Angemerkt!: Lehren aus der Guttenberg-Affäre
Die aktuelle Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg wirft ein schlechtes Licht auf die Wissenschaft. Es ist nicht in erster Linie das politische Establishment, das hier in Misskredit gerät. Man mag sich darüber mokieren, dass ein Minister in seiner akademischen Arbeit – vorsichtig formuliert – geschludert hat und dass er dieses Vergehen nun durch Absetzen seines Doktorhuts aus der Welt zu schaffen gedenkt. Dies wirkt so, als ob man ein irrtümlich aus dem Hotelzimmer davongetragenes Handtuch mit "Sorry, war in Eile" wieder zurückschickt. Natürlich fühlt sich manch politikverdrossener Bürger ob der aktuellen Vorgänge in seiner Einschätzung bestätigt, dass "die da in Berlin" ohnehin nur machen, was ihnen persönliche Vorteile verschafft – während die Belange des Volks im Parteiengezänk zerredet werden. All das ist keine Werbung für die Politik.
Doch jetzt endlich erfährt man etwas! Nur was? Professoren vergeben offenbar Bestnoten für Arbeiten, die gegen elementare Regeln des Wissenschaftsbetriebs verstoßen – so lautet eine der zentralen Botschaften.
Weißer Kittel, weiße Weste?
Natürlich: Selbst die der Wahrheit verpflichtete Wissenschaft ist vor Skandalen nicht gefeit, und das beschränkt sich keineswegs auf Fächer wie Jura. Auch in den "harten" Naturwissenschaften gibt es Seilschaften, tendenziöse, interessengetriebene Interpretationen von Daten, in Einzelfällen handfeste Fälschungen. Nicht unter jedem weißen Kittel findet sich eine weiße Weste, und von manchem schwarzen Schaf erfahren wir womöglich nie etwas, weil über seine Vergehen ein Deckmantel des Schweigens gebreitet wird. Dies zu thematisieren, ist Aufgabe der Medien, und wo ein "Faux-pas" aufgedeckt wird, ist die Aufregung groß.
Die jetzige Diskussion führt den Protagonisten des Wissenschaftsbetriebs vor Augen, welche Verantwortung sie tragen für das Ansehen ihres eigenen – so wichtigen – Berufsstands. Sie sollte aber auch mehr Forscher dazu anspornen, selbst die Initiative in Sachen Wissenschaftskommunikation zu ergreifen und andere Schlagzeilen zu machen. Möglichkeiten, der Öffentlichkeit die eigene – saubere – Arbeit nahe zu bringen, gibt es viele: online und offline.
Den größeren Imageschaden trägt jedoch die Wissenschaft davon. In einem Land, dessen Gedeih wesentlich vom wissenschaftlich-technologischen Fortschritt abhängt, sollte Forschung in den Medien präsent sein. Akademiker können dazu aktiv beitragen und selbst den Dialog suchen, gleich ob über Kinderunis, Tage der offenen Tür oder Weblogs. Dazu kommen – mit mehr Distanz zum Wissenschaftsbetrieb – die Journalisten. Als Gesellschaft brauchen wir derlei Aufmerksamkeit für die Belange und Themen der Forschung. Viel zu selten schaffen sie es in die Tagesschau. Auch gibt es kaum Rollenvorbilder für unsere Kinder. Wie Wissenschaftler "ticken", wie sie Hypothesen aufstellen, sie überprüfen, korrigieren, methodisch vorgehen – all dies wird kaum je erläutert, schon gar nicht in den Schulen, wo es in der Regel um das Lehren und Abfragen von "fertigem Wissen" geht. Wie Forschung funktioniert, bleibt für weite Teile der Öffentlichkeit im Dunkeln.
Doch jetzt endlich erfährt man etwas! Nur was? Professoren vergeben offenbar Bestnoten für Arbeiten, die gegen elementare Regeln des Wissenschaftsbetriebs verstoßen – so lautet eine der zentralen Botschaften.
Weißer Kittel, weiße Weste?
Natürlich: Selbst die der Wahrheit verpflichtete Wissenschaft ist vor Skandalen nicht gefeit, und das beschränkt sich keineswegs auf Fächer wie Jura. Auch in den "harten" Naturwissenschaften gibt es Seilschaften, tendenziöse, interessengetriebene Interpretationen von Daten, in Einzelfällen handfeste Fälschungen. Nicht unter jedem weißen Kittel findet sich eine weiße Weste, und von manchem schwarzen Schaf erfahren wir womöglich nie etwas, weil über seine Vergehen ein Deckmantel des Schweigens gebreitet wird. Dies zu thematisieren, ist Aufgabe der Medien, und wo ein "Faux-pas" aufgedeckt wird, ist die Aufregung groß.
Die jetzige Diskussion führt den Protagonisten des Wissenschaftsbetriebs vor Augen, welche Verantwortung sie tragen für das Ansehen ihres eigenen – so wichtigen – Berufsstands. Sie sollte aber auch mehr Forscher dazu anspornen, selbst die Initiative in Sachen Wissenschaftskommunikation zu ergreifen und andere Schlagzeilen zu machen. Möglichkeiten, der Öffentlichkeit die eigene – saubere – Arbeit nahe zu bringen, gibt es viele: online und offline.
Gemeinsam mit den Bloggerinnen und Bloggern der SciLogs führt Spektrum der Wissenschaft eine Aktion zum Thema durch: "Ehrlichkeit in der Wissenschaft" heißt unser Bloggewitter, das seit heute läuft.
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