Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1026

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • "Prof, do you really believe this?"

    28.05.2009, J. Brehe, Pollhagen
    Einen interessanten Beitrag zum Thema haben Carlo Rovelli und Co-Autoren verfasst: "A Dialog on Quantum Gravity", als kostenloser Download zu finden unter arxiv.org/abs/hep-th/0310077.

    Im Original heißt es dort:
    "The debate between loop quantum gravity and string theory is sometimes lively, and it is hard to present an impartial view on the issue. Leaving any attempt to impartiality aside, I report here, instead, a conversation on this issue, overheard in the cafeteria of a Major American University."
    Stellungnahme der Redaktion

    Der amüsante und lesenswerte Text - ein fiktives Gespräch eines Professors für Stringtheorie mit einer Studentin, die sich stattdessen für "loops" interessiert - kam laut Rovelli unter anderem mit Hilfe von Lee Smolin, Abhay Ashtekar und Juan Maldacena zustande.


    Rovelli, der für Spektrum bereits über "Fluch und Segen spekulativer Theorien" schrieb, lehrt am Centre de Physique Theorique de Luminy der Universität Marseille.

  • Behauptung stimmt nicht

    28.05.2009, B. Schupp, Petris/Rumänien
    Die Behauptung von Herrn Braun stimmt nicht, "ohne Pflug könne man der Unkräuter nicht Herr werden". Hier nun als Allheilmittel gentechnisch veränderte Nutzpflanzen und Totalherbizide ins Spiel zu bringen, ist empörend.
    Anstatt bereits seit langem bekannte mechanische Maßnahmen (früher gab es sogenannte "Hackfrüchte") oder Mulch, Untersaat etc. zu nutzen, soll hier ein für die Ökosysteme schädliches System durch die Hintertür eingeführt werden, dessen einziges Ziel die Mehrung des Profits der Hersteller ist.
    Außerdem sollte man auch über den (Un-)Sinn großflächiger Monokulturen nachdenken, die Schädlingsausbreitung im großen Maßstab erst ermöglichen. Auch hier hat die biologische Landwirtschaft Alternativen anzubieten, die durchaus praktikabel sind.
  • Spannender Richtungsstreit in der Volkswirtschaftslehre

    27.05.2009, Dr. Uwe Stroinski
    Für die Karrieren der in Deutschland praktizierenden Volkswirte wird wahrscheinlich das am 27.04.2009 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienene Pamphlet „Rettet die Wirtschaftspolitik an den Universitäten!“ durchaus richtungsweisend sein.

    Aus diesem „Aufruf von 83 Professoren der Volkswirtschaftslehre“ wider die Mathematisierung der ökonomischen Theorie zitiere ich:

    „In der volkswirtschaftlichen Theorie herrscht die Tendenz vor, aus jeweils gewählten Annahmen logische Schlussfolgerungen abzuleiten. Das jeweilige Ergebnis ist bereits vollständig in den Annahmen enthalten. Diese Methodik garantiert formale Rigorosität, ist aber für die Analyse realweltlicher Wirtschaftspolitik wenig geeignet.“

    Mit anderen Worten, die Anwendbarkeit der axiomatischen Methode auf real existierende ökonomische Problemstellungen wird gänzlich in Abrede gestellt. Damit wird natürlich ein Tabu gebrochen, denn wie sonst außer axiomatisch-reduktionistisch sollten theoretische Wissenschaften denn betrieben werden? Diese Alternativlosigkeit ist schließlich moderner Konsens und somit wird ein Kompromiss zwischen den Parteien vollkommen ausgeschlossen.

    Das ist der Richtungsstreit, dem sich eine junge, angelsächsisch geprägte, Generation von deutschen Ökonomen ausgesetzt sieht. Econophysics spielte dabei bisher keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Ob sich das ändert? Bitte bleiben Sie für uns am Ball, Herr Springer.

