Tagebuch: Zankäpfel und Hungersnot
Die Journalisten waren an den grünen Überziehern aus Plastik leicht zu erkennen. Schließlich wollten die Mitarbeiter der BASF Schuhe und Hosenbeine ihrer Gäste nicht gefährden, während sie mit ihnen über die Versuchsäcker in Dannstadt bei Ludwigshafen stiefelten. Dort fand gerade ein öffentlicher Field Day statt und der Konzern nutzte die Möglichkeit, um auch die Teilnehmer seines Presse-Informationstags Sustainable Agriculture ein wenig Landluft schnuppern zu lassen. So streiften sie also zwischen den übrigen Besuchern (ohne grüne Überzieher) und BASF-Mitarbeitern (mit bunten Gummistiefeln wesentlich besser ausgerüstet) durch die Reihen von Karotten, Salatköpfen und Zwiebeln, an denen verschiedene Mittel und Methoden gegen Schädlingsbefall demonstriert wurden.
Umweltsünde Bioapfel?
Ein Mitglied des Agro-Management-Teams verglich die Öko-Bilanz von Äpfeln aus biologischer und konventioneller Landwirtschaft – und die fiele beim Bio-Apfel etwas schlechter aus. Schließlich werde hier mehr Anbaufläche benötigt, die Erntemaschinen müssten somit mehr fahren und stießen ergo mehr CO2 aus. Solch ein Ergebnis sei natürlich wenig überraschend für einen Konzern, der an Pflanzenschutz und Gentechnik forsche, meldeten sich kritische Stimmen aus dem Publikum. Die BASF-Mitarbeiter ruderten zwar sofort zurück und beteuerten, sie hätten gar nichts gegen einen guten Bioapfel. An ihrer Studie hielten sie natürlich dennoch fest.
Die eingeladenen Wissenschaftler und Vertreter der Landwirte stiegen dagegen gleich bei den ganz großen Themen ein. Nur mit Gentechnik ließe sich genug Nahrung für eine wachsende Weltbevölkerung produzieren, betonte Harald Witzke von der Berliner Humboldt-Universität. Dann müssten in Entwicklungsländern auch nicht länger Wälder für mehr Farmland niedergebrannt werden, für den Klimaschutz wäre also ebenfalls etwas getan. Ein Punkt fehlte leider in dieser Kette: die Globalisierung. Die BASF rühmte sich, öffentliche Institute in Afrika an den neu entwickelten Trockentoleranzgenen des Konzerns forschen zu lassen, ohne dafür Gebühren zu verlangen. Bei wem die Rechte und Patente für die fertigen Produkte bleiben werden, ist damit allerdings nicht gesagt.
So unbedenklich erscheint der genveränderte Mais des BASF-Partners Monsanto gerade den Deutschen aber nicht. Obwohl die EU den Anbau von MON810 seit 1998 erlaubt, wurde er im April dieses Jahres von der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, wieder gestoppt. Ähnliche Verbote hatten zuvor schon Österreich, Ungarn, Griechenland, Frankreich und Luxemburg ausgesprochen. Zudem ist der Bt-Mais zurzeit die einzige genveränderte Pflanze, die überhaupt in Europa angebaut werden kann. Die BASF-Genkartoffel Amflora hingegen, die im Gegensatz zum Mais nicht als Lebensmittel, sondern ausschließlich als Stärkelieferant für die Papierindustrie entwickelt wurde, steckt seit zwölf Jahren im Zulassungsverfahren fest.
Druck statt Vertrauen
Bisher konnte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit zwar weder beim Bt-Mais noch bei der Amflora-Kartoffel Risiken feststellen. Die Ängste vor langfristigen Auswirkungen auf Insekten und andere Pflanzen sind dennoch groß. Laut Agrarlobbyistin Caroline Drummond seien daran die Brüsseler Debatten schuld, die sich stets nur um einzelne Aspekte des komplexen Themas Nahrungsmittelproduktion drehten, den weltweiten Hunger als Hauptproblem hingegen bestehen ließen.
Die Experten gaben sich große Mühe, Widersprüche zwischen biologischer Landwirtschaft und neuer Technologie aufzuheben, und ihre Argumente haben durchaus Gewicht. Ein satter Mensch, so drückte es etwa Avery aus, hat viele Probleme, ein hungriger Mensch nur eines. Allerdings bauen Wissenschaftler und Konzerne mehr Druck als Vertrauen auf – die Kluft zwischen ihnen und der Öffentlichkeit wird sich so nur langsam schließen.
