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Star-Bugs – die kleine-Tiere-Kolumne: Die bepelzte Erdnuss mit den Facettenaugen

Sobald es ein bisschen wärmer wird, schlüpfen die Großen Wollschweber und schwirren elegant von Blüte zu Blüte. Ihre Brutbiologe ist dagegen deutlich forscher!
Ein Großer Wollschweber fliegt vor einem verschwommenen Hintergrund. Er hat einen braunen Pelz und einen langen Rüssel
Große Wollschweber sind auffällige, aber für Menschen harmlose Insekten.
Insekten und andere Wirbellose finden sich überall um uns herum, doch bis auf Schmetterlinge, Bienen und wenige andere Gruppen genießen sie geringe bis keine Achtung oder gar Sympathien. Dabei ist die Welt der Sechsbeiner und Co mehr als faszinierend. Ein genauerer Blick auf diese Welt der kleinen Tiere in unserer Natur lohnt also. Wir stellen regelmäßig besondere Stars aus diesem Universum vor.

Erica McAlister steht in ihrem Garten irgendwo in London. Es ist ein kühler Frühlingsmorgen. Ein paar Blüten trotzen den langen Fingern des Winters. Die Fliegenforscherin sucht den Efeu an einer Mauer ab – gezielt nach Fliegen. Eigentlich macht die Biologin dies nonstop in ihren wachen Stunden, aber an diesem Tag muss es eine besondere sein. »Schau nach geschützten sonnigen Stellen«, rät sie, »Hummelschweber mögen weder Wind noch Kälte.«

Und dann gleitet der Große Wollschweber (Bombylius major) in den Blick: eine Erdnuss mit braunen Facettenaugen, einem langen Rüssel und beige-braunem Pelz. Aus dem Augenwinkel kann man ihn für eine Hummel halten, darum heißt er auch Hummelschweber: ein Beispiel für gute Mimikry.

Seine Flügel sind fast nicht zu erkennen, so schnell schlägt das Insekt damit. Sogar wenn die langen, dünnen Beine auf dem Rand eines Blütenkelchs stehen, bleiben die Flügel meistens in Bewegung. Stehen sie doch einmal still, erkennt man an ihrer Vorderseite breite dunkle Balken, die in der Sonne in Regenbogenfarben irisieren. »Wenn die Wollschweber ruhen, bleiben ihre Flügel an der Seite des Körpers, dann erkennt man sofort, dass es keine Bienen sind«, sagt McAlister: »Dann sehen sie aus wie Tarnkappenbomber.«

Eine Assoziation, die gleich aus mehreren Gründen Sinn ergibt: Wollschweber können ausgezeichnet fliegen – wie alle Fliegen und Zweiflügler. Und obwohl sie den Hummeln so ähnlich sehen, sind sie deutlich scheuer. Man muss sich schon ein bisschen anstrengen, um Hummeln aus der Ruhe zu bringen. Wollschweber hingegen lassen es offenbar nicht darauf ankommen, ob ihre Mimikry funktioniert oder nicht, sondern nehmen lieber rechtzeitig Reißaus.

Wollschweber brauchen Blüten – und Bienen

Auch die Art, wie sie ihre Eier legen, passt zum Bild der Bomber: Wer eine Weile Wollschweberweibchen zuschaut, kann beobachten, wie sie ihre Eier regelrecht verschießen. Vielen Wollschweberarten gelingt es sogar, im Flug die Eingangslöcher der Wildbienennester zu treffen.

Die Weibchen des Großen Wollschwebers haben allerdings eine etwas andere Taktik: Sie verstreuen ihre Eier großflächig dort, wo ihre Wirte nisten könnten. Der österreichische Entomologe Friedrich Schremmer entdeckte Anfang der 1960er Jahre, dass Weibchen des Wollschwebers Bombylius vulpinus ihre Eier mit Sand einpudern. Dazu tauchen sie die Spitze ihres Hinterleibs in trockenen Sand und nehmen die Körnchen in einer Sandkammer auf. Die Sandhülle schützt die Eier vorm Austrocknen. Ähnlich macht es der Große Wollschweber, wie man inzwischen weiß.

»Dann sehen sie aus wie Tarnkappenbomber«
Erica McAlister

Erica McAlister schaut einer Biene hinterher. Für eine Honigbiene ist sie zu blond und zu klein. Das sei eine Sandbiene der Gattung Andrena, sagt die Entomologin: »Die legen kleine Nester bei mir im Rasen an«, fährt sie fort. »Die Wollschweber zeigen mir: Die Bienen fliegen nicht nur vorbei, sie leben hier im Garten.« Die Nester der Sandbienen bieten dem Nachwuchs der Fliegen alles, was sie zum Wachsen brauchen. Denn Wollschweber sind Brutparasiten.

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Fliegen nicht besonders wählerisch sind, was ihre Wirte betrifft: Sie kriechen bei Seidenbienen (Colletes), Sandbienen, Zottelbienen (Panurgus), Mauerbienen (Osmia), Blattschneiderbienen (Megachile) und Holzbienen (Xylocopa), aber auch bei Wespen- und Käferlarven unter. Studien zeigen, dass der Große Wollschweber sechs Prozent der Nester der Schottischen Erdbiene (Andrena scotica) und drei Prozent der Rotpelzigen Sandbiene (Andrena fulva) parasitiert.

Kein gutes Ende für die Bienenlarven

Die Wollschweberlarven finden nach dem Schlüpfen selbst den Weg in ein Bienennest. Dort bedienen sie sich erst an den Pollenvorräten. Sind diese aufgebraucht, verspeisen sie die Parasiten die Bienenlarve. Schließlich verpuppen sie sich und entwickeln sich langsam zu ausgewachsenen Tieren. Im nächsten Frühjahr sind sie wieder startklar.

Je nach Witterung schlüpfen die ersten Großen Wollschweber schon im Februar aus ihren Puppenhäuten. Meistens tauchen sie aber erst Ende März, Anfang April auf. Dann sitzen die Männchen an sonnigen Fleckchen auf Blüten herum und warten auf Weibchen. Rivalen verjagen sie aus ihrem Revier.

Die ausgewachsenen Tiere sind bis Juni aktiv. Sie sind genügsam, brauchen lediglich Blüten mit Nektar als Nahrung. Und sie sind Paradebeispiele dafür, dass längst nicht nur Bienen und erst recht nicht nur Honigbienen Blüten bestäuben. Mit ihrem langen Saugrüssel gelangen Wollschweber sogar in solchen Kelchen an den Nektar, die vielen Bienen zu tief sind.

»Ich könnte Fliegen stundenlang zuschauen«, sagt Erica McAlister. Viele Leute hielten Fliegen für schmutzige Tiere, dabei putzten sie sich ständig und ausgiebig. Das hat bei den Großen Wollschwebern Spuren im Körperbau hinterlassen. Die Insekten haben deshalb so lange Beine, damit sie ihren langen Rüssel säubern können. »Eine richtig elegante Prozedur«, findet die Insektenforscherin.

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