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MERS in Südkorea: Meinung: Schwachstelle Krankenhaus

Der Ausbruch des gefährlichen MERS-Coronavirus in Südkorea zeigt, dass auch im Hinblick auf gefährliche Pandemien die Infektionskontrolle in Krankenhäusern dringend besser erforscht werden muss, kommentiert Lars Fischer.
Krankenhausflur

20 Menschen sind in Südkorea am MERS-Coronavirus gestorben, 160 weitere haben sich infiziert, fast 3000 Personen sind in Quarantäne – die Infektion hat Südkorea an den Rand der Hysterie gebracht. MERS darf man nicht unterschätzen – aber der Ausbruch birgt auch Lehren für zukünftige Epidemien. Das Muster der Ansteckungen zeigt wieder einmal, dass gerade Krankenhäuser gefährliche Seuchen erst richtig ins Rollen bringen können. Damit in Zukunft entstehende Pandemien gestoppt werden können, müssen deshalb gerade Kliniken die nötigen Ressourcen und Methoden bekommen, um zu verhindern, dass sich Viren unter Personal und Patienten verbreiten.

Lars Fischer | Lars Fischer ist Wissenschaftsjournalist und Redakteur bei "Spektrum.de".

Das MERS-Coronavirus ist ein spannender Modellfall, denn der vor drei Jahren entdeckte Erreger sieht so aus, wie man es von einem zukünftigen gefährlichen Pandemiekeim erwarten würde. Coronaviren stehen seit Jahren ganz oben auf der Liste der potenziell tödlichen Viren, die eine Pandemie auslösen können. So ist MERS-CoV von einem Tier auf den Menschen übergesprungen, wird von Menschen untereinander weitergegeben und tötet bemerkenswert viele Erkrankte.

Allerdings ist MERS bislang nicht besonders ansteckend. Die Krankheit springt nur bei engem Kontakt über, und deshalb lassen die Ausbrüche, wie auch der in Südkorea, nach einer Weile nach. Dass aus einem einzelnen Patienten 122 werden wie jetzt in Korea, liegt laut den Centers for Disease Control and Prevention vor allem an der Multiplikatorwirkung der Krankenhäuser – mindestens 90 Prozent aller Infizierten sollen sich dort angesteckt haben.

Krankenhäuser als Viren-Brutstätten

In Krankenhäusern sammeln sich die Schwachen und Verwundbaren, enger Kontakt zwischen Patienten und medizinischem Personal ist Alltag. Das schlägt sich nicht nur in den berühmten Krankenhauskeimen nieder, die oft multiresistent sind. Tatsächlich ist vor allem bei gefährlichen Viren wie etwa Masern oder Ebola kaum bekannt, wie man unter halbwegs normalen Bedingungen verhindert, dass sie sich in Krankenhäusern ausbreiten – zwei Krankheiten, für die Kliniken in der Vergangenheit als Verstärker gewirkt haben.

Und: Die nächste potenzielle Pandemie kommt bestimmt. Erreger wie MERS-CoV können sehr plötzlich aus noch nicht völlig verstandenen Gründen Millionen Menschen weltweit infizieren. Das Beispiel SARS zeigte, wie schwierig ein solcher Erreger einzufangen ist, wenn er sich erst einmal ausgebreitet hat, umso mehr, wenn Krankenhäuser zur Verbreitung beitragen.

Deswegen reicht es eben nicht, neue Krankheiten und bekannte potenzielle Pandemieerreger dort zu überwachen, wo sie endemisch sind, die Forschung muss ebenso wieder mehr auf die Krankenhäuser schauen. Schutzkleidung für den Krankenhausalltag ist ein unterschätztes Untersuchungsgebiet, ebenso wie die Organisation von Abläufen, um Infektionen zu vermeiden und Infektionsketten zu unterbrechen.

Das ist zwar nicht so spektakulär wie die Forschung an Impfstoffen oder Wirtspopulationen, aber die Kliniken sind der zentrale Baustein jeder Antwort auf Epidemien wie den MERS-Ausbruch in Südkorea. Sie verdienen eine Aufmerksamkeit, die ihrer Bedeutung entspricht.

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