Tagebuch: Petaflop-Barriere durchbrochen
Wie heißt der schnellste Computer der Welt? Mit dieser Frage beschäftigt sich kurioserweise die Rechtsabteilung der Firma, die ihn hergestellt hat. Und in der supercomputing community hat man die Anwälte von IBM zu fürchten gelernt. Deswegen preisen am Mittwoch bei der feierlichen Eröffnung der diesjährigen Supercomputer-Tagung in Dresden alle Festredner die Maschine, die einen psychologisch wichtigen Rekord an Rechenleistung gebrochen hat, nennen ihren bei IBM ungeliebten Namen jedoch augenzwinkernd in deutlich hörbaren Gänsefüßchen: "Roadrunner".
Was der IT-Konzern gegen diese Bezeichnung haben könnte? Na ja: Der "Roadrunner" ist offensichtlich ein komischer Vogel. Er wird reichlich einen halben Meter lang, fliegt ungern, läuft dafür um so lieber, ausdauernd und mit guter Radfahrergeschwindigkeit, und frisst Insekten, Mäuse und Schlangen – was man in seiner trockenen Heimat eben so findet. Es handelt sich um den offiziellen Vogel ("state bird") des US-Bundesstaates New Mexico. Dort liegt auch Los Alamos, Sitz des gleichnamigen Nationallaboratoriums. Die haben den Rekordrechner bestellt und ihm den Namen gegeben, nicht die Herstellerfirma.
Keine Bange: An diesem Wort hat IBM nun überhaupt keine Rechte. "Peta" ist eine dieser offiziell definierten Vorsilben für Maßeinheiten, die man nicht kennt, weil man für so große Faktoren so selten Verwendung hat. "Peta" heißt 1015, "flops" steht für "floating point operations per second". Das heißt: Der so genannte Roadrunner vollführt in jeder Sekunde eine Billiarde Rechenoperationen, und das ist in der Tat eine ganze Menge.
Noch vor elf Jahren war der Billionen-("Teraflop"-)rechner, der ASCI Red von Intel, eine vielbeschriebene Sensation, desgleichen vor weiteren elf Jahren, 1986, der Vektorrrechner Cray 2, der damals die Gigaflop-Barriere durchstieß. In nur 22 Jahren hat sich die Leistung des jeweils weltschnellsten Rechners mal eben vermillionenfacht.
In der ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten neuen Liste der 500 leistungsfähigsten Computer der Welt steht der "Roadrunner" damit unangefochten an der Spitze. Die Nummer 2 bringt nur knapp die Hälfte dieser Leistung. Aber es bleibt alles in der Familie: Auf den ersten drei Plätzen befinden sich Geräte von IBM, die sämtlich dem amerikanischen Energieministerium gehören. Der schnellste Computer Europas steht im Forschungszentrum Jülich und ist – welch Wunder – von IBM. Die wiederum verbauen Prozessoren von Intel, und die liefern zusammen 75 Prozent der Gesamtleistung der Maschinen aus der Top500.
Der schnellste Computer Asiens steht überraschenderweise nicht in Japan, sondern ausgerechnet in Pune, besser bekannt unter dem Namen Poona (Indien). Da meditiert also jetzt auch ein ganz profanes Rechengerät, diesmal allerdings nicht von IBM, sondern von Hewlett-Packard, so schnell, dass es für Platz 8 auf der Top500 reicht.
Don Grice, der bei IBM das Projekt "Roadrunner" leitet, berichtet mit verständlichem Stolz, dass die Rekordmaschine drei Tage nach vollständiger Anlieferung in Los Alamos bereits betriebsbereit war. Nur drei Kabel waren zwischendurch kaputtgegangen und mussten ausgetauscht werden. Natürlich hat man zugesehen, dass man noch rechtzeitig zum Anmeldeschluss die 1026 Teraflops vorzuzeigen hatte. Dabei war das noch nicht ganz die Endausbaustufe; es werden also vielleicht noch1,2 Petaflops werden.
In der kurzfristig anberaumten Podiumsdiskussion aus Anlass des Rekords wird – bei allen Glückwünschen – deutlich, dass der Rekordhalter sich seiner Position nicht lange erfreuen wird. So wie es aussieht, wird das Nationallaboratorium in Oak Ridge (Tennessee) schon im Herbst dieses Jahres ein Konkurrenzgerät von Cray bekommen. Und die Japaner rüsten auch schon zum Gegenangriff: Den Ankündigungen von Satoshi Matsuoka vom Tokyo Institute of Technology ist zu entnehmen, dass man im Fernen Osten eine ähnlich heroische Tat plant wie vor sechs Jahren, als der "Earth Simulator" mit einer eigens dafür entwickelten Architektur Platz 1 auf der Liste eroberte und mehr als zweieinhalb Jahre lang hielt.
