Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
Welchen Beruf Ötzi hatte, dürfte wohl sein Geheimnis bleiben - aus den Fundstücken auf einen bestimmten Beruf zu schließen ist unmöglich. Vielleicht war er Schamane, Hirte, Jäger oder Handwerker, vielleicht Vagabund. Da die Dinge, die er bei seinem Tod mit sich führte, für viele Berufe denkbar sind, bleibt viel Spielraum für Spekulationen und Fantasie.
Meine rudimentären Kenntnisse der Elektrotechnik stammen noch aus der Zeit der Trioden und Pentoden. Elektonen flögen - so hat man uns beigebracht - zur Anode und weiter durch den Arbeitswiderstand zum Pluspol der Anodenbatterie. Im Kasten auf Seite 92 ist das aber recht unklar: Zumindest fehlt eine Bezeichnung, in welcher Richtung der Strom fließt beim Laden und Entladen. Ein Zeichen für Plus- und Minuspol wäre auch angebracht gewesen.
Zudem: Nennt man die Elektrode, die beim Entladen Elektronen liefert, in der Elektrochemie wirklich Anode, wie im Text darunter behauptet wird?
Stellungnahme der Redaktion
Die Abbildung ist tatsächlich etwas unklar. Gezeigt und in der Bildunterschrift beschrieben ist nur der Entladevorgang und der dazugehörige Stromfluss (Pfeil rechts oben).
Ansonsten gilt, dass die Kathode Elektronen an die Elektrolytösung abgibt und die Anode Elektronen aus der Lösung aufnimmt. Dann aber liefert die Anode (als Minuspol) die Elektronen in den Stromkreis. Das Missverständnis kann wohl entstehen, weil man den Elektronentransport mit Bezug auf die Lösung oder auf den Stromkreis beschreiben kann.
Da ich selbst Chemiker bin, hätte ich gerne Genaueres über den Aufbau der Lithium-Ionenbatterien erfahren. Aus genanntem Artikel kann ich das nicht, da der Autor den Chemismus leider selbst nicht verstanden hat.
Auf S. 91 steht: "Beim Aufladen wandern Lithiumionen von der Kathode weg und setzen sich im Graphit (der Anode) fest." Auf S. 92 unten lese ich dagegen: "... es wandern positiv geladene Li-Ionen von der Anode ... zur Kathode. An der Anode werden dabei Elektronen frei, die als Strom zum Verbraucher fließen." Beides ist Unsinn. An der Kathode gehen natürlich Lithiumionen in Lösung und werden Elektronen frei; und beim Wiederaufladen kehren die Lithiumionen zur Kathode zurück, denn es sind ja Kathionen.
Auf derselben Seite oben liest man von Anodenmaterial Lithiumtitanat. Gemeint ist wohl Kathodenmaterial. Falls die Anode nur aus Graphit besteht und der Elektrolyt Lithiumnitrat enthält, würde mich interessieren, was beim Aufladen mit dem Nitrat passiert, das ja als Anion zur Anode wandert.
Im Übrigen: Dass die Zukunft elektrisch fährt, glaube ich Ihnen keineswegs. Hinsichtlich Energiedichte, auch Bequemlichkeit, sind flüssige Treibstoffe wie Benzin, Diesel (auch Methanol aus Kohle) immer überlegen, solange man in Kraftwerken und Heizungen weltweit massenhaft Öl (auch Kohle) verfeuert.
Stellungnahme der Redaktion
Ihre erste Bemerkung müssen wir (leider) unumwunden bestätigen.
Zum Thema des Anodenmaterials Lithiumtitanat: Hier geht es tatsächlich um eine Anode. Da die Firma Altairnano allerdings ein Patent auf ihre Technologie und genauere Informationen unter Verschluss hält, ist Genaueres nicht zu erfahren. Soviel ist aber bekannt, dass die Anode - bei der Graphit durch Li-Titanat ersetzt wurde - dank der Nanostrukturierung eine extrem hohe Oberfläche besitzt, sodass die Ladungsträger viel besser andocken beziehungsweise die Anode verlassen können.
Im Kasten "Meilensteine der Brustkrebstherapie" (S. 40) schreiben Sie, dass die erste Brustamputation im Jahr 1882 stattfand. Wie ich soeben in der aktuellen Ausgabe des "New Scientist" (7. März 2009, S.44) erfahren habe, muss man dieses Datum offenbar noch um etliche Jahrzehnte nach vorne korrigieren.
So wurde die englische Schriftstellerin Fanny Burney bereits im Jahr 1811 auf diese Weise behandelt - und das ohne Betäubung. Aber auch dies war nicht die weltweit erste Brustamputation wegen Brustkrebs. "Unknown to the rest of the world" hat der japanische Chirurg Seishu Hanaoka bereits am 13. Oktober 1804 bei der 60-jährigen Kan Aiya die krebskranke Brust entfernt - und hat dabei ein von ihm entwickeltes, auf einheimischen Pflanzen basierendes Narkosemittel benutzt.
Da Hanaoka die Anregung zur Brustamputation als Brustkrebsbehandlung aus Beschreibungen in "westlichen Büchern" bezogen hat und anschließend fast zwanzig Jahre für die Entwicklung seines Narkosemittels gebraucht hat, könnte es sein, dass die allererste Brustamputation sogar noch ein paar Jahrzehnte früher stattgefunden hat.
An Ihrem Kurzbericht wird das Phänomen der Zuschreibung eigener Motive auf das Gegenüber deutlich. An dem Beispiel zeigt sich ein eklatantes Problem unserer heutigen Gesellschaft.
Entgegen der Schlussfolgerung des Testberichts ist der Hund nicht neidisch. Wäre er es, dann würde er aggressiv gegenüber dem bevorzugten Hundekollegen reagieren. Dieser schaut aber gar nicht ängstlich. Der Beleidigte begreift offenbar, von wem er ungerecht behandelt wurde und ist abweisend gegenüber dem, der die Spielregeln verletzt. Das heißt, er agiert die Spannung nicht affektiv an dem Blitzableiter aus, weil er Angst vor dem Untersucher hat, sondern reagiert logisch auf dem Boden der Regel und präsentiert sich souverän gegenüber dem Regelverletzer. Das Gerechtigkeitsgefühl ist nachgewiesenermaßen genetisch-neurobiologisch präformiert.
Wer hier nicht versteht und destruktive Motive unterstellt (projiziert), das ist der Mensch.
