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Zur Verleihung des Nobelpreises habe ich eine Frage: 1929 hat Hubble die Expansion des Weltalls entdeckt. Seine Formel lautet: v = H r, die ich bis jetzt immer folgendermaßen interpretiert habe: Je weiter die Galaxien weg sind (je größer r ist), desto größer ist auch ihre Radialgeschwindigkeit v. Also müsste sich doch schon direkt nach Hubbles Entdeckung das Problem der dunklen Energie gestellt haben.
Müsste also nicht Hubble schon längst den Nobelpreis für seine Formel erhalten haben? Oder gilt Hubbles Formel nur für einen eingeschränkten Bereich, den die drei frisch gekürten Nobelpreisträger jetzt auf das ganze Universum erweitert haben?
Stellungnahme der Redaktion
Viele - Experten wie auch Laien - finden zwar, dass Edwin Hubble einen Nobelpreis verdient gehabt hätte, aber seine Entdeckung war die der Expansion selbst, nicht ihrer Beschleunigung durch eine Dunkle Energie.
Seine Formel gilt nicht nur für einen eingeschränkten Bereich, und Herr Hammer hat sie im Grundsatz richtig interpretiert: Je weiter eine Galaxie weg ist, desto größer die Radialgeschwindigkeit. Aber Hubbles Formel gilt für den Fall, dass man verschiedene Galaxien zur gleichen Beobachtungszeit miteinander vergleicht. Sie sagt zunächst einmal nichts darüber aus, was herauskommt, wenn man die gleiche Galaxie zu verschiedenen Zeiten beobachtet.
Herr Hammer hat offenbar Hubbles Formel auch im letzteren Sinn verstanden. Das wäre dann allerdings nicht richtig. Hier ist es so, dass die Geschwindigkeit in einem "leeren" Universum (in dem gar keine wesentlichen Kräfte auf die Galaxien wirken) konstant wäre, in einem abgebremsten Universum (in dem die Gravitationskräfte alle anderen möglicherweise wirkenden Kräfte überwiegen) allmählich geringer würde, und in einem beschleunigten Universum (in dem eine andere - eine abstoßende! - Kraft gegenüber den Gravitationskräften überwiegt) allmählich zunähme.
Und dass der letzte der drei denkbaren Fälle der in der Natur realisierte ist, das ist die neue Entdeckung, für die es den Physik-Nobelpreis 2011 gab. Wenn man einen beliebigen Astronomen vor der Veröffentlichunng der preisgekrönten Supernova-Messungen gefragt hätte, was er für die wahrscheinlichste Variante hält, dann hätte man im allgemeinen das abgebremste Universum als Antwort erhalten.
Zusatzbemerkung für relativistisch Vorgebildete: Was in einem beschleunigten Universum mit zunehmendem Weltalter anwächst, das ist die Zeitableitung des Skalenparameters. Im lokalen Universum, wo die Begriffe Entfernung und Radialgeschwindigkeit noch einen wohldefinierten Sinn haben, ist diese Größe Äquivalent zur Radialgeschwindigkeit einer bestimmten Galaxie.
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Der Nobelpreis 2011, Edwin Hubble und die Dunkle Energie
26.10.2011, Hermann Hammer1929 hat Hubble die Expansion des Weltalls entdeckt. Seine Formel lautet: v = H r, die ich bis jetzt immer folgendermaßen interpretiert habe: Je
weiter die Galaxien weg sind (je größer r ist), desto größer ist auch ihre
Radialgeschwindigkeit v. Also müsste sich doch schon direkt nach Hubbles
Entdeckung das Problem der dunklen Energie gestellt haben.
Müsste also nicht Hubble schon längst den Nobelpreis für seine Formel
erhalten haben?
Oder gilt Hubbles Formel nur für einen eingeschränkten Bereich, den die
drei frisch gekürten Nobelpreisträger jetzt auf das ganze Universum
erweitert haben?
Viele - Experten wie auch Laien - finden zwar, dass Edwin Hubble einen Nobelpreis verdient gehabt
hätte, aber seine Entdeckung war die der Expansion selbst, nicht ihrer
Beschleunigung durch eine Dunkle Energie.
Seine Formel gilt nicht nur für einen eingeschränkten Bereich, und Herr Hammer
hat sie im Grundsatz richtig interpretiert: Je weiter eine Galaxie
weg ist, desto größer die Radialgeschwindigkeit. Aber Hubbles Formel gilt für
den Fall, dass man verschiedene Galaxien zur gleichen Beobachtungszeit
miteinander vergleicht. Sie sagt zunächst einmal nichts
darüber aus, was herauskommt, wenn man die gleiche Galaxie zu
verschiedenen Zeiten beobachtet.
Herr Hammer hat offenbar Hubbles Formel auch im letzteren
Sinn verstanden. Das wäre dann allerdings nicht richtig.
Hier ist es so, dass die Geschwindigkeit in einem "leeren" Universum (in
dem gar keine wesentlichen Kräfte auf die Galaxien wirken) konstant
wäre, in einem abgebremsten Universum (in dem die Gravitationskräfte
alle anderen möglicherweise wirkenden Kräfte überwiegen) allmählich geringer
würde, und in einem beschleunigten Universum (in dem eine andere -
eine abstoßende! - Kraft gegenüber den Gravitationskräften überwiegt)
allmählich zunähme.
Und dass der letzte der drei denkbaren Fälle der in der Natur
realisierte ist, das ist die neue Entdeckung, für die es den
Physik-Nobelpreis 2011 gab. Wenn man einen beliebigen Astronomen vor der
Veröffentlichunng der preisgekrönten Supernova-Messungen gefragt
hätte, was er für die wahrscheinlichste Variante hält, dann hätte
man im allgemeinen das abgebremste Universum als Antwort erhalten.
Zusatzbemerkung für relativistisch Vorgebildete: Was in einem beschleunigten Universum mit zunehmendem Weltalter anwächst, das ist die Zeitableitung des Skalenparameters. Im lokalen Universum, wo die Begriffe Entfernung und Radialgeschwindigkeit noch einen wohldefinierten Sinn haben, ist diese Größe Äquivalent zur Radialgeschwindigkeit einer bestimmten Galaxie.