  • Die Gleichungen im Einsatz

    27.05.2009, Eric Mootz, Saarbrücken
    Vereinfachte Versionen der Navier-Stokes-Gleichungen werden in zahlreichen grafischen Computerapplikationen verwendet. Die Algorithmen sind jedoch vor allem auf Effizienz ausgelegt: Wichtig ist nur, dass die Simulationen schnell berechnet werden können und „richtig“ aussehen. Physikalische Korrektheit ist dabei nebensächlich.
    Hier finden Sie einige Beispielanimationen zu dem Thema, die ich mit zwei selbst programmierten Plug-ins erstellt habe:
    http://www.mootzoid.com/html/XsiCorner/emFluid2.html
    http://www.mootzoid.com/html/XsiCorner/emRenderPointCloud.html#LayerTextExample6
  • Panikmache

    27.05.2009, Imkerei Honighäuschen, Klaus Maresch, Bonn
    Wir erleben hier ein wunderschönes Beispiel dafür, wie erst ein Problem aufgebaut wird, anhand von "neutralen" Personen erklärt, die Lösung mitgeliefert und ein Bedürfnis (des Herbizidherstellers) befriedigt wird.

    Jakobskreuzkraut ist wie zahlreiche andere heimische oder hier vorkommende Pflanzen giftig. Man denke an Maiglöckchen, Rhododendron, Hahnenfußgewächse, Goldregen usw. Es finden sich schnell "betroffene" Kreise (Elternschaft), die laut Zeter und Mordio schreien und ein öffentliches Eingreifen fordern - am besten mit einem neuen Gesetz, und es sollte mindestens die Kanzlerin einschreiten: Deutschland ist in Gefahr.

    Das Problem liegt woanders und wird in einem Nebensatz deutlich. Das Jakobskreuzkraut breitet sich deshalb so gut aus, weil es 1. hier heimisch ist und 2. mit den wärmeren Temperaturen gut klarkommt und 3. nicht mehr soviel Herbizide (sic!) verwendet werden. Und das ist das eigentliche Problem: Die Hersteller von so "schönen" Herbiziden wie Roundup sehen einen Absatzmarkt auf Brachflächen. Dafür muss man ein Bedürfnis konstruieren und dafür muss das gefährliche Jakobskreuzkraut herhalten. Gekoppelt mit der allgemeinen Entfremdung des Menschen von der Natur findet sich hier ein Nährboden für entsprechendes Marketing. Sieht man sich die entsprechenden Initiativgruppen und deren handelnde Personen an, findet man schnell in der zweiten Reihe die entsprechenden Lobbyisten.

    Dummheit und Unwissen ist immer noch der beste Nährboden für Hysterie, die man entsprechend ausnutzen kann.
  • Woher kommt Hochbegabung?

    27.05.2009, Dr. G. Schuller, Reichenberg
    wenn Frau Sticher im Leserbrief "Allerjüngste Leserin" nach den Grundlagen der "Hochbegabung" fragt, möchte ich mich ihr anschließen. Es scheint mir lohnenswert zusammenzustellen, was zu diesem Thema aktuell bekannt ist.

    Entwicklungspsychologen sagen, dass der IQ um +-21 Punkte allein durch ein anregendes Umfeld des Kindes im Alter von der 21. Schwangerschaftswoche bis 6 Jahre schwanken kann, d. h. von fast hochbegabt bis geistig schwach. Das Gehirn wird durch die Umsetzung von Wahrnehmung in Handlung ausgebildet, wie Neurobiologen formulieren ( E. Pöppl). Dabei ist es nicht wichtig, dass einem Kind etwas gelehrt wurde, das ist eher kontraproduktiv, sondern dass es in seinem angeborenen Drang zum Entdecken nicht behindert und ihm ein vielfältiges Umfeld zum "Selbstendecken" geboten wurde.

    Eine damit zusammenhängende Fragestellung ergibt sich auch zum Thema "Was ist Mathematik" in derselben Ausgabe. Ein Nachdenken über den ontologischen Status der Mathematik kann auch nur auf dem neurobiologischen Substrat der Gehirnfunktionen stattfinden. Diese Fragestellung könnte man auch näher verfolgen und zusehen, wie sich die Diskussion um die Grundlagenkrise und der Bezug der Mathematik zur Realität aus dieser Perspektive u. U. anders darstellt.

