Eulbergs tönende Tierwelt: Zitronengelber Gast am winterlichen Futterhaus
Manche Vogelgesänge sind unverwechselbar, wenn man sie sich einmal eingeprägt hat. So auch jener der Goldammer (Emberiza citrinella). Sie ist nicht nur optisch auffallend, auch ihr leicht metallisch anmutender Gesang ist es. Diesen tragen die Männchen gerne von erhöhten Singwarten wie Baumkronen oder Gebüschspitzen aus vor. Ein Goldammerlied besteht aus einer schnellen Abfolge mehrerer kurzer, hämmernder Laute gleicher Tonhöhe, gefolgt von einer höheren Silbe sowie einem tieferen lang gezogenen Element am Schluss. Auf Grund der schlagenden Anfangstöne nennt man die Vogelart in manchen Regionen auch »Hämmerling«, im Englischen heißt sie »yellowhammer«. Ihren markanten Gesang kann man sich wunderbar durch folgenden Merkspruch einprägen: »Wie-wie-wie hab ich dich liiiieb.«
Erkennen Sie das markante Motiv wieder? Man nimmt an, dass sich Beethoven davon hat inspirieren lassen und es in gekürzter Form in seiner weltberühmten 5. Sinfonie erklingt. Anhand der Pause zwischen dem kurzen und dem lang gezogenen Element lässt sich übrigens das ungefähre Alter einer Goldammer abschätzen – bei jungen Vögeln ist die Pause kurz, bei älteren länger. Die Art gilt als äußerst sangesfreudig: Bereits Ende Februar schmettern die paarungswilligen Männchen inbrünstig ihr Lied. Selbst die pralle Mittagshitze im Hochsommer kann sie nicht stoppen. Von Ende Juli bis August befindet sich die Goldammer sogar auf ihrem Gesangsaktivitätsmaximum – also dann, wenn alle anderen Singvogelarten schon verstummt sind.
Ein einzelnes emsiges Männchen kann die markante Strophe bis zu 3000-mal pro Tag in die Welt posaunen. Es möchte damit Weibchen von seiner Fitness und seinen guten Genen überzeugen. Zeigt sich die Auserwählte beeindruckt, versucht das Männchen sie zum gemeinsamen Nestbau zu bewegen. Dazu nimmt er animierend Pflanzenhalme mit dem Schnabel auf, um sie ihr zu präsentieren oder zu übergeben.
Der wissenschaftlicher Artname der Goldammer citrinella bedeutet zitronengelb, denn die männlichen Exemplare weisen im Prachtkleid eine herrlich leuchtend gelbe Kopf- und Brustfärbung auf. Auf Grund ihres Lebensraums und ihrer Färbung nennt man sie mancherorts auch »Bauernkanari«, da die Art mit ihrem knalligen Gefieder wahrlich an einen Kanarienvogel erinnert.
Einige Goldammern verlassen im Winter unsere Gefilde für einen Kurzstreckenzug gen Süden, andere bleiben hier und weitere kommen aus nördlicheren Regionen zu uns, um hier zu überwintern. So ist die Goldammer, häufig in kleineren Trupps, ein regelmäßig zu beobachtender Vogel am winterlichen Futterhaus. Man nennt sie deshalb im Volksmund auch »Winterlerche« oder regional »Schneegitz«.
- Die GoldammerHier finden Sie wichtige Eckdaten und Beobachtungstipps rund um die Goldammer.
- Steckbrief
Klasse: Vögel
Ordnung: Sperlingsvögel
Familie: Emberizidae
Größe: 16 bis 17 Zentimeter
Gewicht: 24 bis 30 Gramm
Fortpflanzungsperioden pro Jahr: 2 bis 3
Nachkommen pro Periode: 3 bis 5
Höchstalter: 13 Jahre
Bundesweiter Gefährdungsgrad (Rote Liste): nicht gefährdet
Volkstümlicher Name: Schneegitz, Hämmerling, Bauernkanari
- Beobachtungstipps
Die Goldammer trifft man ganzjährig in offener Feldflur, im Winter auch an Futterstellen.
Die Goldammer ist mit Abstand unsere häufigste Vertreterin der Familie der Ammern (Emberizidae). Sie profitierte als Bewohnerin offener Landschaften zunächst enorm von der allgegenwärtigen Landnutzung durch uns Menschen. Doch auch wenn es aktuell noch rund 1,4 Millionen Brutpaare in Deutschland gibt, sind ihre Bestände konstant rückläufig. Das liegt unter anderem an Flurbereinigungen und der Beseitigung von Hecken und Gebüschen. Solche Gewächse dienen dem Vogel als Bruthabitate und Singwarten. Auch das Insektensterben, verursacht durch zu intensive Landwirtschaft, setzt den Goldammern zu. Den Tieren fehlt dadurch schlicht das Futter für die Aufzucht ihrer Nestlinge. Wie verschiedene Studien belegen, gelangen außerdem Pflanzenschutzmittel in die Nahrungskette und sind damit indirekte Verursacher für Bestandsrückgänge bei verschiedenen Feldvogelarten einschließlich der Goldammer.
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