Tagebuch: Wissenschaft slammt auf der Schülerakademie
Was ist ein Wissenschaftsslam? Es handelt sich um ein Experiment, das vor etwas mehr als einem Jahr in dieser Form erstmals in Darmstadt stattfand. Vorbild ist die mittlerweile eingeführte Veranstaltungsform "Poetry Slam" ("Dichterschlacht" oder "Dichterturnier").
Poetry Slam ist eine Bühne des gesprochenen Wortes. Jeder darf kommen und eigene Kurztexte verschiedenster Art der ganzen Bandbreite von Literatur bis Comedy vortragen – mit Zeitbegrenzung und Siegerwahl durch das Publikum. Dieses hat dabei volle Bewegungsfreiheit wie bei einem Popkonzert.
Wissenschaft mit Hefeweizen
Beim Wissenschaftsslam treten an die Stelle der literarischen Texte wissenschaftliche Kurzvorträge. Diese sollen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und interdisziplinär verständlich sein. Im Übrigen ist alles erlaubt, um das Publikum in den zehn zur Verfügung stehenden Minuten für sich zu gewinnen. So hatte beim zweiten der bisher von mir veranstalteten Wissenschaftsslams der Sieger seinen Vortrag über „Reisen und Tourismus im Mittelalter“ gewürzt, indem er ein zeitgenössisches Lied Oswald von Wolkensteins, das eine misslungene Italienreise thematisiert, einfach selbst vorsang. Beim ersten Mal gewann ein hervorragender Vortrag über die Psychologie von Stalkern, währenddessen der Vortragende immer mal einen Schluck aus seinem neben dem Beamer abgestellten Hefeweizenglas nahm. Entscheidend ist der atmosphärische Unterschied zu Konferenzen: Moderation, Örtlichkeit und Vorträge sollten für eine kommunikative, interaktive Atmosphäre sorgen. In der anschließenden, kurzen Fragerunde sollte sich jeder Zuhörer trauen, auf Augenhöhe mit dem Vortragenden zu diskutieren.
Hefeweizen war nicht erlaubt beim Wissenschaftsslam auf der Schülerakademie in Hilden, und es zeigte sich: Das ist für den atmosphärischen Unterschied auch nicht nötig. Die Zuhörer konnten sich über die gelungene Moderation durch den Philosophen Jan Gertken und über mehrere gute, fundierte und verständliche Vorträge freuen, sich beispielsweise ein Bild von Nietzsche machen oder über die Frühzeit des Computer-Hackens. Die Akademieteilnehmerin Ruth Reusch machte sich während der Vorträge emsig Notizen und sprang kurz vor Schluss nur mit diesen bewaffnet selbst auf die Bühne. Es folgte ein flüssiger Vortrag über den „Clean Development Mechanism“, der auf einer Schulfacharbeit beruhte und den sie aus dem Gedächtnis rekonstruiert hatte – und mit dem sie um Haaresbreite sogar gewonnen hätte.
Entmystifizierung des Routenplaners
Mit wenigen Stimmen Vorsprung gewann schließlich Ludwig Schmidt mit seinem Vortrag über Routenplanung. Der Teilnehmer des Informatikkurses schaffte es, die Problematik verschiedener Algorithmen zur Suche des kürzesten Weges verblüffend verständlich darzustellen, und wurde mit dem ersten Preis belohnt: ein Jahresabonnement für „Spektrum der Wissenschaft“. Man war sich allgemein einig, dass dieses Format das Potenzial hätte, in studentischer Organisation frischen Wind in die interdisziplinäre Kommunikation an den Universitäten zu bringen, verständliches Vortragen im sportlichen Wettstreit zu schulen – und Talente für die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Öffentlichkeit aufzuspüren.
Alex Deppert
Poetry Slam ist eine Bühne des gesprochenen Wortes. Jeder darf kommen und eigene Kurztexte verschiedenster Art der ganzen Bandbreite von Literatur bis Comedy vortragen – mit Zeitbegrenzung und Siegerwahl durch das Publikum. Dieses hat dabei volle Bewegungsfreiheit wie bei einem Popkonzert.
Wissenschaft mit Hefeweizen
Beim Wissenschaftsslam treten an die Stelle der literarischen Texte wissenschaftliche Kurzvorträge. Diese sollen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und interdisziplinär verständlich sein. Im Übrigen ist alles erlaubt, um das Publikum in den zehn zur Verfügung stehenden Minuten für sich zu gewinnen. So hatte beim zweiten der bisher von mir veranstalteten Wissenschaftsslams der Sieger seinen Vortrag über „Reisen und Tourismus im Mittelalter“ gewürzt, indem er ein zeitgenössisches Lied Oswald von Wolkensteins, das eine misslungene Italienreise thematisiert, einfach selbst vorsang. Beim ersten Mal gewann ein hervorragender Vortrag über die Psychologie von Stalkern, währenddessen der Vortragende immer mal einen Schluck aus seinem neben dem Beamer abgestellten Hefeweizenglas nahm. Entscheidend ist der atmosphärische Unterschied zu Konferenzen: Moderation, Örtlichkeit und Vorträge sollten für eine kommunikative, interaktive Atmosphäre sorgen. In der anschließenden, kurzen Fragerunde sollte sich jeder Zuhörer trauen, auf Augenhöhe mit dem Vortragenden zu diskutieren.
Hefeweizen war nicht erlaubt beim Wissenschaftsslam auf der Schülerakademie in Hilden, und es zeigte sich: Das ist für den atmosphärischen Unterschied auch nicht nötig. Die Zuhörer konnten sich über die gelungene Moderation durch den Philosophen Jan Gertken und über mehrere gute, fundierte und verständliche Vorträge freuen, sich beispielsweise ein Bild von Nietzsche machen oder über die Frühzeit des Computer-Hackens. Die Akademieteilnehmerin Ruth Reusch machte sich während der Vorträge emsig Notizen und sprang kurz vor Schluss nur mit diesen bewaffnet selbst auf die Bühne. Es folgte ein flüssiger Vortrag über den „Clean Development Mechanism“, der auf einer Schulfacharbeit beruhte und den sie aus dem Gedächtnis rekonstruiert hatte – und mit dem sie um Haaresbreite sogar gewonnen hätte.
Entmystifizierung des Routenplaners
Mit wenigen Stimmen Vorsprung gewann schließlich Ludwig Schmidt mit seinem Vortrag über Routenplanung. Der Teilnehmer des Informatikkurses schaffte es, die Problematik verschiedener Algorithmen zur Suche des kürzesten Weges verblüffend verständlich darzustellen, und wurde mit dem ersten Preis belohnt: ein Jahresabonnement für „Spektrum der Wissenschaft“. Man war sich allgemein einig, dass dieses Format das Potenzial hätte, in studentischer Organisation frischen Wind in die interdisziplinäre Kommunikation an den Universitäten zu bringen, verständliches Vortragen im sportlichen Wettstreit zu schulen – und Talente für die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Öffentlichkeit aufzuspüren.
Alex Deppert
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