#) zum Download gibt es hier:
    http://hoegerl.org/sdw/TotalKnotAngle.zip
    Stellungnahme der Redaktion

    Sie haben eine Aussage bestätigt, die im letzten Absatz des Kastens zu finden ist: Eine ebene, konvexe Kurve hat stets die Gesamtkrümmung 2π. Unter "Kurve" zählen die Mathematiker auch geschlossene Wege, die Ecken und geradlinige Wegstücke enthalten.


    Das heißt insbesondere: Jede Näherung eines Kreises durch einen (konvexen) Streckenzug hat bereits den exakten Wert der Gesamtkrümmung, und die Berechnung des Grenzwerts ist in diesem Fall ziemlich trivial. Auch für eine in die Ebene plattgedrückte Kleeblattschlinge kommt bereits bei einer Diskretisierung der exakte Wert 4π heraus.


    Wozu also der ganze Aufwand mit dem Grenzwert? Weil die Näherung bei "echt" dreidimensionalen Kurven nicht mehr exakt ist. Wenn Sie bei der Diskretisierung des Kleeblattknotens einige Punkte aus der Ebene herausheben und andere absenken, damit die Überkreuzungen richtig sind, wächst die Gesamtkrümmung um einen gewissen Beitrag. Den kann man zwar beliebig klein machen; aber an dieser Stelle kommt der Grenzwertbegriff ins Spiel – und ist nicht entbehrlich.


    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Positive Rückkopplung führt zum Kollaps

    29.12.2011,
    Staatsverschuldung steigt -> Zinsendienst steigt -> Staatsverschuldung steigt exponentiell durch Zinseszinseffekt -> Vertrauen der Gläubiger bricht ein -> Zinsendienst explodiert durch Risikoaufschläge -> Regierung steuert dagegen mit Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen -> Wirtschaftsleistung bricht ein -> die Ausgaben steigen durch höhere Arbeitslosenzahlen und die Steuereinnahmen sinken durch den Wirtschaftseinbruch -> Budgetdefizit steigt dadurch weiter, es werden jedoch keine neuen Kredite mehr gewährt -> CRASH !!!
  • Primitiv und unzeitgemäß

    29.12.2011, 29.12
    Nicht alles, was man tun kann, sollte man auch tun. Nur weil es diese Technik gibt, muss man sie nicht anwenden.
    Wir sollten aufhören unsere vermeintlichen Abfälle in irgendwelche Deponien zu versenken. Da hat sich
    offensichtlich in der Sichtweise seit der Steinzeit nichts getan. Was da so an Altlasten im Boden, in der Tiefsee, in Bergwerken etc. liegt, wird uns noch genug Kopfschmerzen bereiten.

    Unter einem etwas anderen Blickwinkel ist Kohlendioxid ein mit hohem Energieaufwand produzierter wertvoller Rohstoff. Diesen jetzt wieder mit Energieaufwand in den Boden zu verpressen ist geradezu irrwitzig. Nach intelligenten Anwendungen für diesen Rohstoff zu suchen ist die Aufgabe - und nicht alles, was uns jetzt gerade unangenehm ist, in Nachbars Garten zu vergraben. Es wird Zeit über Kohlenstoffrecycling nachzudenken. Wenn das Erdöl knapp wird brauchen wir Alternativen.
  • Religionsphilosoph kontra Naturwissenschaftler

    29.12.2011, Klaus Teutenberg, Lindlar
    Ein herrliches Gespräch! Der aggressive Religiöse mit Wahrheitsanspruch (wie er auf Dawkins einschlägt '… einfach falsch … Kreuzzugsprediger …') und der besonnene Naturwissenschaftler, der nicht sagt, dass eine Theorie wahr ist (,sondern die nach unserem Wissen beste Beschreibung). Richtig sagt er, es gibt keinen Sinn des Universums. Wie man ohne diese kriegerischen Religionen trotzdem sinnvoll leben kann, beschreibt Bernulf Kanitscheider in seinem empfehlenswerten Buch 'Entzauberte Welt'.
  • Neue Freunde

    29.12.2011, Michael Josef Sommer www.stand-up-reason.de
    Ich finde diese Forschung interessant: Bakterien machen den Geruch. Diese werden noch zum größten Freund der Menschen werden. Rein von dem, was ich sagen kann.