Der gleiche Effekt ist gegenwärtig im Sozialsystem zu beobachten: Wer auf Ungerechtigkeiten hinweist, der wird des Neides bezichtigt. Angriff ist die beste Verteidigung des Argumentlosen. Eigene Aggression wird unter dem Vorwurf der Aggression versteckt.
Aber schon Konfuzius wusste: „Wenn sich die Worte verwirren, bleiben die richtigen Dinge unbenannt, die wichtigen Dinge ungetan und der Staat verdirbt.“
Ein Beispiel: Eine Bank kann einem Siebzigjährigen keinen Kredit über acht Jahre geben. Aber sie kann 1000 Siebzigjährigen einen Kredit über acht Jahre geben, wenn sie eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10 Jahren haben.
Das stimmt aber nur, wenn die 1000 nichts miteinander zu tun haben. Wenn sie aber alle in einem Altersheim leben und von derselben Grippewelle dahingerafft werden können, dann ist das Risiko nicht gestreut, sondern gebündelt.
Ebenso war die Risikostreuung der "Giftpapiere" CDO-Derivate keine Streuung, sondern eine Bündelung, denn die Risiken waren über den erhitzten Immobilienmarkt verbunden. Der Markt suchte ja zwecks "Streuung" des Risikos gerade nach hohen Risiken. Kunden mit niedrigen Risiken wurden überredet, ihr gedecktes Darlehen aufzustocken auf die Höhe des durch eben diese Risikosuche überbewerteten "Wertzuwachses" der Immobilie. Die überschüssigen "Nickelschips" sollten verkonsumiert werden. Als dann weniger neue Risiken (neue Hoffnungen) akquiriert werden konnten als sich manifestierten (platzten), da wurde der Kahn kopflastig. Das war insgesamt ein Schneeballsystem, welches in Europa und den USA strafbewehrt verboten ist. Da es aber als "geniales Finanzprodukt" benannt wurde, wurden und werden die falschen Dinge getan. Neue Kredite (Hoffnungen) sollen nun das Kredit-(Vertrauens-)problem lösen. Das ist als ob die Suchtberatung Alkohol ausschenkt, damit ja niemand ins Entzugsdelir gerät (vor allem dem Bürgermeister und dem Sparkassenchef, denn die sind ja "systemrelevant"!).
Auch in Sozio- und Psychologie muss man eins und eins zusammenzählen können, denn da der Mensch auch Natur ist, unterliegt auch er letztlich Naturgesetzen.
16.03.2009, Dr. Lothar Kiefer, Bietigheim-Bissingen
Bermerkenswert erscheint mir die Form der Menschentrauben vor den Großbildschirmen. Die Menschen versuchen, das Geschehen auf dem Bildschirm unter nicht zu kleinem Winkel zu sehen, wodurch sich als Rand einer Menschentraube in guter Näherung ein Fasskreis durch die Seiten der Leinwand ergibt.
Die Erkenntnistheorie soll klären, wann eine Aussage oder eine Theorie vertrauenswürdig ist und wann nicht. Genau dies leistet Poppers Kriterium nicht.
Angenommen, ich habe 100 Steine zum Fenster hinausgeworfen und alle sind hinuntergefallen. Es gibt unendlich viele falsifizierbare Theorien, die mit dieser Beobachtung übereinstimmen, z. B.:
Theorie 1: Die ersten 100 Steine fallen hinunter, alle weiteren nicht.
Theorie 2: Die ersten 101 Steine fallen hinunter, alle weiteren nicht.
Theorie 3: Die ersten 102 Steine fallen hinunter, ...
Alle diese Theorien sind falsifizierbar. Alle haben sich gleich oft bewährt, wie die Behauptung, alle Steine fallen immer hinunter. Poppers Kriterium sagt uns nicht, welche Theorie die vertrauenswürdigste ist. Wäre Induktion nicht möglich, so hätten wir nicht den geringsten Grund zur Annahme, der nächste Stein falle auch hinunter.
Hume hat gezeigt, dass Induktion nie zur absoluten Sicherheit führen kann. Das bedeutet aber nicht, dass auch keine Wahrscheinlichkeitsabschätzungen über die Zukunft gemacht werden können. Denn Bayes hat gezeigt, dass dies sehr wohl möglich ist.
14.03.2009, Dr. Kurt Schütz, A2325 Himberg, Anton-Stidlgasse 3
Als Angler mit fünfzig Jahren Fischereipraxis auf dem Buckel frage ich den Autor: Glaubt er wirklich allen Ernstes, dass Hochseeangler aus den Gewässern um Florida Haie mit durchschnittlich 35 cm Länge aus dem Wasser holen? Ein bisschen Nachdenken über das eigene Schrifttum kann doch wirklich nicht schaden! M.f.G. Dr. Kurt Schütz
Stellungnahme der Redaktion
Sehr geehrter Herr Schütz,
ich bin selbst kein Angler, deshalb habe ich auch keine Erfahrung mit Hochseeangeln. Ich muss mich also darauf verlassen, was die Wissenschaftler präsentieren - und das sind in diesem Fall offensichtlich von Anglern zur Schau gestellte Fische, deren Größe statistisch ausgewertet wurde.
Im Text wird zudem explizit darauf hingewiesen, dass die Durchschnittsgröße aller angelandeten Fische von etwas über zwei Metern auf nur noch 34 Zentimeter sank. Die Durchschnittsgröße der gefangenen Haie schrumpfte dagegen "nur" auf knapp unter einen Meter - sofern sie überhaupt noch gefangen werden: Sie sind vor Ort wegen der Überfischung mittlerweile sehr selten.
Die Schlussfolgerung, dass sich der Pekingmensch sowohl in gemäßigten Wäldern als auch in trocken-kalten Grasländern wohl gefühlt habe müsse, da zu dieser Zeit Eis- und Zwischeneiszeiten miteinander abwechselten, ist ganz sicher etwas voreilig, da für die Existenz der alten Zähne und Knochen auch die alleinige Anwesenheit in den Warmzeiten ausreichen würde. Auch von den Neandertalern weiß man heute, dass sie sich nur in den Warmzeiten im nördlichen Europa halten konnten. Außerdem muss erst einmal geklärt werden, wie die beiden unterschiedlichen Datierungen miteinander verträglich werden können bzw. welche wirklich gilt.
