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Kommentare - - Seite 1

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  • Nachweis von Gravitationswellen - und sie feiern zu Recht!

    16.04.2016, Thomas Rose, Bonn
    Wie allgemein bekannt, wurden kürzlich zum ersten Mal die von A. Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie hervorgesagten Gravitationswellen experimentell mit großem Aufwand eindeutig nachgewiesen (LIGO Detektor, USA). Diese herausragende technische Leistung (es handelte sich immerhin um die Vermessung von Schwingungen im Raum-Zeit-Gefüge in der Größenordnung eines H-Atoms, hervorgerufen durch kollidierende schwarze Löcher in einer Entfernung von 1.4 Mrd. Lichtjahren!) und deren Implikationen für die moderne astrophysikalische Forschung wird jedoch leider manchmal sogar von Physikern nicht angemessen gewürdigt. So geschehen im 'ESSAY: BEI LICHT BETRACHTET' der Mai-Ausgabe von Sterne und Weltraum mit dem Titel "Nun feiern sie wieder" von Herrn Erst Peter Fischer.
    In seinem Aufsatz erkennt Herr Fischer zwar die große technische Leistung des Gravitationswellen-Nachweises an, kommt aber dann zu dem Schluss, dass man dadurch eigentlich nicht mehr weis, als vorher und dass letztendlich dieser "Triumph der Wissenschaft" nur gefeiert wird, um die hohen Ausgaben für die Nachweisgeräte zu rechtfertigen. Herr Fischer führt als weiteres Beispiel die Detektion des Higgs-Bosons am LHC / Cern an, welches einige Jahrzehnte zuvor vorhergesagt wurde und daher der Nachweis des Higgs-Feldes seiner Meinung nach zu keinen neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen geführt habe.

    Dieser Sichtweise muss ich entschieden widersprechen (und wahrscheinlich auch die Mitglieder des Nobelpreiskomitees, die beide wissenschaftlichen Leistungen entsprechend gewürdigt haben). Selbstverständlich weis man in beiden Fällen jetzt mehr als vorher! In den Naturwissenschaften ist es essentiell notwendig, jegliche Vorhersagen von Theorien experimentell zu bestätigen. Hätte man z.B. das Higgs-Boson nicht gefunden, wäre dadurch ein wesentlicher Bestandteil des Standardmodells der Elementarteilchen als fehlerhaft oder unvollständig entlarvt worden. Sagt eine Theorie etwas voraus, was dann in der Realität nicht gefunden wird, ist diese Theorie damit praktisch falsifiziert. Die Naturwissenschaften - das sollte Herr Fischer als Wissenschaftler eigentlich verinnerlicht haben - gelangen ausschließlich über experimentelle Verifikation oder Falsifizierung zu belastbaren Aussagen und Theorien.
    Das mit dem Nachweis von Gravitationswellen nicht nur Albert Einsteins allgemeine Relativitätstheorie ein weiteres Mal bestätigt wurde, sondern mit dieser Technologie gleichzeitig der Weg für eine neue Art von 'Teleskop' bereitet wurde, wird leider in dem kritisierten Aufsatz mit keinem Wort erwähnt. Sämtliche Erkenntnisse über das Universum haben Astrophysiker bisher aus elektro-magnetischer Strahlung und Partikelstrahlung gewonnen. Nunmehr wird mit der Möglichkeit der Vermessung von Gravitationswellen ein neues Fenster zur Charakterisierung gewaltiger Massenkollisionen schwarzer Löcher und von Neutronensternen geöffnet, die man ohne Gravitationswellen nicht erkennen, geschweige denn vermessen könnte.
    Es handelt sich also hierbei nicht 'nur' um die wiederholte Bestätigung einer 100 jährigen Theorie (was den technischen Aufwand in Anbetracht der Bedeutung der allgemeinen Relativitätstheorie für die Physik bereits alleine schon rechtfertigen würde), sondern um die Schaffung einer neuen Art von Instrumentierung für die Astrophysik.

    Ja, Herr Fischer, sie feiern wieder und zwar völlig zu Recht!
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