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Webtipp: Mein Computer versteht mich - vielleicht ab Mai

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Am Dienstagabend gibt Stephen Wolfram im Internet live einen Vorabeinblick in Wolfram|Alpha – eine Suchmaschine, die das Quasi-Monopol von Google brechen will.

Ein Softwareprodukt, das im Mai online gehen soll, löst Monate im Voraus ungewöhnlich aufgeregtes Raunen aus. Die Rede ist von einer Suchmaschine, die das Quasi-Monopol von Google brechen will. Das allein wäre schon eine Sensation; aber der Anspruch geht noch viel weiter. "Wolfram|Alpha" (nur echt mit dem senkrechten Strich im Namen) soll nichts weniger können als in natürlicher Sprache gestellte Fragen beantworten.

Dazu muss die Software zuerst den Sinn der in gewöhnlichem Englisch eingegebenen Frage entschlüsseln; das allein ist schon ein Mammutprojekt. Dann aber soll sie die Antwort nicht nur nachschlagen können (was bereits eine Datenbank unglaublichen Ausmaßes erfordern würde), sondern "ausrechnen".

Normalerweise würde man eine solche Ankündigung als Größenwahn oder bestenfalls als poetisch formulierten, großvolumigen Forschungsförderungsantrag beiseitelegen. Diesmal nicht; denn der Ankündiger ist kein Geringerer als Stephen Wolfram, der Gründer und Chef der Softwarefirma www.wolfram.com, die vor allem das Programmpaket "Mathematica" herstellt. Dieses in seiner Universalität einzigartige Werkzeug zum Betreiben jeder Art von Mathematik stellt nicht nur unter Beweis, dass Wolfram das Durchhaltevermögen für sehr große Projekte besitzt; der wirtschaftliche Erfolg seiner Firma verschafft ihm auch den dafür erforderlichen Freiraum.

Mit seinem (umstrittenen) Versuch, mit Hilfe der zellulären Automaten die gesamte Wissenschaft neu zu definieren ("A new kind of science"), hat Wolfram neben "Mathematica" zudem bereits ein weiteres Großprojekt auf die Beine gestellt.

Mit seinem mathematischen Baukasten im Hintergrund scheint nun auch das "Ausrechnen" der Antwort auf eine beliebige Frage durchaus im Bereich des Möglichen – wenn sie denn durch Ausrechnen zu ermitteln ist und wenn vor allem die Frage verstanden ist. Noch weiß man aber nur, dass Wolfram seine Firma mehrere Jahre an dem Projekt hat arbeiten lassen. Dem Computerunternehmer Nova Spivack hat er vor wenigen Wochen einen Einblick gegeben, den dieser ausführlich in seinem Blog beschreibt. Auch Doug Lenat, dessen System "Cyc" sich mit der Zeit ein Allerweltsverständnis erwerben soll und der deshalb sehr genau weiß, wie schwierig das Verstehen natürlichsprachiger Sätze zu programmieren ist, äußerte sich nach einer zweistündigen Vorführung begeistert (nachzulesen auf Spiegel online).

Heute, Dienstag, den 28. April, wird Wolfram an der Harvard University öffentlich Rede und Antwort zu seinem neuesten Kind stehen. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr Ortszeit (21 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit) und kann im Internet live mitverfolgt werden. Ich bin gespannt.

Christoph Pöppe

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