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Kommentare - - Seite 15

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Sonderbar: Schwacher Sonnenflecken-Zyklus

    15.06.2017, Manfred Nehonsky, Michelbach/Österreich
    Ich erinnere mich noch gut an die Prognosen vor etwa 10 Jahren: Da wurde der stärkste Sonnenfleckenrythmus aller Zeiten prognostiziert, auch aufgrund diverser Beobachtungen. Hat alles nicht gestimmt, der Zyklus vorher war weit stärker. Solange man die Zusammenhänge nicht versteht sind derartige Prognosen Kaffesud lesen.
  • Automatisierung der Suche nach Supernovae

    11.06.2017, David M.
    Es wundert mich ein bisschen, dass in der Summe nicht der ganze Himmel überwacht wird und die Messungen automatisch ausgewertet werden. Auf diese Weise müsste man doch mit recht wenig Geld nahe oder sehr energiereiche interessante Ereignisse aufspüren können.
    Stellungnahme der Redaktion

    Der Gedanke von Herrn M. ist für Astronomen nicht neu. Für kleine Teile des Himmels gibt es derartige automatische Suchprogramme schon - und sie sind auch erfolgreich. Aber der ganze Himmel ist eben sehr groß, und damit verlangt seine komplette und zeitlich dichte Überwachung sehr viel Instrumentierung und sehr viel Geld. In einigen Jahren soll ein solches Überwachungsprojekt mit der Bezeichnung LSST (Large Synoptic Survey Telescope) in Chile in Betrieb gehen, das mit einem speziellen großen 7-Meter-Teleskop etwa drei Viertel des gesamten Himmels in wöchentlichem Rhythmus abfotografieren. Die Daten werden automatisch ausgewertet.

    Kleinere derartige Projekte gab und gibt es, wie gesagt, schon.

  • Braucht es weiterhin die Annahme von "Dunkler Materie" wenn immer wieder neue normale Materie entdeckt wird?

    06.06.2017, Andreas Zankl, Wiesent

    In den letzten Jahren fallen mir beim Lesen astrophysikalischer Artikel immer wieder zwei Dinge auf.
    1.) Die Wissenschaft scheint sich sehr sicher zu sein dass sich die Energie/Materie im Universum in einem groben Verhältnis von 5% Materie, 25% dunkler Materie und 70% dunkler Energie zusammensetzt.
    2.) Auf der anderen Seite wird die Menge bekannter normaler Materie fast jährlich dramatisch nach oben korrigiert. Beispiele hierfür wären:
    - Noch vor wenigen Jahren gab man die Anzahl Sonnen in unserer Milchstraße mit 100 Mrd. an. Mittlerweile lese ich in fast jeder Publikation Zahlen um die 200-400 Mrd.
    - In ihrem Heft 1/2017 schreiben sie auf Seite 10, dass nach neuen Hubble Deep Field Analysen die Anzahl der Galaxien auf 2 Billionen nach oben korrigiert werden musste, dies sei Faktor 10 zu den bisherigen Annahmen.
    - In Heft 12/2016 schreiben sie, dass man gerade dabei ist den Halo der Milchstrasse zu erforschen, dieser habe mehrere Millionen Lichtjahre Durchmesser. Auch bei noch so dünnem Gas muss bei einem solch gigantischen Volumen doch nennenswert Materie vorhanden sein.
    - Von bisher unbekannten Materieanteilen in Form bisher nicht gesehener Brauner Zwerge, erkalteter weißer Zwerge, unbekannter (weil inaktiver) schwarzer Löcher etc. ganz zu schweigen.

    Damit will ich Fragen:
    - Wie kann man sich bei einem Verhältnis von 1:5 von Materie zu dunkler Materie so sicher sein, wenn die Menge an bekannter Materie innerhalb weniger Jahre um Faktoren von 10 und mehr schwanken kann?
    - Oder ist nur das Verhältnis Dunkler zu normaler Materie bekannt, nicht aber deren absolute Größe? In dem Fall würde ich mich aber Fragen was mit den ganzen Berechnungen passiert, in denen eine grobe Abschätzung der Energie/Materiemenge des Universums von Nöten ist. Sind diese dann mit dem Entdecken neuer normaler Materie Schall und Rauch?
    - Braucht es überhaupt noch die Annahme einer dunklen Materie, oder kann diese durch das Auffinden neuer, normaler Materie abgeschafft werden? Könnten z.B. der neu entdeckte Halo und massenhaft inaktive Schwarze Löcher außerhalb der Milchstraße auch deren Rotationsgeschwindigkeit erklären (denn genau dafür hat man ja die dunkle Materie postuliert)?

    Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.
    Stellungnahme der Redaktion


    Das sind sehr viele Fragen auf einmal, aber gute und berechtigte Fragen. Die komplette Beantwortung würde einen Hauptartikel in Sterne und Weltraum füllen.

    Ich will versuchen, die wichtigsten Punkte sehr kurz darzustellen.

    Die Astronomen glauben aus vielerlei Gründen die Gesamtmengen an normaler und Dunkler Materie im Universum zu kennen, also auch das Verhältnis dieser beiden Mengen. Und sie sind sich vollkommen darüber im Klaren, dass die aus jenen Gründen erschlossene Gesamtmenge an normaler Materie (nämlich ca. vier Prozent der sogenannten kritischen Dichte, die dem Universum die beobachtete und auch aus diversen theoretischen Gründen erwartete flache Geometrie gibt), bisher zu rund neun Zehnteln nicht beobachtbar ist.

    Anders gesagt: Wir glauben zu wissen, dass es ca. 4 Prozent der kritischen Dichte an normaler Materie gibt, aber wir sehen bisher nur rund 0.4 Prozent. Die von Herrn Zankl diskutierten Neu-Entdeckungen füllen (hoffentlich) nach und nach die fehlenden dreieinhalb Prozent auf. Sie machen also die Forderung nach Dunkler Materie keineswegs unnötig.

    Zu den von Herrn Zankl genannten Beispielen ist zu sagen, dass die Braunen Zwerge und die vielen neu hinzukommenden Zwerggalaxien kaum einen Beitrag liefern. Die wesentlichen fehlenden Massen sind in den riesigen Halos der Galaxien und den noch riesigeren Räumen dazwischen zu vermuten.

    U.B.

  • Gravitationswellen als Dunkle Energie ?

    02.06.2017, Robert Neuner, Chemnitz
    Im Beitrag wird erklärt, dass eine komplette Sonnenmasse in Form von Energie die Raumzeit krümmt. Ist dies evtl. die sagenumwobene dunkle Energie, die nicht sichtbar ist. Wie viele solche Ereignisse gibt es im gesamten Universum? Wie viel unsichtbare Energie krümmt die Raumzeit und ist präsent ohne von uns wahrgenommen zu werden?
    Stellungnahme der Redaktion


    Die Gravitationswellen dieser Art koennen nicht die Dunkle Energie erklaeren oder ersetzen. Offenbar gibt es in dem von LIGO erreichbaren Teil des Universums rund ein solches Ereignis pro Jahr, und damit im ganzen Universum bis zur kosmischen Hintergrundstrahlung somit einige tausend pro Jahr. Damit bilden sie einen unglaublich kleinen Anteil der gesamten Energie im Universum, weniger als ein Milliardstel der normalen Materie (ca. 4 Prozent), von der der Dunklen Materie (ca. 26 Prozent) ganz zu schweigen.

    Zu der zweiten Frage: Die gesamte Dunkle Energie stellt ca. 70 Prozent des Energie-Inhalts des Universums dar.

    U.B.

  • Oder eine Dysonsphäre!

    29.05.2017, Jaque de Roek
    Das Restsignal im Infrarotbereich würde jedenfalls dazu passen! :D
  • Am Ende des Universums ?

    25.05.2017, Eckhardt Kiwitt, Freising
    Die Überschrift des Beitrags impliziert, dass das Universum an einem Punkt oder einer Sphäre "weit draußen" zu Ende sei. Damit sollte es dann aber auch ein "außerhalb des Universums" geben -- selbst wenn dort "Nichts" ist. Ob dies der Fall ist, wissen wir nicht.

    Es ist aufgrund der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts wohl so, dass wir von der Erde aus einen Teil des Universums überblicken können, eine Sphäre mit einem Radius von 13,798 Mrd. Lichtjahren, an deren Mittelpunkt wir uns natürlich immer befinden.
    Von jenseits dieser Sphäre erhalten wir keine Signale, was aber nicht bedeuten muss, dass dort nichts ist. Vielleicht geht es danach unendlich weiter -- auch wenn dies außerhalb unseres Vorstellungsvermögens liegen mag.

