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Hirschhausens Hirnschmalz: Zwischen Frieren und Fegefeuer

Männer und Frauen empfinden ein und dieselbe Temperatur nicht nur unterschiedlich – sie beeinflusst auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit auf verschiedene Weise.
Dr. Eckart von Hirschhausen

»It doesn’t matter what temperature a room is, it’s always room temperature.« Dieser Satz des Komikers Steven Wright klingt übersetzt leider nur halb so gut: »Egal wie warm es in einem Raum ist, der Raum hat immer Raumtemperatur.« Bei der Recherche zur Klimakrise stieß ich auf eine Studie, die mir die Augen öffnete für den ewigen Streit zwischen Männern und Frauen, die ein Gemeinschaftsbüro teilen – oder, noch schlimmer, das Schlafzimmer. Titel der Arbeit: »Die Schlacht um den Thermostat: Geschlecht und der Einfluss der Temperatur auf die kognitive Leistung«. Zwei Forscher, eine Frau und ein Mann, ließen mehr als 500 Testpersonen allerlei geistig anspruchsvolle Aufgaben lösen. Währenddessen wurde die Raumtemperatur variiert. Und siehe da: Wurde es wärmer, konnten Frauen im Schnitt besser kopfrechnen, bei Männern sank die Performance dagegen. Ganz grob zusammengefasst.

Dass die Wohlfühltemperatur bei Frauen in der Tat höher ist als bei Männern, wurde schon oft bestätigt. Umso erstaunlicher, dass sich bislang so wenige Forscher dafür (Achtung, Wortspiel!) erwärmen konnten, die kognitive Seite besser zu verstehen. In der »New York Times« debattierte man 2018 sogar darüber, ob die Temperatur in Großraumbüros »sexistisch« sein kann, weil hier die Männer oft ihren Wunsch nach Kühle durchsetzen. Eine Professorin twitterte, sie sei nur ab mindestens 24 Grad Celsius bereit, sich weiter damit auseinanderzusetzen. Ein männlicher Student antwortete, dann müssten Männer aber in Shorts am Arbeitsplatz erscheinen dürfen.

Ich kenne das auch von meinem Job als Moderator. Wie gern würde ich manchmal in Shorts vor der Kamera stehen, zumal die Kandidatinnen in der Show luftige Sommer-Outfits tragen dürfen. In so manchem Studio mit miserabler Belüftung wäre ich lieber Schotte! Die haben kein Problem, sich an den unmöglichsten Stellen nackig zu machen.

Speziell bei Jungs verflüchtigt sich ja mit steigender Temperatur die Selbstkontrolle. Ein Tag am Ballermann bestätigt dies, wobei es hier schwer ist, eine Kontrollgruppe zu finden. Laut Studien zu den psychischen Folgen des Klimawandels steigt mit dem Thermometer auch das Suizidrisiko. Und die Hilf­losigkeit, wenn man das Gefühl hat, einer bedrohlichen Entwicklung nicht entgehen zu können. Vor der Hitze gibt es kein Entkommen. Denn das produziert nur noch mehr Abwärme. Und je mehr wir Räume runterkühlen, desto mehr heizt sich die Atmosphäre auf. Die Küche wird ja auch nicht kühler, wenn man einen Kühlschrank reinstellt, im Gegenteil.

Harald Lesch, der Physiker und Klimakenner, merkt in seinen Vorträgen gerne an, dass Naturgesetze nicht verhandelbar sind. Das Kohlendioxid in der Atmosphäre hat einfach einen bestimmten Wärmekoeffizienten, egal wie lange wir drum herumreden. Und so bilden die Treibhausgase eine ungewollt wärmende Decke, die uns die Luft abschnürt, wie ein zu dicker Schlafsack beim Camping, wenn morgens die Sonne aufs Zelt brutzelt. Das Einzige, was dann hilft, ist: Aufwachen!

A) keine Gänsehaut

B) kein Schweißtropfen

C) keine Socken

D) alles unter 40 Grad

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