Klimaschutz: Anatomie des Scheiterns
Die Menschheit scheitert an der Aufgabe, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren – entgegen allen Vorsätzen gewinnt die Welt keineswegs einen steigenden Anteil ihrer Energie aus klimafreundlichen Quellen. Im Gegenteil, einem aktuellen Bericht der Internationalen Energiebehörde IEA über den weltweiten Kohlemarkt ist zu entnehmen, dass der schmutzigste aller fossilen Brennstoffe weiter im Aufwind ist: Im Jahr 2017 werde die Menschheit ebenso viel Kohle verbrennen wie Öl, prophezeit die Organisation.
Der Löwenanteil des Wachstums findet in Asien statt – China wird ab 2014 mehr als die Hälfte der weltweit geförderten Kohle verbrauchen, und ab 2017 wird Indien laut dem Szenario der Behörde die USA als zweitgrößten Verbraucher ablösen. Aber auch in Europa ist der Brennstoff wieder im Kommen, zumal hier in Deutschland, wo im Zuge der Energiewende Kernkraftwerke ersetzt werden müssen. Dabei sollten wir gerade die Kohle tunlichst im Boden lassen, selbst wenn wir auf fossile Energieträger im Allgemeinen derzeit nicht verzichten können: Für jede Einheit erzeugter Energie setzt Kohle mehr Kohlendioxid frei als andere Brennstoffe wie Gas oder Öl. Die Welt verbraucht nicht nur immer mehr Energie, sondern dazu noch immer schmutzigere.
Dabei trat vor ziemlich genau 15 Jahren ein Vertragswerk in Kraft, das doch genau diese Entwicklung bremsen, gar umkehren sollte. Gerade erst haben die Regierungen das Kyoto-Protokoll, die weltweit erste bindende Vereinbarung zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, in Doha bis zum Jahr 2020 verlängert. Doch die Realität ist: Die Übereinkunft hat nicht verhindern können, dass im Zeitraum seiner Gültigkeit die globalen Treibhausgasemissionen um die Hälfte gestiegen sind – tatsächlich vermuten Experten sogar, dass die Erfolge des Kyoto-Protokolls dadurch erkauft wurden, dass Industrien in Länder abwanderten, die nicht von der Vereinbarung betroffen waren: ebenjene Länder, in denen besonders viel Energie aus der Kohle stammt.
Der Aufstieg des schmutzigsten aller fossilen Brennstoffe ist mehr als nur ein Trend, er ist ein eindrückliches Symbol für den Zustand des Klimaschutzes. So sehr Regierungen und Umweltschützer um Klimaschutz und Nachhaltigkeit ringen, die Zahlen zeigen: Ihre Worte reichen nicht aus den Konferenzsälen heraus. Wenn es hart auf hart kommt, schrecken fast alle Nationen vor den Kosten konsequenter Treibhausgasreduktion zurück – gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Dass auch der Preis für das Scheitern des Klimaschutzes enorm hoch sein wird, ist die andere Seite der Medaille.
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