Rauchen: Meinung: Keine E-Zigaretten, wo auch das Rauchen verboten ist
Manchen Rauchern scheint sie der rettende Strohhalm zu sein, um endlich von der Zigarette loszukommen – jeder fünfte Raucher testet sie zumindest einmal. Interessant sind die elektronischen Glimmstängel auch für Jugendliche: Rund jeder zehnte von ihnen probiert die aromatischen Dampfgeräte aus – selbst diejenigen, die bisher die Finger von herkömmlichen Zigaretten gelassen haben.
Doch sind E-Zigaretten so hilfreich und harmlos, wie viele vermuten? Medizinische Fachgesellschaften sehen die Produkte eher kritisch [1,2]: Ein Nutzen in der Tabakentwöhnung ist nicht sicher nachgewiesen [3], und über die gesundheitlichen Folgen tappt die Wissenschaft noch im Dunkeln: Es gibt keine standardisierten Verfahren zur Bewertung der Gesundheitsschädlichkeit von E-Zigaretten, erste klinische Untersuchungen zu kurzfristigen Auswirkungen auf die Atemwege sind widersprüchlich, und Langzeitstudien zur Dauernutzung fehlen vollkommen [4].
Eine zunehmende Zahl von Tierversuchen und Tests an Zellkulturen legen jedoch Vorsicht im Umgang mit E-Zigaretten nahe. So nahmen mit dem Aerosol von E-Zigaretten begaste Mäusebabys weniger an Gewicht zu als unbehandelte Jungtiere; außerdem entwickelte sich ihre Lunge schlechter [5]. Bei erwachsenen Mäusen löste E-Zigaretten-Aerosol entzündliche Reaktionen in der Lunge aus [6]. Das Aerosol verursachte in verschiedenen Zellkulturen Stressreaktionen, beeinträchtigte die Funktion der Zellen, verringerte deren Lebensfähigkeit oder wirkte giftig [7-13].
Das Aerosol besteht hauptsächlich aus Propylenglykol und Glyzerin. Diese Substanzen erreichen schon bei einem Zug an der E-Zigarette Konzentrationen, die die Atemwege reizen [14]. Das meist in den Liquids enthaltene Nikotin macht abhängig [15], beeinträchtigt das Immunsystem [16], fördert in Zell- und Tierversuchen die Tumorbildung und steht im Verdacht, Krebs erregend zu sein [17]. Nikotinkonsum während der Schwangerschaft stört die Hirnentwicklung des Fötus und führt zu dauerhaften Verhaltensauffälligkeiten der Kinder [18].
Für eine verlässliche Bewertung der Gesundheitsschädlichkeit müssen erst standardisierte Messverfahren entwickelt und Langzeitversuche durchgeführt werden. Die bisher vorliegenden Studien zeigen jedoch, dass E-Zigaretten keineswegs nur harmlosen Wasserdampf produzieren [19]. Im Vergleich zu Zigaretten sind sie weniger schädlich – da gehört aber auch nicht viel dazu, schließlich ist Zigarettenrauch ein Cocktail aus tausenden Substanzen, darunter mindestens 70 Krebs erregende.
Für Raucher können sie also eine Alternative zu Tabakzigaretten sein. Für Nichtraucher hingegen, die – anders als Raucher – nicht ständig einen Giftcocktail inhalieren, sind sie eine unnötige Belastung mit Schadstoffen. Gesundheitsexperten sind sich deswegen einig: E-Zigaretten gehören nicht in die Hände von Jugendlichen oder gar Kindern!
Deswegen sollten der Verkauf an Minderjährige und die Werbung für E-Zigaretten verboten werden. Für junge Menschen attraktive Aromen und auf sie ausgerichtete Werbung animiert die Jugendlichen, vermeintlich harmlose Produkte zu konsumieren, die möglicherweise den Einstieg ins Rauchen erleichtern. Da mit dem Aerosol gesundheitsschädliche Substanzen in die Raumluft gelangen, sollte zudem die Verwendung von E-Zigaretten – unabhängig vom Nikotingehalt – überall dort verboten sein, wo das Rauchen untersagt ist [20].
Anm. d. Red.: Auf Grund der Vielzahl an Quellen sind diese ausnahmsweise nicht im Text verlinkt, sondern befinden sich unten unter "Quellen".
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