Vince Ebert extrapoliert: Was wäre, wenn Elvis doch noch leben würde?
Der Wunsch nach Unsterblichkeit ist – nach dem neuen iPhone X – wohl die größte ungestillte Leidenschaft vieler Menschen. Keine Angst, ich werde an dieser Stelle keine theologische Grundsatzdiskussion beginnen. Bei der Frage nach Unsterblichkeit ist das auch gar nicht nötig. Naturwissenschaftlich gesehen, existieren wir nämlich tatsächlich ewig. Zumindest unsere Einzelteile. Der menschliche Organismus ist aus etwa 40 verschiedenen chemischen Elementen aufgebaut: Kalzium, Schwefel, Eisen und so weiter. Die Elemente Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff machen dabei den überwiegenden Teil von uns aus. Fast 96 Prozent unseres Körpers bestehen aus Verbindungen dieser vier Elemente. Wenn wir irgendwann sterben, hauchen wir zwar unser Leben aus und unser Körper zerfällt mit der Zeit, doch unsere Atome, aus denen wir bestehen, existieren weiter. Sie gehen in die Atmosphäre über, verbinden sich mit anderen Elementen und bilden nach einiger Zeit die Basis für andere Dinge: einen Stein, einen Baum, vielleicht sogar eine Kakerlake. Wenn wir zerfallen, kommen wir wieder. Als Rukola vielleicht. Oder als Tofu. Wer hätte das gedacht? Wir sind alle zu 100 Prozent recycelbar. Und dazu müssen wir noch nicht einmal Mülltrennung betreiben.
Das ist nur möglich, weil alles, was in unserem Universum existiert, aus den exakt gleichen Grundbausteinen besteht. Ein Kohlenstoffatom in einem Gehirn unterscheidet sich in nichts von einem Kohlenstoffatom in einem Stück Brot. Und bei manch einem ist das auch direkt nachvollziehbar.
Auf atomarer Ebene gibt es daher keinen Unterschied zwischen lebender und toter Materie. Das Einzige, was physikalisch-chemisch gesehen einen Tisch von einem Kanarienvogel unterscheidet, ist die spezifische Zusammensetzung von Wasserstoff, Kohlenstoff, Schwefel und einer Hand voll anderer Elemente – mehr nicht. Und diese Bausteine existieren schon fast seit Anbeginn unseres Universums. Sie wurden nicht hier auf der Erde erzeugt, sondern weit draußen in den Tiefen des Weltalls. Lange bevor die Erde selbst überhaupt da war. Jedes Atom, jedes Molekül in unserem Körper trägt somit die gesamte Geschichte des Universums in sich, vom Urknall bis zum heutigen Tag.
Alles, was wir hören, sehen, schmecken und fühlen, wurde in den ersten drei Minuten nach dem Urknall erzeugt, im Inneren der Sterne geschmiedet oder bei Supernova-Explosionen vor mehreren Milliarden Jahren gebildet. Ist das nicht irre? Wir alle sind älter, als Jopie Heesters es je war!
Das bedeutet logischerweise auch, dass wir alle aus Bausteinen bestehen, die früher etwas ganz anderes waren. Vielleicht war ja eines Ihrer Atome einmal Bestandteil von Kleopatras Nase? Oder Napoleons Knie? Das ist kein Scherz. Geht man nämlich davon aus, dass jeder Mensch aus rund 1028 Atomen aufgebaut ist (bei Napoleon naturgemäß etwas weniger), und nimmt man weiterhin an, dass wir nach unserem Tod in sämtliche Einzelteile zerfallen und in den Kreislauf der Natur zurückgeführt werden, so ist es eine banale statistische Rechnung, dass wir mit jedem Atemzug einzelne Bausteine eines jeden Menschen, der jemals auf diesem Planeten gelebt hat, einatmen. Mit jedem Atemzug kommunizieren wir mit Shakespeare, Sokrates oder Marilyn Monroe.
So gesehen lebt Elvis tatsächlich noch. Der King of Rock 'n' Roll wohnt nicht unentdeckt in Memphis, nicht auf den Malediven oder in Argentinien, nein – ein bisschen was von ihm steckt in jedem von uns.
Wer mehr über Unsterblichkeit oder andere wissenschaftliche Themen wissen möchte: Vince Ebert ist mit seinem Programm "Zukunft is the Future" bundesweit auf Tournee. Tickets gibt es auf www.vince-ebert.de.
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