Direkt zum Inhalt

Gartenobst: Marille, Mirabelle, Reneklode - was bist du?

Sie sind süß, meistens gelb und lassen sich zu Kuchen, Marmelade und anderen Leckereien verarbeiten. Wie soll man all die Früchtchen bloß auseinanderhalten?
Mirabellen am Baum

Es scheint unzählige Sorten kleiner, gelber Früchte zu geben, deren Namen zum Teil auch noch ähnlich klingen. Grundsätzlich gehören alle zur Gattung Prunus, genau wie die Pflaume (Prunus domestica), und dadurch zu den Rosengewächsen. Doch damit hat es sich auch schon mit den Gemeinsamkeiten – zumindest im Fall der Marille. Die samtig behaarte, gelbe Frucht, die an Sträuchern und Bäumchen wächst, ist nämlich nichts anderes als eine Aprikose (Prunus armeniaca): In Österreich und Bayern nennt man sie halt Marille. Inzwischen hat man den Namen auch anderswo übernommen, die Marillenknödel könnten hier zu Lande aber genauso gut Aprikosenknödel heißen.

Die Mirabelle (Prunus domestica syriaca), auch als gelbe Zwetschge bekannt, ist hingegen noch enger mit der Pflaume verwandt; genau wie die »normale« Zwetschge (Prunus domestica domestica): Beide sind Unterarten der Pflaume. Von diesen unterscheiden sich die Mirabellen auf Grund ihrer gelben bis rötlichen Färbung und relativ geringen Größe (Durchmesser: zwei bis drei Zentimeter) deutlich. Die blauvioletten Zwetschgen hingegen werden häufig mit den Pflaumen in einen Topf geworfen – dabei sind sie keinesfalls dasselbe. Als Faustregel gilt: Zwetschgen sind länglich, Pflaumen eher rund. Außerdem sind Pflaumen meist süßer und weicher als Zwetschgen.

Was unterscheidet Pflaumen und Zwetschgen?

Die Pflaume ist damit die ursprüngliche Frucht, aus der sich dann Unterarten wie Zwetschge, Mirabelle und Edelpflaume entwickelt haben. Edelpflaume? Auch diese Früchte tauchen mitunter auf. Es gibt sie sowohl in Blau als auch in Gelb. Prunus domestica subrotunda, echte Edelpflaume oder Edelrundpflaume genannt, ist kugelrund und weinrot bis blauschwarz – wie man es von einer Pflaume erwartet. Es gibt viele Zuchtsorten mit klangvollen und teils verwirrenden Namen, wie etwa die »Blaue Berliner Aprikosenpflaume« oder auch die »Pfirsichpflaume«. Genauso edel, aber gelb bis grün und meist kleiner ist ihre Schwester Prunus domestica claudiana. Für diese Früchte gibt es mit Abstand die meisten, ähnlich klingenden Trivialnamen: Reineclaude, Reneclode, Reneklode, Ringlotte, Ringelotte, in Süddeutschland wird sie auch Ringlo genannt. Ihr Name stammt wahrscheinlich von den französischen Wörtern »reine« für Königin und »Claude de France« (Claudia von Frankreich), der Tochter König Ludwigs XII.

Der süße Pflaumenwein, in asiatischen Restaurants häufig als Digestif gereicht, wird übrigens aus einem weiteren gelben Mitglied der Prunus-Familie hergestellt: der Ume. Der Ume-Baum (Prunus mume) stammt aus China und wird dort schon seit mehr 3000 Jahren wegen seiner prachtvollen weißen bis dunkelrosa Blüten verehrt. Dass die zwei bis drei Zentimeter großen, gelb- bis grünlichen Früchte nicht nur roh verzehrt, sondern auch in Branntwein eingelegt gut schmecken, wusste man bald auch in Korea und Japan. Pflaumenwein oder »Umeshu« ist also weder aus »normalen« Pflaumen (Prunus domestica) gemacht noch Wein – sondern ein Likör. Die Ume, die man auch als Japanische Aprikose oder Japanische Pflaume bezeichnet, ist zwar mit beiden genannten Früchten verwandt, bildet aber eine eigene Prunus-Art, die mittlerweile in manchen Gärten hier zu Lande blüht.

Auch Kirschen gehören zu den Pflaumen

In Südeuropa und der Türkei findet man hingegen eher die Kirschpflaume (Prunus cerasifera), auch türkische Kirsche genannt. Es gibt zwar gelbe und blaue Sorten, meist sind die zwei bis drei Zentimeter großen Früchte jedoch rot – und den Kirschen nicht unähnlich. Das ist eigentlich nicht verwunderlich, denn auch dieses Obst – beispielsweise die Süß- oder die Sauerkirsche – gehört zur Prunus-Familie. Die Kirschpflaume ist keinesfalls eine Kreuzung aus Kirsche und Pflaume, sondern eine eigene, recht ursprüngliche Art – quasi ein Vorläufermodell der Pflaume. Auf türkischen Basaren werden die grün geernteten, unreifen Früchte als »Can Erik« zum Kauf angeboten. Das soll gesund und lecker sein, ist jedoch wegen seiner intensiven Säure eher etwas für diejenigen, die genug von süßen Früchtchen haben.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.