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Gute Nacht – die Kolumne für besseren Schlaf: Schlaflosigkeit – wie man den Albtraum beendet

Die ganze Nacht wach liegen, am Morgen gerädert aufwachen: Viele Menschen kennen das. Doch bei Schlaflosigkeit ist nicht alles, wie es scheint – und das ist der Schlüssel zu besserem Schlaf.
Eine Frau liegt genervt guckend im Bett.
Wer lange mit Schlaflosigkeit zu kämpfen hat, kennt den Zustand zwischen Genervtheit und Verzweiflung, der sich etwa um zwei Uhr einstellt – wenn klar wird, dass es wieder eine dieser Nächte ist.
Ob für das Lernen, die Laune oder die Gesundheit – guter Schlaf ist lebenswichtig. Doch leider klagen viele Menschen über Schlaflosigkeit oder Schlafprobleme. In der Kolumne »Gute Nacht – die Kolumne für besseren Schlaf« gehen wir regelmäßig auf Hintergründe zum Thema Schlaf ein und geben Tipps, wie Sie (wieder) besser ein- und durchschlafen.

Die ganze Nacht lang hat sie sich nur gewälzt, sagt meine Klientin. Dafür sieht sie ganz gut aus, denke ich. Angespannt, aber klare Sprache, präsenter Blick. Sie wiegt kurz den Kopf und fährt fort: »Aber heute ist einer von den besseren Tagen.« Ich nehme mir einen Moment Zeit, denn was wir jetzt ansprechen müssen, ist für Menschen mit Schlafstörungen ein Albtraum. Buchstäblich.

Nicht jede Schlafstörung bedeutet, dass die Person wirklich wach liegt. Manche Menschen schlafen, sehen dabei friedlich aus oder murmeln gelegentlich – und träumen, sie seien wach. Dieser Traum macht Angst. Und schlimmer noch: Das Leid der Schlafstörung fühlt sich an, als sei es eingebildet. Dabei ist genau das nicht der Fall.

Das Phänomen wird als »false awakening« bezeichnet und ist für die Betroffenen sehr anstrengend. Dabei wechseln sich Schlafmangel und Albträume vom Aufwachen und Wachliegen ab. Das Resultat: körperliche und geistiger Erschöpfung, Ängste – und eine sich selbst verstärkende Schlafstörung. Denn Angst weckt Menschen oder hält sie wach; das könnte ein Überlebensmechanismus sein, den die Evolution uns hinterlassen hat.

Der (Alb-)Traum vom Wachsein

Signale für »false awakening« sehen wir, wenn die Betroffenen ihre Schlafzeit unterschätzen, Zeiten des Schlafens und Wachens verwechseln, immer wieder aufwachen und Ängste rund um den Schlaf haben. So definiert es eine Forschungsgruppe um die klinische Psychologin Allison Harvey. Für einen Nachweis müssten die Betroffenen ins Schlaflabor gehen – und auch dann bleibt das Phänomen komplex. Andere hören nach einer grauenvollen Nacht von ihren Partnerinnen und Partnern, dass sie friedlich geschlafen hätten.

Doch von dieser Erkenntnis allein geht die Belastung nicht weg. Aus der Angst vor der schlaflosen Nacht wird entweder ein Albtraum – oder eine weitere Nacht des Wachens. Wachsein ist in diesem Fall der Verteidigungsmodus des Gehirns. Der Albtraum ist der Versuch des Gehirns, die Angst zu verarbeiten. Dieser Schlaf ist kein erholsamer.

Klar ist: Es handelt sich nicht um Einbildung. Der Begriff »Pseudoinsomnie« ist unpassend, auch die in der Forschung oft gebrauchte »Paradoxe Insomnie« trifft es nicht perfekt. Die Betroffenen dürfen nicht das Gefühl bekommen, ihre Schlafstörungen seien unecht oder ihre Beschwerden nur erträumt. Dazu sagte der Schlafforscher Bernd Feige in »Spektrum«: »Die Diagnose ›Insomnie‹ beruht ausschließlich auf den subjektiven Beschwerden – und die sind ja da.«

Plötzlich legt das Gehirn los

Heute spricht man daher eher von »false awakening«, falschem Erwachen. Und in schlafmedizinischen Studien konnten Fachleute diesem auch messbare körperliche Reaktionen zuordnen. Die Neurologin Greta Mainieri beobachtete mit ihrem Team, dass »false awakenings« und Schlafparalyse auftreten, wenn die Patienten sich zwischen REM-Schlaf und Erwachen befinden. Das Gehirn sei nicht wach, halten sie fest. Es befinde sich in einem Zustand des Traums.