Wem soll man heute noch glauben? Synthetisches Vitamin D hat jedenfalls laut dieser Untersuchung http://www.g-o.de/dossier-detail-386-9.html deutlich negative Effekte. Ich werde also wegen dieses eher zufällig entdeckten Artikels lieber kein künstliches Vitamin D nehmen.
im Bericht heißt es: "Religion muss einen verborgenen evolutionsbiologischen Nutzen haben". So verborgen scheint es mir nicht, auch sind Vertrauen und Trost (als Erklärungsversuch) etwas zu vage formuliert. Im Laufe der Evolution entwickelte der Mensch nicht nur eine steigende Intelligenz, sondern auch ein Ich-Bewusstsein. Demnach wussten bereits unsere entfernten Vorfahren, dass sie als Individuen sterblich waren, und Religiosität ist der evolutionäre Versuch der Natur, die Todesangst zu sublimieren. Vertrauen und Trost beziehen sich auf eine transzendentale Hoffnung: die Überwindung des irdischen, leiblichen Todes. Dies haben alle Religionen in irgendeiner Form gemeinsam.
Interessant hinsichtlich Poppers Theorie der Falsifizierbarkeit erscheint die Tatsache, dass sie selbst ihrem eigenen Kriterium nicht unterworfen zu sein scheint. Denn, als den Geisteswissenschaften zuzuordnende Theorie kann sie keiner Falsifikation im strengen Sinne unterliegen, da ihre objektive Überprüfbarkeit (die Existenz des einen schwarzen Schwanes), mangels eines objektiven Maßstabs von "richtig" und "falsch" unmöglich ist. Insbesondere im Bereich der Geisteswissenschaften drängt sich das von Howson entwickelte Kriterium der überwiegenden Wahrscheinlichkeit auf - zumal es selbst sich dem Wettbewerb der Wahrscheinlichkeiten und damit seinem eigenen Kriterium stellt.
Die von den Autoren präsentierten Ergebnisse scheinen mir für den Bereich abendländischer Musik recht plausibel. Ebenso kann ich die Theorien für altgriechische, pentatonische Systeme, Kirchentonarten und einige asiatische Systeme nachvollziehen.
Die Autoren selbst erwähnen jedoch auch komplexere Ton-Systeme wie etwa in der arabischen Musik. Es wäre interessant, anhand dieser tonalen Systeme die Obertontheorien des Wohlklangs zu überprüfen. Immerhin erscheinen Vierteltonabstände (der arabischen Maqamat) oder gar die Neunteltonintervalle der türkischen Tonleiter erst sehr weit oben in der Obertonreihe. Ist die Tatsache, daß arabische Musik stärker melodisch, aber weniger harmonisch ist, Ursache oder Folge des tonalen Systems? Und passt der vermutete Zusammenhang der Dur-/Mollterz mit sozialen Hierarchiesignalen auch zur türkischen Musik?
Stellungnahme der Redaktion
Sammelantwort der Autoren auf alle Zuschriften
Zunächst möchten wir allen Kommentatoren für ihre sorgfältige Lektüre des Artikels und die anregende Diskussion danken. In der Tat ist die Abbildung, die das Phänomen der Obertöne grundlegende erklären soll, durch den Vergleich zur bekannten Klaviatur etwas unpräzise, beispielsweise müsste F2 näher bei F3 liegen. In der heute üblichen wohltemperierten Stimmung allerdings werden die Unterschiede ein wenig nivelliert. Detlev Rosbach hat natürlich Recht damit, dass beispielsweise der 6. Oberton, vom Grundton aus gesehen, zwischen dem 33. und 34. Halbton liegen würde, mit C als Grundton also wäre das ein Ton zwischen A und Bb. Musikalisch bedeutet das übrigens, dass höhere Ordnung der Obertöne immer etwas Dissonanz erzeugen, was heute allgemein akzeptiert wird, in den Stimmungen des Mittelalters Bedeutung hatte.
Wie Theo Hartogh richtig moniert, wird das Deutschlandlied nicht immer in D-Dur gespielt, Haydn komponierte die Melodie ursprünglich in G-Dur. In der wohltemperierten Stimmung bedeutet die Wahl einer anderen Dur-Tonart lediglich ein Verschieben der Tonhöhe, der grundlegende Charakter – kraftvoll, hell, optimistisch – ändert sich dadurch nicht. Hartogh irrt, was den Beatles-Song »Yesterday« angeht: Die Tonfolge von »Why she had to go« ergibt einen Moll-Akkord in 2. Umkehrung auf (D, G, Bb), so erzielte Paul McCartney den beabsichtigen Eindruck von Verlorenheit und Trauer.
Dieser Moll-Charakter bleibt übrigens auch dann erhalten, wenn man die Passage mit Dur-Akkorden begleitet. Dennoch steht die Bedeutung des musikalischen Kontextes von Mehrklängen und Tonfolgen für deren Funktion innerhalb eines Stücks außer Frage. Der Clou unserer Arbeit ist aber gerade, dass wir einen biologischen „Mechanismis“ entdeckt haben, der einen Dur- oder Moll-Charakter auch dann zu erklären vermag, wenn Akkorde und Sequenzen für sich allein, also ohne Kontext erklingen. Und dieser Charakter entspricht der musikalischen Erfahrung.
Die Tonalität von Dreiklängen wird unseres Erachtens also primär von ihrer akustischen Struktur, nicht von der jeweiligen Kultur mit ihren Wahrnehmungsgewohnheiten bestimmt. Auch wenn seit der Renaissance meist mit Bezug zur Dur-Tonalität komponiert wurde, symmetrische, spannungsvolle Akkorde hingegen seltener Verwendung fanden, eignen sie sich unseres Erachtens besser als Referenz, um die emotionale Qualität von Mehrklängen modellhaft zu untersuchen.
Ein Blick auf nichtwestlichen Musikkulturen ändert daran übrigens nichts, mögen diesen 5-, 7- oder gar 22-tönige Skalen zugrunde liegen. Auch dort gibt es Tonfolgen mit implizit Dur- oder Moll-Charakter. Das gilt für traditionelle chinesische und japanische Stücke ebenso wie für nordindische Ragas. Die Wahrnehmung der Tongeschlechter ist also ein Kulturen übergreifende Phänomen und das spricht wohl ebenfalls für eine biologische Grundlage.
Die rezensierte DVD beschreibt verständlich die Erkenntnisse einer jahrzehntelangen Forschungsarbeit von Wissenschaftlern aus aller Welt. Sie sind wohl kaum anzuzweifeln, weil diesen Forschern aus vielen Nationen keine machtpolitische Indoktrinierung zu unterstellen ist.
