Physiologie: Aktiv im Energiesparmodus
Es droht ein anstrengender Tag zu werden, denn wir sind einer verwundeten Giraffe auf den Fersen. Mwasad, ein Mann aus der Volksgruppe der Hadza, hat sie am Abend zuvor angeschossen. Der Enddreißiger traf das Tier aus gut 20 Meter Entfernung mit einem hölzernen Pfeil in den Hals. Die Metallspitze des Geschosses hatte er mit einem starken, selbst gemachten Gift überzogen. Hadza sind traditionelle Jäger und Sammler, die im Norden Tansanias leben und sich von wilden Pflanzen und Tieren in der trockenen Savanne ernähren. Sie kennen das Land und seine Ökosysteme besser als ein Europäer seinen lokalen Supermarkt um die Ecke.
Das Gift an Mwasads Pfeil wirkt allerdings schleichend. Die Giraffe ist deshalb nicht sofort zusammengebrochen, sondern weggerannt. Wir hoffen, sie nun irgendwo aufzuspüren. Ein Tier dieser Größe kann Mwasads Familie und die anderen im Lager eine ganze Woche lang ernähren, aber natürlich nur, wenn man es findet.
Kurz nach Tagesanbruch führt der Hadza-Mann unsere kleine Gruppe aus dem Lager heraus. Mit dabei sind ein zwölf Jahre alter Hazda-Junge namens Neje, David Raichlen von der University of Arizona und ich. Zugegeben, David und ich werden bei diesem Unternehmen kaum von Nutzen sein. Es war eine freundliche Geste von Mwasad, uns einzuladen, und sollten wir die Beute tatsächlich entdecken, können wir immerhin tragen helfen. Als Anthropologen, die über die Ökologie und Evolution des Menschen forschen, haben wir die Gelegenheit sofort ergriffen – denn die Fähigkeiten der Hazda-Männer, Fährten zu lesen und zu verfolgen, sind legendär. Auf jeden Fall war das Angebot attraktiver als die Aussicht darauf, den Tag im Lager zu verbringen und an der Ausrüstung herumzubasteln ...
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