Angemerkt!: Fadenscheinige Begründungen
Nun also auch Island: Nach Norwegen nimmt der Inselstaat als zweite Nation wieder den kommerziellen Walfang auf, der 1986 weltweit eingestellt worden war. Jahrhundertelange Jagd – teilweise sogar schon seit dem 16. Jahrhundert in industriellem Umfang – hatte die Bestände von Blau-, Finn- und Grönlandwal, Nord- wie Südkaper zusammenbrechen lassen, sodass Fangfahrten in großem Umfang kaum mehr lohnten und den Tieren das Aussterben drohte.
Gejagt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zwar vorwiegend nur noch für den Konsum des Fleischs, mitunter als billiges Tierfutter. Doch seit zwei Jahrzehnten ist auch dies verbannt, Ausnahmen vom Verbot gelten nur für indigene Völker zur Selbstversorgung – etwa in arktischen Breiten – sowie zu wissenschaftlichen Zwecken. Letzteres nimmt vor allem Japan in Anspruch, um jährlich mehr als Tausend der Meeressäuger (vornehmlich Zwergwale) erlegen zu können. Norwegen schließlich fühlt sich an den Jagdstopp der Internationalen Walfangkommission (IWC) überhaupt nicht gebunden, da es von Anfang an Einspruch dagegen erhoben hatte: Seit 1994 werden deshalb jedes Jahr mehrere hundert Zwergwale unter einer strengen Quotenregelung angelandet.
Eine derartige Quotierung bildet nun ebenfalls die Grundlage des neu aufkeimenden isländischen Walfangs, der bislang noch unter wissenschaftlicher Prämisse geführt wird. Neun Finn- und dreißig Minkwale sollen bis Ende August 2007 erlegt werden dürfen – nicht viel, schenkt man den offiziellen Zahlen des isländischen Fischereiministeriums Glauben, nach denen rund um die Atlantikinsel mehr als 43 000 Zwerg- und 25 000 Finnwale leben. Und in der Tat scheint es wenig verwerflich, die Jagd auf häufigere Walarten in einem kleinen, reglementierten und vor allem überwachten Rahmen wieder freizugeben und das Fleisch für den menschlichen Verbrauch zu nutzen. Vorausgesetzt, tierquälerische Jagdmethoden werden unterbunden und der Artenschutz strikt beachtet, denn lange noch darf kein Blauwal oder Kaper in die Kühltheken gelangen. Aber warum soll etwa Isländern oder Japanern der "Genuss" von Minkwalfleisch verwehrt sein, wenn sich zugleich und legal Europäer, Amerikaner oder Australier an Schillerlocken (vom bedrohten Hornhai), Büffelsteak oder Kängurufleisch erfreuen?
Offiziell möchte Island die Walfangtradition des Landes erhalten und das Walfleisch im Binnenkonsum verwerten, möglich sei aber auch ein Export ins Ausland, so das Ministerium. Unter anderem hier beginnen jedoch die Probleme, denn dieser Handel ist streng reglementiert und nicht so ohne weiteres möglich – Walfanggegner erwägen bereits rechtliche Schritte, um die Jagd zu stoppen, bevor sie überhaupt beginnt. Und genau an dieser Stelle werden auch die vorgetragenen Gründe der heimischen Befürworter fadenscheinig.
Denn auf Island gibt es kaum mehr Nachfrage nach Blubber oder Walspeck. Also sollte der Schwerpunkt der Vermarktung auf der Ausfuhr liegen, die aber nach internationalem Recht allenfalls schwer durchführbar ist. Die Beweggründe dürften folglich gänzlich anderer Natur sein, denn die Insel ist eine bedeutende Fischereination mit großer Flotte. Dementsprechend haben die Fischer eine einflussreiche Lobby, die dort wie in Norwegen und Japan seit Jahren gegen Meeressäuger zu Felde zieht. Zwergwale – wie auch Robben – seien am Rückgang der Fischbestände schuld, da sie nach Angaben des japanischen Instituts für Walforschung (ICR) jährlich 280 bis 500 Millionen Tonnen Fisch fräßen und damit weiteren Druck auf die zunehmend schmäleren Bestände nutzbarer Seefische ausüben. Der Mensch entnähme dagegen nur rund 100 Millionen Tonnen aus den Ozeanen.
Würden also die Walpopulationen dezimiert – was mangels natürlicher Feinde der Mensch erledigen müsste –, bliebe mehr für den eigenen Konsum und könnten sich zusätzlich noch die Populationen der Speisefische erholen. Eine Argumentation, die auf tönernen Beinen steht: Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass die Aussage wissenschaftlich nicht haltbar ist. Beispielsweise überlappen sich großflächig rund um Island die Fanggebiete von Walen und Fischern kaum – direkte Konkurrenz scheidet also weit gehend aus. Finnwale bevorzugen zudem Krill sowie verschiedene Tintenfischarten und nehmen nur gelegentlich kleine Schwarmfische auf. Auch sie können also nicht für Überfischung verantwortlich gemacht werden.
Verantwortlich für den Zusammenbruch vieler Speisefischgründe ist deshalb einzig und allein der moderne Fischfang, der mit ausgefeilten Technologien noch den letzten Schwarm findet und effektiv aus dem Wasser holt. An dieser Stelle sollte nicht nur das isländische Fischereiministerium ansetzen, bevor es Wale als Sündenböcke zum Abschuss freigibt. Ob die Jagdlust allerdings auf Dauer bestehen bleibt, ist ohnehin fraglich. Walbeobachtung lockt zahlreiche Touristen ins Land und ist mittlerweile zum erheblich profitableren Millionengeschäft mit zahlreichen Arbeitsplätzen geworden – auch ihre Lobbyisten erheben jetzt die Stimme.