Die von der Bush-Administration und deren Anhängern eingeleitete neue Weltanschauung, die die Evolutionstheorie bestreitet, soll die Menschheit dagegen in das geistige Mittelalter zurückführen.
Noch werden diese Bestrebungen von jedem aufgeklärten Menschen belächelt. Erschreckend ist aber, dass diese Bewegung bereits unsere Schulen erreicht hat. In unserer Gesellschaft eigentlich unvorstellbar, soweit wir uns noch als weltoffene Menschen betrachten.
Aber die Gilde der an der Globalisierung gewachsenen Vorstreiter dieser Verblödungstheorie sind auf dem Vormarsch. Eine Bestätigung dafür, dass sich leider die Masse der Menschen immer manipulieren lässt, man muss nur Lügen und Täuschungen oft genug wiederholen.
Aber eventuell wird der Weltbürger mit der Zeit ja kritischer.
Die Biologie des Wohlklangs wird von den Autoren dieses Beitrags nicht überzeugend begründet, da in der Argumentation von musiktheoretisch ungenauen bzw. falschen Sachverhalten ausgegangen wird, die gar nicht in Gänze hier aufgezeigt werden können. Das Deutschlandlied wird nicht nur in D-Dur, sondern auch in anderen Dur-Tonarten musiziert. Ein Blick in Liederbücher kann schnell davon überzeugen, dass die Nationalhymne auch in Es-Dur oder C-Dur erklingt; bei großen Sportveranstaltungen wird sie auf unterschiedlichen Tonhöhen angestimmt. Der Song „Yesterday“ von den Beatles hat eine traurige Wirkung, steht jedoch nicht in Moll, sondern in Dur. Die im Beitrag angesprochene Passage „Why she had to go, I don´t know“ baut nicht auf einem Molldreiklang auf, denn in der Begleitung tauchen sowohl Dur- als auch Mollakkorde auf; die „Klage“ wird musikalisch vor allem durch das langsame Tempo und die Melodieführung (z.B. Seufzermelodik zu Beginn des Songs) ausgedrückt. Da sowohl Dur- als auch Mollakkorde vorkommen, können gerade am Beispiel dieses Songs die Harmonie-Thesen der Autoren widerlegt werden. Zur Mehrstimmigkeit: Schon vor der Renaissancezeit wurden mehr als drei verschieden geführte Stimmen kunstvoll kombiniert. Die Analyse mehrstimmiger Werke spätgotischer Meister (z. B. G. de Machaut) zeigt, dass deren Musik noch fernab des kadenzierenden Dur-Moll-Systems komponiert wurde. Man muss nicht bis nach Südindien reisen, um auf Tonsysteme zu stoßen, die in keiner Weise unserer Dur-Moll-Tonalität entsprechen – sie können als Gegenbeweis für universale biologisch begründete Harmoniegesetze angeführt werden. Zudem ist es müßig, einzelnen Akkorden eine bestimmte Wirkung zuzuschreiben, denn Musikwahrnehmung ist Gestaltwahrnehmung. Wir hören nicht eine Folge isoliert wirkender Einzeltöne und -harmonien, sondern Melodiegestalten und Akkordfolgen, die eine bestimmte Spannung auf- und abbauen, z. B. in der besagten Passage des Beatles-Songs. Das komplexe Zusammenwirken musikalischer Parameter wie Melodie, Rhythmus, Harmonie, Dynamik und Klangfarbe kann nicht aus einer Einzelbetrachtung erschlossen oder gar berechnet werden; es müssen immer alle Parameter in den Blick genommen werden, beim Song „Yesterday“ kommen z. B. der Sound und die Stimme Paul McCartneys hinzu, die maßgeblich zur spezifischen Wirkung des Songs beitragen. Es bleibt in diesem Beitrag auch die Frage offen, mit welchen Probanden die Versuchsergebnisse zum Dur-, Mollerleben ermittelt wurden; waren es etwa Teilnehmer, die in abendländischer Musiktradition groß geworden sind? Dann können die Ergebnisse nicht als Beleg für eine kulturübergreifende Phylogenese der Dur-Moll-Harmonik angeführt werden. Die am Schluss des Beitrags konstruierte Homologie zwischen Symmetriebrechungen der Akkorde, die genauen Frequenzunterschieden zugeordnet werden, und den Stimmäußerungen von Tieren und Menschen, die meistens gar nicht bestimmten musikalischen Tonhöhen entsprechen, ist überhaupt nicht nachvollziehbar und entbehrt jeder empirischen Basis.
Stellungnahme der Redaktion
Sammelantwort der Autoren auf alle Zuschriften
Zunächst möchten wir allen Kommentatoren für ihre sorgfältige Lektüre des Artikels und die anregende Diskussion danken. In der Tat ist die Abbildung, die das Phänomen der Obertöne grundlegende erklären soll, durch den Vergleich zur bekannten Klaviatur etwas unpräzise, beispielsweise müsste F2 näher bei F3 liegen. In der heute üblichen wohltemperierten Stimmung allerdings werden die Unterschiede ein wenig nivelliert. Detlev Rosbach hat natürlich Recht damit, dass beispielsweise der 6. Oberton, vom Grundton aus gesehen, zwischen dem 33. und 34. Halbton liegen würde, mit C als Grundton also wäre das ein Ton zwischen A und Bb. Musikalisch bedeutet das übrigens, dass höhere Ordnung der Obertöne immer etwas Dissonanz erzeugen, was heute allgemein akzeptiert wird, in den Stimmungen des Mittelalters Bedeutung hatte.
Wie Theo Hartogh richtig moniert, wird das Deutschlandlied nicht immer in D-Dur gespielt, Haydn komponierte die Melodie ursprünglich in G-Dur. In der wohltemperierten Stimmung bedeutet die Wahl einer anderen Dur-Tonart lediglich ein Verschieben der Tonhöhe, der grundlegende Charakter – kraftvoll, hell, optimistisch – ändert sich dadurch nicht. Hartogh irrt, was den Beatles-Song »Yesterday« angeht: Die Tonfolge von »Why she had to go« ergibt einen Moll-Akkord in 2. Umkehrung auf (D, G, Bb), so erzielte Paul McCartney den beabsichtigen Eindruck von Verlorenheit und Trauer.
