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Warum haben Birken eigentlich eine weiße Rinde?

Birken gehören zu den wenigen Bäumen, die jeder sofort erkennt - das liegt an ihrer charakteristischen weißen Rinde.
Birkenrinde

Die helle Farbe der Birkenrinde rührt vor allem von der weißen Substanz Betulin her. Zieht man die oberste papierdünne Rindenschicht ab und berührt die darunterliegende frische Rinde, spürt man die kreidige Substanz an den Fingern. Betulin ist Wasser abweisend, was man leicht feststellen kann, wenn man versucht, frische Birkenrinde zu benetzen.

Der weiße Stamm der Birke stellt eine Anpassung an die Lebensweise dar: Birken gehören zu den Pionieren, die pflanzenlose Schutt- und Brachflächen neu besiedeln. Da sie tiefe Temperaturen ertragen, zählen sie zu den Bäumen, die am weitesten nördlich und in den Gebirgen an den höchsten Baumstandorten anzutreffen sind.

Dabei ist die helle Rindenfarbe von großer Bedeutung: Wenn im Nordwinter die Sonne niedrig steht und daher fast senkrecht auf die kalten Baumstämme strahlt, würde eine dunkle Rinde zu großen Temperaturunterschieden im Stamm führen. Ohne das stark reflektierende Betulin könnte das Holz der Birkenstämme leicht reißen.

Aber auch an trockenen, heißen Standorten sorgt die "Spiegelrinde" der Birke dafür, dass der Baumstamm nicht überhitzt – denn ein üppiges Blätterdach, mit dem sich Bäume an feuchteren Orten vor der Sonne schützen, kann sich die Birke nicht leisten: Durch die Blätter würde zu viel Wasser verdunsten.

Besonders bei Trockenheit vermindert das Wasser abweisende Betulin aber auch den Wasserverlust durch die Rinde. Zudem macht Betulin die Rinde witterungsbeständig und schützt sie vor Tierfraß.

Diese Eigenschaften machten sich auch die Menschen Nordeuropas zu Nutze: Die Rinde der dort häufig vorkommenden Birke wurde (und wird) zum Dachdecken, beim Bau von Kanus und zur Herstellung Wasser abweisender Kleidung genutzt.

Übrigens spielt schon das deutsche Wort "Birke" auf die kennzeichnende Stammfarbe dieser Bäume an: Es hat seine Wurzeln im althochdeutschen Wort "bircha" und im indogermanischen "bhereg", was so viel wie "hell sein", "leuchten" oder "glänzen" bedeutet.

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