    Stellungnahme der Redaktion

    Herr Kiwitt sieht den Sachverhalt vollkommen richtig: Es ist der Rand des beobachtbaren Universums gemeint. Das ist dem Autor des zitierten Beitrags beim Scheiben auch bewusst gewesen; man sollte ihm die kleine künstlerische Freiheit und die schnoddrige Kürze des Titels ("Ende des Universums") nachsehen, denke ich.

    Ein bisschen klappern gehört auch in diesem Fall zum Handwerk, obwohl man dabei jedoch auch stets die Gratwanderung zwischen Seriosität und Unterhaltsamkeit im Auge behalten muss.

    Immerhin hat die kleine Ungenauigkeit Herrn Kiwitt diese schöne Gelegenheit zu seiner Klarstellung gegeben. Durch die Hinzufügung seines Leserbriefs erhält der Artikel einen zusätzlichen didaktischen Wert. Kleine Anmerkung dazu: Der angegebene Radius der beobachtbaren Sphäre des Universums ist heute ca. 43 (nicht knapp 14) Milliarden Lichtjahre und war damals als das Licht ausgesandt wurde, das uns heute nach 13,798 Mrd. Lichtjahren erreicht, nur grob eine halbe Million Lichtjahre groß. Aber das ist nur ein Detail in dem grundsätzlich wertvollen Diskussionsbeitrag.

    U. Bastian

  • Cassini lebt!

    27.04.2017, Tilmann Denk
    Nachtrag vom 27. April 2017, 8:56:34 Uhr MESZ: Die Funkverbindung zu Cassini kam wie geplant zustande. Cassini hat den ersten Durchflug zwischen Saturn und seinen Ringen überstanden! Die Datenübertragung beginnt.
  • Mehr oder weniger postfaktisch: FAKE NEWS von Ernst Peter Fischer

    24.04.2017, Karl Mistelberger, Erlangen
    Der Essay von Ernst Peter Fischer erregte schon beim ersten diagonalen Überfliegen mein Misstrauen, was mich dazu veranlasste seine Anmerkungen zu Millikan genau zu lesen. Tatsächlich stellt Fischer sehr sportliche Behauptungen auf:

    - "Als sich im frühen 20. Jahrhundert der Physiker Millikan an seine erwähnten Messungen machte, da war die Elementarladung der Materie zunächst nur ein Wunschkind seiner Fantasie."

    Während meines Studiums der Physik von 1969 - 1974 lernte ich, dass Thomson 1897 die von Stoney bereits 1874 aufgestellte Hypothese der Existenz von Elementarladungen bestätigte und 1906 dafür den Nobelpreis für Physik erhielt. Anlässlich des Essays von Fischer habe ich mich der Mühe unterzogen, die beiden Originalveröffentlichungen von Millikan durchzulesen und finde bestätigt was ich seinerzeit gelernt habe: Millikan geht es nicht darum, die Existenz von Elementarladungen nachzuweisen, sondern deren Größe möglichst präzise zu bestimmen.

    - "Um daraus etwas Faktisches zu machen, publizierte Millikan nicht sämtliche Messungen, die er unternommen hatte. Er veröffentlichte nur, was ihm gepasst und gefallen hat ..."

    Diese Behauptung stellt Fischer ohne weitere Belege für deren Richtigkeit in den Raum. Tatsächlich hat sich David Goodstein in "In Defense of Robert Andrews Millikan" sehr ausführlich mit dieser Frage beschäftigt und kommt zu dem Ergebnis, dass Millikan sehr gute Gründe für das Weglassen von Punkten hatte ("Of the remaining 75 or so, he chose 58 for publication. Millikan’s standards for acceptability were exacting").

    - "Hätte Millikan tatsächlich all seine Daten präsentiert, hätten die Fakten nicht so schnell erkennen lassen, dass es eine Elementarladung gibt."

    Mit dieser Behauptung bestätigt Fischer, was er mit seinen ersten beiden
    Behauptungen sagen möchte. Tatsächlich gibt es aber wegen der Faktenlage
    keinen vernünftigen Grund für diese beiden Behauptungen.
  • Zu M78 und NGC 2017

    12.04.2017, Wolfgang Quester, Esslingen
    das Bild gefällt mir sehr gut. Besonders interessant finde ich auch die gute Wiedergabe von McNeils Nebel. Dieser kometarische veränderliche Nebel, entdecktvon Jay Mc Neil, einem Astroamateur, leuchtet im Licht eines jungen Sterns bei dessen Ausbrüchen und ist demzufolge nicht immer sichtbar.

