Angemerkt!: Gemischte Gefühle
Wenn die Delegierten in den letzten Gesprächen zum Abschluss der 14. Weltartenschutzkonferenz in Den Haag nicht noch vieles über den Haufen werfen, was sie zuvor bereits abgesegnet haben, können Naturschützer einige bedeutende Siege vorweisen. Auf der anderen Seite mussten sie allerdings auch schmerzliche Niederlagen hinnehmen.
Zu den positiven Nachrichten gehört beispielsweise, dass mit deutlicher Mehrheit ein Versuch der Japaner abgelehnt wurde, das Walfangverbot mit einer erneuten Zulassung des Walfleischhandels auszuhebeln. Ebenso erfreulich ist die Verschärfung der Handelsbestimmungen für Plumploris – Halbaffen, die als Haustier zunehmend beliebter wurden – und Rote Korallen aus dem Mittel- wie Roten Meer. Gleiches gilt für den Europäischen Aal und die Gruppe der Sägefische, die in asiatische Kochtöpfe wanderten oder als Souvenir endeten.
Die beiden wichtigsten Siege dürften jedoch das Bekenntnis zum verstärkten Tigerschutz und der Kompromiss beim Thema Elfenbeinhandel sein. Erstmals seit knapp zwanzig Jahren konnten sich die afrikanischen Staaten wieder auf ein gemeinsames Vorgehen bei den Elefanten einigen: Laut Beschluss dürfen Botswana, Namibia, Südafrika und Simbabwe sämtliches Elfenbein, das bis zum 31. Januar 2007 als Regierungsbestand registriert worden ist, in einem so genannten Einmalverkauf handeln – gefolgt von einem neunjährigen Verzicht auf neue Anträge.
Ähnliches gilt für den Tiger, dem in der chinesischen Medizin allerlei – unbewiesene – Heilkräfte zugesagt werden. In freier Wildbahn gibt es deshalb nur noch wenige tausend der Großkatzen, die selbst in Nationalparks noch fleißig gewildert werden. China wollte dennoch sein nationales Handelsverbot aufheben, da auf kommerziellen Tigerfarmen im Land jedes Jahr hunderte Tiere für das Schlachthaus gezüchtet werden. Allerdings, so die Naturschützer, hätte eine Lockerung die Wilderei noch weiter angeschürt, um die mit dem Wohlstand wachsende Nachfrage zu bedienen – Zucht- und Wildtiger können noch nicht unterschieden werden. Dem chinesischen Ansinnen wurde nun jedoch ein Riegel vorgeschoben: Die kommerzielle Tigerzucht soll sogar noch stärker beschränkt werden.
Wie oft allerdings die Aussicht auf schnelle lukrative Geschäfte Schutzbemühungen unmöglich macht – und seien sie noch so berechtigt –, zeigte die ablehnende Haltung einer Staatenmehrheit bei den Themen Haifang und Tropenholz. Die jeweiligen Anträge der Deutschen hatten keine Chance, zu sehr machten Forst- und Fischwirtschaft in den betroffenen Ländern Front gegen mögliche Handelshemmnisse. Das gilt auch für europäische Nationen, die sich vor allem beim Fischfang nicht reinreden lassen wollen – dem katastrophalen Zusammenbruch mancher Bestände zum Trotz.
Die Frage ist deshalb ohnehin, ob das im rund zweijährigen Turnus stattfindende Artenschutzgeschacher in dieser Form noch zeitgemäß ist: Immer schneller rutschen Tier- und Pflanzenarten auf die Rote Liste der bedrohten Arten, weil ihr Lebensraum schrumpft oder sie übermäßig ausgebeutet werden. Mehr als die Hälfte aller Lurche und über 1200 Vogelarten gelten als vom Aussterben bedroht, doch verhandelt wurde in Den Haag über keine einzige. Vielleicht sogar ihr Glück: Denn bisweilen kurbelt die Aussicht auf strengere Gesetze den Handel sogar noch an, wie eine wissenschaftliche Studie kürzlich feststellen musste – begehrt ist, was selten ist.
Helfen könnte zumindest vielen Pflanzen und Tieren – gerade kleineren, die nicht so charismatisch sind wie Elefanten, Wale oder Tiger – daher nur ein striktes Importverbot, wie es die Europäische Union erst im Januar 2007 für wild gefangene Vögel erließ. Auch hier zeigen immer wieder Untersuchungen, dass von diesem Handel mit Natur die lokale Bevölkerung entgegen der landläufigen Meinung kaum profitiert. Vielmehr schöpfen hauptsächlich die Mittelsmänner und die Händler in den reichen Staaten den Gewinn ab, während vor Ort nur die verarmte Natur bleibt.
Für Fische oder Holz dürften generelle Handelsverbote allerdings nicht machbar sein. Eine Lösung böten hier nur strikt kontrollierte Zertifikate wie FSC (Forest Stewardship Council) oder MSC (Marine Stewardship Council), die etwas Rücksicht auf die Umwelt nehmen und illegalen Raubbau zumindest erschweren.
Gefordert ist deshalb ein Bewusstseinswandel in den reichen Nationen und ebenso in China, das mit zunehmendem Wohlstand seiner Bewohner zu einem Schwarzen Loch für seltene Lebewesen wird. Tiere und Pflanzen dürfen einfach nicht nur mehr unter rein monetären Gesichtspunkten betrachtet werden, sondern auch unter ethischen. Schließlich wäre die Welt deutlich ärmer ohne Tiger und Nashorn, aber auch ohne Harlekinfrosch oder Spix-Ara. Kommen müsste dieser Wandel aber bald – schließlich befinden wir uns mitten in der sechsten großen Aussterbewelle der Erdgeschichte.