    Man könnte zudem Wissenschaftshistoriker fragen, in welchem anregenden Umfeld die großen Mathematiker, Naturforscher und Komponisten aufgewachsen sind, womit wir wieder beim Eingangsthema wären.
  • Stringtheorie – weitere offene Fragen

    27.05.2009, Thomas Stör (Dipl.-Phys.), Nürnberg
    Lieber Professor Dr. Lüst, liebe Frau Spillner,

    wie Sie ja ihn ihrem Artikel ausführen (und wie wir an den Leserbriefen erkennen :-), polarisiert das anthropische Prinzip nicht nur die Gemeinde der Stringtheoretiker. Daher möchte ich auf einige der in meinem ersten Leserbrief angeschnittenen Punkte zurückkommen, die meiner Kenntnis nach auch ohne bzw. unabhängig von diesem Prinzip strittig bzw. offen sind.

    Es würde mich freuen, wenn Sie dazu nochmals Stellung nehmen oder entsprechende Quellen nennen können.

    1) Gibt es eine geschlossene Darstellung der String- bzw. M-Theorie - z.B. mittels eines Pfadintegrals sowie der darauf anzuwendender Rechenregeln? Gibt es eine nicht-störungstheoretische Formulierung? M.W.n. ist dies ein (der?) zentraler offener Punkt des gesamten Forschungsprogramms.

    2) Im Falle der rein störungstheoretischen Formulierung: Gibt es einen Beweis der Singularitätenfreiheit der n-loop Amplitude? Gibt es einen Beweis für die Konvergenz bzw. Summierbarkeit der Störungsreihe? Derartige Ergebnisse liegen ja für bekannte Quantenfeld- bzw. Eichtheorien vor.

    3) Welche Zusammenhänge bzw. Dualitäten (S-, T-, AdS/CFT) zwischen verschiedenen String- und M-Theorien sowie Supergravitation und anderen Feldtheorien sind exakt bewiesen? Welche beruhen nur auf Näherungen (large-N, small bzw. large coupling) bzw. haben lediglich den Status von Vermutungen?

    4) Stichwort Singularitätentheoreme (Hawking, Penrose): haben diese Theoreme Bestand in der Stringtheorie, d.h. in mehr als 4 Dimensionen? Diese Frage erscheint mir insbesondere wichtig, da die Stringtheorie selbst ja störungstheoretisch auf einer klassischen Hintergrund-Raumzeit formuliert wird: Gibt es einen Beweis für die Singularitätenfreiheit bzw. Stabilität dieses klassischen Hintergrundes?

    5) Ist die Existenz eines Spin-2 Teilchens ausreichend, um vom Auftreten bzw. der Vorhersage der Gravitation zu sprechen? Tatsächlich ist doch das Graviton nur ein störungstheoretisches Konzept, das evtl. in einer hintergrundunabhängigen Formulierung gar nicht zwingend auftreten muss.

    6) Wie kann das Konzept der Hintergrundabhängigkeit einschließlich dynamischer Raumzeit in die Stringtheorie integriert bzw. aus ihr abgeleitet werden? Anders gefragt: wie entsteht ein physikalisch akzeptables Modell der Gravitation, nicht nur eine störungstheoretische Näherung?

    7) Was ist die Ursache für die Vierdimensionalität der Raumzeit ausgehend von 10 (11) Dimensionen? Warum sind gerade sechs Dimensionen kompaktifiziert bzw. anderweitig unsichtbar?
  • Selektion bewertet ausschließlich den Phänotyp

    25.05.2009, Tilo Weingardt, per E-Mail
    Auf Seite 55 des Spezial 1/09 "Die Evolution der Evolution" steht: "Die Intelligenz von Menschen setzt sich aus ganz vielem zusammen, und bei ihren einzelnen Komponenten spielt eine große Anzahl sehr verschiedener Gene mit. Deswegen ist die Erblichkeit von Intelligenz allgemein gering." Es besteht keine Kausalität zwischen beiden Aussagen. Daneben dürfte hier eine Verwechslung von Erblichkeit (Heritabilität) und Wahrscheinlichkeit der Vererbung von einem Individuum auf seine Nachkommen vorliegen. Danach steht: "Doch die Selektion bewertet nun einmal nur erbliche Züge." Das ist falsch. Die Selektion bewertet ausschließlich den Phänotyp. Allerdings besteht in der Regel eine Korrelation zwischen Geno- und Phänotyp und im übrigen zwischen dem wirksamen und dem erblichen Genotyp.