Dabei waren es keinesfalls die neuen Waffen der Gentechnik, die auf den Feldern zum Einsatz kamen. Stattdessen setzte die BASF während der Veranstaltung auffallend häufig auf die Demonstration von Natürlichkeit, stellte etwa die Kombination von biologischen und chemischen Fungiziden als optimale Lösung heraus oder das verbesserte Farm-Management in Ländern wie Brasilien und Indien. Was der Konzern allerdings wirklich unter Nachhaltigkeit versteht und was nicht, sah dann etwas anders aus.
Umweltsünde Bioapfel?
Ein Mitglied des Agro-Management-Teams verglich die Öko-Bilanz von Äpfeln aus biologischer und konventioneller Landwirtschaft – und die fiele beim Bio-Apfel etwas schlechter aus. Schließlich werde hier mehr Anbaufläche benötigt, die Erntemaschinen müssten somit mehr fahren und stießen ergo mehr CO2 aus. Solch ein Ergebnis sei natürlich wenig überraschend für einen Konzern, der an Pflanzenschutz und Gentechnik forsche, meldeten sich kritische Stimmen aus dem Publikum. Die BASF-Mitarbeiter ruderten zwar sofort zurück und beteuerten, sie hätten gar nichts gegen einen guten Bioapfel. An ihrer Studie hielten sie natürlich dennoch fest.
Die eingeladenen Wissenschaftler und Vertreter der Landwirte stiegen dagegen gleich bei den ganz großen Themen ein. Nur mit Gentechnik ließe sich genug Nahrung für eine wachsende Weltbevölkerung produzieren, betonte Harald Witzke von der Berliner Humboldt-Universität. Dann müssten in Entwicklungsländern auch nicht länger Wälder für mehr Farmland niedergebrannt werden, für den Klimaschutz wäre also ebenfalls etwas getan. Ein Punkt fehlte leider in dieser Kette: die Globalisierung. Die BASF rühmte sich, öffentliche Institute in Afrika an den neu entwickelten Trockentoleranzgenen des Konzerns forschen zu lassen, ohne dafür Gebühren zu verlangen. Bei wem die Rechte und Patente für die fertigen Produkte bleiben werden, ist damit allerdings nicht gesagt.
Und wie steht es mit der Vereinbarkeit von Umweltbewusstsein und Gentechnik? Da werde sowieso viel zu stark polarisiert, meinten der Amerikaner Alex Avery vom Hudson Institute’s Center for Global Food Issues und Caroline Drummond von der britischen Organisation Linking Environment and Farming (LEAF). Als positives Beispiel zog Avery den Bt-Mais heran: Die Pflanze produziert selbst ein Gift, das Schädlinge abtötet. Forscher haben dazu ein Gen eingeschleust, das in der Natur bereits vorkommt und zwar im Bakterium Bacillus thuringiensis.
So unbedenklich erscheint der genveränderte Mais des BASF-Partners Monsanto gerade den Deutschen aber nicht. Obwohl die EU den Anbau von MON810 seit 1998 erlaubt, wurde er im April dieses Jahres von der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, wieder gestoppt. Ähnliche Verbote hatten zuvor schon Österreich, Ungarn, Griechenland, Frankreich und Luxemburg ausgesprochen. Zudem ist der Bt-Mais zurzeit die einzige genveränderte Pflanze, die überhaupt in Europa angebaut werden kann. Die BASF-Genkartoffel Amflora hingegen, die im Gegensatz zum Mais nicht als Lebensmittel, sondern ausschließlich als Stärkelieferant für die Papierindustrie entwickelt wurde, steckt seit zwölf Jahren im Zulassungsverfahren fest.
Druck statt Vertrauen
Bisher konnte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit zwar weder beim Bt-Mais noch bei der Amflora-Kartoffel Risiken feststellen. Die Ängste vor langfristigen Auswirkungen auf Insekten und andere Pflanzen sind dennoch groß. Laut Agrarlobbyistin Caroline Drummond seien daran die Brüsseler Debatten schuld, die sich stets nur um einzelne Aspekte des komplexen Themas Nahrungsmittelproduktion drehten, den weltweiten Hunger als Hauptproblem hingegen bestehen ließen.
Die Experten gaben sich große Mühe, Widersprüche zwischen biologischer Landwirtschaft und neuer Technologie aufzuheben, und ihre Argumente haben durchaus Gewicht. Ein satter Mensch, so drückte es etwa Avery aus, hat viele Probleme, ein hungriger Mensch nur eines. Allerdings bauen Wissenschaftler und Konzerne mehr Druck als Vertrauen auf – die Kluft zwischen ihnen und der Öffentlichkeit wird sich so nur langsam schließen.
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