Dieser Moll-Charakter bleibt übrigens auch dann erhalten, wenn man die Passage mit Dur-Akkorden begleitet. Dennoch steht die Bedeutung des musikalischen Kontextes von Mehrklängen und Tonfolgen für deren Funktion innerhalb eines Stücks außer Frage. Der Clou unserer Arbeit ist aber gerade, dass wir einen biologischen „Mechanismis“ entdeckt haben, der einen Dur- oder Moll-Charakter auch dann zu erklären vermag, wenn Akkorde und Sequenzen für sich allein, also ohne Kontext erklingen. Und dieser Charakter entspricht der musikalischen Erfahrung.
Die Tonalität von Dreiklängen wird unseres Erachtens also primär von ihrer akustischen Struktur, nicht von der jeweiligen Kultur mit ihren Wahrnehmungsgewohnheiten bestimmt. Auch wenn seit der Renaissance meist mit Bezug zur Dur-Tonalität komponiert wurde, symmetrische, spannungsvolle Akkorde hingegen seltener Verwendung fanden, eignen sie sich unseres Erachtens besser als Referenz, um die emotionale Qualität von Mehrklängen modellhaft zu untersuchen.
Ein Blick auf nichtwestlichen Musikkulturen ändert daran übrigens nichts, mögen diesen 5-, 7- oder gar 22-tönige Skalen zugrunde liegen. Auch dort gibt es Tonfolgen mit implizit Dur- oder Moll-Charakter. Das gilt für traditionelle chinesische und japanische Stücke ebenso wie für nordindische Ragas. Die Wahrnehmung der Tongeschlechter ist also ein Kulturen übergreifende Phänomen und das spricht wohl ebenfalls für eine biologische Grundlage.
Was war Ötzi von Beruf?
17.03.2009, Charlotte StaffehlWelchen Beruf Ötzi hatte, dürfte wohl sein Geheimnis bleiben - aus den Fundstücken auf einen bestimmten Beruf zu schließen ist unmöglich. Vielleicht war er Schamane, Hirte, Jäger oder Handwerker, vielleicht Vagabund. Da die Dinge, die er bei seinem Tod mit sich führte, für viele Berufe denkbar sind, bleibt viel Spielraum für Spekulationen und Fantasie.
Anode? Kathode?
17.03.2009, Fritz Diem, 81476 MünchenIm Kasten auf Seite 92 ist das aber recht unklar: Zumindest fehlt eine Bezeichnung, in welcher Richtung der Strom fließt beim Laden und Entladen. Ein Zeichen für Plus- und Minuspol wäre auch angebracht gewesen.
Zudem: Nennt man die Elektrode, die beim Entladen Elektronen liefert, in der Elektrochemie wirklich Anode, wie im Text darunter behauptet wird?
Die Abbildung ist tatsächlich etwas unklar. Gezeigt und in der Bildunterschrift beschrieben ist nur der Entladevorgang und der dazugehörige Stromfluss (Pfeil rechts oben).
Ansonsten gilt, dass die Kathode Elektronen an die Elektrolytösung abgibt und die Anode Elektronen aus der Lösung aufnimmt. Dann aber liefert die Anode (als Minuspol) die Elektronen in den Stromkreis. Das Missverständnis kann wohl entstehen, weil man den Elektronentransport mit Bezug auf die Lösung oder auf den Stromkreis beschreiben kann.
Das glaube ich Ihnen keineswegs
17.03.2009, Dr. Klaus Fabian, WaldkraiburgAuf S. 91 steht: "Beim Aufladen wandern Lithiumionen von der Kathode weg und setzen sich im Graphit (der Anode) fest." Auf S. 92 unten lese ich dagegen: "... es wandern positiv geladene Li-Ionen von der Anode ... zur Kathode. An der Anode werden dabei Elektronen frei, die als Strom zum Verbraucher fließen." Beides ist Unsinn. An der Kathode gehen natürlich Lithiumionen in Lösung und werden Elektronen frei; und beim Wiederaufladen kehren die Lithiumionen zur Kathode zurück, denn es sind ja Kathionen.
Auf derselben Seite oben liest man von Anodenmaterial Lithiumtitanat. Gemeint ist wohl Kathodenmaterial. Falls die Anode nur aus Graphit besteht und der Elektrolyt Lithiumnitrat enthält, würde mich interessieren, was beim Aufladen mit dem Nitrat passiert, das ja als Anion zur Anode wandert.
Im Übrigen: Dass die Zukunft elektrisch fährt, glaube ich Ihnen keineswegs. Hinsichtlich Energiedichte, auch Bequemlichkeit, sind flüssige Treibstoffe wie Benzin, Diesel (auch Methanol aus Kohle) immer überlegen, solange man in Kraftwerken und Heizungen weltweit massenhaft Öl (auch Kohle) verfeuert.
Ihre erste Bemerkung müssen wir (leider) unumwunden bestätigen.
Zum Thema des Anodenmaterials Lithiumtitanat: Hier geht es tatsächlich um eine Anode. Da die Firma Altairnano allerdings ein Patent auf ihre Technologie und genauere Informationen unter Verschluss hält, ist Genaueres nicht zu erfahren. Soviel ist aber bekannt, dass die Anode - bei der Graphit durch Li-Titanat ersetzt wurde - dank der Nanostrukturierung eine extrem hohe Oberfläche besitzt, sodass die Ladungsträger viel besser andocken beziehungsweise die Anode verlassen können.
Erste Brustamputation
17.03.2009, Jörg Michael, Hannovererfahren habe, muss man dieses Datum offenbar noch um etliche Jahrzehnte nach vorne korrigieren.
So wurde die englische Schriftstellerin Fanny Burney bereits im Jahr 1811 auf diese Weise behandelt - und das ohne Betäubung.
Aber auch dies war nicht die weltweit erste Brustamputation wegen Brustkrebs.
"Unknown to the rest of the world" hat der japanische Chirurg Seishu Hanaoka bereits am 13. Oktober 1804 bei der 60-jährigen Kan Aiya die krebskranke Brust
entfernt - und hat dabei ein von ihm entwickeltes, auf einheimischen Pflanzen basierendes Narkosemittel benutzt.
Da Hanaoka die Anregung zur Brustamputation als Brustkrebsbehandlung aus Beschreibungen in "westlichen Büchern" bezogen hat und anschließend fast
zwanzig Jahre für die Entwicklung seines Narkosemittels gebraucht hat, könnte es sein, dass die allererste Brustamputation sogar noch ein paar Jahrzehnte früher stattgefunden hat.
