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Uroplatus im Glück

Uroplatus
Als ich heute nach dem abendlichen Duschen mit Eimer und Schöpfbecher von meinem Zelt durch den dunklen Wald zur Küche schlendre, höre ich plötzlich hohe, quäkende Rufe aus den Ästen über mir. Als ich nach oben schaue, sehe ich eine Madagaskar-Zwergohreule (Otus rutilus), in deren Krallen sich etwas Hellbraunes windet und – verständlicherweise – gestresste Rufe ausstößt. Als ich im Baum etwas höher klettere, kann ich das Opfer erkennen: Es ist ein Plattschwanzgecko (Uroplatus guentheri).

Das Tier gehört zur einzigen in den westmadagassischen Trockenwäldern vorkommenden Art dieser außergewöhnlichen endemischen Gattung nachtaktiver Geckos. Vor nicht allzu langer Zeit wurde die Gattung sogar noch als eine eigene Familie gehandelt – die Uroplatidae. Nach derzeitigem taxonomischen Stand gibt es neun Arten, alle mit dreieckigem Kopf und vertikalen Pupillen. Zudem haben die Tiere kleine, aber dafür sehr viele Zähne. Der Schwanz ist relativ kurz, abgeplattet und erinnert bei einigen Arten an ein Blatt. Treffen sie auf einen Fressfeind wedeln die Geckos teils mit diesen flachen Körperanhängen. Springt der Angreifer dann auf die Bewegung an, wird der Schwanz abgeworfen. Wieder andere Arten rollen sich bei einem Angriff kugelförmig zusammen und lassen sich aus den Bäumen auf den Boden fallen.

Uroplatus | Glück im Unglück hatte dieser Plattschwanzgecko: Nur weil ein neugieriger Biologe seiner Nemesis – einem kleinen Kauz – zu nahe kam, überlebte er. Der kletternde Forscher hatte die Eule so erschreckt, dass sie überstürzt floh und das Reptil fallen ließ.
Viele Madagassen sehen aufgrund dieser besonderen Merkmale in den Geckos auch heute noch mystische Tiere, vor denen sie Angst haben. Die Eule hat sich durch die diabolische Reputation des Geckos hingegen nicht abschrecken lassen – wohl aber durch meine nicht sehr eleganten Kletterversuche. Als sie geräuschlos in die Nacht entschwindet, lässt sie den Gecko unverletzt zurück. Glücklicherweise flüchtet dieser nicht direkt oder lässt sich in das undurchdringliche Gestrüpp unter dem Baum fallen. So kann ich ihn fotografieren und ihm dann – nach all der Aufregung mit Eule und Kamerablitz – eine ruhige Nacht wünschen.

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