    Gesetzt den Fall, es würden der in den Nichtsamen- bzw. Nichteizellen vorhandene Genotyp und der in den Samen- bzw. Eizellen vorhandene Genotyp abweichen, ist die Erblichkeit ausgeschaltet. Das ist aber nur eine Möglichkeit, die Korrelation zwischen erblichem Genotyp und Phänotyp zu reduzieren. Allerdings könnte man auch das Zulassen der Nichtkorrelation als gentisch determiniert betrachten und so bei einer Grenzwertbetrachtung den Satz doch bejahen. Das dürfte aber schwierig werden, da die Selektion negativ auswählt und die Gene positiv determinieren.
  • Vergessener Buchstabe

    25.05.2009, Dr. Johannes Sander
    In der Meldung schreiben Sie, die Bedeutung des Wortes "gigal" in der Bibel sei jetzt geklärt. Ein solches Wort kann ich aber nicht finden. Stattdessen kommt das Wort "gilgal" genau 39mal im Alten Testament vor. Könnte es sein, dass hier ein Buchstabe vergessen wurde?
    Stellungnahme der Redaktion

    In der Tat wurde bedauerlicherweise ein Buchstabe vergessen. Wie der Leser richtig vermutet, heißt das Wort "gilgal".

  • Anthropisches Prinzip und Wissenschaft

    24.05.2009, Klaus Teutenberg, Lindlar
    Trotz seines vorsichtigen Umgangs mit dem anthropischen Prinzip kann Prof. Lüst nicht darüber hinwegtäuschen, dass es absolut unwissenschaftlich ist: Die fein abgestimmten Naturkonstanten ermöglichen Leben. Aber aus der Existenz des Lebens lassen sich keine Naturkonstanten ableiten. Diese waren zuerst da! Woher die Feinabstimmung der Naturkonstanten kommt, ist eine andere Frage.
  • Keine mathematische Formel für Bösengeschehen

    24.05.2009, Hans-Peter Nicolai, Herlikofen
    Ich habe seinerzeit nicht behauptet, dass es keine mathematische Beschreibung für das Börsengeschehen gebe, sondern dass eine andere Forschungsrichtung die Formel dafür liefern müsse, ich möchte die Kernsätze hier noch anführen:

    Sie brauchen nur eine mathematische Beschreibung des Tagesablaufs einer Affenhorde im Urwald. Wie sie morgens rülpsend und furzend aufwacht, wie sie Bananen und andere Früchte als Frühstück suchen, wie sie danach brüllend und kreischend durch die Äste jagen und den stärksten der Gruppe durch Prügelei ausfindig machen, wie sie sich zur Jagd verabreden und gierig das erbeutete Fleisch schmatzend auffressen, wie sie sich gegenseitig lausen und sich dann abends einen Schlafbaum suchen.

    Wenn jemand diese Beschreibung gefunden hat, dann bitten Sie ihn, die Wunderformel auf das tägliche Börsengeschehen anzuwenden – Sie werden sich wundern, wie gut das passen wird.

    In Bezug auf die „Kleine Physik der Wirtschaftskrise“ möchte ich den Optio aus „Der Seher“ (Asterix & Obelix) zitieren: „Verzeihen Sie, wenn ich um Entschuldigung bitte, aber ich verstehe nicht ...“

    Das wesentliche Kriterium für den Zusammenbruch des Börsenunfugs sei ein „Hebelverhältnis“ größer als 5?