  • Columbo lässt grüßen

    29.12.2011, Dipl. Ing. Hermann Aigner
    Wer die Fernsehserie "Columbo" kennt, sollte auf die Lösung kommen ;)
    Dort ist diese Wiegemethode in einer Folge vorgekommen.
  • Vernunft – Glaube; Wissenschaft – Religion

    28.12.2011, Utz Tannert, Lemgo
    Die wieder einmal konstruierten Gegensatzpaare beruhen auf einer Fehldeutung oder einer Fehldefinition der Begriffe. Die eigentlichen Begriffspaare sind Wissen - Glaube sowie Vernunft - Gefühl. Wissenschaft als Erkenntnismethodik kann und soll sich mit jedem dieser Begriffe auseinandersetzen, um sie zu verstehen. Unter diesem Aspekt kann sich die Wissenschaft problemlos mit einer vernünftigen Begründung des Glaubens oder mit einem erfühlten Wissen befassen.
    Man sollte berücksichtigen, dass viele klassische Begriffspaare nur wegen einer gewünschten ideologischen Wertung zu Gegensätzen gemacht wurden. Es gehört zu den wirkungsvollsten dialektischen Mitteln, Widersprüche zu konstruieren, um einen Begriff positiv vom anderen abzugrenzen. So ist es eben auch dem vermeintlichen Widerspruch zwischen Vernunft und Glaube ergangen.
    Stellungnahme der Redaktion

    Sie haben ganz Recht, dass die Wissenschaft sich mit Verständnis und Definition der Begriffe beschäftigen muss. Aber: Was sind „richtige“ Definitionen, wenn nicht die, die sich am faktischen Sprachgebrauch orientieren? Vernunft und Glaube sind auch kein begriffliches Gegensatzpaar, sondern zunächst einmal Termini für etwas, was wir in der empirischen Welt vorfinden: da Personen, die bestimmte Dinge glauben, dort (etwas allgemeiner) Ansprüche auf Vernünftigkeit. Und so betrachtet ist es dann eine echte Frage, wie beides sich zueinander verhält – und kein konstruierter Gegensatz.

    Christian Tapp

  • Thema verfehlt

    28.12.2011, Bernhard Spintzyk
    Das Zitat von Luther ist beeindruckend. Der Vernunft die Augen ausstechen! Au ja, und anschließend die Zähne ziehen, ohne Betäubung!
    Dann: „Gebt acht, dass euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich auf die menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Naturmächte der Welt, nicht auf Christus berufen.“
    Ich überlege, wie Christus im Periodensystem ergänzt werden könnte und wie die katholische Kirche ohne Überlieferung aussähe.
    Aber Paulus hat wohl keinen guten Vorschlag gemacht, denn: „Auf der anderen Seite hat kaum ein anderer biblischer Autor so sehr vernünftig für den Glauben argumentiert wie Paulus.“ Ich denke, jetzt kommen die vernünftigen Zitate – Fehlanzeige, der Autor wechselt das Thema. Genau so mit den zwei Arten von Glauben oder wie die Hermeneutik die Unstimmigkeiten der Bibel auflöst. Hätte mich interessiert. Aber er reiht Behauptung an Behauptung und führt nichts aus.

    Die Aufzählung von „Glaubenssätzen“ hat mich amüsiert. Er erspart uns Fragen wie: Ist Mohammed der einzige relevante Prophet? Was ist das größere Verbrechen: Rindfleisch, Schweinefleisch oder Pferdefleisch zu essen? Wie viele Menschenherzen benötigt die Sonne täglich als Wegzehrung?

