Und jetzt zum Wetter: Der März macht, was er will
Das Wetter: Der Absturz naht
Wie letzte Woche stellt sich pünktlich zum Wochenende wieder die Wetterlage über Mitteleuropa um. Unser wetterbestimmendes Hoch mit Kern über Mitteleuropa, das uns lupenreinen Sonnenschein und wirklich frühlingshafte Temperaturen beschert hat, schwächelt. Stattdessen wird die Bahn frei für feuchtkalte Luftmassen aus Nordwesten, die es nach Deutschland treibt. Der wunderbare Vorfrühling wird damit gnadenlos beendet: Er brachte vielerorts neue Rekordtemperaturen für Anfang März (seit Beginn der Aufzeichnungen) – etwa in Soest, wo es mit 24,4 Grad Celsius wärmer als in Teilen Spaniens war. Gleichzeitig verschärfte sich aber auch regional die Waldbrandgefahr. In Ostdeutschland war bereits der Februar sehr trocken; stellenweise fiel weniger als ein Drittel des üblichen Niederschlags. Im März regnete oder schneite es ebenfalls kaum, was der Vegetation langsam Schwierigkeiten bereitet. Doch das ändert sich ab Samstag, die erhoffte dauerhafte Umstellung der eingefahrenen Zirkulation des letzten Winters war also doch nicht von Dauer.
Die Ursache: Hoch und Tief zeigen uns die kalte Schulter
Das Azorenhoch zieht sich wieder auf den Atlantik zurück, zugleich nistet sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet über Skandinavien ein. Beide Systeme nehmen uns dann quasi in die Zange: Das Hoch dreht sich im, das Tief gegen den Uhrzeigersinn – und so führen sie direkt frische Luftmassen aus dem Nordwestatlantik nach Mitteleuropa. Angesichts der starken Luftdruckunterschiede und des großen Temperaturgefälles geschieht dies teilweise recht stürmisch. Diese Wetterkonstellation unterscheidet sich auch markant von den meisten Druckverteilungen im Winter, denn nun liegen wir direkt am Südrand des Tiefs. Seine Auswirkungen treffen uns also voll, und wir werden nicht nur am Rande touchiert, wie dies während der letzten Monate oft der Fall war, als uns die Tiefausläufer nur streiften und milde Luft aus Südwest mitbrachten.
Die Folgen: Aprilwetter im März
Eines ist klar: Das Wetter wird in den meisten Teilen Deutschlands ab dem Wochenende deutlich ungemütlicher. Von Nordwesten her frischt der Wind auf und erreicht teilweise Sturmstärke in Böen. Dazu peitscht immer wieder Regen über das Land, in der Nacht von Samstag auf Sonntag kann er auch in Schneeregen oder Schnee in höheren Lagen übergehen. Im Laufe des Samstags erreicht die Wetterfront die Alpen, während es im Nordwesten bereits wieder auflockert und nur noch einzelne Schauer fallen. Dazwischen kommt immer wieder die Sonne heraus. Die Temperaturen stürzen auf allenfalls 5 bis 10 Grad Celsius an, nachts kann es örtlich Frost geben. Der Südwesten scheint dabei etwas glimpflicher davonzukommen, da er im Einflussbereich des Hochs bleibt, so dass dort weiterhin die Sonne strahlen könnte – allerdings ebenfalls bei gedämpften Temperaturen. Am schlechtesten sieht es dauerhaft für den Nordosten aus.
Die Aussichten: Ein Wintereinbruch bleibt uns dennoch erspart
Die gute Nachricht zuerst: Außer in den Hochlagen der ostdeutschen Mittelgebirge und in den Alpen droht am Wochenende nirgendwo eine Schneedecke. Und auch die Temperaturen stürzen nicht komplett in den Keller – ein Märzwinter wie im letzten Jahr ist weiterhin nicht in Sicht und kann mangels eines nahen Kaltluftpools ausgeschlossen werden. Eine neue Frühlingsperiode ist allerdings ebensowenig in Reichweite, denn "unser" Hoch bleibt vorerst auf dem Atlantik. Dort beult es sich zwar ein bisschen nach Norden aus, aber nicht stark genug: An seiner Ostseite rutschen also weiterhin Tiefs nach Mitteleuropa ab und bringen uns permanent wechselndes Wetter und schwankende Temperaturen. Bis mindestens zum 23. März scheint sich daran nichts zu ändern.
Das amerikanische und das europäische Wettermodell unterscheiden sich allerdings in den Details: Während in der US-Variante durchaus am Mittwoch auch wieder plus 16 Grad Celsius möglich sind (bevor es am Donnerstag wieder kühler wird), tendiert die hiesige Simulation zu gleichbleibend mäßigen Werten. Den steten Wechsel aus Regen, Graupel, Sonne und wieder Regen prognostizieren beide. Für diese Jahreszeit sind die Wetterverhältnisse sehr typisch, denn langsam verschärfen sich die Temperaturgegensätze zwischen Land und Meer wieder. Der Sonnenstand erhöht sich kontinuierlich, die Kontinente erwärmen sich, und das bringt die Luft in Bewegung – entsprechend schnell verändert sich das Wetter.
Verglichen mit Nordamerika dürfen wir uns ohnehin glücklich schätzen. Letzte Woche brachen dort viele Wetterstationen ebenfalls Rekorde – allerdings im Minusbereich. Auf bis zu minus 30 Grad Celsius stürzten dort die Temperaturen. Diese Woche gab der Frühling ein kurzes Intermezzo, doch erneut droht ein Kaltlufteinbruch mit strengem Frost und Schnee. Die Großen Seen sind mittlerweile mit einer Eisbedeckung von mehr als 92 Prozent fast vollständig zugefroren. Schuld daran ist ein kräftiger Kaltluftpool mit Kern über Ostkanada, aus dem immer wieder arktische Luftmassen nach Süden ausfließen. Er erscheint so stabil, dass der Winter den Befürchtungen der Meteorologen wohl noch länger zu Gast im Nordosten der USA bleibt.
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