Leserbilder Astronomie: Quasar QSO1158+4635
Wie weit kann ich mit meiner Ausrüstung, einem 8-Zoll Newton und einer SBIG ST10XME, schauen?
Diese Frage wollte ich in diesem Frühjahr beantworten.
Der bekannte Quasar 3C273 mit 12 mag und einer Rotverschiebung von ca. z = 0.16
im Sternbild Virgo war natürlich kann kein Problem. Auch der in Virgo gelegene Quasar QSO1208+101,
der es schon auf eine stattliche Rotverschiebung von z = 3.8 bringt und mit 17.5 mag um einiges
lichtschwächer ist, konnte in derselben Beobachtungsnacht noch "erledigt" werden.
Welche Steigerung war noch möglich?
Bei meinen Recherchen stieß ich auf QSO1148+4635: 20.2 mag Helligkeit im Visuellen und eine
Rotverschiebung von z = 4.7, gelegen im Großen Wagen in der Nähe von gamma UMa,
also im Frühjahr optimal vom Höhenstand her. In den Jahren 1989 bis 1991, als ich Physik
mit Nebenfach Astronomie studierte, galt dieser Quasar als das weitest entfernte Objekt.
Da durch diese enorme Rotverschiebung die dominante Lyman-alpha-Emissionslinie
bei 690 nm zum Liegen kommt, erschien es mir angeraten, auf ein IR-sperrfilter zu verzichten,
das ja genau bei dieser Wellenlänge typischerweise seine Flanke hat.
Das rechte Teilbild zeigt nun das Ergebnis nach 2 Stunden Belichtungszeit mit Einzelaufnahmen
zu je 10 Minuten. Der Quasar ist deutlich zu erkennen, und zwar mit einem Signalrauschverhältnis
von 13.
Trotzdem war ich noch nicht zufrieden. Als Physiker hätte ich nun dieses Objekt gerne spektroskopiert,
was mit meiner Ausrüstung natürlich illusorisch ist. Aber wenn tatsächlich ein signifikanter
Anteil dieses Quasarspektrums im Infraroten liegt, dann sollte das Objekt auf einer Aufnahme
mit IR-sperrfilter nicht mehr oder deutlich schwächer erscheinen. Deshalb zog ich eine gute Woche
später noch einmal los und belichtete das entsprechende Sternfeld unter sonst gleichen Bedingungen
(beide Male war schlechtes seeing), aber dieses Mal mit IR-Sperrfilter. Im entsprechenden
linken Teilbild ist vom Quasar nichts mehr zu erkennen, so dass ich meine "Primitiv-Sprektroskopie"
als gelungen betrachten möchte.
Um meine Frage von oben zu beantworten: Die Kombination aus meinem 8-Zoll-Newton und der ST10
kann ca. 12 Milliarden Jahre in der Zeit zurückblicken und je nach kosmologischem Modell ist der
Quasar oder das, was heute von ihm übrig ist, ca. 25 Milliarden Lichtjahre entfernt.
Daten zum Bild
Objekt | QSO1158+4635 |
Ort | Feldweg in der Nähe von Kloster Andechs, Oberbayern |
Zeitpunkt | 18.05.2012 00:00 MESZ |
Kamera | SBIG ST10XME |
Teleskop/Objektiv | 8-Zoll-CarbonNewton mit Televue ParaCorr |
Belichtungszeit | 12 x 10 min |
Nachbearbeitung | MaximDL |
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