Leserbilder Astronomie: Sheliak Beta Lyrae
Auf den ersten Blick erscheint der südwestliche Stern im Sternparallelogramm der Leier als schöner visueller Doppelstern fürs kleine Fernrohr. Sein Abstand beträgt 45 Bogensekunden. Dieser Begleiter scheint physisch zu Beta Lyrae zu gehören wobei die Umlaufzeit unbekannt ist. Im Jahre 1784 entdeckte der britische Amateurastronom John Goodricke die Veränderlichkeit von Beta Lyrae, kurz nachdem er zuvor erfolgreich die Lichtkurve von Algol (entdeckt 1669 von Geminiano Montanari in Bologna) erklären konnte. Seit dieser Zeit spielte der Stern mit den Astronomen Katz und Maus und scheint bis heute seine Geheimnisse nicht vollständig preisgegeben zu haben. 1891 entdeckte Williamina P. Fleming im Rahmen der Harvard-Klassifikation auf Spektren des Sterns das Erscheinen einer Verdoppelung von Spektrallinien. Damit stellte sich Sheliak als spektroskopischer Doppelstern vor. Ihre Kollegin Antonia C.Maury begann sich hierauf intensiv mit der Erstellung einer exakten Lichtkurve und dem Versuch einer Erklärung dieser zu beschäftigen. 1889 hatte Miss Maury Mizar A als ersten spektroskopischen Doppelstern überhaupt entdeckt! Die Lichtkurve war von Anfang an rätselhaft. Die Periode beträgt 12,9 Tage, wobei Minima und Maxima sich kontinuierlich verändern. Die Amplitude beträgt zwischen 0,8 bis 1,1 mag. Das Nebenminimum ist 0,3 mag schwächer als die Maximalhelligkeit. Der Hauptstern vom Spektraltyp B7Ve hat 8 Sonnenmassen, der Begleiter Spec A8p sogar 12,5 Sonnenmassen. Aufgrund ihres sehr engen Abstands werden beide Sterne durch ihre starke Anziehungskraft rotationselliptisch verformt, so dass sich dem normalen Bedeckungslichtwechsel ein Rotationslichtwechsel der Komponenten überlagert. Weiters kommt es zu einem Massentransfer von jährlich einer zehntausendstel Sonnenmasse. Eine Akkretionsscheibe und das Auftreten von Jets führt zu Emissionslinien im Spektrum. Beta Lyrae ist 960 Lichtjahre entfernt. Im Jahre 2008 konnten die beiden Komponenten mittels des CHIARA Interferometers am Mt.Wilson Observatorium sichtbar gemacht werden (getrennt). Mit freiem Auge bereits lassen sich Minimum (4,2 mag) und Maximum (3,4 mag) durch Vergleich mit Gamma Lyrae zwei Grad westlich, 3,2 mag, schön erkennen!
Daten zum Bild
Objekt | Beta Lyrae |
Ort | Little Palomar Observatory / Austria |
Zeitpunkt | 28.05.2024 23:00 MESZ |
Kamera | SXVH-9 |
Teleskop/Objektiv | Newton 8" F4.5 |
Montierung | Losmandy Titan |
Belichtungszeit | 6 min LRGB |
Nachbearbeitung | AA7, Fitswork |
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