Web-Tipp: Die Suche nach der kosmischen Superschildkröte
Wir waren für Sie im Internet unterwegs und sind auf ein Votragsvideo gestoßen, in dem der Kosmologe Paul Davies Religion und Wissenschaft gleichermaßen tadelt. Ihm zufolge lenken sie ihren Blick allzu sehr auf Bereiche außerhalb unseres Universums. Wir sollen uns stattdessen bemühen, die Welt aus sich selbst heraus zu begreifen.
Seit Jahrtausenden blickt der Mensch ehrfürchtig ins All hinaus. Doch wo liegt der Ursprung dieses Gefühls? Was meinen Physiker, wenn sie von einem genialen Plan sprechen, auf dem der Kosmos basiert? Müssen wir hinter all dem einen Gott oder eine ewige Wahrheit vermuten? Existiert eine Welt außerhalb der unseren, die alles beeinflusst, was wir im Universum beobachten?
Davies gab bei dieser Gelegenheit seiner Verwunderung über die mathematisch-physikalische Beschreibbarkeit des Universums Ausdruck – die ja keineswegs selbstverständlich sei – und äußerte die Hoffnung, wir könnten eines Tages das Universum aus sich selbst heraus und ohne "äußere Erklärung" begreifen. Mehr noch: Er schlug sogar Experimente vor, die Belege für seine Sicht der Dinge liefern könnten.
Passend zur Veranstaltung ließ Davies viele Stimmen zu Worte kommen. Von den Theisten, die jegliche Naturgesetze in Gott begründet sehen, über Wissenschaftler, die ihre Begründbarkeit ablehnen, bis hin zu jenen, die auf eine Letzterklärung durch eine "Theorie für alles" hoffen. Aus ihr nämlich soll sich die Struktur der Naturgesetze als Notwendigkeit ergeben. Folgt man jedoch Davies, hängen sie alle demselben Irrglauben an. Denn jede dieser Theorien nehme jeweils einen bestimmten Sachverhalt als gegeben an – sei es die Existenz eines Gottes oder einer Fundamentaltheorie oder die prinzipielle Unerklärbarkeit des Universums.
Er hingegen hofft auf eine Theorie, die aus sich selbst heraus existiert – ein geschlossener Kreis von Schildkröten. Sein Konzept vom Universum ist das eines Supercomputers: In ihm entwickelt sich das Programm des Universums auf Basis einer Logik, die jene der Naturgesetze ist, die aber nicht ein für allemal festgeschrieben, sondern im steten Wandel begriffen ist.
Bis hier mag dies als blanke Theorie gelten, schließlich liegt der Verdacht nahe, dass Davies einfach einer weiteren Superschildkröte aufgesessen ist. Mit seinen Vorschlägen für experimentelle Tests geht er allerdings einen großen Schritt weiter. Sie wollen es genauer wissen? Hören Sie rein und lesen Sie in der kommenden Maiausgabe von "Spektrum" den Beitrag "Ist theoretische Physik noch Wissenschaft?".
Vera Spillner
Seit Jahrtausenden blickt der Mensch ehrfürchtig ins All hinaus. Doch wo liegt der Ursprung dieses Gefühls? Was meinen Physiker, wenn sie von einem genialen Plan sprechen, auf dem der Kosmos basiert? Müssen wir hinter all dem einen Gott oder eine ewige Wahrheit vermuten? Existiert eine Welt außerhalb der unseren, die alles beeinflusst, was wir im Universum beobachten?
Und können wir Menschen Antworten auf diese Frage finden? Paul Davies, von dem Sie bei "Spektrum" auch den Beitrag "Alien life on earth?" finden, versucht es zumindest, und wir können ihm via Internet beim Denken zusehen und zuhören. Denn am kalifornischen Salk Institute for Biological Studies hielt der Kosmologe im November 2006 einen Vortrag über die Funktionsweise unseres Universums – Anlass war eine Konferenz über Religion und Wissenschaft. Seine Präsentation ist auf der Homepage des Instituts als 40-minütiges sehenswertes Video verfügbar.
Davies gab bei dieser Gelegenheit seiner Verwunderung über die mathematisch-physikalische Beschreibbarkeit des Universums Ausdruck – die ja keineswegs selbstverständlich sei – und äußerte die Hoffnung, wir könnten eines Tages das Universum aus sich selbst heraus und ohne "äußere Erklärung" begreifen. Mehr noch: Er schlug sogar Experimente vor, die Belege für seine Sicht der Dinge liefern könnten.
Passend zur Veranstaltung ließ Davies viele Stimmen zu Worte kommen. Von den Theisten, die jegliche Naturgesetze in Gott begründet sehen, über Wissenschaftler, die ihre Begründbarkeit ablehnen, bis hin zu jenen, die auf eine Letzterklärung durch eine "Theorie für alles" hoffen. Aus ihr nämlich soll sich die Struktur der Naturgesetze als Notwendigkeit ergeben. Folgt man jedoch Davies, hängen sie alle demselben Irrglauben an. Denn jede dieser Theorien nehme jeweils einen bestimmten Sachverhalt als gegeben an – sei es die Existenz eines Gottes oder einer Fundamentaltheorie oder die prinzipielle Unerklärbarkeit des Universums.
Für ihn hingegen ist die Wahl dieser Letztbegründung beliebig und damit austauschbar. Alte Sagen erzählen, dass die Welt auf den Schultern eines Elefanten ruhe, der wiederum auf einer Schildkröte steht, die auf einer weiteren Schildkröte steht und so weiter. Letztlich aber ruhen alle auf einer Superschildkröte. Was man unter ihr versteht, sei jedoch reine Definitionssache, der eine mag sie Gott nennen, der andere eine Fundamentaltheorie. Doch all diese Letztbegründungen setzen einen externen Gott oder ein externes Multiversum als notwendig voraus. Somit gelingt es ihnen nicht, das Universum aus sich selbst heraus zu begreifen – für Davies ein Hinweis darauf, dass diese Sichtweisen allesamt unzufriedenstellend sind.
Er hingegen hofft auf eine Theorie, die aus sich selbst heraus existiert – ein geschlossener Kreis von Schildkröten. Sein Konzept vom Universum ist das eines Supercomputers: In ihm entwickelt sich das Programm des Universums auf Basis einer Logik, die jene der Naturgesetze ist, die aber nicht ein für allemal festgeschrieben, sondern im steten Wandel begriffen ist.
Bis hier mag dies als blanke Theorie gelten, schließlich liegt der Verdacht nahe, dass Davies einfach einer weiteren Superschildkröte aufgesessen ist. Mit seinen Vorschlägen für experimentelle Tests geht er allerdings einen großen Schritt weiter. Sie wollen es genauer wissen? Hören Sie rein und lesen Sie in der kommenden Maiausgabe von "Spektrum" den Beitrag "Ist theoretische Physik noch Wissenschaft?".
Vera Spillner
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