Sternbedeckungen durch Kleinplaneten - wann und wo?
Die Beobachtung von Sternbedeckungen durch Kleinplaneten ist eine
spannende und in Zusammenarbeit mit Fachastronomen wissenschaftlich
wertvolle Aufgabe für Amateuerastronomen. So können z.B. die
Größen und Formen von Kleinplaneten, aber auch die
Atmosphären von Planetenmonden und Zwergplaneten wie Pluto
erforscht werden.
Wann wird denn nun welcher Stern von welchem Kleinplaneten bedeckt und
von wo aus ist das Ereignis zu beobachten? Im Prinzip ist die Rechnung
nicht schwierig: Man nehme die Kleinplaneten mit möglichst genau
bekannten Bahnen und suche nach Bedeckungsereignissen mit Sternen
eines Katalogs, deren Positionen ebenfalls mit großer
Genauigkeit bekannt sind. Dabei sind unbedingt die gravitativen
Störungen, die die großen Planeten auf die Bahn des
Kleinplaneten ausüben, zu berücksichtigen.
Computerprogramme zur Berechnung von Vorhersagen für Sternbedeckungen
durch Kleinplaneten:
- Das hervorragende
Programm
Occult des australischen Amateurs Dave Harald ist heute zum
Quasi-Standard für die Berechnung von Bedeckungsereignissen und ihrer
Auswertung geworden.
- Unter Linux berechnet das
Programm LinOccult
von Andrei Plekhanov Sternbedeckungen durch Kleinplaneten. Der
Funktionsumfang ist jedoch erheblich geringer als der von Occult.
Quellen für Sternkataloge mit genauen Sternpositionen und Eigenbewegungen:
In den letzten 15 Jahren hat sich die Genauigkeit sowohl der
Kleinplanetenbahnen als auch die der Sternpositionen vor allem dank
des Astrometriesatelliten HIPPARCOS entscheidend verbessert.
Alle Messungen beziehen sich auf das aktuelle
Standardkoordinatensystem am Himmel,
das ICRF (International
Celestial Reference System). Damit gehören die Zonen- und
Nullpunktsfehler früherer Astrometriekataloge endlich der
Vergangenheit an.
- HIPPARCOS
hat Anfang der 1990-er Jahre hochgenaue Positionen, Parallaxen und
Eigenbewegungen von rund 120 000 helleren Programmsternen gemessen
[ESA, 1997]. Der Katalog ist online abrufbar unter Nummer I/239
beim Centre de Donneés
astronomiques de Strasbourg (CDS). Der Katalog wurde 2007 durch
van Leeuwen neu bearbeitet (Katalog Nr. I/311 beim CDS).
- Mit dem Experiment TYCHO auf dem gleichen Satelliten wurden
Positionen, Parallaxen und Eigenbewegungen von rund zwei Millionen
Sternen bis etwa 11 mag vermessen (Katalog Nr. I/259
beim CDS).
Allerdings nimmt die aktuelle Qualität der HIPPARCOS- und
TYCHO-Positionen bereits wieder merklich ab, da sich die Fehler in den
Eigenbewegungen der Sterne rund 20 Jahre nach der Beobachtung immer
deutlicher bemerkbar machen.
- Der derzeit beste astrometrische Katalog ist
der
UCAC3, der für rund 50 Millionen Sterne im Helligkeitsbereich 8 bis 16
mag Positionen und Eigenbewegungen im ICRF enthält (US Naval Observatory,
2009; Katalog Nr. I/315 beim CDS).
- Der nächste Quantensprung in der Astrometrie wird vom
Satelliten GAIA erwartet, der ab
2012 Positionen, Parallaxen und Eigenbewegungen von etwa einer
Milliarde Sternen (!) mit einer bisher völlig ungekannten
Genauigkeit von 25 μarcsec für Sterne heller als 15 mag liefern
soll.
Quellen für Kleinplanetenbahnelemente:
Wer selbst Sternbedeckungen mit Occult berechnen möchte, wird die Kleinplanetenbahnelemente in der Regel aus folgenden Quellen nehmen:
- Ted Bowell vom Lowell Observatory stellt in seiner
Datenbasis astorb
tagesaktuelle Kleinplanetenbahnen zur Verfügung.
- einigermaßen aktuelle Kleinplanetenbahnelemente können auch
vom Minor Planet Center
(MPC) bezogen werden.
Occult bietet eine Update-Funktion an, damit man immer mit
aktuellen Daten rechnet.
Computerprogramm zur Bahnbestimmung und -verbesserung:
Die Bahnbestimmung und -verbesserung kann in Prinzip selbst
durchgerechnet werden, z.B. mit dem
Programm OrbFit, das von
der Universität Pisa zur Verfügung gestellt wird (Quellcode
in Fortran90). Für viele Kleinplaneten bietet ebenfalls die
Universität Pisa
Datensätze mit historischen und aktuellen
Positionsmessungen an, die sich als Grundlage für die
Bahnverbesserung mit OrbFit eignen.
Vorhersagen und "Last-minute Predictions"
Einige Amateurastronomen haben sich die Suche nach geeigneten
Bedeckungsereignissen und ggf. die Bahnverbesserung für
verbesserte Vorhersagen, sogenannte Last-minute Predictions, zur
Aufgabe gemacht. Hier sind insbesondere zu nennen:
Das Hilfsprogramm
OccultWatcher
für Windows-Betriebssysteme von Hristo Pavlov aus Australien
hilft, bei der Vielzahl der vorhergesagten Ereignisse den
Überblick zu behalten und nach verschiedenen Kriterien diejenigen
herauszufiltern, die für die eigene Beobachtung in Frage kommen.