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Galaktisches Zentrum: Was bedeutet die Bezeichnung Sgr A* (»A Stern«)?

Unser Milchstraßenzentrum trägt den Namen Sgr A*. Was hat es mit der ungewöhnlichen Bezeichnung – samt Sternchen – auf sich?
Das galaktische Zentrum
Im Zentrum unseres Milchstraßensystems befindet sich ein massereiches Schwarzes Loch.

»Mich interessiert, warum unser Milchstraßenzentrum immer Sgr A* genannt wird. Es wird auch immer wieder dazu geschrieben »sprich A Stern«. Das ist klar, aber was bedeutet der Stern? Das Zentrum einer Galaxie? Nein, denn da fällt mir keine andere Galaxie ein, bei der das Zentrum so genannt wird. Schwarze Löcher, die man dort ja meist findet, sind eher namenlos. Sgr A* ist aber ja auch eines, sagt man.« – Pia-Maria Albrecht, Memmingen

Sgr A ist die zuerst entdeckte und hellste Radioquelle im Sternbild Schütze (wissenschaftlich Sagittarius, abgekürzt Sgr). Sie wurde wie andere Quellen ähnlicher Bezeichnungen (zum Beispiel Sgr B, Cen A, Vir A usw.) in den ersten Tagen der Radioastronomie, also um das Jahr 1950, entdeckt und benannt. Sgr A ist am Himmel rund 15 Bogenminuten groß, wurde aber zunächst nicht räumlich aufgelöst gesehen. Das änderte sich, als größere und empfindlichere Radioteleskope aufkamen. So wurde Sgr A nachträglich in mehrere Anteile unterteilt, die ausgedehnten Quellen Sgr A Ost und Sgr A West und die »sternförmige« (das heißt für normale Radioteleskope punktförmige) Quelle Sgr A*. Damit ist die Bedeutung des Sterns erklärt.

Sgr A* bezeichnet streng genommen nicht wirklich das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße, sondern dessen Radiostrahlung. Sgr A Ost ist ein Supernova-Überrest, und Sgr A West ist eine noch unklare magnetisierte Gasstruktur. Der wichtige Unterschied zwischen Sgr A und Sgr A* ist die Größe: Sgr A ist 80 Lichtjahre groß, Sgr A* nur rund eine Lichtminute (15 Millionen Kilometer), entsprechend etwa 50 Mikrobogensekunden. Und das Letztere weiß man mit voller Sicherheit erst seit dem berühmten ersten Radiowellenbild, das im Mai 2017 von dem erdumspannenden Event Horizon Telescope aufgenommen und im Mai 2022 veröffentlicht wurde.

Bei anderen zentralen Radioquellen von Galaxien, beispielsweise Centaurus A, dem Kern der Galaxie NGC 5128, oder Virgo A, dem Kern der Galaxie M 87, sieht man keine Strukturen, die unseren Sgr A, Sgr B (siehe Abbildung) und so weiter entsprechen, weil die Strahlung des zentralen Schwarzen Lochs, seiner Akkretionsscheibe und seiner Jets viele Zehnerpotenzen heller ist als in unserem Zentrum. Zudem ist auf Grund der großen Entfernung eine räumliche Auflösung der unmittelbaren Umgebung von einigen Dutzend Lichtjahren sehr schwierig. Das Schwarze Loch von M 87 besitzt eine gigantische Leuchtkraft, weil es – im Gegensatz zu »unserem« Sgr A* – riesige Mengen von Gas und Staub aus seiner Umgebung verschlingt.

Die Galaxie Centaurus A | Dieses kombinierte Bild zeigt die gesamte Galaxie NGC 5128, die mit der Radioquelle Centaurus A, der dritthellsten extragalaktischen Quelle am ganzen Himmel, verknüpft ist. Die von den Gasstrahlen (Jets) des zentralen Schwarzen Lochs erzeugte Radiostrahlung (orange) und Röntgenstrahlung (blau) ist dem optischen Bild der Galaxie (weiß und braun) überlagert und reicht bis etwa 20 000 Lichtjahre Distanz vom Zentrum. Im Innern der Galaxie sind der nur gut 1000 Lichtjahre lange eigentliche Jet und weitere vom zentralen Schwarzen Loch erzeugte Radiowellenstrukturen beobachtbar.
Zentrum der Galaxis im Radiobereich | Hier ist ein Radiobild von den inneren 600 Lichtjahren unserer Milchstraße zu sehen mit den im Text genannten und einigen weiteren Radioquellen. Sgr A* sitzt (hier unsichtbar) etwa im Zentrum von Sgr A.

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