Zuschreibung eigener Motive auf das Gegenüber
16.03.2009, Dipl.-Med. Andreas Thumulla, BomlitzEntgegen der Schlussfolgerung des Testberichts ist der Hund nicht neidisch. Wäre er es, dann würde er aggressiv gegenüber dem bevorzugten Hundekollegen reagieren. Dieser schaut aber gar nicht ängstlich. Der Beleidigte begreift offenbar, von wem er ungerecht behandelt wurde und ist abweisend gegenüber dem, der die Spielregeln verletzt. Das heißt, er agiert die Spannung nicht affektiv an dem Blitzableiter aus, weil er Angst vor dem Untersucher hat, sondern reagiert logisch auf dem Boden der Regel und präsentiert sich souverän gegenüber dem Regelverletzer. Das Gerechtigkeitsgefühl ist nachgewiesenermaßen genetisch-neurobiologisch präformiert.
Wer hier nicht versteht und destruktive Motive unterstellt (projiziert), das ist der Mensch.
Der gleiche Effekt ist gegenwärtig im Sozialsystem zu beobachten: Wer auf Ungerechtigkeiten hinweist, der wird des Neides bezichtigt. Angriff ist die beste Verteidigung des Argumentlosen. Eigene Aggression wird unter dem Vorwurf der Aggression versteckt.
Aber schon Konfuzius wusste: „Wenn sich die Worte verwirren, bleiben die richtigen Dinge unbenannt, die wichtigen Dinge ungetan und der Staat verdirbt.“
Ein Beispiel: Eine Bank kann einem Siebzigjährigen keinen Kredit über acht Jahre geben. Aber sie kann 1000 Siebzigjährigen einen Kredit über acht Jahre geben, wenn sie eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10 Jahren haben.
Das stimmt aber nur, wenn die 1000 nichts miteinander zu tun haben. Wenn sie aber alle in einem Altersheim leben und von derselben Grippewelle dahingerafft werden können, dann ist das Risiko nicht gestreut, sondern gebündelt.
Ebenso war die Risikostreuung der "Giftpapiere" CDO-Derivate keine Streuung, sondern eine Bündelung, denn die Risiken waren über den erhitzten Immobilienmarkt verbunden. Der Markt suchte ja zwecks "Streuung" des Risikos gerade nach hohen Risiken. Kunden mit niedrigen Risiken wurden überredet, ihr gedecktes Darlehen aufzustocken auf die Höhe des durch eben diese Risikosuche überbewerteten "Wertzuwachses" der Immobilie. Die überschüssigen "Nickelschips" sollten verkonsumiert werden. Als dann weniger neue Risiken (neue Hoffnungen) akquiriert werden konnten als sich manifestierten (platzten), da wurde der Kahn kopflastig.
Das war insgesamt ein Schneeballsystem, welches in Europa und den USA strafbewehrt verboten ist. Da es aber als "geniales Finanzprodukt" benannt wurde, wurden und werden die falschen Dinge getan. Neue Kredite (Hoffnungen) sollen nun das Kredit-(Vertrauens-)problem lösen. Das ist als ob die Suchtberatung Alkohol ausschenkt, damit ja niemand ins Entzugsdelir gerät (vor allem dem Bürgermeister und dem Sparkassenchef, denn die sind ja "systemrelevant"!).
Auch in Sozio- und Psychologie muss man eins und eins zusammenzählen können, denn da der Mensch auch Natur ist, unterliegt auch er letztlich Naturgesetzen.
Form der Menschentrauben
16.03.2009, Dr. Lothar Kiefer, Bietigheim-BissingenAussage über Vertrauenswürdigkeit einer Theorie
15.03.2009, Philipp Wehrli, Winterthur, SchweizAngenommen, ich habe 100 Steine zum Fenster hinausgeworfen und alle sind hinuntergefallen. Es gibt unendlich viele falsifizierbare Theorien, die mit dieser Beobachtung übereinstimmen, z. B.:
Theorie 1: Die ersten 100 Steine fallen hinunter, alle weiteren nicht.
Theorie 2: Die ersten 101 Steine fallen hinunter, alle weiteren nicht.
Theorie 3: Die ersten 102 Steine fallen hinunter, ...
Alle diese Theorien sind falsifizierbar. Alle haben sich gleich oft bewährt, wie die Behauptung, alle Steine fallen immer hinunter. Poppers Kriterium sagt uns nicht, welche Theorie die vertrauenswürdigste ist. Wäre Induktion nicht möglich, so hätten wir nicht den geringsten Grund zur Annahme, der nächste Stein falle auch hinunter.
Hume hat gezeigt, dass Induktion nie zur absoluten Sicherheit führen kann. Das bedeutet aber nicht, dass auch keine Wahrscheinlichkeitsabschätzungen über die Zukunft gemacht werden können. Denn Bayes hat gezeigt, dass dies sehr wohl möglich ist.
Fischerlatein
14.03.2009, Dr. Kurt Schütz, A2325 Himberg, Anton-Stidlgasse 3Glaubt er wirklich allen Ernstes, dass Hochseeangler aus den Gewässern um Florida Haie mit durchschnittlich 35 cm Länge aus dem Wasser holen?
Ein bisschen Nachdenken über das eigene Schrifttum kann doch wirklich nicht schaden!
M.f.G.
Dr. Kurt Schütz
Sehr geehrter Herr Schütz,
ich bin selbst kein Angler, deshalb habe ich auch keine Erfahrung mit Hochseeangeln. Ich muss mich also darauf verlassen, was die Wissenschaftler präsentieren - und das sind in diesem Fall offensichtlich von Anglern zur Schau gestellte Fische, deren Größe statistisch ausgewertet wurde.
Im Text wird zudem explizit darauf hingewiesen, dass die Durchschnittsgröße aller angelandeten Fische von etwas über zwei Metern auf nur noch 34 Zentimeter sank. Die Durchschnittsgröße der gefangenen Haie schrumpfte dagegen "nur" auf knapp unter einen Meter - sofern sie überhaupt noch gefangen werden: Sie sind vor Ort wegen der Überfischung mittlerweile sehr selten.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Lingenhöhl
Redaktion spektrumdirekt
Pekingmensch
12.03.2009, Ulrich Heemann, HannoverKritische Stimmen
11.03.2009, Genten, Aachenhttp://www.g-o.de/dossier-detail-386-9.html
deutlich negative Effekte. Ich werde also wegen dieses eher zufällig entdeckten Artikels lieber kein künstliches Vitamin D nehmen.
