Und jetzt zum Wetter: Ein Gruß aus der Sahara
Das Wetter: Die Luft beginnt zu brodeln
Schweißtreibende Temperaturen erfreuen im Moment die Menschen im Land, sofern sie etwas für Hitze übrig haben. Nach der unterkühlten ersten Maihälfte fällt der Monat in das andere Extrem. Dabei hatte Deutschland wie so oft in den vergangenen Monaten Glück, denn wir wurden von witterungsbedingten Katastrophen erneut verschont. Das kräftige Tief über dem Balkan – das dort eine "Jahrhundertflut" auslöste, Landminen freispülte und Dutzenden Menschen das Leben kostete – streifte den Südosten und Osten der Republik nur und brachte ausschließlich harmlose Regenfälle.
Ab morgen drohen jedoch auch hierzulande heftige Gewitter mit Unwetterpotenzial, die die Temperaturen wieder auf normales Maimaß stutzen. Eine verfrühte Schafskälte
Die Ursache: Ein Tief rückt uns auf die Pelle
Momentan liegen wir am westlichen Rand eines Hochdruckgebietes mit Zentrum über Russland und gleichzeitig ist der östliche Rand eines kräftigen Tiefs über Westeuropa nicht fern. Zusammen zapfen sie heiße Luftmassen aus dem Mittelmeerraum an und führen sie nach Mitteleuropa. Im Grenzbereich sind die Druckgebilde nicht ungestört, weshalb sich bereits ab Mittwoch Hitzegewitter über dem Bergland bilden konnten.
Dieses Tief verlagert in den kommenden Tagen seinen Schwerpunkt nach Osten. An seiner Front kommt es durch die Temperaturunterschiede zu heftiger Konvektion: Feuchtwarme Luftmassen schießen in die Höhe, bilden Gewitterwolken und toben sich letztlich mit Blitz, Donner, Starkregen und eventuell Hagel sowie Sturmböen aus. Diese Gewitterzellen ziehen nur langsam, weshalb regional viel Niederschlag zusammenkommen kann. Zum Wochenende beruhigt sich das Wetter etwas, es bleibt jedoch weiterhin gewittrig.
Die Folgen: Unwetterschäden drohen
Es muss nicht gleich so wild kommen wie letzte Woche über Niederkrüchten-Elmpt, wo sich ein kleiner Tornado ausgetobt hat. Aber die großen Temperaturunterschiede zwischen dem nahenden Tief und der aufgeheizten Luft über Deutschland birgt das Potenzial für Unwetterschäden. Der Deutsche Wetterdienst warnt deshalb ab Donnerstag vor Hagel, Starkregen und Sturmböen.
Gefürchtet werden vor allem Hagelschäden, denn die Eisbrocken aus dem Himmel können ganze Ernten zerschlagen. Hagel entsteht in Gewitterwolken, die sehr hoch hinauf reichen und in denen starke Auf- und Abwinde entstehen – also wenn die Konvektion angesichts starker Temperaturunterschiede besonders ausgeprägt ist. In höheren Lagen bilden sich dabei kleine Eiskristalle, an die sich unterkühlter Wasserdampf anlagert. Je öfter diese so genannten Hagelembryos durch die Wolke auf und ab wandern, desto größer wachsen sie, bis sie letztlich ausfallen.
Dieses Phänomen ist dabei keineswegs auf die mittleren Breiten beschränkt, wie der schwere Hagelschlag in Sao Paulo in Brasilien dieser Tage gezeigt hat – die Gewitterwolken müssen nur entsprechend hoch aufragen. In Afrika findet sich wiederum der Ort, an dem es am häufigsten hagelt: die Kericho-Nandi-Hills am Rande des Großen Grabenbruchs in Kenia. In der Hitze des Nachmittag verstärkt sich dort der Aufstieg feuchter Luft vom Viktoriasee an den Hängen der Hügel, so dass sich über dem mehr als 2000 Meter hohen Hochplateau große Gewittertürme ausbilden. Wegen dieser geografisch-klimatischen Kombination kann es hier also nahezu täglich hageln. Richtig schmerzhaft bis lebensgefährlich wird es aber vor allem im Norden Indiens und Bangladeschs, wo Meteorologen die meisten Stürme mit Extremhagel beobachten: Die Eisbrocken haben Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern, und in Bangladesh klaubte man am 14. April 1986 sogar Hagelkörner auf, die mehr als ein Kilogramm wogen – 92 Menschen starben in diesem Unwetter.
Die Aussichten: Die Luft wird wieder klarer
Wie schon im April macht sich Saharastaub auf zu uns, der ab Donnerstag den Himmel trüben und die Wolkenbildung erleichtern kann. Seine Quelle liegt in der Wüste zwischen dem Norden Marokkos und dem Westen Algeriens, wo am Dienstag ein kräftiges Tief den Staub aufgewirbelt und in höhere Atmosphärenschichten gerissen hat.
Zugleich sorgt ein kräftiger Höhentrog über dem Atlantik zusammen mit einem Tief über der Biskaya und Nordwestspanien, dass dieses Material nach Norden transportiert wird: Tiefdruckgebiete (und dazu gehören auch Tröge) drehen sich gegen den Uhrzeigersinn, und folglich leitet diese Luftströmung den Staub direkt nach Norden Richtung Mitteleuropa. Im April reichten die Staubmengen aus, um den Himmel gelblich zu färben. Dazu kommt, dass die winzigen Partikel so genannten Kondensationskeime für Wasserdampf bilden: Er lagert sich an, Tröpfchen wachsen und Wolken entstehen.
Ob der Staub wieder so eindrucksvoll den Himmel verändert, wird sich zeigen. Da jedoch die Gewitteraktivität mit der nahenden Kaltluftfront drastisch ansteigt, bleibt der Wüstengruß ohnehin nicht lange in der Atmosphäre, sondern wird ausgewaschen – gut sichtbar als gelbbraune Schlieren auf Autos, Tischen oder Wäsche, die draußen vergessen wurde.
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