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Unsterblichkeit: Die Überwindung des Todes

Kann die Medizin eines Tages den Tod besiegen? Vince Ebert spekuliert, wie das gelingen kann und welche Folgen dies für uns hätte.
Der Kabarettist Vince Ebert

Was wäre, wenn …

… es der Medizin gelänge, den Tod zu überwinden? Wenn wir also irgendwann einmal unsterblich wären? Im ersten Moment klingt das nach einer verführerischen Zukunftsvision. Schaut man sich jedoch die religiösen Vorstellungen der Unsterblichkeit einmal näher an, wirkt das oft ernüchternd.

Für die alten Germanen bestand das Jenseits aus einer Art Ballermann-Urlaub: Met saufen bis zum Anschlag, mit Thor am Lagerfeuer sitzen und sich gegenseitig die Birne einhauen. Am nächsten Morgen werden dann alle wieder zum Leben erweckt, und das Ganze geht mit einem riesigen Brummschädel von vorne los. Das ist ein, zwei Wochen ganz nett – aber für immer? So eine Ewigkeit kann sich schon ganz schön ziehen.

Noch schlimmer ist die Unendlichkeit bei den Mormonen. Dort trifft man im Jenseits auf seine gesamte Verwandtschaft und muss mit denen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag Kaffee trinken und Kuchen essen. Und das ist bei den Mormonen die Vorstellung vom Paradies! Wie sieht da erst die Hölle aus?

Dennoch forscht man im Silicon Valley ernsthaft an der realen Unsterblichkeit, indem man versucht, das gesamte Bewusstsein eines Menschen auf eine Festplatte zu überspielen. Spätestens dann bekäme der Satz "Du, ich bin gestern richtig abgestürzt ..." eine vollkommen neue Bedeutung.

Doch in diesem Fall würden sich eine Menge ethischer Fragen stellen. Wenn mein Bewusstsein irgendwo auf einem Server liegt, gehöre ich dann eigentlich noch mir selbst oder erwerbe ich lediglich eine Lizenz über mich? Oder wenn mich einfach jemand in die Cloud stellt und jeder Depp kann mich downloaden? Dann laufe ich vielleicht irgendwo illegal in Kasachstan auf einer alten Toshiba-Mühle. Mit Windows XP als tanzender Büroklammer. Das ist doch würdelos!

Medizinisch gesehen ist Unsterblichkeit nach wie vor ein großes Problem. Denn jedes lebende System zeichnet sich durch zwei Eigenschaften aus: Es muss in der Lage sein, sich selbst zu reproduzieren, und es muss dabei Arbeit verrichten. So gesehen ist ein kinderloser Germanistikstudent ein Untoter.

Das Problem: Ein Organismus, der Arbeit verrichtet, nutzt sich ab. Deswegen können sich fast alle Zellen in unserem Körper immer wieder erneuern. Aber eben nicht unendlich oft. Das hängt damit zusammen, dass bei jedem Erneuerungsprozess, also bei jeder Kopie unseres Erbmaterials, ein kleines Stück am Rand nicht mitkopiert wird. Diese Endkappen, die so genannten Telomere, werden dadurch immer kürzer. Und wenn sie ganz weg sind, kann nichts mehr kopiert werden. Die Zelle ist tot. Und diesem Verfall ist absolut jedes lebende System ausgesetzt. Deswegen sind wir sterblich.

Aber ist das wirklich so schlimm? Nachdem Elvis Presley gestorben ist, hat er in den drei Monaten danach mehr Platten verkauft als in den drei Jahren zuvor. Und das bei gleichzeitiger Senkung der Lebenshaltungskosten. In Wirklichkeit wäre ein Leben ohne Tod ziemlich öde. Keine Affären, die nur einen kurzen, schnellen Sommer dauern, denn wir hätten ewig Zeit, die Frau herumzukriegen. Keine Notwendigkeit, sich überhaupt zu beeilen. Kein Bedürfnis, irgendetwas auf die Reihe zu kriegen. Ein Leben ohne Tod wäre ein Leben ohne Neugier. Gerade weil wir nur eine begrenzte Zeitspanne zur Verfügung haben, ist unser Leben so spannend. Unsterblichkeit dagegen wäre Langeweile 2.0.

Mehr Einblick in die Zukunft gibt Vince Ebert mit seinem neuen Bühnenprogramm "Zukunft is the Future". Infos und Tickets unter www.vince-ebert.de.

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