Bausteine des Universums. Quarks und Leptonen.
Dies ist ein Lehrbuch ohne Formeln. Mit bemerkenswerter Klarheit, ohne Firlefanz beschreibt der Leipziger Elementarteilchenphysiker Johannes Ranft sein Arbeitsgebiet. An die Stelle von Formeln treten instruktive Diagramme und Tabellen. Die Ausstattung des Buches ist gut.
Die ersten beiden Kapitel geben eine gut lesbare, pragmatische Darstellung der Grundlagen: „Quantenmechanik“ sowie ,,Relativität und Symmetrien“. Das letzte Thema greift Ranft später wieder auf, wenn er die spezifischen Beiträge der Elementarteilchenphysik zu unserem Verständnis von Symmetrie und Symmetriebrechung diskutiert. Die Kapitel 3 bis 13 führen von den vier wohlbekannten Grundkräften der Physik bis zu der Frage, ob es eine „Superkraft“ gibt. Theoretischen Spekulationen wird dabei neben dem wohlbestätigten Standardmodell der Elementarteilchenphysik erfreulich wenig Platz eingeräumt.
Für ein Buch, das sich laut Vorwort „an alle an den Geheimnissen der Elementarteilchenphysik Interessierten“ wendet, ist ungewöhnlich, daß der Autor nach der Darstellung der Theorie recht detailliert in drei Kapiteln auf das Instrumentarium dieser Physik – Beschleuniger und Detektoren – eingeht. Die kosmologische Elementarteilchenphysik, ein Gebiet, das sein eigenes Standardmodell entwickelt hat, ist Thema des letzten Kapitels „Elementarteilchenphysik und der frühe Kosmos“. In einem Buch, dessen Titel das Wort „Universum“ enthält, hätte ich eine ausführlichere Darstellung des Themas erwartet (und mir gewünscht).
Als Adressaten nennt Ranft in dem (1987 in der DDR geschriebenen) Vorwort auch Gesellschaftswissenschaftler – aber wohl andere als die, deren Werke ich gelegentlich lese. Ich wünsche mir, daß das Buch sie erreicht, habe aber Zweifel. Damit sich seine Qualitäten dem Leser erschließen, der nicht sowieso Bescheid weiß, muß er es geduldig und aufmerksam lesen oder – besser – studieren. Ich denke, daß eine naturwissenschaftliche Einstellung eine unerläßliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Lektüre ist. Demjenigen, der sie besitzt und zu ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Thema bereit ist, empfehle ich das Buch. Bloßes Interesse an den „Geheimnissen der Elementarteilchen“ reicht für eine erfolgreiche Lektüre nicht aus.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1993, Seite 127
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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