Angemerkt!: Wir finanzieren die Raub-Archäologie im Irak
Die Plünderung und Verwüstung des Nationalmuseums in Bagdad und die Brandschatzung von Bibliotheken und Archiven, die durch die Untätigkeit der Besatzungsmächte ermöglicht wurden, haben im April 2003 weltweite Empörung ausgelöst. Eine noch weitaus größere Katastrophe, deren Ausmaß inzwischen jede Vorstellungskraft sprengt, sind die jetzt im ganzen Land grassierenden Raubgrabungen und die dadurch bewirkte Zerstörung archäologischer Stätten.
In Mesopotamien ist die erste Schrift erfunden worden, das erste Rad, die Mathematik, die Astronomie, eine arbeitsteilige Gesellschaft. All das, was aus unserer modernen Welt gar nicht mehr wegzudenken wäre: Hier liegen die Wurzeln, und nur hier können die Ursprünge unserer Kultur erforscht werden.
Die aus Lehmziegeln errichteten Gebäude dieser Städte sind zwar zerfallen, aber die Grundrisse sind im Boden erhalten. Die Straßen und Plätze, die Stadtmauern, die Ruinen der Tempel, der Paläste der Reichen und der Behausungen der einfachen Leute, die Handwerksbetriebe, Bibliotheken und Verwaltungsarchive, Kunst und Alltagsgerät – all das, was die Menschen, die dort einst lebten, erschaffen und zurückgelassen hatten, ließe sich von den Archäologen entdecken. Die Ruinenplätze von Großstädten der "Wiege der Zivilisation", die Jahrtausende nahezu unbeschadet überstanden hatten, werden jetzt in industriellem Maßstab ausgeplündert und damit unwiderruflich zerstört. Schutzmaßnahmen gibt es so gut wie keine.
Auf der Suche nach Schätzen wird die empfindliche Architektur mit tiefen Raublöchern und Tunneln durchzogen, sodass die Rekonstruktion des archäologischen Zusammenhanges nicht mehr möglich ist. Niemand weiß nach dem Werk der Raubgräber, woher die Objekte stammen, und ihr Kontext, der für ihre Interpretation und die Rekonstruktion untergegangener Kulturen entscheidende Informationen liefert, ist für immer zerstört. Auf der Suche nach verkaufbaren Objekten, die vielleicht nur ein Prozent des gesamten archäologischen Bestandes ausmachen, werden bis zu hundert Prozent der Informationen vernichtet.
Tag für Tag sind tausende Raubgräber am Werk und hinterlassen eine Mondlandschaft. Die lokalen Händler fahren mit Lastwagen vor und transportieren das Beutegut ab. Es gelangt dann in den internationalen Antikenmarkt, der Milliardenumsätze macht und astronomische Gewinnspannen erzielt, die inzwischen denjenigen aus dem Rauschgift- und Menschenhandel den Rang ablaufen.
Die Wurzel des Übels liegt indessen nicht im Irak, wo hungernde Bauern mit antiken Stücken ein paar Dollar verdienen können, sondern im florierenden Antikenhandel. Ohne diesen Markt gäbe es keine Raubgrabungen. Jeder Euro, der für solche Funde ausgegeben wird, fließt unmittelbar in neue Raubgrabungen, in neue Zerstörung. Die Gier der Sammler, weit entfernt vom Überlebenskampf der irakischen Bevölkerung, die Profite der Händler, das internationale rechtliche Vakuum schaffen erst die Voraussetzungen für dieses Desaster.
In Deutschland ist der Handel mit geraubtem irakischem Kulturgut völlig legal, sofern nicht der Diebstahl eindeutig nachgewiesen werden kann. Dies ist vielleicht bei gut dokumentierten Stücken aus Museumsbeständen möglich, aber niemals bei unbekannten Objekten anonymer Herkunft. Während Großbritannien und die Schweiz, früher Drehscheiben des legalisierten Antikenschmuggels, inzwischen vorbildliche Schutzgesetze erlassen haben, gehört Deutschland zu den Staaten, die die UNESCO-Resolution von 1970 (und seine Ergänzung von 1995) zum Erhalt von nationalem Kulturgut nicht ratifiziert haben.
Ein wirksamer Schutz des mesopotamischen Kulturerbes kann nur durch ein generelles Ende dieses Handels erreicht werden. Erst wenn ein potenzieller Raubgräber sicher ist, dass er für seine Funde kein Geld bekommt, wird er den Anreiz für sein zerstörerisches Tun verlieren. Erst die Umkehr der Beweispflicht, der obligatorische Nachweis des legalen Erwerbs, und wirksame Strafmaßnahmen können die Finanzierung der Raubgrabungen unterbinden oder zumindest erschweren.