Zu den positiven Nachrichten gehört beispielsweise, dass mit deutlicher Mehrheit ein Versuch der Japaner abgelehnt wurde, das Walfangverbot mit einer erneuten Zulassung des Walfleischhandels auszuhebeln. Ebenso erfreulich ist die Verschärfung der Handelsbestimmungen für Plumploris – Halbaffen, die als Haustier zunehmend beliebter wurden – und Rote Korallen aus dem Mittel- wie Roten Meer. Gleiches gilt für den Europäischen Aal und die Gruppe der Sägefische, die in asiatische Kochtöpfe wanderten oder als Souvenir endeten.
Die beiden wichtigsten Siege dürften jedoch das Bekenntnis zum verstärkten Tigerschutz und der Kompromiss beim Thema Elfenbeinhandel sein. Erstmals seit knapp zwanzig Jahren konnten sich die afrikanischen Staaten wieder auf ein gemeinsames Vorgehen bei den Elefanten einigen: Laut Beschluss dürfen Botswana, Namibia, Südafrika und Simbabwe sämtliches Elfenbein, das bis zum 31. Januar 2007 als Regierungsbestand registriert worden ist, in einem so genannten Einmalverkauf handeln – gefolgt von einem neunjährigen Verzicht auf neue Anträge.
Ähnliches gilt für den Tiger, dem in der chinesischen Medizin allerlei – unbewiesene – Heilkräfte zugesagt werden. In freier Wildbahn gibt es deshalb nur noch wenige tausend der Großkatzen, die selbst in Nationalparks noch fleißig gewildert werden. China wollte dennoch sein nationales Handelsverbot aufheben, da auf kommerziellen Tigerfarmen im Land jedes Jahr hunderte Tiere für das Schlachthaus gezüchtet werden. Allerdings, so die Naturschützer, hätte eine Lockerung die Wilderei noch weiter angeschürt, um die mit dem Wohlstand wachsende Nachfrage zu bedienen – Zucht- und Wildtiger können noch nicht unterschieden werden. Dem chinesischen Ansinnen wurde nun jedoch ein Riegel vorgeschoben: Die kommerzielle Tigerzucht soll sogar noch stärker beschränkt werden.
Wie oft allerdings die Aussicht auf schnelle lukrative Geschäfte Schutzbemühungen unmöglich macht – und seien sie noch so berechtigt –, zeigte die ablehnende Haltung einer Staatenmehrheit bei den Themen Haifang und Tropenholz. Die jeweiligen Anträge der Deutschen hatten keine Chance, zu sehr machten Forst- und Fischwirtschaft in den betroffenen Ländern Front gegen mögliche Handelshemmnisse. Das gilt auch für europäische Nationen, die sich vor allem beim Fischfang nicht reinreden lassen wollen – dem katastrophalen Zusammenbruch mancher Bestände zum Trotz.
Die Frage ist deshalb ohnehin, ob das im rund zweijährigen Turnus stattfindende Artenschutzgeschacher in dieser Form noch zeitgemäß ist: Immer schneller rutschen Tier- und Pflanzenarten auf die Rote Liste der bedrohten Arten, weil ihr Lebensraum schrumpft oder sie übermäßig ausgebeutet werden. Mehr als die Hälfte aller Lurche und über 1200 Vogelarten gelten als vom Aussterben bedroht, doch verhandelt wurde in Den Haag über keine einzige. Vielleicht sogar ihr Glück: Denn bisweilen kurbelt die Aussicht auf strengere Gesetze den Handel sogar noch an, wie eine wissenschaftliche Studie kürzlich feststellen musste – begehrt ist, was selten ist.
Helfen könnte zumindest vielen Pflanzen und Tieren – gerade kleineren, die nicht so charismatisch sind wie Elefanten, Wale oder Tiger – daher nur ein striktes Importverbot, wie es die Europäische Union erst im Januar 2007 für wild gefangene Vögel erließ. Auch hier zeigen immer wieder Untersuchungen, dass von diesem Handel mit Natur die lokale Bevölkerung entgegen der landläufigen Meinung kaum profitiert. Vielmehr schöpfen hauptsächlich die Mittelsmänner und die Händler in den reichen Staaten den Gewinn ab, während vor Ort nur die verarmte Natur bleibt.
Für Fische oder Holz dürften generelle Handelsverbote allerdings nicht machbar sein. Eine Lösung böten hier nur strikt kontrollierte Zertifikate wie FSC (Forest Stewardship Council) oder MSC (Marine Stewardship Council), die etwas Rücksicht auf die Umwelt nehmen und illegalen Raubbau zumindest erschweren.
Gefordert ist deshalb ein Bewusstseinswandel in den reichen Nationen und ebenso in China, das mit zunehmendem Wohlstand seiner Bewohner zu einem Schwarzen Loch für seltene Lebewesen wird. Tiere und Pflanzen dürfen einfach nicht nur mehr unter rein monetären Gesichtspunkten betrachtet werden, sondern auch unter ethischen. Schließlich wäre die Welt deutlich ärmer ohne Tiger und Nashorn, aber auch ohne Harlekinfrosch oder Spix-Ara. Kommen müsste dieser Wandel aber bald – schließlich befinden wir uns mitten in der sechsten großen Aussterbewelle der Erdgeschichte.
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