    Er bringt: Dreht sich die Erde nicht doch um die Sonne, obwohl Galilei dem abschwören musste? Ja, das tut sie. Der katholischen Kirche zum Trotz. Schämt sich der Mann gar nicht?

    Der Autor setzt „Vernunft“ zunächst mit Naturwissenschaft gleich. Die ist ihm suspekt. „Glauben“ ist für ihn katholische Dogmatik.
    Später ist Gott ... eine vernünftige, den ganzen Kosmos schaffende, ordnende und erhaltende Macht.

    Der Kosmos funktioniert auf Grund von Naturgesetzen. Sie laufen automatisch ab. Uns ist niemand bekannt, der einer Supernova sagt, sie solle bitte vernünftig sein und geordnet explodieren.

    Auf die Naturwissenschaften zu schimpfen und gleichzeitig die Naturgesetze zu vergöttern lässt fragen, was der Autor von Logik hält. Oder handelt es sich um Hermeneutik? Aber es ist ja „schwierig, die Frage nach der Richtigkeit des Glaubens von außen zu beantworten“.

    Der Autor ist seinem Thema nicht gerecht geworden. „Vernunft“ und „Glaube“ sind weitläufige und sehr „menschliche“ Begriffe, die einer ernsthaften Betrachtung würdig sind. Vernunft existiert im Bezug auf Menschen. Es geht um das Abwägen von Zielen, Maß und Moral. Und auch Naturwissenschaftler glauben: Wo es nicht für ein Urteil reicht, hat man ein Vorurteil. Unser Gehirn lässt nichts uninterpretiert. Aber man hat eine gute Chance, dass man beim ersten Versuch danebenliegt.

    Und: Falls Sie in Zukunft mehr solche Artikel bringen wollen, werde ich Spektrum abbestellen und stattdessen den Osservatore abonnieren. Dann bekomme ich sie eher.
  • Verwunderlich ...

    27.12.2011, Hubert Kreft
    Verwunderlich, ja beängstigend ist der Kommentar,
    weil nicht eine einzige kritische Bemerkung zu diesen Forschungsergebnissen und deren Gefahrenpotential gemacht wird - stattdessen soll ich noch eingelullt werden mit den ach so großen Vorteilen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Dafür sind schon andere Wege eingeschlagen worden ohne einen solch gefährlichen Virus zu erzeugen.
    Wer gibt mir denn die Gewähr dafür, dass nicht auch Regierungen zu einer derart gefährlichen biologischen Kriegführung bereit sind?
  • Sicher auf Dauer?

    27.12.2011, Dr. Dieter Meinert
    Viel habe ich meinen Vorgängern nicht hinzuzufügen, insbesondere der sichere Lagerplatz für Atommüll in Salzstöcken ist durch die Geschehnisse im Salzstock Asse 2 hinreichend widerlegt worden.
    Ähnliche Vorkommnisse sind für andere kurzfristig für die Ewigkeit (mindestens einige Millionen Jahre, bis unser Kontinent wieder tief genug im Erdmantel versunken ist) beschlossene Mülllager zu erwarten.

    Ich möchte aber noch auf ein weiteres Risiko hinweisen, dessen Folgen insbesondere in Bergbaugebieten im Ruhrgebiet und in Thüringen heute schon zu erleben sind: Der Zusammenbruch der Stollen, damit die Versenkung von häufig bewohnten Häusern im Untergrund.
    Wenn unter Druck Gas - und CO2 ist ein schweres Gas, verteilt sich also auch nicht sehr leicht - in das Gestein gepresst wird, wird das Gestein zwangsläufig zerstört. Wie lange kann dies gut gehen? Die bisherigen Erfahrungen mit CO2-verpreßten Bohrlöchern reichen maximal wenige Jahrzehnte zurück - die eingestürzten Bergbaustollen sind zum Teil einige Jahrhunderte alt.