Albträume sind also echt und physiologisch messbar. Sie werden im ICD beschrieben, der internationalen Klassifikation der Krankheiten. Albträume beschäftigen das Nervensystem, die Themen können sich wiederholen. Und wenn sie das Erleben im Alltag beeinträchtigen, dann ist es Zeit, etwas zu ändern.

Träume sind schwer zu verstehen, das gilt auch in der Wissenschaft. Mit den Hinweisen, die es bislang gibt, können wir aber arbeiten. Dabei helfen uns folgende Fakten:

  1. Schlafmangel erhöht den Schlafdruck – die Wahrscheinlichkeit, gut zu schlafen, steigt also.
  2. In manchen Nächten ist das Wachliegen ein Albtraum.
  3. Diese Albträume stehen laut dem aktuellen Stand der Forschung in Zusammenhang mit so genannten Arousals, Erregungen des Nervensystems. Das Gehirn legt los, macht den Schlaf unruhig, weckt die Schlafenden – oder es entsteht ein Albtraum.

Aspekt zwei und drei erklären, warum eine Schlafstörung sich selbst verstärkt und wie es zum »false awakening« kommt, also wie der Albtraum vom Wachliegen entsteht. Alle drei gemeinsam helfen dabei, eine individuelle Strategie zu entwickeln. Mit meiner Klientin spreche ich erst über die Akzeptanz, dann über eine Strategie.

Zur Ruhe kommen hilft – Ehrlichkeit auch

Am Anfang steht für sie also das Wissen: Ich habe schlecht geschlafen. Ich bin müde, meine Chancen auf Schlaf sind groß.

Klar ist auch: Ich schlafe oft schlecht, denn ich leide an einer Schlafstörung. Aber nicht in jeder schlechten Nacht liege ich wach. In manchen habe ich wahrscheinlich Albträume. Meine Albträume sind echt und ein Teil meiner Schlafstörung.

Und mit diesen Erkenntnissen kann meine Klientin arbeiten. Um die Erregungen zu mildern, hilft der klassische Entspannungskatalog: ein ruhiger Spaziergang, Meditation, elektronische Geräte abschalten oder nur jene wählen, die nicht aufregend wirken. Serie oder Hörbuch sollten sorgsam gewählt sein. Schon oft gehört? Keine Frage, diese Ratschläge sind weder neu noch überraschend. Geheimwissen über Schlaf enthalten sie auch nicht – es gibt nämlich keins. Und doch müssen die Strategien auch umgesetzt werden. Und daran hapert es oft.

Nehmen Sie sich selbst in die Pflicht. Sprechen Sie über klare Vorsätze oder schreiben Sie sie auf: Ich werde einen kurzen Spaziergang machen, wenn die Kinder im Bett sind. Danach lese ich. Der Fernseher bleibt aus, mein Smartphone liegt im Bad.

Es hilft, sich einen solchen Plan aktiv in Erinnerung zu rufen, bevor der Abend beginnt. Und dann setzen Sie sich mit Ihrer Angst auseinander. Zum Beispiel so: Bevor ich ins Bett gehe, erinnere ich mich bewusst daran, dass ich schlafen kann – meine Albträume sind ein Beweis dafür. Ich kann zur Ruhe kommen.

Wer das Glück hat, nächtliche Naturgeräusche erleben zu dürfen, kann diese auch nutzen. Sie wirken kurzfristig gegen Stress und beschäftigen den Geist. So können sie von der Angst ablenken und damit auch kurzfristig dem Albtraum entgegenwirken.

Mittelfristig brauchen Sie einen Plan gegen die Stressoren des Alltags. Schlafmangel und Stresserleben verstärken sich gegenseitig. Wer an einer Schlafstörung leidet, der muss seinen Alltag ändern. Guter Schlaf heilt keinen Stress. Aber Stresslinderung wirkt der Schlafstörung entgegen. Autogenes Training gehört zu den Ansätzen, mit denen man Stress, Schlafstörungen und Albträumen gleichermaßen begegnen kann.

»False awakening« fühlt sich an wie der ultimative Betrug des Geistes am Körper. Wer aber akzeptieren kann, dass nicht jede schlechte Nacht eine schlaflose Nacht ist, hat einen guten Ansatzpunkt, um die Angst zu bekämpfen – und dann tatsächlich besser zu schlafen.

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