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Gute Frage: Hilft psychologische Selbsthilfe?

Wie Apps, Online-Programme und Ratgeber die Psyche stärken können
Spiegelbild einer Frau lächelt, während die Frau selbst weg schaut.
Selbstreflexion ist oft ein erster Schritt zur Besserung.

Was die eigene psychische Gesundheit stärkt, beschäftigt heute viele Menschen. Da stellt sich oft die Frage: Können Online-Therapieprogrammen, Apps, Ratgeber oder Workshops – sprich, die vielfältigen Angebote zur psychologischen Selbsthilfe – dazu einen Beitrag leisten? Die kurze Antwort lautet: Ja, können sie. Es gibt hier jedoch einiges zu beachten.

Zunächst spielen die Motivation und die Fähigkeit zur Selbstreflexion der Nutzerinnen und Nutzer eine Rolle. Interessanterweise hängt der Erfolg solcher Angebote dabei nicht in erster Linie vom Schweregrad der psychischen Belastung ab, vielfach profitieren Betroffene mit ausgeprägten Symptomen sogar in besonderem Maß. Viel entscheidender scheint beispielsweise, ob die Betroffenen bereit sind, vorwiegend selbstständig an ihrem psychischen Wohlbefinden zu arbeiten und neue Strategien in ihrem Alltag zu erproben.

Online-Therapieprogramme enthalten oft bewährte Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie wie etwa psychoedukative Inhalte – also Aufklärung über Störungsbilder und mögliche Linderung – sowie konkrete praktische Übungen. Apps und Internetseiten sind jederzeit zugänglich, so dass es einem freisteht, wann und wie man das jeweilige Programm in den Alltag integrieren will. Eine anonyme Unterstützung ist vor allem für jene attraktiv, die Hemmungen haben, sich in Therapie zu begeben. Auch zur Überbrückung von Wartezeiten oder in Ergänzung zu einer laufenden Behandlung sind viele Angebote sinnvoll.

Selbsthilfe heißt nicht zwingend, dass man alles allein bewältigen muss

Selbsthilfe heißt nicht zwingend, dass man alles allein bewältigen muss. Bei einigen digitalen Seelenhelfern steht begleitend eine Psychologin oder ein Psychologe zur Seite. Mittlerweile zeigen zahlreiche klinische Studien, dass solche niedrigschwelligen Hilfen etwa bei Stress und Burnout, Schlafstörungen, Depressionen, Ängsten, chronischen Schmerzen und Posttraumatischen Belastungsstörungen hocheffektiv sein können. Eine 2023 erschienene Übersichtsarbeit ergab, dass solche Interventionen bei verschiedenen Störungsbildern ebenso wirksam sein können wie eine klassische Psychotherapie.

Eine Auswertung meiner eigenen Arbeitsgruppe zeigte, dass die Nutzer eines Online- Therapieprogramms bei Schlafbeschwerden im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die nur Informationen zum Thema erhielt, eine deutlich verbesserte Schlafqualität hatten. Die Wirkung übertraf sogar die von üblicherweise verschriebenen Medikamenten und war im Schnitt so groß wie bei einer herkömmlichen Therapie. Auch die depressiven Symptome der Teilnehmenden gingen zurück und ihre Lebensqualität stieg.

Neben digitalen Angeboten können zudem Ratgeberliteratur und Workshops zur Stärkung der psychischen Gesundheit beitragen. Sie liefern vielfältige Informationen und Strategien zur Selbsthilfe, etwa durch Achtsamkeitsverfahren oder andere Wege zur Stressbewältigung. In Workshops erproben Teilnehmer meist praktische Übungen in einer Gruppe. Das gemeinsame Lernen und der Austausch in einer Gruppe gehen dabei rasch über das hinaus, was Menschen allein erreichen. Gleichzeitig stärkt die Gruppe die Bereitschaft, am Ball zu bleiben, auch wenn man mal eine Durststrecke erlebt.

Inzwischen gibt es geprüfte Apps und Online-Programme auf Rezept

Manche Angebote sind wissenschaftlich allerdings kaum oder gar nicht fundiert und können sogar kontraproduktiv sein – etwa, wenn sie die Neigung zum Grübeln verstärken oder übertriebene Heilsversprechen machen. Seit Kurzem können geprüfte und nachweislich effektive digitale Selbsthilfeprogramme – so genannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) – in Deutschland auf Rezept von Ärzten und Psychotherapeuten verschrieben werden. So lässt sich relativ gut gewährleisten, dass Betroffene ein bewährtes Angebot in Anspruch nehmen.

Insgesamt spricht die Forschung dafür, dass Selbsthilfe, ob digital oder »face to face«, die professionelle psychische Gesundheitsversorgung unterstützt. Sie gibt Menschen die Möglichkeit, ohne große Hürden ihre Resilienz zu verbessern und Belastungen zu meistern.

  • Quellen

Ebert, D. D. et al.: Internet- and mobile-based psychological interventions: Applications, efficacy, and potential for improving mental health: A report of the EFPA E-Health Taskforce. European Psychologist 23, 2018

Hedman-Lagerlöf, E. et al.: Therapist-supported internet-based cognitive behaviour therapy yields similar effects as face-to-face therapy for psychiatric and somatic disorders: An updated systematic review and meta-analysis. World Psychiatry 22, 2023

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