Gejagt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zwar vorwiegend nur noch für den Konsum des Fleischs, mitunter als billiges Tierfutter. Doch seit zwei Jahrzehnten ist auch dies verbannt, Ausnahmen vom Verbot gelten nur für indigene Völker zur Selbstversorgung – etwa in arktischen Breiten – sowie zu wissenschaftlichen Zwecken. Letzteres nimmt vor allem Japan in Anspruch, um jährlich mehr als Tausend der Meeressäuger (vornehmlich Zwergwale) erlegen zu können. Norwegen schließlich fühlt sich an den Jagdstopp der Internationalen Walfangkommission (IWC) überhaupt nicht gebunden, da es von Anfang an Einspruch dagegen erhoben hatte: Seit 1994 werden deshalb jedes Jahr mehrere hundert Zwergwale unter einer strengen Quotenregelung angelandet.
Eine derartige Quotierung bildet nun ebenfalls die Grundlage des neu aufkeimenden isländischen Walfangs, der bislang noch unter wissenschaftlicher Prämisse geführt wird. Neun Finn- und dreißig Minkwale sollen bis Ende August 2007 erlegt werden dürfen – nicht viel, schenkt man den offiziellen Zahlen des isländischen Fischereiministeriums Glauben, nach denen rund um die Atlantikinsel mehr als 43 000 Zwerg- und 25 000 Finnwale leben. Und in der Tat scheint es wenig verwerflich, die Jagd auf häufigere Walarten in einem kleinen, reglementierten und vor allem überwachten Rahmen wieder freizugeben und das Fleisch für den menschlichen Verbrauch zu nutzen. Vorausgesetzt, tierquälerische Jagdmethoden werden unterbunden und der Artenschutz strikt beachtet, denn lange noch darf kein Blauwal oder Kaper in die Kühltheken gelangen. Aber warum soll etwa Isländern oder Japanern der "Genuss" von Minkwalfleisch verwehrt sein, wenn sich zugleich und legal Europäer, Amerikaner oder Australier an Schillerlocken (vom bedrohten Hornhai), Büffelsteak oder Kängurufleisch erfreuen?
Offiziell möchte Island die Walfangtradition des Landes erhalten und das Walfleisch im Binnenkonsum verwerten, möglich sei aber auch ein Export ins Ausland, so das Ministerium. Unter anderem hier beginnen jedoch die Probleme, denn dieser Handel ist streng reglementiert und nicht so ohne weiteres möglich – Walfanggegner erwägen bereits rechtliche Schritte, um die Jagd zu stoppen, bevor sie überhaupt beginnt. Und genau an dieser Stelle werden auch die vorgetragenen Gründe der heimischen Befürworter fadenscheinig.
Denn auf Island gibt es kaum mehr Nachfrage nach Blubber oder Walspeck. Also sollte der Schwerpunkt der Vermarktung auf der Ausfuhr liegen, die aber nach internationalem Recht allenfalls schwer durchführbar ist. Die Beweggründe dürften folglich gänzlich anderer Natur sein, denn die Insel ist eine bedeutende Fischereination mit großer Flotte. Dementsprechend haben die Fischer eine einflussreiche Lobby, die dort wie in Norwegen und Japan seit Jahren gegen Meeressäuger zu Felde zieht. Zwergwale – wie auch Robben – seien am Rückgang der Fischbestände schuld, da sie nach Angaben des japanischen Instituts für Walforschung (ICR) jährlich 280 bis 500 Millionen Tonnen Fisch fräßen und damit weiteren Druck auf die zunehmend schmäleren Bestände nutzbarer Seefische ausüben. Der Mensch entnähme dagegen nur rund 100 Millionen Tonnen aus den Ozeanen.
Würden also die Walpopulationen dezimiert – was mangels natürlicher Feinde der Mensch erledigen müsste –, bliebe mehr für den eigenen Konsum und könnten sich zusätzlich noch die Populationen der Speisefische erholen. Eine Argumentation, die auf tönernen Beinen steht: Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass die Aussage wissenschaftlich nicht haltbar ist. Beispielsweise überlappen sich großflächig rund um Island die Fanggebiete von Walen und Fischern kaum – direkte Konkurrenz scheidet also weit gehend aus. Finnwale bevorzugen zudem Krill sowie verschiedene Tintenfischarten und nehmen nur gelegentlich kleine Schwarmfische auf. Auch sie können also nicht für Überfischung verantwortlich gemacht werden.
Verantwortlich für den Zusammenbruch vieler Speisefischgründe ist deshalb einzig und allein der moderne Fischfang, der mit ausgefeilten Technologien noch den letzten Schwarm findet und effektiv aus dem Wasser holt. An dieser Stelle sollte nicht nur das isländische Fischereiministerium ansetzen, bevor es Wale als Sündenböcke zum Abschuss freigibt. Ob die Jagdlust allerdings auf Dauer bestehen bleibt, ist ohnehin fraglich. Walbeobachtung lockt zahlreiche Touristen ins Land und ist mittlerweile zum erheblich profitableren Millionengeschäft mit zahlreichen Arbeitsplätzen geworden – auch ihre Lobbyisten erheben jetzt die Stimme.
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