    Es ist doch egal, wie viele X-Mal ich mir mehr Geld leihe als ich selbst bereitstellen kann, ich muss doch immer nicht nur das geliehene Geld selbst, sondern immer X-Mal die Schuldzinsen (Zinsen werden als Prozente des Kapital berechnet) zurückzahlen, und die Schuldzinsen pflegen immer höher als die Habenzinsen zu sein. Ich verstehe nun nicht, wie ich mehr Geld verdienen kann, wenn ich letztlich auch entsprechend mehr Schuldzinsen zurückzahlen muss. „Ein Hedgefonds verfünffacht seinen Spekulationsgewinn per Leverage, indem er das eingesetzte Kapital mit geliehenem Geld um das Fünffache aufstockt“, abgesehen davon, dass er nun den sechsfachen Gewinn einstreichen müsste (nicht “auf“ sonder „um“), das Ganze könnte ja nur dann im gewünschten Sinne funktionieren, wenn gewiss wäre, dass der Gewinn das a ×X-fache (mit a >1) wäre. Wo sonst kommt auf einmal der gewünschte Überschuss her, was nur habe ich da übersehen? Und zum Zweiten: Wenn die Hedgefonds von „Profis“ gemanagt werden (wie man uns immer weismachen will), wie kann es dann dazu kommen, dass ein „ganz unbedeutender Einzelhändler“ das System zum Absturz bringen kann (Frage nach der Psychologie)? Wo ist da die mathematische Verbindung zwischen dem „ganz unbedeutenden Einzelhändler“ und dem Leverage, sei es X = 1 oder X = 5 (Frage nach der Mathematik)?

  • Welche Konsequenzen hätte die Falschheit der Kontinuumshypothese?

    24.05.2009, F.-J.Kusnierek, Schwerte
    Der Artikel (u.a. über Unendlichkeitsbegriffe und große Kardinalzahlen) war sehr gut lesbar und macht neugierig, mehr zu erfahren über Omega-Logik, Omega-Vermutung und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in diesem Bereich. Welche Konsequenzen ergeben sich wohl aus der möglichen Erkenntnis "2 hoch aleph 0 = aleph 2" ?
    Stellungnahme der Redaktion

    Zurzeit ist die Frage – wie Jean-Paul Delahaye selbst in seinem Artikel ausführt – noch völlig offen.

    Christoph Pöppe, Redaktion

  • Polynesische Doppelhüllen-Kanus

    20.05.2009, Hans-Joachim Münch
    Zum Artikel "Giftige Blüten im Paradies" vom 19.5.09

    Zitat gegen Ende des Artikels:
    "Die zur gleichen Zeit entwickelten Kanus mit doppelter Hülle"

    Da kann man mal sehen wie umweltbewusst die alten Polynesier doch waren: Doppelhüllenkanus ! Falls ein Insasse mal undicht wurde, damit nichts ins Meer fließt ! ;-)

    Ernsthaft, das englisch-sprachige Original hat an dieser Stelle mit Sicherheit "double-hull canoes" und meint damit Doppelrumpfkanus; das, was man heute gemeinhin unter dem Begriff "Katamaran" kennt, nur um Längen besser.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hans-Joachim Münch
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrter Herr Münch,



    vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich habe den Fehler ausgebessert - das musste wohl passieren, wenn eine süddeutsche Landratte über Hochseeschiffahrt schreibt.



    Mit freundlichen Grüßen


    Daniel Lingenhöhl


    Redaktion spektrumdirekt

  • Lange an meinem Verständnis von Optik und Himmelsmechanik gezweifelt

    18.05.2009, Dr. jur. Karl-Ulrich Voss, Burscheid
    Der am Ende des Beitrags erwähnte inverse Strahlenkranz hat mich lange an meinem Verständnis von Optik und Himmelsmechanik zweifeln lassen. Vor Jahren stand ich abends am Westrand des Großen Grabenbruchs in Ostafrika und die Strahlen konvergierten irritierenderweise in einer Richtung, wo gerade keine Sonne sein durfte - im Osten nämlich. Es war spät und die Filme waren schon voll - keine Beweise, nur Verwirrung der Sinne.

    Vor zwei Jahren habe ich dann bei einer Reise durch den Westen der USA bewusst ähnliche Situationen gesucht und bin auch fündig geworden.
    Die zwei weiteren Bilder sind in Kalifornien gemacht (und zeigen ebenfalls zuerst die Ost-, dann die Westrichtung).





    Aufgenommen in Arizona in Ostrichtung am 13. Juli 2007. Dieses Bild zeigt übrigens auch den typischen wachsenden Schattenbalken unter dem aufsteigenden Sonnengegenpunkt.





    Blick in die Gegenrichtung.





