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Kommentare - - Seite 1

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  • Frage zur aktuellen Auseinandersetzung um die Hubble-Konstante

    05.09.2024, Markus Müller-Berg
    SuW hat verschiedentlich Beiträge zur wissenschaftlichen Diskussion un den genauen Werte der Hubble-Konstante geliefert. Anlass zu einer Frage gab jetzt ein guter Artikel im der FAZ von gestern.
    Die Daten für die signifikant unterschiedlichen Werte für H0 (Entschuldigung, das Tiefstellen funktioniert leider nicht) stammen aus verschiedenen Zeiten der Entwicklung des Universums - zum einen aus dem Mikrowellenhintergrund, der meiner Erinnerung nach das frühere Universum einige Hunderttausend bis Millionen Jahre repräsentiert - zum anderen die Daten aus Cepheiden, Supernovae und kohlenstoffreichen Sternen, die nach meinem Empfinden eine spätere Phase des Universums eher im Bereich von Milliarden Jahren nach dem Urknall beschreiben.
    Kann die Diskrepanz der H0-Werte nicht einfach Ausdruck einer unterschiedlichen Ausdehnung durch abweichende physikalische Bedingungen zu den unterschiedlichen beobachteten Zeiten sein und damit keine "echte" Diskrepanz? Oder gibt es grundsätzliche Gründe, die eine solche "einfache" Lösung ausschließen?
    Vielleicht kann mir jemand mit besseren Kenntnissen der kosmologisch-physikalischen Hintergründe zu einem tieferen Verständnis des Problems verhelfen.
    Vielen Dank im Voraus.
    Stellungnahme der Redaktion

    Lieber Herr Müller-Berg,

    ich kenne den Artikel in der FAZ nicht, antworte Ihnen also nur zu Ihrer explizit gestellten Frage. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen! Die Diskrepanz beruht auf der Annahme, dass wir von den Verhältnissen 400 000 Jahre nach dem Urknall korrekt auf die Verhältnisse 10-14 Mrd Jahre nach dem Urknall hochrechnen können. Insbesondere dass wir a) die gesamte involvierte Physik gut genug verstehen, und b) dass sich die "Bedingungen" (das ist Ihr Wort, sehr schön!) in der Zwischenzeit nicht geändert haben. Zu diesen "Bedingungen" gehören saemtliche Naturkonstanten. Und diejenige unter ihnen, von der wir wahrlich nicht wissen, ob sie konstant ist, das ist die Dichte der Dunklen Energie.

    Genau diese ist es, die derzeit intensivst als die von Ihnen so genannte "einfache Lösung" diskutiert wird. Wie immer bei ungelösten Rätseln, so gibt es auch hier mehrere Lösungsmöglichkeiten, aber diese ist die bei Weitem prominenteste. Und es gibt derzeit keinen zwingenden Grund, der sie ausschließen würde.

    Aber: Dann wäre die Dunkle Energie eben nicht einfach die Kosmologische Konstante der Allgemeinen Relativitätstheorie, sondern wirklich ein physikalisches Medium, das dann auch noch andere physikalische Eigenschaften haben müsste. Anders gesagt: Die Entdeckung der beschleunigten Expansion des Universums hat einen Nobelpreis gebracht. Der mögliche Nachweis, dass diese Beschleunigung zeitlich veränderlich ist, wäre quasi automatisch der nächste Nobelpreis.

    Und dieser Nachweis würde auf der von Ihnen diskutierten Diskrepanz beruhen, sobald - ja sobald! - es mit größerer Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass sie auf einem Messfehler oder einer Fehlinterpretation der Verhältnisse "jetzt" oder "damals" beruht. Daran wird intensiv gearbeitet. Warten wir's ab!

    Ulrich Bastian

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