Angemerkt!: Ist das Bewusstsein?
Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie konnten englische Forscher bei einer jungen Wachkoma-Patientin neuronale Reaktionen auf gezielte Anfragen ermitteln, die denen einer gesunden Kontrollgruppe in nichts nachstanden. Doch bedeutet dies, dass die Patientin bei Bewusstsein ist?
Für Adrian Owen und sein Team, die insgesamt über 200 Tests mit der Wachkoma-Patientin durchführten, ist die Sachlage klar: Da sie spezifische Hirnaktivitäten zeigte, die mit denen der Kontrollgruppe identisch waren, hat sie genauso wie die gesunden Versuchsteilnehmer eine willentliche Entscheidung gefällt, an den Untersuchungen mitzuwirken und sich beispielsweise vorzustellen, Tennis zu spielen [1].
Andere Wissenschaftler sehen dies allerdings skeptisch: Bislang wisse man nur, dass sich die Hirnaktivitäten der Frau je nach Ansprache änderten und die Aktivitätsmuster denen einer gesunden Kontrollgruppe glichen [2]. Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Willensentscheidung folgen hieraus jedoch leider noch nicht. Die Studie liefert Indizien – für einen hinreichenden Beweis jedoch ist über die Zusammenhänge von Neurologie und Bewusstsein einfach noch zu wenig bekannt.
Auch das Magazin Science, in dem der Fachartikel erschien, scheint diese Ansicht zu vertreten – fügte die Redaktion der Pressemeldung zum Artikel doch einen eindringlichen Appell bei, von einer Einzelfall-Studie nicht darauf zu schließen, dass damit alle Wachkoma-Patienten in der Lage seien, mental auf ihre Umwelt zu reagieren. Zudem seien die Hirnverletzungen der Probandin im Gegensatz zu vielen anderen Wachkoma-Patienten vergleichsweise harmlos. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Betroffene ähnliche Reaktionen zeigen, sei daher relativ gering.
Doch gering heißt nicht unmöglich. Und so werfen die neuen Erkenntnisse aller Vorsicht zum Trotz einige weit reichende Fragen auf. Als erstes einmal gehört der Begriff des Wachkomas auf den Prüfstand. Schließlich gilt bislang die Unfähigkeit der Patienten, zielgerichtete und wiederholbare Verhaltensreaktionen auf visuelle, akustische und taktile Reize zu zeigen, als zentrales Definitionskriterium. Nun scheint jedoch die bisherige Praxis der Überprüfung dieses Kriteriums möglicherweise unzureichend. Denn dass wir kein Bewusstsein messen können, heißt eben nicht, dass auch wirklich keines vorhanden ist. Ergebnisse sind immer auch eine Frage der Messtechnik.
Da nun jedoch eine neue Möglichkeit entdeckt wurde, genau diese zu verbessern, ist es hoffentlich nur eine Frage der Zeit, bis die funktionelle Magnetresonanztomografie, die bislang hauptsächlich zu Studienzwecken in Labors genutzt wird, verstärkt auch in den Kliniken zum Einsatz kommt. Die dortige Technik, die zur Strukturbestimmung des Gehirns genutzt wird und nur "Stillleben" darzustellen vermag, sollte um die neueren Modelle ergänzt werden. Auch im Bereich der Demenz- und Alzheimer-Forschung könnten diese wichtige Unterscheidungen leisten, wenn sie in der Praxis Anwendung finden.
Die Wissenschaft wird sich vermutlich noch Jahre darum streiten, ob eine Hirnaktivität in einem bestimmten Bereich nun Bewusstsein genannt werden darf oder nicht – für die Angehörigen von Wachkoma-Patienten bedeutet diese Studie jedoch vor allem eins: die Bestätigung ihrer Hoffnung, dass ihre Lieben vielleicht doch wahrnehmen, denken und fühlen können. Und dies ist für Menschen, die tagtäglich mit der Belastung leben müssen, nicht zu wissen und doch zu hoffen, dass ihr Familienmitglied sie versteht und die täglichen Bemühungen häuslicher Pflege zu schätzen weiß, eine ganze Menge.