    Aufgenommen in Kalifornien in Ostrichtung am 17. Juli 2007.





    Blick in Gegenrichtung


    Die für mich einfachste bildhafte Erklärung: Zwei Flugzeuge fliegen parallel genau über uns hinweg und wir sehen von unten auf zwei Kondensstreifen, die dann jeweils an den Horizonten perspektivisch zusammenlaufen. Das beeindruckende Schauspiel ist ab und zu auch in unseren Breiten gut sichtbar, wenn man weiß, wo und wann man auch kurz in die Gegenrichtung des Sonnenunter- oder -aufgangs spähen sollte. Piloten genießen den Anblick sicher häufiger.

    P.S.
    Eine Anmerkung noch zur Entwicklung unseres astronomischen Weltbildes: Die geozentrische Betrachtungsweise dürfte auch deshalb so verführerisch und nachhaltig wirksam sein, weil wir eine Korona wie auf dem mittleren Bild (im Spektrum Mai 2009, S. 33) ganz unwillkürlich als ein zeltähnliches Bild interpretieren. Einige Strahlen scheinen räumlich vor der Sonne, die eher klein und nah wirkt, auf die Erde zu treffen, viele aber auch dahinter. Das "Zelt" steht dann aufrecht und der Winkel der "Zeltstangen" erscheint uns als relativ groß.

    Tatsächlich blicken wir ja in einen sehr schrägstehenden, äußerst spitzwinkligen Lichtkanal von nur kleinsten Bruchteilen von Bogensekunden und jeder für uns (durch Streuung) sichtbar werdende Lichtstrahl liegt weit vor der Sonnenebene.
  • Fehlentwicklungen bei Elektromobilität von vornherein vermeiden

    18.05.2009, Dipl.-Ing. Gottfried Heumesser, Wien
    Der Bedarf an Regelleistung bzw. an ausgebauter Regelleistung ist eigentlich historisch schwankend. In den Jahren bis 1960 waren Dampfkraftwerke sehr schlecht regelbar und erforderten daher viel Regelleistung, die von Mittel-und Hochdruck-Wasserkraftwerken aufgebracht werden musste. Aus dieser Zeit stammte z.B. die Kooperation zwischen RWE und den Vorarlberger Illwerken (VIW).

    Ich kannte auch ein Dampfkraftwerk aus den 1950er Jahren, das eine Kaltstartzeit von 72 Stunden hatte. Man konnte es daher nicht einmal über das Wochenende abschalten und musste die erzeugte Überschussenergie verpumpen.

    Ab den 60er Jahren wurde die Dynamik von Dampfkraftwerken wesentlich erhöht, die Anfahrzeiten liegen teilweise unter 4 Stunden. So wurde vor einigen Jahren in Wien ein (soeben planmäßig umgebauter) Kombiblock täglich angefahren und abgestellt. Dadurch ist natürlich der relative Bedarf an Ausgleichs- bzw. Regelenergie im Netz gesunken.

    Nunmehr ist aber wieder der Bedarf gestiegen, weil die alternativen Energieerzeuger vielfach eine kaum planbare Einspeisung darstellen. Ein Hydrologe kann sehr gut für den nächsten Tag die Wasserfracht eines größeren Flusses angeben, ein Meteorologe hat mit dem Wind viel mehr Schwierigkeiten. Solcherart haben vor wenigen Jahren RWE und EON infolge einer unerwartet hohen Windkrafterzeugung in Norddeutschland das UCTE-Netz "zerlegt". Einige Millionen Leute saßen kurzzeitig im Finsteren, und Kontinentaleuropa ist knapp am großen Blackout vorbeigeschrammt. Ähnlich schaut es mit Solarenergie aus, da muss Energie für die Nachtzeiten gespeichert werden. Da sieht man, wie "schlau" die von Brüssel verordnete Trennung zwischen Erzeugung und Netzbetrieb ist. Sie war ja auch am "Italien-Blackout" nicht ganz unbeteiligt.