    Als Wissenschaftler kann ich die euphorische Stimmung der an CO2-Speicherprojekten beteiligten Forscher nachvollziehen, wenn ein Projekt den nutzbaren Status erreicht. Jedoch scheint dabei der notwendige Weitblick über geologische Zeiträume genauso zu fehlen wie in der Diskussion um atomare Endlager. Dank des gewachsenen Bewusstseins in der Bevölkerung hat meiner Ansicht nach die Politik diesmal die richtige Entscheidung getroffen.

    Nichtsdestotrotz muss es eine Lösung für das CO2-Problem der irdischen Gesellschaften geben, genauso wie für das Methan-Problem und die Verwendung von "Atommüll" - bei konventionellem Müll hat man ja inzwischen erkannt, dass es sich um wichtige Rohstoffe für die Zukunft unserer Gesellschaften handelt.
  • Streit unter Geschwistern

    27.12.2011, Prof. Dr. HE Killer, Suhr (Schweiz)
    Was können Wissenschaft und Religion voneinander lernen? Wissenschaft und Religion haben eines gemeinsam. Sie sind Produkte des menschlichen Gehirns das sich mit den Phänomenen der Welt auseinandersetzt. Ihr Zugang aber ist ein anderer. Die Wissenschaft geht empirisch vor, sie sucht Objektivität. Ihr Ziel ist letztendlich der Beweis für die, von ihr formulierten Sätze. Die Religion formuliert Deutungsversuchen über die äußeren Erscheinungen der Welt, im Wesentlichen über Sinn und Zweck des Lebens. Ihrer Natur gemäß könnten Wissenschaft und Religion nicht unterschiedlicher sein. Religion deutet und interpretiert, Wissenschaft beschreibt.
    Es handelt sich, um mit Kant zu sprechen, um verschiedene Kategorien. Wissenschaft bemüht sich um Objektivität, Religion bleibt subjektiv. Lediglich als Betrachtungsobjekt von Religionsgeschichte kann sie den Anspruch auf Objektivität erheben. Der Streit zwischen Religion und Wissenschaft ist ein falsch verstandener Streit. Am Deutlichsten wird das in der Polemik von Richard Dawkins, einem typischen Vertreter eines dogmatischen Atheismus. Doch sein extremer Standpunkt lehrt uns etwas Wesentliches. Es kann zwischen Kategorien keine sinnvolle Verständigung geben. Im besten Fall Akzeptanz oder Toleranz. Und da es sich, wie eingangs erwähnt, bei Religion und bei Naturwissenschaft um Phänomene des menschlichen Geistes handelt, deren Ursache in den neuronalen Aktivitäten unseres Gehirns zu suchen ist, werden sie wohl auch weiterhin in Form von Parallelwelten nebeneinander und in uns weiter existieren. Ob sie etwas voneinander lernen können ist fragwürdig. Sicher aber findet immer eine gegenseitige Beeinflussung statt. Religion und Wissenschaft sind wesensungleich aber ursprungsgleich. Unsinnig ist die Polarisierung mit Verkrampften einseitigen Stellungnahmen, denn letztendlich handelt es sich um Geschwister der gleichen Eltern, in diesem Fall dem menschlichen Gehirn, und leider ist Geschwisterstreit eine nicht ganz unbekannte Sache.


  • Glaube oder Vernunft? Stones oder Beatles?

    27.12.2011, Dr. Ursula Hammel
    Ich bin schon einige Jahre Abonnentin des „Spektrum der Wissenschaft“ – aber nach diesem Artikel habe ich ernsthaft in Erwägung gezogen, das Abo zu kündigen.

    Zunächst einmal ist es ein Affront, Glaube und katholische Kirche gleichzusetzen. „Glaube“ wurde in dem Artikel von Christian Tapp umgehend mit Religion, nämlich dem „Christentum“ und im weiteren Verlauf dem Katholizismus gleichgesetzt. Alle im Artikel beschriebenen Konflikte waren jene der katholischen Kirche mit der Wissenschaft. Wir durften dann ausführlich lesen, dass die Kirche ihre Probleme mit der Wissenschaft eigentlich eh nicht so meint, weil irgendwo in den unzähligen Einzelzitaten der Bibel lässt sich ja schon herauslesen, dass Gott ja eh mit Vernunft kein Problem hat. Schließlich sagt ja sogar der Papst, Gott ist „höchst-vernünftig“. Blasphemie vom Feinsten, wenn man es genau betrachtet. Mensch interpretiert Gott, maßt sich also an, zu wissen, was Gott für einer ist, was ihn aufregt und besänftigt, was er von der Wissenschaft hält. Z.B.