    Beste Grüße

    Wolfgang Quester
  • VLBI bei Millimeter Wellenlängen, wissenschaftliches Auswertezentrum in Bonn

    08.04.2017, Thomas Krichbaum
    Seit Mitte der 1980er Jahre wird die Erforschung Schwarzer Löcher am Max- Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn betrieben. Das MPIfR betreibt das Global Millimeter mm-VLBI Array (http://www.mpifr-bonn.mpg.de/div/vlbi/globalmm/) und ist seit den ersten 1mm VLBI Test am Event Horizon Teleskopes (EHT) beteiligt. Nach den durchgeführten VLBI Beobachtungen werden die Daten des EHT an den VLBI Korrelatoren des MIT in Boston und des MPIfR in Bonn ausgewertet. Die beiden Korrelatoren in Boston und in Bonn teilen sich dabei die Arbeitslast. Die Daten des GMVA werden z.Z. ausschliesslich in Bonn korreliert.
  • Ende der Cassini Mission

    07.04.2017, Gerd Winkler, Cottbus
    Guten Tag

    Vielen Dank für den großartigen Beitrag zum Ende der Cassini Mission. Schade, dass es zu Ende geht. Eine Frage bleibt: Wäre es nicht möglich gewesen, die Sonde so zu lenken, dass sie ein Teil des Ringsystems wird? Dann hätte sie noch so lange Daten und Fotos schicken können, wie die Nuklearbatterien Energie liefern.
    Stellungnahme der Redaktion

    Auch in diesem Falle wäre es nicht auszuschließen gewesen, dass die Sonde langfristig durch gravitative Bahnstörungen oder die Kollision mit einem anderen Ringkörper oder Meteoriten auf einen der möglicherweise belebten Saturnmonde gestürzt wäre und diesen hätte biologisch verschmutzen können.

    U.B.

  • Abdrängen durch Gravitation?

    05.04.2017, Gerd Hoffmann, Halle
    Vielleicht habe ich ja ein falsches Verständnis für Gravitation, aber wie können bitte Gasriesen Objekte "abdrängen"? Sie müssten sie doch eigentlich eher anziehen bei geringerer Distanz.
    Stellungnahme der Redaktion

    Ganz richtig, sie ziehen diese Objekte an. Aber solche Anziehung kann durchaus zum Abdrängen nach außen im Sonnensystem führen. Dieser Effekt tritt nicht nur natürlicherweise auf, sondern wird in der wissenschaftlichen Raumfahrt sogar technisch genutzt: Durch nahe Vorbeiflüge an Erde oder Venus werden Raumsonden nach "draußen" zu Jupiter, Saturn oder Pluto "gekickt", die sonst mit heutigen Raketen gar nicht erreichbar wären.
    U.B.

  • Offene Frage

    04.04.2017, Ulrich Heemann, Ronnenberg
    Die genannten Ergebnisse sind keine wirkliche Überraschung, sondern werden schon lange vermutet. Wenn hier aber wirklich der Prozess nun besser verstanden sein sollte, so muss er auch erklären, warum die der Sonne doch viel näher stehende Erde davon nicht in diesem Ausmaß betroffen ist - und viel mehr noch die heiße Venus. Nicht der Prozess scheint mir das wissenschaftliche Problem, sondern der Unterschied für die genannten Planeten.
    Stellungnahme der Redaktion

    Es sind mindestens zwei wichtige Unterschiede: Die wesentlich geringere Masse, und das fehlende Magnetfeld.

    U.B.

  • Runaway Freezer mit Kipp-Punkt

    02.04.2017, Stefan Thiesen, Selm
    Eine Bestätigung des schon lange (z.B. von Tobias Owen) angenommenen "Runaway Freezer" Effektes, bei dem am Ende die wärmenden Rückkopplungen zusammenbrechen. Auch in der Atmosphäre bei gemäßigten Temperaturen vorhandene Wasserdampf, das stärkste aller Treibhausgase, unterliegt der Photodossoziation, und abgespaltener Wasserstoff entweicht schon aufgrund der geringen Schwerkraft des Mars ins All. Mehrere Effekte greifen ineinander: Photodissoziation durch solare UV Strahlung spaltet Moleküle in leichtere Moleküle auf. Da der Mars kein schützendes Magnetfeld besitzt "bläst" der Sonnenwind die Atmosphäre nach und nach davon. Die Atmosphäre kühlt aus, und kälteres Gas kann weniger Wasserdampf halten. Regen, womöglich stark kohlensäurehaltig, geht auf dem Planeten nieder. Sauerstoff und CO2 werden in Gestein gebunden. Irgendwann ist ein Kipp-Punkt erreicht, an dem die Temperaturen immer weiter abnehmen, bis schließlich ein Zustand erreicht ist, an dem praktisch kein Wasserdampf mehr in der Atmosphäre vorhanden ist und alles Wasser und CO2 nur noch chemisch gebunden und als ewiges Eis vorliegen. Das ist der heutige Zustand. Der Erde droht das Gegenteil: das Runaway Greenhouse.
  • Kann man Apollo Landemodule/Autos mit dem Deep Sky Network "sehen"?

