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Warkus' Welt: Philosophischer Wegweiser für 2022

In der Coronapandemie hat auch das Image der Philosophie gelitten. Doch nicht überall im Netz schießen Philosophen übers Ziel hinaus, erklärt unser Kolumnist. Ein paar vertrauenswürdige Quellen.
Hell leuchtende Wunderkerzen

In den Jahren 2020 und 2021 stand die öffentliche Diskussion in Deutschland und anderswo weitgehend im Zeichen der Coronapandemie. Es kamen Wortmeldungen aus allen wissenschaftlichen Disziplinen, aber besondere Notiz wurde sicherlich von Beiträgen aus den Sozialwissenschaften und vor allem der Philosophie genommen. Dass sich dabei teils sehr renommierte oder zumindest medial sehr präsente Philosophen in ihrer Bewertung der Ereignisse ziemlich weit aus dem Fenster lehnten, wurde recht bald auf einer Metaebene diskutiert. Die Diagnose eines »Versagens der Philosophie« oder – unspezifischer – eines Versagens der öffentlichen Intellektuellen wurde gestellt, und in den sozialen Medien konnte man immer wieder einmal längere Phasen erleben, in denen der Eindruck entstehen konnte, »Philosophie« wäre ein Schimpfwort oder zumindest eine griffige Bezeichnung für eine bestimmte Art, sich um Kopf und Kragen zu reden.

Ich formuliere das absichtlich so vage und ohne Namen zu nennen, weil ich mich mit dieser Kolumne nicht daran beteiligen möchte, auf irgendwelche Einzelpersonen einzuprügeln oder andere als besonders vertrauenswürdig hervorzuheben. Wenn Sie meine bisherigen Beiträge zum Thema Covid-19 kennen, wissen Sie ohnehin sicher, dass ich grundsätzlich eher für Zurückhaltung und nachdenkliches Schweigen als für das Raushauen steiler Thesen stehe.

Stattdessen möchte ich Ihnen zwei Online-Ressourcen zu Philosophie und Medien vorstellen – in der Hoffnung, damit einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass das pandemisch lädierte Bild der öffentlichen Philosophie im Jahr 2022 vielleicht wieder etwas gerade gerückt wird.

Gibt es vernünftige Rassisten? Hat nicht nur der Ärger unseres Vorgesetzten eine Ursache, sondern auch alles andere auf der Welt? Und was ist eigentlich Veränderung? Der Philosoph Matthias Warkus stellt in seiner Kolumne »Warkus’ Welt« philosophische Überlegungen zu alltäglichen Fragen an.

Hier lohnt sich das Weiterlesen

Mein erster Tipp für Sie ist »PhilPublica«, ein nicht kommerzielles, kostenloses und werbefreies Portal, das von den beiden größten philosophischen Fachgesellschaften in Deutschland, der Deutschen Gesellschaft für Philosophie e. V. und der Gesellschaft für Analytische Philosophie e. V., gemeinsam betrieben wird. »PhilPublica« ist vor allem ein Aggregator: Nach klar definierten Leitlinien werden dort Links zu online verfügbaren Beiträgen akademischer Philosophinnen und Philosophen auf unterschiedlichsten deutschsprachigen Kanälen zusammengefasst. Hinzu kommen kurze Interviews mit philosophischen Persönlichkeiten und Blogbeiträge von redaktionellen Partnern. Bei »PhilPublica« ist es möglich, auf einen Blick zu erfassen, welche philosophischen Themen derzeit in der medialen Öffentlichkeit verhandelt werden. Selbst für mich als Philosoph mit enormem Medienkonsum ist es immer wieder aufschlussreich und horizonterweiternd, einmal dort hineinzuschauen. »PhilPublica« bietet zudem Veranstaltungen an und sammelt Links auf Ressourcen, die dazu dienen sollen, Philosophinnen und Philosophen in der öffentlichen Wissenschaftskommunikation besser zu qualifizieren.

Mein zweiter Tipp geht noch etwas über den deutschsprachigen Horizont hinaus. »1000-Word Philosophy« ist ein englischsprachiges Blog, dessen Herausgeber an amerikanischen Hochschulen tätig sind und das philosophische Essays von 1000 Wörtern Länge veröffentlicht. Die Beiträge sind dabei seriöse akademische Publikationen, die ein hartes Auswahl-, Begutachtungs- und Redaktionsverfahren durchlaufen müssen. Da der Anspruch von »1000-Word Philosophy« aber darin besteht, dass die Essays als attraktive, freistehende Einführungen in philosophische Themen fungieren können, ist ein großer Teil der Texte auch ohne Vorkenntnisse gut zu lesen und insofern ein Beitrag zum Philosophieren für die Öffentlichkeit. Thematisch gibt es keine Grenzen – von der Frage, was es eigentlich heißt, kritisch zu denken, bis zur Ethik von Drohnenangriffen ist im besten Sinne ein Gemischtwarenladen philosophischer Unterdisziplinen und Forschungsbereiche abgedeckt. Wenn Sie meine Kolumne mögen und es Sie nicht stört, Englisch zu lesen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie dort auch für Sie Spannendes finden.

Vielleicht wird Ihr 2022 durch »PhilPublica« und »1000-Word Philosophy« ein bisschen versüßt. So oder so wünsche ich Ihnen, nicht nur in philosophischer Hinsicht, für das kommende Jahr nur das Beste.

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