Evolutionsbiologischer Nutzen
11.03.2009, Dominique Boursillonim Bericht heißt es: "Religion muss einen verborgenen evolutionsbiologischen Nutzen haben". So verborgen scheint es mir nicht, auch sind Vertrauen und Trost (als Erklärungsversuch) etwas zu vage formuliert. Im Laufe der Evolution entwickelte der Mensch nicht nur eine steigende Intelligenz, sondern auch ein Ich-Bewusstsein. Demnach wussten bereits unsere entfernten Vorfahren, dass sie als Individuen sterblich waren, und Religiosität ist der evolutionäre Versuch der Natur, die Todesangst zu sublimieren. Vertrauen und Trost beziehen sich auf eine transzendentale Hoffnung: die Überwindung des irdischen, leiblichen Todes. Dies haben alle Religionen in irgendeiner Form gemeinsam.
Viele Grüße
Warum Poppers Kriterium sich selbst nicht genügt
08.03.2009, Rechtsreferendar Jochen Koch, LeinfeldenÜberprüfung an arabischen Tonsystemen
08.03.2009, Stephan Sandhaeger, GermeringDie Autoren selbst erwähnen jedoch auch komplexere Ton-Systeme wie etwa in der arabischen Musik. Es wäre interessant, anhand dieser tonalen Systeme die Obertontheorien des Wohlklangs zu überprüfen. Immerhin erscheinen Vierteltonabstände (der arabischen Maqamat) oder gar die Neunteltonintervalle der türkischen Tonleiter erst sehr weit oben in der Obertonreihe. Ist die Tatsache, daß arabische Musik stärker melodisch, aber weniger harmonisch ist, Ursache oder Folge des tonalen Systems? Und passt der vermutete Zusammenhang der Dur-/Mollterz mit sozialen Hierarchiesignalen auch zur türkischen Musik?
Sammelantwort der Autoren auf alle Zuschriften
Zunächst möchten wir allen Kommentatoren für ihre sorgfältige Lektüre des Artikels und die anregende Diskussion danken. In der Tat ist die Abbildung, die das Phänomen der Obertöne grundlegende erklären soll, durch den Vergleich zur bekannten Klaviatur etwas unpräzise, beispielsweise müsste F2 näher bei F3 liegen. In der heute üblichen wohltemperierten Stimmung allerdings werden die Unterschiede ein wenig nivelliert. Detlev Rosbach hat natürlich Recht damit, dass beispielsweise der 6. Oberton, vom Grundton aus gesehen, zwischen dem 33. und 34. Halbton liegen würde, mit C als Grundton also wäre das ein Ton zwischen A und Bb. Musikalisch bedeutet das übrigens, dass höhere Ordnung der Obertöne immer etwas Dissonanz erzeugen, was heute allgemein akzeptiert wird, in den Stimmungen des Mittelalters Bedeutung hatte.
Wie Theo Hartogh richtig moniert, wird das Deutschlandlied nicht immer in D-Dur gespielt, Haydn komponierte die Melodie ursprünglich in G-Dur. In der wohltemperierten Stimmung bedeutet die Wahl einer anderen Dur-Tonart lediglich ein Verschieben der Tonhöhe, der grundlegende Charakter – kraftvoll, hell, optimistisch – ändert sich dadurch nicht. Hartogh irrt, was den Beatles-Song »Yesterday« angeht: Die Tonfolge von »Why she had to go« ergibt einen Moll-Akkord in 2. Umkehrung auf (D, G, Bb), so erzielte Paul McCartney den beabsichtigen Eindruck von Verlorenheit und Trauer.
Dieser Moll-Charakter bleibt übrigens auch dann erhalten, wenn man die Passage mit Dur-Akkorden begleitet. Dennoch steht die Bedeutung des musikalischen Kontextes von Mehrklängen und Tonfolgen für deren Funktion innerhalb eines Stücks außer Frage. Der Clou unserer Arbeit ist aber gerade, dass wir einen biologischen „Mechanismis“ entdeckt haben, der einen Dur- oder Moll-Charakter auch dann zu erklären vermag, wenn Akkorde und Sequenzen für sich allein, also ohne Kontext erklingen. Und dieser Charakter entspricht der musikalischen Erfahrung.
Die Tonalität von Dreiklängen wird unseres Erachtens also primär von ihrer akustischen Struktur, nicht von der jeweiligen Kultur mit ihren Wahrnehmungsgewohnheiten bestimmt. Auch wenn seit der Renaissance meist mit Bezug zur Dur-Tonalität komponiert wurde, symmetrische, spannungsvolle Akkorde hingegen seltener Verwendung fanden, eignen sie sich unseres Erachtens besser als Referenz, um die emotionale Qualität von Mehrklängen modellhaft zu untersuchen.
Ein Blick auf nichtwestlichen Musikkulturen ändert daran übrigens nichts, mögen diesen 5-, 7- oder gar 22-tönige Skalen zugrunde liegen. Auch dort gibt es Tonfolgen mit implizit Dur- oder Moll-Charakter. Das gilt für traditionelle chinesische und japanische Stücke ebenso wie für nordindische Ragas. Die Wahrnehmung der Tongeschlechter ist also ein Kulturen übergreifende Phänomen und das spricht wohl ebenfalls für eine biologische Grundlage.
Evolution
08.03.2009, Dieter KrogmannDie von der Bush-Administration und deren Anhängern eingeleitete neue Weltanschauung, die die Evolutionstheorie bestreitet, soll die Menschheit dagegen in das geistige Mittelalter zurückführen.
Noch werden diese Bestrebungen von jedem aufgeklärten Menschen belächelt. Erschreckend ist aber, dass diese Bewegung bereits unsere Schulen erreicht hat. In unserer Gesellschaft eigentlich unvorstellbar, soweit wir uns noch als weltoffene Menschen betrachten.
Aber die Gilde der an der Globalisierung gewachsenen Vorstreiter dieser Verblödungstheorie sind auf dem Vormarsch. Eine Bestätigung dafür, dass sich leider die Masse der Menschen immer manipulieren lässt, man muss nur Lügen und Täuschungen oft genug wiederholen.
Aber eventuell wird der Weltbürger mit der Zeit ja kritischer.
Vorsicht bei der Biologisierung musikalischer Phänomene!
06.03.2009, Prof. Dr. Theo Hartogh, VechtaDas Deutschlandlied wird nicht nur in D-Dur, sondern auch in anderen Dur-Tonarten musiziert. Ein Blick in Liederbücher kann schnell davon überzeugen, dass die Nationalhymne auch in Es-Dur oder C-Dur erklingt; bei großen Sportveranstaltungen wird sie auf unterschiedlichen Tonhöhen angestimmt.
