Gefühle: Ist schlechte Laune ansteckend?
Besser wäre das, denn die Gemütslage unserer Mitmenschen überträgt sich auf ähnliche Weise wie ein Krankheitserreger. Psychologen nennen dieses Phänomen emotionale Ansteckung.
Wir wissen sogar, auf welchen Wegen die Stimmung von einer Person zur nächsten wandert. Zunächst ahmen wir unbewusst Gestik und Mimik unseres Gegenübers nach. Blickt jemand also finster drein, tun wir es ihm häufig gleich. Das Gehirn registriert wiederum unsere eigene Muskelaktivität, zum Beispiel die Zornesfalte oder die heruntergezogenen Mundwinkel – und schließt daraus, dass wir missmutig sind. Und zu guter Letzt bekräftigen wir die derart geweckten Gefühle, indem wir über sie sprechen.
Mit guter Laune anstecken lassen
Wenn also ein Arbeitskollege einen schlechten Tag erwischt, übernehmen wir unwillkürlich seine Haltung und lassen uns die Stimmung vermiesen. Umgekehrt können wir uns bei einer Frohnatur am Nachbarschreibtisch aber auch mit guter Laune anstecken – und das stärkt unsere Bindung zum betreffenden Kollegen.
Obwohl das alles unbewusst vonstattengeht, kann man die emotionale Ansteckung manchmal an sich selbst beobachten: beim Gähnen zum Beispiel. Zu solchen Formen automatischer Nachahmung, auch Chamäleon-Effekt genannt, neigen vermehrt empathische Menschen. Besonders leicht stecken wir uns bei Mitmenschen an, mit denen wir regelmäßig in Kontakt stehen oder denen wir uns nahe fühlen, wie Freunden, Familie und Partner.
Emotionale Ansteckung zwischen Paaren
Forscher von der University of Texas in Austin und der University of California in Los Angeles untersuchten über drei Jahre hinweg 150 Ehepaare, um herauszufinden, wie sich die Partner gegenseitig beeinflussten. Frauen ließen sich nicht so leicht vom Stress ihres Angetrauten infizieren, während die Männer zunehmend mit ihrer Ehe haderten, wenn sich ihre Partnerin belastet fühlte. Zudem färbte eine negative Gemütslage insgesamt stärker ab, je mehr die Partner einander bei Konflikten kritisierten.
Wer sich also lieber von guter statt von schlechter Laune anstecken lassen möchte, sollte bei der Wahl des Lebensgefährten auf dessen Grundstimmung achten.
Literaturtipp
Christakis, N.A., Fowler, J.H.: Die Macht sozialer Netzwerke. Wer uns wirklich beeinflusst und warum Glück ansteckend ist. S. Fischer, Frankfurt am Main 2010
Die verblüffenden Gesetze der sozialen Ansteckung
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