Leserbilder Astronomie: Sonnenflecken am 29. März 2022
Die zweiwöchige Schönwetterperiode, die bis gestern gehalten hat, ist, wie seit Tagen angekündigt, vorbei: Der Morgen ist sehr grau, eine geschlossene Wolkendecke liegt über dem Tal. Als die Sonne über die Berge kommt, wirft sie durch den Grauschleier hindurch nur schwache Schatten von den Häusern und Bäumen. Immerhin sieht die Sonnenscheibe relativ scharf begrenzt aus. Ich will's genauer wissen und setze mein 30x75-mm-Spektiv samt Sonnenfilter aufs Stativ. Zu meiner durchaus freudigen Überraschung herrscht oberhalb der Wolken immer noch gutes Seeing, denn der Sonnenrand wirkt nicht ausgefranst, sondern völlig ruhig und klar begrenzt. Auch die Sonnenflecken kann ich einigermaßen gut erkennen: Sie sind deutlich blasser als am Vortag [siehe: https://www.spektrum.de/alias/wunder-des-weltalls/sonnenflecken-am-28-maerz-2022/2003737], aber ich habe Hoffnung, dass das etwas werden könnte. Schnell ist das Spektiv gegen die Kamera mit Teleobjektiv getauscht und ich fotografiere innerhalb einer Minute 150 Bilder. Nach dem Zentrieren mit "PIPP" und dem Stacken mit "Fitswork" sieht das Ergebnis sehr unbefriedigend aus. Ich versuche andere Einstellungen, weil das Signal-Rausch-Verhältnis zu ungünstig war. Nach weiteren Durchläufen bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Es folgt der Feinschliff in "Darktable" und – voilà – hier ist das Ergebnis! Gegenüber dem Vortag hat sich einiges getan, da oben: Die "C" förmige Struktur von gestern hat sich in viele kleinere Sonnenflecken aufgelöst.und verdichtet. Der vermeintlich "dicke" prominente Fleck oben in der Mitte hat offensichtlich mit der "Zellteilung" begonnen und besteht nun aus drei eng bei einander liegenden Flecken, die von einer gemeinsamen, deutlich ausgeprägten "Penumbra" umgeben sind. Die gestern neu erschienene aktive Region am linken Sonnenrand hat sich aufgrund der Eigenrotation der Sonne weiter Richtung Mitte bewegt und noch ein paar kleine Freunde mit gebracht, aus denen noch etwas werden könnte: Diese aktive Region ist besonders heiß, wie die mäandernd wirkenden sehr hellen Strukturen in ihrer Umgebung erkennen lassen. Einige der kleinen "schwarze Pünktchen" von gestern sind nicht mehr zu erkennen, dafür sind neue hinzu gekommen. Die Sonne zeigt also mehr Aktivität als in letzter Zeit ... und es ist ja noch lange hin bis zum erwarteten Aktivitätsmaximum im Jahre 2025! Ein schöner Abschluss dieser Schönwetterphase, die sich jetzt für eine Weile mit Temperatursturz, Regen und Neuschnee aus den Alpen verabschieden wird.
Daten zum Bild
Objekt | Sonne |
Ort | Garmisch-Partenkirchen |
Zeitpunkt | 29.03.2022 11:30 MESZ |
Kamera | Canon EOS 7D Mark I (nicht astromodifiziert) |
Teleskop/Objektiv | Canon EF 1:2.8/300 mm L IS USM + TC 1.4x |
Montierung | Fotostativ |
Belichtungszeit | 150 x 1/1600 s |
Nachbearbeitung | PIPP + Fitswork + Darktable |
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