Was der IT-Konzern gegen diese Bezeichnung haben könnte? Na ja: Der "Roadrunner" ist offensichtlich ein komischer Vogel. Er wird reichlich einen halben Meter lang, fliegt ungern, läuft dafür um so lieber, ausdauernd und mit guter Radfahrergeschwindigkeit, und frisst Insekten, Mäuse und Schlangen – was man in seiner trockenen Heimat eben so findet. Es handelt sich um den offiziellen Vogel ("state bird") des US-Bundesstaates New Mexico. Dort liegt auch Los Alamos, Sitz des gleichnamigen Nationallaboratoriums. Die haben den Rekordrechner bestellt und ihm den Namen gegeben, nicht die Herstellerfirma.
Hans Meuer, ehemaliger Chef des Mannheimer Uni-Rechenzentrums und seit 1986 Veranstalter der jährlich stattfindenden International Supercomputing Conference, fragte vorsichtshalber seinen Anwalt, ob er denn das Gerät wenigstens als den "ersten Petaflops-Rechner der Welt" titulieren dürfe. Gegenfrage: Ob denn IBM die Verwendung der Bezeichnung "Petaflops" genehmigt habe?
Keine Bange: An diesem Wort hat IBM nun überhaupt keine Rechte. "Peta" ist eine dieser offiziell definierten Vorsilben für Maßeinheiten, die man nicht kennt, weil man für so große Faktoren so selten Verwendung hat. "Peta" heißt 1015, "flops" steht für "floating point operations per second". Das heißt: Der so genannte Roadrunner vollführt in jeder Sekunde eine Billiarde Rechenoperationen, und das ist in der Tat eine ganze Menge.
Noch vor elf Jahren war der Billionen-("Teraflop"-)rechner, der ASCI Red von Intel, eine vielbeschriebene Sensation, desgleichen vor weiteren elf Jahren, 1986, der Vektorrrechner Cray 2, der damals die Gigaflop-Barriere durchstieß. In nur 22 Jahren hat sich die Leistung des jeweils weltschnellsten Rechners mal eben vermillionenfacht.
In der ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten neuen Liste der 500 leistungsfähigsten Computer der Welt steht der "Roadrunner" damit unangefochten an der Spitze. Die Nummer 2 bringt nur knapp die Hälfte dieser Leistung. Aber es bleibt alles in der Familie: Auf den ersten drei Plätzen befinden sich Geräte von IBM, die sämtlich dem amerikanischen Energieministerium gehören. Der schnellste Computer Europas steht im Forschungszentrum Jülich und ist – welch Wunder – von IBM. Die wiederum verbauen Prozessoren von Intel, und die liefern zusammen 75 Prozent der Gesamtleistung der Maschinen aus der Top500.
Der schnellste Computer Asiens steht überraschenderweise nicht in Japan, sondern ausgerechnet in Pune, besser bekannt unter dem Namen Poona (Indien). Da meditiert also jetzt auch ein ganz profanes Rechengerät, diesmal allerdings nicht von IBM, sondern von Hewlett-Packard, so schnell, dass es für Platz 8 auf der Top500 reicht.
Don Grice, der bei IBM das Projekt "Roadrunner" leitet, berichtet mit verständlichem Stolz, dass die Rekordmaschine drei Tage nach vollständiger Anlieferung in Los Alamos bereits betriebsbereit war. Nur drei Kabel waren zwischendurch kaputtgegangen und mussten ausgetauscht werden. Natürlich hat man zugesehen, dass man noch rechtzeitig zum Anmeldeschluss die 1026 Teraflops vorzuzeigen hatte. Dabei war das noch nicht ganz die Endausbaustufe; es werden also vielleicht noch
In der kurzfristig anberaumten Podiumsdiskussion aus Anlass des Rekords wird – bei allen Glückwünschen – deutlich, dass der Rekordhalter sich seiner Position nicht lange erfreuen wird. So wie es aussieht, wird das Nationallaboratorium in Oak Ridge (Tennessee) schon im Herbst dieses Jahres ein Konkurrenzgerät von Cray bekommen. Und die Japaner rüsten auch schon zum Gegenangriff: Den Ankündigungen von Satoshi Matsuoka vom Tokyo Institute of Technology ist zu entnehmen, dass man im Fernen Osten eine ähnlich heroische Tat plant wie vor sechs Jahren, als der "Earth Simulator" mit einer eigens dafür entwickelten Architektur Platz 1 auf der Liste eroberte und mehr als zweieinhalb Jahre lang hielt.
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