Beim Artenschutz hat man dies konsequent getan – ein Elfenbeinobjekt beispielsweise wird konfisziert. Diese klare Regelung hat Wirkung gezeigt: Die vom Aussterben bedrohten Elefantenpopulationen konnten sich erholen. Sollte das zum Schutz des Weltkulturerbes nicht auch möglich sein?
Die aus Lehmziegeln errichteten Gebäude dieser Städte sind zwar zerfallen, aber die Grundrisse sind im Boden erhalten. Die Straßen und Plätze, die Stadtmauern, die Ruinen der Tempel, der Paläste der Reichen und der Behausungen der einfachen Leute, die Handwerksbetriebe, Bibliotheken und Verwaltungsarchive, Kunst und Alltagsgerät – all das, was die Menschen, die dort einst lebten, erschaffen und zurückgelassen hatten, ließe sich von den Archäologen entdecken. Die Ruinenplätze von Großstädten der "Wiege der Zivilisation", die Jahrtausende nahezu unbeschadet überstanden hatten, werden jetzt in industriellem Maßstab ausgeplündert und damit unwiderruflich zerstört. Schutzmaßnahmen gibt es so gut wie keine.
Auf der Suche nach Schätzen wird die empfindliche Architektur mit tiefen Raublöchern und Tunneln durchzogen, sodass die Rekonstruktion des archäologischen Zusammenhanges nicht mehr möglich ist. Niemand weiß nach dem Werk der Raubgräber, woher die Objekte stammen, und ihr Kontext, der für ihre Interpretation und die Rekonstruktion untergegangener Kulturen entscheidende Informationen liefert, ist für immer zerstört. Auf der Suche nach verkaufbaren Objekten, die vielleicht nur ein Prozent des gesamten archäologischen Bestandes ausmachen, werden bis zu hundert Prozent der Informationen vernichtet.
Tag für Tag sind tausende Raubgräber am Werk und hinterlassen eine Mondlandschaft. Die lokalen Händler fahren mit Lastwagen vor und transportieren das Beutegut ab. Es gelangt dann in den internationalen Antikenmarkt, der Milliardenumsätze macht und astronomische Gewinnspannen erzielt, die inzwischen denjenigen aus dem Rauschgift- und Menschenhandel den Rang ablaufen.
Die Wurzel des Übels liegt indessen nicht im Irak, wo hungernde Bauern mit antiken Stücken ein paar Dollar verdienen können, sondern im florierenden Antikenhandel. Ohne diesen Markt gäbe es keine Raubgrabungen. Jeder Euro, der für solche Funde ausgegeben wird, fließt unmittelbar in neue Raubgrabungen, in neue Zerstörung. Die Gier der Sammler, weit entfernt vom Überlebenskampf der irakischen Bevölkerung, die Profite der Händler, das internationale rechtliche Vakuum schaffen erst die Voraussetzungen für dieses Desaster.
In Deutschland ist der Handel mit geraubtem irakischem Kulturgut völlig legal, sofern nicht der Diebstahl eindeutig nachgewiesen werden kann. Dies ist vielleicht bei gut dokumentierten Stücken aus Museumsbeständen möglich, aber niemals bei unbekannten Objekten anonymer Herkunft. Während Großbritannien und die Schweiz, früher Drehscheiben des legalisierten Antikenschmuggels, inzwischen vorbildliche Schutzgesetze erlassen haben, gehört Deutschland zu den Staaten, die die UNESCO-Resolution von 1970 (und seine Ergänzung von 1995) zum Erhalt von nationalem Kulturgut nicht ratifiziert haben.
Ein wirksamer Schutz des mesopotamischen Kulturerbes kann nur durch ein generelles Ende dieses Handels erreicht werden. Erst wenn ein potenzieller Raubgräber sicher ist, dass er für seine Funde kein Geld bekommt, wird er den Anreiz für sein zerstörerisches Tun verlieren. Erst die Umkehr der Beweispflicht, der obligatorische Nachweis des legalen Erwerbs, und wirksame Strafmaßnahmen können die Finanzierung der Raubgrabungen unterbinden oder zumindest erschweren.
Beim Artenschutz hat man dies konsequent getan – ein Elfenbeinobjekt beispielsweise wird konfisziert. Diese klare Regelung hat Wirkung gezeigt: Die vom Aussterben bedrohten Elefantenpopulationen konnten sich erholen. Sollte das zum Schutz des Weltkulturerbes nicht auch möglich sein?
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