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Warum sind die meisten Menschen Rechtshänder?

Die Antwort auf die Frage, ob es mehr Rechts- als Linkshänder gibt, lautet eindeutig "Jein". Hannelore Pester vom Interdisziplinären Konsultationszentrum für Lateralitätsforschung in Berlin erklärte uns, warum das Verhältnis aus Sicht der Vererbungslehre zwar ausgeglichen sein müsste, wir aber dennoch in einer Rechtshänderwelt leben.

Auf den ersten Blick scheint es mehr Rechtshänder zu geben. Doch bei genauer Analyse der genetischen Voraussetzungen für Rechts- oder Linksseitigkeit müsste die Zahl der Rechts- und Linkshänder ausgeglichen sein, denn es gibt kein Gen, welches die eine oder die andere Seite bevorzugt. Ausschließlich bei den so genannten reinerbigen Rechts- und Linkshändern (RR und LL) ist die entsprechende Veranlagung bei der Geburt festgelegt.

Allerdings ist der Nachwuchs von RR- oder LL-Eltern nach den mendelschen Regeln immer nur mischerbig veranlagt (RL). Bei diesen Kindern gibt es also nach der Geburt keine eindeutige Festlegung.

Die Kinder mischerbiger RL-Eltern sind zu je 25 Prozent sehr ausgeprägt RR- beziehungsweise LL-veranlagt, während 50 Prozent wiederum mischerbig sind und sich ihre Links- oder Rechtshändigkeit erst später aneignen. RL-Eltern wundern sich mitunter über die ausgeprägte Linkshändigkeit ihrer LL-Nachkommenschaft – die sie aber schließlich selbst "herausgemendelt" haben.

Aber warum schlug das Pendel dann einst in Richtung Rechtshändigkeit? Nun, vermutlich hatten Rechtshänder in der Evolution einen gewissen Vorteil. Denn die Kontrolle von Armen und Beinen durch das Gehirn erfolgt gekreuzt: Die linke Hirnhälfte steuert also den rechten Arm sowie das rechte Bein und umgekehrt. Zugleich ist linke Hälfte aber auch vornehmlich für das analytische Denken verantwortlich, das heißt, sie ist für Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben zuständig. Auf Grund der höheren Präzision ist die rechte Hand offenbar der linken motorisch überlegen.

Und da wir also in einer Rechtshänderwelt leben, bevorzugen auch alle RL-Veranlagten schon in früher Kindheit die rechte Hand.

Übrigens gibt es nicht nur Rechts- und Links-"Händigkeit". So führt etwa das rechte Auge über das linke, weshalb viele Kulturen von links nach rechts schreiben und damit das "Abgreifen" der Zeilen durch das rechte Auge erleichtern. Und auch akustische Signale scheinen über das rechte Ohr schneller in die analytische linke Hirnhemisphäre zu gelangen.

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