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Musik: Wie entstehen Ohrwürmer, und was vertreibt sie?

Die Melodie haftet. Sie. Will. Nicht. Verschwinden. Dabei ist sie nicht mal gut! Warum Ohrwürmer häufig entstehen, obwohl wir ein Lied nicht leiden mögen, und was helfen kann.
Ohrwürmer nerven, wie also wird man die Melodie im Kopf los?

Er kommt ohne Vorankündigung. Morgens beim Radiohören oder beim Schlendern durch die mit Musik berieselte Einkaufspassage bleibt uns plötzlich eine Melodie im Gedächtnis haften und will einfach nicht mehr verschwinden. Es dudelt und dudelt in einem fort – der Ohrwurm ist da. Manchmal ist das amüsant, oft aber auch nervtötend.

Songs, die uns solche Endlosschleifen im Kopf bescheren, sind in in der Regel eingängige Melodien, die sich gut mitsingen lassen. Selbst bei eingefleischten Klassikfans handelt es sich oft um Popmusik, die sich tief in die Hirnwindungen einzunisten scheint. Man muss also nicht unbedingt ein großer Fan der betreffenden Stilrichtung sein – es kann sich sogar um Melodien handeln, die man als abgeschmackt und trivial empfindet.

Kaugummikauen unterbindet das stille Mitsingen

So haben laut einer Untersuchung von Psychologen der University of London bestimmte Songs besonders viel Ohrwurmpotenzial: »Bad Romance« von Lady Gaga zum Beispiel, »Don't Stop Believin'« von Journey und – kein Scherz! – »Can't Get You Out of My Head« von Kylie Minogue. Was haben diese Hits von Pop-Sternchen und 80er-Rockbands gemeinsam? Laut den Forschern ein flottes Tempo, eine gefällige Melodie, aber auch Überraschungsmomente wie etwa eine ungewöhnliche rhythmische Struktur.

Die Ohrwurmwissenschaft steht allerdings vor der großen Schwierigkeit, dass es sich hierbei um eine sehr subjektive, ja geradezu intime Erscheinung handelt. Die Frage, warum ausgerechnet ein bestimmtes Lied auf einmal so hartnäckig im Gedächtnis kleben bleibt, ist daher letztlich ungelöst. Wir wissen jedoch: Musikliebhaber sind häufiger davon betroffen. Eine ausgeprägte emotionale Bewertung kann den Ohrwurm dabei zwar begünstigen, ist aber keineswegs Voraussetzung dafür, dass er sich einnistet.

Was die neurobiologischen Mechanismen angeht, so spielt vermutlich der »aural-oral loop« eine wichtige Rolle: Gemeint ist eine neuronale Erregung, die zwischen dem inneren Vorsingen der Melodie und dem inneren Hören kreist und zu der anhaltenden Hörillusion führen kann.

In einer Studie von 2015 zeigte ein Team um Nicolas Farrugia, ebenfalls von der University of London, dass Menschen, die häufig Ohrwürmer haben, auch neuroanatomische Besonderheiten aufweisen. So waren bei diesen Probanden diejenigen Hirnrindenbereiche im rechten Schläfenlappen, die für das Musikhören zuständig sind, im Schnitt kleiner. Möglicherweise geht die geringere Größe mit einer erhöhten Reizbarkeit dieser neuronalen Netzwerke einher.

Und wie wird man einen Ohrwurm wieder los? Nach der »Aural-oral-loop«-Hypothese muss man dafür den Kreislauf zwischen innerem Hören und innerem Singen unterbrechen. Dies gelingt zum Beispiel, indem man sich ein anderes Lied laut vorsingt oder sich jedenfalls stark auf das andere Stück konzentriert. Ebenfalls wirksam ist nach einer anderen Studie offenbar das Kaugummikauen. Das erscheint durchaus plausibel, denn die Kieferbewegungen unterbinden das stille Mitsingen: Während man kaut, kann man schlecht im Kopf vor sich hin trällern.

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  • Quellen

Beaman, C. P. et al.: Want to Block Earworms from Conscious Awareness? B(u)y Gum! In: The Quarterly Journal of Experimental Psychology 68, S. 1049–1057, 2015

Farrugia, N. et al.: Tunes Stuck in Your Brain: The Frequency and Affective Evaluation of Involuntary Musical Imagery Correlate with Cortical Structure. In: Conscious Cognition 35, S. 66–77, 2015

Jakubowski, K. et al.: Dissecting an Earworm: Melodic Features and Song Popularity Predict Involuntary Musical Imagery. In: Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts 11, S. 122–135, 2017

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