Wieso schimmern die Adern blau durch die Haut, obwohl Blut doch rot ist?
Wer auf die Oberseite seiner Hände schaut, wundert sich vielleicht, dass die Adern blau durch die Haut schimmern – obwohl das darin fließende Blut doch rot ist. Diese Farbveränderung liegt weder daran, dass die Wände der Adern blau sind – sie sind es nicht –, noch am Einfluss blaublütigen Adels (dieser Begriff stammt übrigens aus Spanien: sangre azul = blaues Blut. Denn die einst angeblich besseren Leute waren meist hellhäutig, so dass ihr – ganz normal rotes – Blut deutlich blauer durch die Haut schien als bei dunkelhäutigeren, weniger adeligen Menschen).
Der Grund, warum unser – stets mehr oder weniger rotes Blut – blau erscheint, muss also irgendwo zwischen den Adern und dem Auge liegen. Die Umgebungsluft scheidet als Blaufärber aus. Zwar ist auch der Himmel blau, weil die Luftmoleküle die kurzwelligen blauen Anteile des Sonnenlichts am leichtesten und daher am stärksten in unsere Augen streuen. Auf dem Weg zwischen Ader und Auge kommt dieser Blau-Färbe-Effekt mangels ausreichender Luftmenge jedoch nicht zum Tragen.
Was bleibt, sind die Haut und die darunterliegenden Schichten.
Und tatsächlich zeigt sich bei näherer Betrachtung: Venen, die weniger als einen halben Millimeter unter der Haut liegen, erscheinen durchaus rötlich. Deshalb werden wir auch rot, wenn wir verlegen sind – und nicht blau.
Das Tageslicht reicht aber tiefer als einen halben Millimeter in die Haut. Trifft es auf die zwischen einem halben und zwei Millimetern unter der Haut liegenden Adern, so wird das kurzwellige blaue Licht reflektiert, während der langwellige, rote Anteil absorbiert wird.
Anders gesagt: Das rote Licht dringt tiefer in die Haut und wird vom Blut absorbiert. Übrig bleiben vor allem die blauen Anteile des Spektrums, die reflektiert werden und die wir sehen. Deshalb erscheinen Adern (nur) in dieser Gewebetiefe blau. Leuchtet man hingegen mit einer starken Taschenlampe durch die Hand, so zeigt sich wieder die wahre Farbe des Bluts: Es ist und bleibt rot.
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