Für Adrian Owen und sein Team, die insgesamt über 200 Tests mit der Wachkoma-Patientin durchführten, ist die Sachlage klar: Da sie spezifische Hirnaktivitäten zeigte, die mit denen der Kontrollgruppe identisch waren, hat sie genauso wie die gesunden Versuchsteilnehmer eine willentliche Entscheidung gefällt, an den Untersuchungen mitzuwirken und sich beispielsweise vorzustellen, Tennis zu spielen [1].
Andere Wissenschaftler sehen dies allerdings skeptisch: Bislang wisse man nur, dass sich die Hirnaktivitäten der Frau je nach Ansprache änderten und die Aktivitätsmuster denen einer gesunden Kontrollgruppe glichen [2]. Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Willensentscheidung folgen hieraus jedoch leider noch nicht. Die Studie liefert Indizien – für einen hinreichenden Beweis jedoch ist über die Zusammenhänge von Neurologie und Bewusstsein einfach noch zu wenig bekannt.
Auch das Magazin Science, in dem der Fachartikel erschien, scheint diese Ansicht zu vertreten – fügte die Redaktion der Pressemeldung zum Artikel doch einen eindringlichen Appell bei, von einer Einzelfall-Studie nicht darauf zu schließen, dass damit alle Wachkoma-Patienten in der Lage seien, mental auf ihre Umwelt zu reagieren. Zudem seien die Hirnverletzungen der Probandin im Gegensatz zu vielen anderen Wachkoma-Patienten vergleichsweise harmlos. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Betroffene ähnliche Reaktionen zeigen, sei daher relativ gering.
Doch gering heißt nicht unmöglich. Und so werfen die neuen Erkenntnisse aller Vorsicht zum Trotz einige weit reichende Fragen auf. Als erstes einmal gehört der Begriff des Wachkomas auf den Prüfstand. Schließlich gilt bislang die Unfähigkeit der Patienten, zielgerichtete und wiederholbare Verhaltensreaktionen auf visuelle, akustische und taktile Reize zu zeigen, als zentrales Definitionskriterium. Nun scheint jedoch die bisherige Praxis der Überprüfung dieses Kriteriums möglicherweise unzureichend. Denn dass wir kein Bewusstsein messen können, heißt eben nicht, dass auch wirklich keines vorhanden ist. Ergebnisse sind immer auch eine Frage der Messtechnik.
Da nun jedoch eine neue Möglichkeit entdeckt wurde, genau diese zu verbessern, ist es hoffentlich nur eine Frage der Zeit, bis die funktionelle Magnetresonanztomografie, die bislang hauptsächlich zu Studienzwecken in Labors genutzt wird, verstärkt auch in den Kliniken zum Einsatz kommt. Die dortige Technik, die zur Strukturbestimmung des Gehirns genutzt wird und nur "Stillleben" darzustellen vermag, sollte um die neueren Modelle ergänzt werden. Auch im Bereich der Demenz- und Alzheimer-Forschung könnten diese wichtige Unterscheidungen leisten, wenn sie in der Praxis Anwendung finden.
Die Wissenschaft wird sich vermutlich noch Jahre darum streiten, ob eine Hirnaktivität in einem bestimmten Bereich nun Bewusstsein genannt werden darf oder nicht – für die Angehörigen von Wachkoma-Patienten bedeutet diese Studie jedoch vor allem eins: die Bestätigung ihrer Hoffnung, dass ihre Lieben vielleicht doch wahrnehmen, denken und fühlen können. Und dies ist für Menschen, die tagtäglich mit der Belastung leben müssen, nicht zu wissen und doch zu hoffen, dass ihr Familienmitglied sie versteht und die täglichen Bemühungen häuslicher Pflege zu schätzen weiß, eine ganze Menge.
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