    Natürlich fällt dann der nächste Blick auf die Qualifikationen des Autors – was dann wiederum einiges erklärt. Denn wie soll man von einem Menschen, der katholische Theologie studiert hat und der bei seinen Quellenangaben ausschließlich wissenschafts- und fundamentaltheologisches Material anführt, auch eine breitere Zugangsweise erwarten zu diesem Thema?

    Von einer wissenschaftlichen Zeitung hätte ich mir aber allemal mehr erwartet, nämlich dass das Thema „Glaube“ und “Religion“ auch wissenschaftlich – nicht nur theologisch - abgehandelt wird. Das umfasst neben historischen Gegebenheiten zum Beispiel auch die Sicht der Psychoanalyse, die durchaus das Phänomen „Glaube“ oder „Gottesbilder“ ganz anders zu erklären vermag. Wer die Stadien der menschlichen Entwicklung kennt, weiß, dass es eine lange Phase in der Kindheit gibt (zirka zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr), in der jedes Kind in einer magischen Realitätseinschätzung lebt. Eine Welt voller Magie und unerklärlicher Phänomene und imaginierter Glücks- und Unglücksgefühle – wer hat nicht Sehnsucht nach dieser einmal selbst durchlaufenen Phase der Entwicklung, wo man sich auf den Boden legte und bis fünf zählen musste, bevor man wieder aufstehen und weiterspielen durfte, wenn man bei „Cowboy und Indianer“ erschossen wurde? Religion und Glaube wird durchaus als eine Regression der Psyche auf frühkindliches Interpretieren der Realität gesehen. Eine Welt, wo alles, was geschieht, wieder reversibel ist, und in der die Eltern alles bestimmen - weswegen wir väterliche und mütterliche Gottesbilder schaffen. Religiöse beziehungsweise gläubige Menschen können sich auf diese magische Welt, die jeder Mensch aus seiner Erinnerung kennt, zurückziehen und dort verbleiben. Es sei ihnen gegönnt – sofern sie andere damit in Frieden lassen. Was aber leider selten der Fall ist.

    Der Rückschluss, dass ja immerhin auch „Wissenschaftler für ihre Prämissen auf einen Akt des Glaubens angewiesen sind“, ist ebenfalls ein Affront! „Gott ist der Grund für die Ordnungsstrukturen der Welt“ – wozu dann „Spektrum der Wissenschaft“, wenn sich alles so einfach erklären lässt mit „Gott“? Wissenschaft kann staunen und kann Theorien jederzeit abändern, umstoßen oder auch nebeneinander existieren lassen, ohne dass irgendein „Glaube“ dadurch so sehr erschüttert wird, dass eine ganze Welt zusammen- und eventuell sogar ein Krieg ausbricht. Als Beispiel sei das Staunen der Messergebnisse gegenüber genannt, das den offenbar mit Überlichtgeschwindigkeit fliegenden Neutrinos entgegengebracht wird. Wir haben nicht an Einstein „geglaubt“, aber seine Denkergebnisse waren bislang extrem hilfreich. Kein Wissenschaftler hätte zum Beispiel jemals gesagt: Einstein hat „die Wahrheit verkündet“, wir „glauben“ an seine Rechenergebnisse. Dass mit den schnellen Neutrinos wieder einmal eine neue Tür aufgestoßen wurde und weitergedacht werden muss, ist keinerlei Bankrotterklärung der Wissenschaft – und Einstein hätte es als eine Herausforderung betrachtet, um noch mehr zu hinterfragen.