    Jedenfalls sind derzeit in Österreich ca. 1,5 GW Pumpleistung in Bau bzw. in Planung, wobei nahezu ausschließlich vorhandene Stauseen verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit zur Vergleichmäßigung des elektrischen Energiebedarfs wurde durch die Tonfrequenz-Rundsteuer-Anlagen (TRA) geschaffen. Dabei werden Verbraucher zentral gesteuert zu- und abgeschaltet. Das erfolgt heute in zahlreichen Gruppen und wird mittels Prognoseprogrammen zentral geplant. Dem Verbraucher wird eine bestimmte Einschaltdauer garantiert, wofür er einen geringeren Arbeitspreis zahlt. Solcherart ist es heute möglich, z.B. den Verbrauch im Bereich von Wienstrom (über 2 Millionen Einwohner im Versorgungsgebiet) über den Tag auf wenige Prozent gleichmäßg zu halten.

    Probleme machen natürlich Sonderfälle, wie verhält sich z.B. der Verbrauch während eines Fußball-EM-Endspiels, da gibt es zu wenig vergleichbare Ereignisse. Früher war das anders: Da gab es bis in die 70er Jahre einen Stromliefervertrag zwischen Verbund und Wienstrom, der starre Tag- und Nachttarife vorsah. Mit dem Erfolg, dass Wienstrom um 6 Uhr fast ein GW an Verbrauch nahezu schlagartig ausschaltete. Daher musste der Verbund vorher einige Speicherkraftwerke anfahren, um den negativen Laststoß; auffangen zu können.

    Ihre Idee, die Akkumulatoren von Elektroautos zur Energiespeicherung zu verwenden, ist daher verständlich. Wenn die Ladezeiten entsprechend kurz sind, kann man natürlich auch mit TRA arbeiten. Wenn ich das Auto für den oft kurzen Weg zur Arbeit verwende, ist das kaum ein Problem. Will ich aber eine große Reise antreten, wäre ein voller Akku durchaus wünschenswert. Und wenn ich an einer Raststätte auch elektrisch tanken will, soll das Auto nach der Essenspause wieder voll sein, ich will ja in einem Tag von Wien nach Köln oder gar Paris kommen.

    Zukünftige Akkus sollen ja derartig kurze Ladezeiten ermöglichen, das bewirkt natürlich entsprechende Laststöße im Verbrauch. Rechnen Sie einmal die im Schlauch bei einem normalen Tankvorgang übertragene Leistung nach! Ich kam auf größenordnungsmäßig 10 MW. Gruselwerte für einen "Privaten".

    Auch bei bei zukünftigen Akkus wird das Laden natürlich nicht in einer Minute gehen, aber auch bei 30 bis 60 Minuten kommen schöne Leistungen zustande, und die will ich nicht irgendwann haben, sondern während einer erweiterten "Pinkel-Pause".

    Auch bezweifle ich sehr, dass sich tarifliche Maßnahmen zur Laststeuerung eignen: Fällt der Strompreis unter ein Limit, würden sich sofort zahlreiche Verbraucher "ans Netz knallen", und wir hätten sofort eine herrliche unkontrollierte Lastspitze. Wie mathematisch instabil unser Kapitalsystem ist, bekommen wir ja gerade vorgeführt. Und auch die Börsen haben erkannt, dass sie ihre Kurse verzögert online bekannt geben müssen, sonst springen sofort die "Heuschrecken".

    Dass die Verteilnetzbetreiber interessiert sind, einerseits das Ablesepersonal einzusparen und andererseits die Tarife flexibler zu gestalten, ist klar. Als Extremwerte sind mir Spotpreise zwischen 0,5 und 2 Euro pro Kilowattstunde bekannt. Auch der letzte Ölpreis-Schock zeigte, dass die elektrische Energieversorgung zu langsam auf die Preise reagieren kann. Aber es sind auch Leute reich oder arm geworden, weil ihr Tanker so lange auf dem Ozean geschwommen ist. Um die neuen "Smart Meters" durchzusetzen, die natürlich teurer als die alten Ferraris-Zahler sind, wird mit den tollsten Argumenten geworben.

    Generell hätte ich mir bei dem Artikel gewünscht, dass er in Zusammenarbeit mit erfahrenen Netzbetriebs-Technikern entstanden wäre. Die können sich mitunter an Probleme und Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte erinnern und manches vermeiden, was sie schon ähnlich einmal erlebt haben.
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.