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Hirschhausens Hirnschmalz: Unter Ihrem Niveau

Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Dr. Eckart von Hirschhausen

Achtung – diese Kolumne ist unter Ihrem Niveau. Es wird weh tun. Deshalb heißt es ja Nive-AU! Ich habe an dieser Stelle so viel über ernste Themen wie die Klimakrise geschrieben, dass einem fast der Humor vergehen kann. Dabei brauchen wir den gerade in der Krise – denn die wird nicht besser, wenn wir nicht die Perspektive wechseln, was ja der Kern des Lachens ist. Uns wird dann kurz gedanklich der Boden unter den Füßen weggezogen, und wir befinden uns mental im freien Fall, weil wir nicht wissen, was »richtig« oder »falsch« ist. Dieses Gefühl ist für die einen lustvoll, für die anderen beängstigend. Oder beides. Eine Achterbahnfahrt durch unsere Hirnwindungen. Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Wie gesagt, der Witz lebt vom Uneindeutigen, so wie die Welt auch.

Genug der Theorie. Jetzt zum Selbsttest: »Ein Neutron will in die Disko. Sagt der Türsteher: Sorry, heute nur geladene Gäste.« Schmunzeln, aber kein Brüller. Eher das Gefühl von Überlegenheit, weil wir natürlich wissen, dass ein Neutron im Gegensatz zum Elektron keine Ladung hat. Das ist das Niveau von: »Sagt der Origamilehrer zum Schüler: Das kannste knicken!« Auch nur lustig, wenn man den nicht mit dem Tantralehrer verwechselt. Es geht aber sogar kürzer: »Geht ein Zyk­lop zum Augenarzt.« Knapper kann man Arztwitze nicht erzählen, zumindest unter Altphilologen. Und einer für Dentisten: »Was ist rot und schlecht für die Zähne? Ein Ziegelstein.« Autsch. Ich habe gesagt, es wird weh tun.

Noch ein Versuch: »Was ist der lustigste Buchstabe im Alphabet? Das J! Weil dahinter das K lauert!« Sie lachen immer noch nicht? Kein Wunder, wahrscheinlich lesen Sie dieses Heft gerade allein und still für sich. Was enorm helfen könnte, wäre eine Tonspur! Auf die passende Studie stieß ich durch einen witzigen TED-Talk von Sophie Scott. Ihr Team prüfte eine alte Sitcom-Weisheit. Dazu wurden Studenten flache Witze präsentiert und echte, spontane Lacher vorgespielt. Siehe da: Wir fallen auf das kollektive Kichern rein, selbst wenn es vorgespielt ist. Alle fanden Witze mit Lacher besser als ohne, aber am schönsten wirkte ein echtes Lachen – irgendwie beruhigend. Nicht umsonst werden seit Jahrzehnten US-Sitcoms mit Lachern unterlegt, was einem sehr künstlich vorkommt, bis man sich dran gewöhnt und mitlacht. Oder umschaltet.

Das ist übrigens auch der Unterschied zwischen Witzebüchern, die schnell Überdruss erzeugen, und Witze-Hörbüchern. Ich habe seit Kindertagen Witzebücher gelesen und in den letzten Jahren daraus Hörbücher gemacht, zusammen mit ähnlich Besessenen. Hellmuth Karasek konnte einen ganzen Abend auf der Bühne nur Witze erzählen. Was heißt hier »nur«? Es war für alle ein Erlebnis, und zum Glück haben wir es aufgenommen – mit echten Lachern. Denn selbst alte Witze kann man gut oder schlecht darbieten.

Gibt es denn überhaupt neue Witze über die Klimakrise? Und ob! Ich mag zum Beispiel Schilder bei Fridays-for-Future-Demos wie »Wozu Bildung, wenn keiner auf die Gebildeten hört?« oder »Klima ist wie Bier – wenn es zu warm wird, ist es Scheiße«. Und noch ein letzter: »Es heißt nicht mehr Hitzewelle, man sagt jetzt Tzuwarmi!«

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