Tagebuch: Trost-Demos für Europeana-Fans
Immerhin kann ich mir gerade ein paar Demo-Videos der "Europeana" ansehen. Darin gewährt uns die digitale Kulturbibliothek, die am 20. November unter dem Ansturm Tausender Interessierter und auch meiner eigenen bescheidenen Klicks zusammenbrach, mittlerweile einige tiefere Einblicke in ihr zukünftiges Aussehen. Europäische Kultur von Mozart bis Einstein wird ab Mitte Dezember nach "Google"- und "youtube"-Manier abrufbar sein.
Andererseits: Nur weil mittlerweile vieles in Sekundenschnelle im Browserfenster erscheint, tritt es dem Betrachter noch nicht nahe. Stefan Zweig, wenngleich einer der Väter des europäischen Gedankens, hätte die Europeana wohl mit gemischten Gefühlen betrachtet. Er reiste noch persönlich zu Auktionen, um endlich das ersehnte Stück Papier mit Goethes oder Beethovens Handschrift in Händen zu halten und zu studieren. Auch jene 15 Millionen Klicks pro Stunde, die die Europeana bei ihrer Premiere in die Knie zwangen, rührten sicher nicht ausschließlich von bedächtigen Bewunderern der Hochkultur. Mozart, Mona Lisa, Montesquieu – so mancher hat sich da schnell hin- und genauso schnell wieder weggeklickt.
Sobald aber die "Europeana" Mitte Dezember ihren Neustart wagt, werde ich Sie informieren und noch einmal mein Glück versuchen: Mir liegen die Manuskripte Stefan Zweigs und Beethovens am Herzen, aber auch die Originalbriefe, die zwischen Bohr und Heisenberg hin- und hergingen. Darin nämlich lässt sich die Debatte der beiden großen Physiker über die Quantenmechanik nachverfolgen – ein Privileg, das bezüglich der handschriftlichen Fassungen bislang nur wenigen vorbehalten ist, etwa der Universität Minneapolis in Minnesota, wo Mikrofilmaufnahmen jener berühmten Briefwechsel existieren. Wer sich nicht länger mit maschinengeschriebenen Briefversionen zufrieden geben will, kann sich möglicherweise Mitte Dezember über digitale Originale freuen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Vera Spillner
Die technische Ähnlichkeit mit populären Internetseiten ist möglicherweise eine fruchtbare Idee. Schon jetzt können Jugendliche auf www.youtube.com gleichermaßen Mainstream-Musikvideos ansehen wie auch Vorträgen des Evolutionswissenschaftlers Richard Dawkins oder des künftigen CERN-Direktors Rolf-Dieter Heuer lauschen. Und die Comics der Simpsons sind hier nur wenige Klicks von Yehudi Menuhin entfernt, der Beethovens Violinsonaten spielt. Wenn Popkultur und Wissenschaft, Klassik und Gegenwart so durchaus eine gemeinsame Plattform finden: Warum sollte sich dieses Konzept nicht auch für ein europäisches Archiv eignen, in dem zwei Millionen Objekte – digitalisierte Filme, Fotos, Gemälde, Gespräche, Karten, Manuskripte, Bücher, Zeitungen und Archivdokumente – zugänglich sein werden?
Andererseits: Nur weil mittlerweile vieles in Sekundenschnelle im Browserfenster erscheint, tritt es dem Betrachter noch nicht nahe. Stefan Zweig, wenngleich einer der Väter des europäischen Gedankens, hätte die Europeana wohl mit gemischten Gefühlen betrachtet. Er reiste noch persönlich zu Auktionen, um endlich das ersehnte Stück Papier mit Goethes oder Beethovens Handschrift in Händen zu halten und zu studieren. Auch jene 15 Millionen Klicks pro Stunde, die die Europeana bei ihrer Premiere in die Knie zwangen, rührten sicher nicht ausschließlich von bedächtigen Bewunderern der Hochkultur. Mozart, Mona Lisa, Montesquieu – so mancher hat sich da schnell hin- und genauso schnell wieder weggeklickt.
Sobald aber die "Europeana" Mitte Dezember ihren Neustart wagt, werde ich Sie informieren und noch einmal mein Glück versuchen: Mir liegen die Manuskripte Stefan Zweigs und Beethovens am Herzen, aber auch die Originalbriefe, die zwischen Bohr und Heisenberg hin- und hergingen. Darin nämlich lässt sich die Debatte der beiden großen Physiker über die Quantenmechanik nachverfolgen – ein Privileg, das bezüglich der handschriftlichen Fassungen bislang nur wenigen vorbehalten ist, etwa der Universität Minneapolis in Minnesota, wo Mikrofilmaufnahmen jener berühmten Briefwechsel existieren. Wer sich nicht länger mit maschinengeschriebenen Briefversionen zufrieden geben will, kann sich möglicherweise Mitte Dezember über digitale Originale freuen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Vera Spillner
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