    01.04.2017, Peter Gärtner, Duisburg
    Im Beitrag "Ein Weltensplitter, der Asteroid 2017 BQ6" wird erwähnt, dass auf den mit der 70-Meter-Antenne des Deep Sky Networks gemachten Bildern des o.g. Asteroiden Details mit 3,8 Metern zu erkennen sind. Die Entfernung betrug die 6,6-fache Distanz Erde-Mond.
    Wäre es so nicht möglich, die Apollo-Landemodule bzw. -Autos von der Erde aus zu "sehen", zumal diese sich wegen ihrer metallenen Beschaffenheit mit Radar gut vom Mondboden unterscheiden lassen sollten?
    Stellungnahme der Redaktion

    Ich denke nein, würde mich aber von Experten auf dem Felde durchaus korrigieren lassen. Die hohe Auflösung der Radar"bilder" von erdnahen Kleinplaneten ist keine Winkelauflösung im Sinne eines üblichen Bildes. Bei diesen "Bildern" ist die senkrechte Koordinate die Laufzeit der Radarwelle von der Antenne zum Objekt und zurück. In dieser Richtung wird tatsächlich eine räumliche Auflösung von wenigen Metern erreicht - aber nicht in einer üblichen Bildebene quer zur Blickrichtung, sondern parallel zu der Blickrichtung des Beobachters. Und es gibt nur Information von der "Vorderseite" eines reflektierenden Objekts. Eine Kugel wäre also zum Beispiel nicht von einer langen in Blickrichtung stehenden (und vorne abgerundeten) Stange unterscheidbar, auch nicht von einer Halbkugel.

    Die waagrechte Koordinate ist in Wahrheit keine räumliche, sondern eine Geschwindigkeits-Koordinate. Sie repräsentiert die Frequenzverschiebung durch den Dopplereffekt. Sie lässt sich bei einem rotierenden Körper grob in eine räumliche Querkoordinate übersetzen (nämlich orthogonal zur Blickrichtung und zur Projektion der Rotationsachse auf die Himmelskugel). Aber wirklich nur grob!

    Wenn der Körper rasch genug rotiert, dann kann in dieser seltsamen Koordinate tatsächlich eine Auflösung erreicht werden, deren räumliches Äquivalent einigen Metern entspricht. Wenn er dagegen nicht rotiert, oder die Richtung der Rotationsachse nahe der Blickrichtung des Radarsystems liegt, dann gibt es überhaupt keine räumliche Auflösung. Dann entartet das Radar"bild" zu einem ausdehnungslosen senkrechten Strich.

    Nun aber zum Mond:

    Zwei Punkte sprechen dagegen, dass Apollo-Objekte auf dem Mond mit Radar zu erkennen wären. Erstens rotiert der Mond vom Radarsystem aus gesehen nicht - wegen seines gebundenen Umlaufs. Damit bleibt nur die Tiefenauflösung (senkrechte Achse der Radar"bilder") um überhaupt Einzelheiten unterscheiden zu können. Und hierbei kommt der zweite Punkt in's Spiel: Bei der selben Entfernung (Tiefenkoordinate), in der die wenige Quadratmeter großen Apollo-Objekte von der Radarantenne stehen, liegen stets auch viele, viele Quadratkilometer der Mondoberfläche. Das Signal von dem winzigen technischen Objekt geht einfach in der Reflexion des riesigen natürlichen Himmelskörpers unter. Die Fläche, die ein Radioteleskop von der Erde aus mit einem optimal gebündelten Strahl auf dem Mond "ausleuchtet", liegt bei Hunderttausenden von Quadratkilometern!

    Dieses Problem gibt es bei dem einsam im Weltraum schwebenden winzigen Asteroiden 2017 BQ6 selbstverständlich nicht.

    U. Bastian

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