Unwahrscheinlich Tödlich: Tod durch Bett
Wenn der Körper morgens knackt und knarzt, hat man seine Jugend wohl hinter sich gelassen. Damals, in den guten alten Zeiten, konnte ich noch in jeder Lage ein- und durchschlafen. Heute vergesse ich einmal, das Kissen aufzufluffen oder ich döse mit einer leichten Brise auf der Haut weg, und schon erhalte ich tags darauf die Quittung in Form eines steifen Nackens. Wer gern und viel schläft, weiß: Während der Nachtruhe kann so einiges im Körper passieren, das beim Aufwachen eine unangenehme Überraschung mit sich bringt.
Wenn man es überhaupt wieder lebendig aus dem Bett schafft. Denn das Möbelstück ist für manche Menschen auch schon zur Todesfalle geworden. Zu ihnen zählt ein Spanienurlauber, der 2012 im Hotel verstarb. Er hatte das Pech, dass sich sein Schlafplatz in der Nacht gegen ihn verschwor. Mit mehreren Freunden übernachtete er in einem Zimmer in Barcelona, wo er in einem faltbaren Bett schlief. Dieses war längsseitig an der Wand befestigt, und zwar so, dass man es mitsamt Matratze nach oben einklappen konnte. Ein Sicherheitsmechanismus sollte dieses Manöver unmöglich machen, solange das Bett belegt war. Doch dieser versagte.
Denkbar schlecht gelegen
So kam es, dass die Reisegruppe, nachdem sie den vorherigen Abend feuchtfröhlich verbracht hatte, morgens mit Kopfschmerzen und einem Mann weniger erwachte. Dessen Bett war bereits weggeklappt, seine Habseligkeiten lagen aber noch im Zimmer verstreut. Er selbst schien wie vom Erdboden verschluckt. Einige Stunden später machte das Hotelpersonal eine grausige Entdeckung: Ein Arm ragte unten aus einem Spalt heraus und das Klappbett ließ sich nicht mehr öffnen. Erst mit Hilfe mehrerer Feuerwehrleute gelang es, den Verstorbenen aus seinem gepolsterten Grab zu befreien. Seine Freunde gaben an, sie hätten in der Nacht ein Stöhnen gehört, es aber als nicht alarmierend empfunden. Auf die Idee, dass da gerade eine Person im Bett erstickte, war niemand gekommen.
Dieser Unfallhergang ist zwar laut dem Fallbericht in der Fachpresse bisher einzigartig. Dennoch sterben immer wieder Menschen daran, sich schlicht in die falsche (Körper-)Lage zu begeben. Der Fachbegriff für eine solche Todesursache lautet »positionale Erstickung«. Betroffene verharren dabei über längere Zeit in einer Pose, in der ihr Herz-Kreislauf-System auf Grund von mechanischen Einschränkungen langsam versagt.
Das passiert meistens, wenn jemand mehrere Stunden lang mit dem Kopf und der Brust tiefer liegt als mit der Körpermitte. Ein Beispiel dafür ist die Jackknife-Lagerung, die manchmal in der Chirurgie bei Eingriffen am Enddarm zum Einsatz kommt. Man kann es sich wie die Yogaübung »herabschauender Hund« vorstellen; der Körper bildet dabei eine Art Dreieck, mit dem Hinterteil an der Spitze. Der Unterschied ist lediglich, dass hier eine Liege den Körper stützt. Bleibt eine Person zu lange in dieser Position, beginnt ihr Blutkreislauf zu stocken. Der Druck in der Vena cava, die Blut zum Herzen transportiert, ist nämlich zu niedrig. Zusammen mit der Kompression der Lunge, die das tiefe Einatmen erschwert, mangelt es dem Hirn mehr und mehr an Sauerstoff. Auch eine umgekehrte Jackknife-Körperhaltung (man denke an eine Brücke, mit einem Gegenstand, der den Po hochhält) hat ähnliche Effekte. In und an dieser unglücklichen Lage starb 2019 eine junge Frau in Japan, die auf ihrem Bürostuhl kollabiert war. Ihre Kapuzenweste hatte sich in einer der Rollen verfangen, wodurch sie sich nicht wiederaufrichten konnte.
Vorsicht: Gefräßige Boxspringbetten!
Skurrilerweise sind Betten häufiger an derartigem Ableben beteiligt, als man vielleicht annehmen würde. 2016 starb zum Beispiel eine Frau in Indien, nachdem sie mit ihrem Oberkörper in den Spalt zwischen ihrem Bett und der Wand gerutscht war und dort stecken blieb. Bei ihr spielte neben der Kopfüberposition noch ein weiterer Faktor eine Rolle: eine unnatürliche Streckung des Genicks. Diese kann selbst dann tödlich enden, wenn die Luftröhre nicht so stark gequetscht wird, dass dies die Atmung unmöglich machen würde. Das wurde auch einer Britin zum Verhängnis, die im Sommer 2024 von ihrem Boxspringbett eingeklemmt und erstickt wurde. Ein 2022 veröffentlichter Bericht aus Italien beschreibt einen ganz ähnlichen Unfallhergang. Die Verstorbene hatte man ebenfalls in ihrem Boxspringbett erdrückt gefunden, mit Kopf und Armen unter der Matratze.
Manche von Ihnen mögen sich nun fragen: Wie findet sich eine Person in einer derart misslichen Lage wieder? Als eher ungeschickter Mensch, der ständig gegen Kanten donnert oder Gliedmaßen irgendwo einquetscht, kann ich mir leider nur allzu gut vorstellen, wie so etwas passieren kann – es braucht nur ein wenig Pech, Unachtsamkeit und eine falsche Bewegung. Häufig sind an solchen Unfällen aber, wie auch im Fall des Spanienurlaubers, Alkohol oder andere bewusstseinsbeeinträchtigende Substanzen beteiligt. Betrunkene können bekanntlich in den eigenartigsten Posen einschlafen und dann genau so liegen bleiben. Das rächt sich eben manchmal. Eine Auswertung von 37 Fällen von positionaler Erstickung ergab etwa, dass rund die Hälfte der Betroffenen zum Zeitpunkt ihres Todes alkoholisiert gewesen waren. Abgesehen davon kann man wohl nur davon abraten, zu viel Vertrauen in die Mechanik von Klapp- und Boxspringbetten zu setzen.
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