Der Song „Yesterday“ von den Beatles hat eine traurige Wirkung, steht jedoch nicht in Moll, sondern in Dur. Die im Beitrag angesprochene Passage „Why she had to go, I don´t know“ baut nicht auf einem Molldreiklang auf, denn in der Begleitung tauchen sowohl Dur- als auch Mollakkorde auf; die „Klage“ wird musikalisch vor allem durch das langsame Tempo und die Melodieführung (z.B. Seufzermelodik zu Beginn des Songs) ausgedrückt. Da sowohl Dur- als auch Mollakkorde vorkommen, können gerade am Beispiel dieses Songs die Harmonie-Thesen der Autoren widerlegt werden.
Zur Mehrstimmigkeit: Schon vor der Renaissancezeit wurden mehr als drei verschieden geführte Stimmen kunstvoll kombiniert. Die Analyse mehrstimmiger Werke spätgotischer Meister (z. B. G. de Machaut) zeigt, dass deren Musik noch fernab des kadenzierenden Dur-Moll-Systems komponiert wurde.
Man muss nicht bis nach Südindien reisen, um auf Tonsysteme zu stoßen, die in keiner Weise unserer Dur-Moll-Tonalität entsprechen – sie können als Gegenbeweis für universale biologisch begründete Harmoniegesetze angeführt werden. Zudem ist es müßig, einzelnen Akkorden eine bestimmte Wirkung zuzuschreiben, denn Musikwahrnehmung ist Gestaltwahrnehmung. Wir hören nicht eine Folge isoliert wirkender Einzeltöne und -harmonien, sondern Melodiegestalten und Akkordfolgen, die eine bestimmte Spannung auf- und abbauen, z. B. in der besagten Passage des Beatles-Songs. Das komplexe Zusammenwirken musikalischer Parameter wie Melodie, Rhythmus, Harmonie, Dynamik und Klangfarbe kann nicht aus einer Einzelbetrachtung erschlossen oder gar berechnet werden; es müssen immer alle Parameter in den Blick genommen werden, beim Song „Yesterday“ kommen z. B. der Sound und die Stimme Paul McCartneys hinzu, die maßgeblich zur spezifischen Wirkung des Songs beitragen.
Es bleibt in diesem Beitrag auch die Frage offen, mit welchen Probanden die Versuchsergebnisse zum Dur-, Mollerleben ermittelt wurden; waren es etwa Teilnehmer, die in abendländischer Musiktradition groß geworden sind? Dann können die Ergebnisse nicht als Beleg für eine kulturübergreifende Phylogenese der Dur-Moll-Harmonik angeführt werden.
Die am Schluss des Beitrags konstruierte Homologie zwischen Symmetriebrechungen der Akkorde, die genauen Frequenzunterschieden zugeordnet werden, und den Stimmäußerungen von Tieren und Menschen, die meistens gar nicht bestimmten musikalischen Tonhöhen entsprechen, ist überhaupt nicht nachvollziehbar und entbehrt jeder empirischen Basis.
Sammelantwort der Autoren auf alle Zuschriften
Zunächst möchten wir allen Kommentatoren für ihre sorgfältige Lektüre des Artikels und die anregende Diskussion danken. In der Tat ist die Abbildung, die das Phänomen der Obertöne grundlegende erklären soll, durch den Vergleich zur bekannten Klaviatur etwas unpräzise, beispielsweise müsste F2 näher bei F3 liegen. In der heute üblichen wohltemperierten Stimmung allerdings werden die Unterschiede ein wenig nivelliert. Detlev Rosbach hat natürlich Recht damit, dass beispielsweise der 6. Oberton, vom Grundton aus gesehen, zwischen dem 33. und 34. Halbton liegen würde, mit C als Grundton also wäre das ein Ton zwischen A und Bb. Musikalisch bedeutet das übrigens, dass höhere Ordnung der Obertöne immer etwas Dissonanz erzeugen, was heute allgemein akzeptiert wird, in den Stimmungen des Mittelalters Bedeutung hatte.
Wie Theo Hartogh richtig moniert, wird das Deutschlandlied nicht immer in D-Dur gespielt, Haydn komponierte die Melodie ursprünglich in G-Dur. In der wohltemperierten Stimmung bedeutet die Wahl einer anderen Dur-Tonart lediglich ein Verschieben der Tonhöhe, der grundlegende Charakter – kraftvoll, hell, optimistisch – ändert sich dadurch nicht. Hartogh irrt, was den Beatles-Song »Yesterday« angeht: Die Tonfolge von »Why she had to go« ergibt einen Moll-Akkord in 2. Umkehrung auf (D, G, Bb), so erzielte Paul McCartney den beabsichtigen Eindruck von Verlorenheit und Trauer.
Dieser Moll-Charakter bleibt übrigens auch dann erhalten, wenn man die Passage mit Dur-Akkorden begleitet. Dennoch steht die Bedeutung des musikalischen Kontextes von Mehrklängen und Tonfolgen für deren Funktion innerhalb eines Stücks außer Frage. Der Clou unserer Arbeit ist aber gerade, dass wir einen biologischen „Mechanismis“ entdeckt haben, der einen Dur- oder Moll-Charakter auch dann zu erklären vermag, wenn Akkorde und Sequenzen für sich allein, also ohne Kontext erklingen. Und dieser Charakter entspricht der musikalischen Erfahrung.
Die Tonalität von Dreiklängen wird unseres Erachtens also primär von ihrer akustischen Struktur, nicht von der jeweiligen Kultur mit ihren Wahrnehmungsgewohnheiten bestimmt. Auch wenn seit der Renaissance meist mit Bezug zur Dur-Tonalität komponiert wurde, symmetrische, spannungsvolle Akkorde hingegen seltener Verwendung fanden, eignen sie sich unseres Erachtens besser als Referenz, um die emotionale Qualität von Mehrklängen modellhaft zu untersuchen.
Ein Blick auf nichtwestlichen Musikkulturen ändert daran übrigens nichts, mögen diesen 5-, 7- oder gar 22-tönige Skalen zugrunde liegen. Auch dort gibt es Tonfolgen mit implizit Dur- oder Moll-Charakter. Das gilt für traditionelle chinesische und japanische Stücke ebenso wie für nordindische Ragas. Die Wahrnehmung der Tongeschlechter ist also ein Kulturen übergreifende Phänomen und das spricht wohl ebenfalls für eine biologische Grundlage.