    Glaube hat aber ständig Wahrheits- und Gültigkeitsansprüche. Der Wahrheitsanspruch des Glaubens kommt dadurch ständig in Konflikt mit dem Prinzip des Hinterfragens, das die Wissenschaft letztendlich ausmacht. In der Wissenschaft ist niemals irgendetwas ewig und für immer „wahr“, und genau das ist gut so. Glaube und Wissenschaft sind so unvereinbar wie Wasser und Öl – warum daher ständig das eine mit dem anderen konfrontieren wollen? Für wen? Für was? Wer ist besser – die Stones oder die Beatles?

    Für mich war „Spektrum der Wissenschaft“ eben immer genau das, nämlich ein Spektrum der Wissenschaft. Nun hat es ein Theologe auf die Titelseite geschafft mit einem Artikel, in dem er sich seitenweise bei Gott entschuldigt für die Wissenschaft und der Wissenschaft erklärt, dass sie gnädigerweise von Gott geduldet wird. Da zieht es mir die Gänsehaut auf!
  • Glauben und Denken

    27.12.2011, Hans-Joachim Rein, Barsbüttel
    Egal ob man Sternsysteme, Ökosysteme, das System der Naturkonstanten oder was auch immer auf dieser Welt betrachtet, man stellt immer eine gewisse Gesetzmäßigkeit und ein wunderbares Ineinandergreifen der verschiedenen Bereiche fest. In seinem Buch "Der Teil und das Ganze" spricht Werner Heisenberg von einer zentralen Ordnung. Diese Ordnung ist evident, sie ist nicht hinterfragbar und normalerweise mit einem Gefühl des Staunens, der Ehrfurcht und der Verantwortung vor dem Ganzen verbunden. Es ist ein religiöses Gefühl, statt zentraler Ordnung könnte man auch göttliche Ordnung sagen.

    Religionsgemeinschaften fügen dieser religiösen Grundüberzeugung weitere von Gemeinschaft zu Gemeinschaft wechselnde Glaubensinhalte hinzu, deren Überzeugungskraft schon wegen der großen Anzahl der Religionen sehr gering ist und die von Außenstehenden leicht hinterfragt werden können.

    Ein Gläubiger hingegen kann seine eigenen Glaubensinhalte nur schwer hinterfragen. Würde er dies nämlich tun, hieße das, den Heiligenschein von den Glaubensinhalten zu entfernen und sie zu bloßen Hypothesen zu degradieren. Hypothesen werden vermutet oder verworfen, aber niemals geglaubt. Das heißt ein Gläubiger kann seine Glaubensinhalte nicht hinterfragen, ohne wenigstens für die Dauer des Hinterfragens vom Glauben abzulassen.

    Die Religionsgemeinschaften selbst haben seit Langem erkannt, dass Glauben und Denken sich nicht miteinander vereinbaren lassen. Weltweit und zu allen Zeiten wurden Menschen zum Teil mit brachialer Gewalt daran gehindert, zu denken und ihre Glaubensinhalte zu hinterfragen. Auch bei uns wird von Kirchen bevorzugt die Zeit, in der Kinder noch nicht richtig zu denken gelernt haben, dazu genutzt, sie mit naturwissenschaftlich seit Langem unhaltbaren Glaubensinhalten zu indoktrinieren.
  • Mottenkiste?!?

    27.12.2011, K. Stoellger
    Werter Herr Becker,
    ich schmeiße sofort die "atheistischen Argumente in die Mottenkiste",wenn in dieser doch wohl der Wissenschaft verpflichteten Zeitschrift jene Fragen beantwortet werden, die Fr. Dr. Tina Gottwald zu Recht gestellt hat. Ich warte schon seit Jahren darauf. Leider erhalte ich auch hier keine konkreten Antworten und/oder keine, die sich mit den Erkennnissen der Wissenschaft decken, schlimmmstenfalls gut geschwurbelte Hermeneutik oder auch das sei das "Geheimnis des Glaubens". Nun, ich bin immer noch gespannt und neugierig! Fröhliche Weihnachten!
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